Fragen zur Exegese
Verfasst: Samstag 24. April 2004, 17:08
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Vielleicht muss man Theologe sein, um darüber zu stöhnen. Als Nichttheologe empfand ich alles, was dort drinsteht (bis auf wenige Ausnahmen, die für mich neu waren), als Selbstverständlichkeit. Warum sollte man da stöhnen?Micha hat geschrieben:Ich bin eine katholische Theologin, die unter solchen Dokumenten stöhnt.
Micha hat geschrieben:»Ich bin eine katholische Theologin, die unter solchen Dokumenten stöhnt.«
Dasselbe dachte ich auch, Dirk, als ich Michas „Galgenhumor“ las.Dirk hat geschrieben:»Vielleicht muß man Theologe sein, um darüber zu stöhnen.«
Hier kann alles abgeladen werden.Micha hat geschrieben:Aber wer weiß, ob das in diesem Forum erwünscht ist zu hören!?
Also immer diese Zweifel -Aber wer weiß, ob das in diesem Forum erwünscht ist zu hören!?
kann man auch von jemandem wie Gandhi behaupten.Vielleicht das Besondere an ihm [Jesus] war, dass er ganz auf Gott bezogen lebte, ganz auf Ihn vertraute – daraus lässt sich auch seine Souveränität und Freiheit erklären und ableiten.
Was mich betrifft: Ich vermag keine Brücke zu erkennen.Micha hat geschrieben:»Aber wer weiß, ob das in diesem Forum erwünscht ist zu hören!?«
Und für diese Sünder – das ist: für mich – hat Er sich selber zum Opfer gebracht, Hoherpriester und Opferlamm zugleich. Für diese Sünder hat Er das Tempelopfer aufgehoben, das mich nicht zu retten und meine Schuld nicht zu tilgen vermag. Für diese Sünder hat Er Sein Opfer als Sakrament der Kirche hinterlassen, für diese Sünder hat Er Seinen Aposteln die Vollmacht übertragen, hat Er die Kirche als Pilgerin in dieser Welt eingesetzt, als Quelle meines Lebens, die aus Seiner Seitenwunde fließt.Micha hat geschrieben:Matthæus hat geschrieben:»Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten«
Darum bin ich dankbar, wenn die Hirten den Schatz, den Jesus uns hinterlassen hat, verteidigen. – »Gottes Nähe zu erfahren«, das ist ein ganz gefährliches Wort. Es schwankt heutzutage zwischen Esoterik und Gefühlsduselei wie zwischen Szylla und Charybdis. In Wahrheit ist der Ort Seiner Nähe die Liturgie: wo der Himmel sich auftut und die Herrlichkeit Gottes gegenwärtig ist.Micha hat geschrieben:»Wer andere davon abhalten will, Gottes Nähe zu erfahren, der stellt sich dem Heilswillen Gottes in den Weg«
Das war das besondere an Abraham, zum Beispiel.Micha hat geschrieben:»Vielleicht das Besondere an ihm war, daß er ganz auf Gott bezogen lebte, ganz auf Ihn vertraute«
Johannes hat geschrieben:»Amen, amen, ich sage euch, ehe denn Abraham ward, bin ich«
Sein „Anliegen“. Ah ja. Und für „Anliegen“ läßt man sich ans Kreuz nageln, ja? Ich verrat’ dir mal was: Dasselbe Anliegen hab’ ich auch. Bin ich jetzt Jesus, oder was?Micha hat geschrieben:»Sein Anliegen war es die Menschen zu Gott zurückzuführen«
Jeder kann entwickeln, was er will – wenn er kann. Auch Beziehungen zu jedem beliebigen Gott. Viele Götter warten bloß drauf. Einer aber ist den umgekehrten Weg gegangen. Natürlich kannst du Seine Macht in der Geschichte erkennen. Natürlich kannst du Seine Herrlichkeit an Seinen Werken in der Natur ahnen. Aber gerettet werden kannst du nirgends als allein auf dem Weg, auf dem Er dir schon entgegengekommen ist.Micha hat geschrieben:»Wenn jeder selber eine Gottesbeziehung entwickelt, könnte die Einheit gefährdet sein und außerdem wären sie arbeitslos«
Der Tempel ist ja aufgehoben. Aber Gott „erfährst“ du, soll heißen: Gott begegnest du in Jesus Christus. Wie Thomas: »Mein Herr und mein Gott«.Micha hat geschrieben:»sie hielten den Tempel für den Ort, an dem Gott angebetet wurde und erfahren werden konnte, während Jesus glaubte, daß Gott direkt und unmittelbar von jedem Menschen erfahren werden konnte«
Die Darstellung der Person Jesu ist einfach klasse ...Micha hat geschrieben:Bei aller Liebe zur Heiligkeit des Sakramentes - es ist immer an die Person Jesu Christi gebunden.
Hier das, was die Evangelien uns auch weitergeben:
Jesus von Nazareth lebte als Jude, als historische Person.
Vielleicht das Besondere an ihm war, dass er ganz auf Gott bezogen lebte, ganz auf Ihn vertraute – daraus lässt sich auch seine Souveränität und Freiheit erklären und ableiten.
Er sah die Menschen und die Welt mit den Augen Gottes! So konnte er Nähe zu ihnen leben, ohne von ihnen abhängig zu sein.
Sein Anliegen war es die Menschen zu Gott zurückzuführen. „Nahe gekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an die frohe
Findest Du wirklich, daß die Jünger begeistert waren? Und ist das der Grund, daß seine Botschaft noch 2000 Jahre später weitergegeben wird?Laura hat geschrieben:Ich denke, das Interessante ist - rein historisch gesehen - die Frage, was Jesus zu einem Menschen machte, der seine Jüngerinnen und Jünger so begeisterte, dass die Botschaft auch noch 2000 Jahre später weitergegeben wird ...
Laura hat geschrieben:»Ich denke, das Interessante ist - rein historisch gesehen - die Frage, was Jesus zu einem Menschen machte, der seine Jüngerinnen und Jünger so begeisterte, dass die Botschaft auch noch 2000 Jahre später weitergegeben wird ... «
Die Heilige Schrift hat geschrieben:»Denn mein Fleisch ist wahrhaftige Speise, und mein Blut ist wahrhaftiger Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm …« Solches sprach er, als er in der Synagoge zu Kapernaum lehrte.
Viele nun von seinen Jüngern, die solches hörten, sprachen: »Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?« Da aber Jesus bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: »Ist euch das ein Ärgernis? … Aber es sind etliche unter euch, die nicht glauben« …
Und er sprach: »Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben!« Aus diesem Anlaß traten viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm.
Da sprach Jesus zu den Zwölfen: »Wollt ihr nicht auch weggehen?« Da antwortete ihm Simon Petrus: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens …«
… …
Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Sie sprachen zu ihm: »Bist nicht auch du einer seiner Jünger?« Er leugnete und sprach: »Ich bin’s nicht!«
… …
Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und geht in die Gruft hinein und sieht die Tücher daliegen und das Schweißtuch, das um sein Haupt gebunden war, nicht bei den Tüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besondern Ort. Darauf ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zur Gruft gekommen war, und sah und glaubte.
… …
Maria aber stand draußen vor der Gruft und weinte. Wie sie nun weinte, bückte sie sich in die Gruft und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, den einen zu den Häupten, den andern zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Und diese sprechen zu ihr: »Weib, was weinst du?« Sie spricht zu ihnen: »Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!«
Und als sie das gesagt, wendet sie sich um und sieht Jesus dastehen und weiß nicht, daß es Jesus ist. Jesus spricht zu ihr: »Weib, was weinst du? Wen suchst du?« Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: »Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, so will ich ihn holen!« Jesus spricht zu ihr: »Maria!« Da wendet sie sich um und spricht zu ihm: »Rabbuni!« (das heißt: »Meister!«).
… …
Dann spricht er zu Thomas: »Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!« Thomas antwortete und sprach zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!«
… …
Er aber sprach zu ihnen: »Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden!« Da warfen sie es aus und vermochten es nicht mehr zu ziehen vor der Menge der Fische. Da spricht der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, zu Simon Petrus: »Es ist der Herr!« Als nun Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, gürtete er das Oberkleid um sich, denn er war nackt, und warf sich ins Meer.
… …
Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie von einem daherfahrenden gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, worin sie saßen. Und es erschienen Zungen, die sich zerteilten, wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen. Und sie wurden alle vom heiligen Geist erfüllt und fingen an in andern Zungen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.
meine liebeLaura hat geschrieben:Schöne Bibelstellen...
Aber rein wissenschaftlich kannst Du die Frage, was Jesus ausmachte nur sehr bedingt mit dem NT beantworten, weil es eben keine historische Darstellung seines Lebens sein will sondern Verkündigung, die zum Glauben anregen will...
Laura
Wirklich?Laura hat geschrieben:»Schöne Bibelstellen …«
Du hast den Knackpunkt nicht verstanden. Seine angebliche „Lehre“, seine „Botschaft“ oder was immer man ihm als angeblichem moralischen Großmeister in die Sandalen schieben möchte, lockte kaum eine Katze hinter dem Ofen hervor. Gewiß, einige blieben bei ihm, aber viele verließen ihn. Am Ende zerstreuten sich alle.Der Apostel Johannes hat geschrieben:»Denn mein Fleisch ist wahrhaftige Speise, und mein Blut ist wahrhaftiger Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm …« Solches sprach er, als er in der Synagoge zu Kapernaum lehrte … … Aus diesem Anlaß traten viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm.
Micha genau in dieser Art "des Selektierens des Wort des Herrn" liegt das Problem. Es darf eben nicht aus dem Kontext heraus gelöst zitiert werden um eine persönliche Sicht auf den Glauben zu untermauern.Micha hat geschrieben:Bei aller Liebe zur Heiligkeit des Sakramentes - es ist immer an die Person Jesu Christi gebunden.
Hier das, was die Evangelien uns auch weitergeben:
Jesus von Nazareth lebte als Jude, als historische Person.
Vielleicht das Besondere an ihm war, dass er ganz auf Gott bezogen lebte, ganz auf Ihn vertraute – daraus lässt sich auch seine Souveränität und Freiheit erklären und ableiten.
Er sah die Menschen und die Welt mit den Augen Gottes! So konnte er Nähe zu ihnen leben, ohne von ihnen abhängig zu sein.
Sein Anliegen war es die Menschen zu Gott zurückzuführen. „Nahe gekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an die frohe Botschaft!“ (Mk 1,15)
„Gott lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45) – aber wer sich verweigert, wer andere davon abhalten will, Gottes Nähe zu erfahren, der stellt sich dem Heilswillen Gottes in den Weg.
Diese Souveränität, Vollmacht (Mk 1,28ff) verunsicherte die Gesetzeslehrer. Sie hielten sich lieber an Bestimmungen und Vorschriften, hielten das Volk für unmündig und schließlich hatten sie ja nur eine Daseinsberechtigung, wenn sie etwas zu sagen hatten. Wenn jeder selber eine Gottesbeziehung entwickelt, könnte die Einheit gefährdet sein und außerdem wären sie arbeitslos!!
Schon dass Jesus am Sabbat heilte (Mk 3,1-6) ließ in ihnen den Entschluss reifen ihn umzubringen. Vollends war das Maß voll, als Jesus im Tempel alles durcheinander brachte. Diese Eigenmächtigkeit, Souveränität, Vollmacht war jetzt direkt gegen den Tempel gerichtet und hier liegt der entscheidende Unterschied in der Sichtweise der Schriftgelehrten bzw. Hohepriester und Jesus: sie hielten den Tempel für den Ort, an dem Gott angebetet wurde und erfahren werden konnte, während Jesus glaubte, dass Gott direkt und unmittelbar von jedem Menschen erfahren werden konnte: im Gebet (er zog sich häufig an einen einsamen Ort zurück um zu beten), in der Gemeinschaft aller, die Gott vertrauen und das schließt auch die sünder ein,die von der Gesellschaft verstoßen wurden! Und er setzte Zeichen, die die Menschen verstanden (Mt 9,13
Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.)
Aber wer weiß, ob das in diesem Forum erwünscht ist zu hören!?
Es gibt ja auch noch Mk 6,11.
Laura ich denke Jesus wäre weniger an Dokumenten der Kirche interessiert, als vielmehr ob er den Glauben und das Handeln der Evangelien (vor allem der Bergpredigt) vorfindet.Laura hat geschrieben:Die Darstellung der Person Jesu ist einfach klasse ...Micha hat geschrieben:Bei aller Liebe zur Heiligkeit des Sakramentes - es ist immer an die Person Jesu Christi gebunden.
Hier das, was die Evangelien uns auch weitergeben:
Jesus von Nazareth lebte als Jude, als historische Person.
Vielleicht das Besondere an ihm war, dass er ganz auf Gott bezogen lebte, ganz auf Ihn vertraute – daraus lässt sich auch seine Souveränität und Freiheit erklären und ableiten.
Er sah die Menschen und die Welt mit den Augen Gottes! So konnte er Nähe zu ihnen leben, ohne von ihnen abhängig zu sein.
Sein Anliegen war es die Menschen zu Gott zurückzuführen. „Nahe gekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an die frohe
Ich denke, das Interessante ist - rein historisch gesehen - die Frage, was Jesus zu einem Menschen machte, der seine Jüngerinnen und Jünger so begeisterte, dass die Botschaft auch noch 2000 Jahre später weitergegeben wird ...
Die zweite interessante Frage ist, was nach Jesu Tod geschah. Rein historisch gesehen: Was hat die Jünger bewegt, von den Erscheinungen und dem leeren Grab zu erzählen und das wohlgemerkt unter Einsatz ihres Lebens ...
Mit anderen Worten : Was war bei Jesus anders als bei normalen Menschen? Was hat die Menschen mehr fasziniert als bei den vielen Wanderpredigern um ihn herum?
Und wenn wir diese historische Person Jesus mal wirklich betrachten, stellt sich eben auch die Frage, was der historische Jesus zu den Dokumenten der Kirche sagen würde ... Ob uns nicht dieselbe Kritik treffen würde wie damals die Pharisäer und Sadduzzäer?
Und deswegen ist der zweite Beitrag von Micha auch so gut...
Laura
Woher weiß man das und wieso schließt das eine das andere aus, zumal sich Gott immer in der irdischen Geschichte ganz konkret offenbart (ist aber alles OT).cathol01 hat geschrieben: Dennoch ist nicht aus dem Blick zu verlieren, dass die Evangelien nicht in erster Linie eine genau Lebensbeschreibung Jesu sein wollen, sondern Schriften, die zum Glauben führen wollen, die überzeugen wollen: Dieser Mensch war Gottes Sohn.
Weil viele biblischen Texte sich widersprechen. Das trifft zu auf das Neue Testament, wie Micha es an einigen Beispielen gezeigt hat, und das gilt vor allem für die Schöpfungstexte. Und da keiner so dumm ist und zwei Texte, die sich widersprechen, hintereinander an den Anfang eines Buches, das zum Glauben führen soll, zu schreiben, ist davon auszugehen, dass bei den Redaktoren der Hl. Schrift nicht primär ein historisches Interesse vorliegt.Ralf hat geschrieben:Woher weiß man das und wieso schließt das eine das andere aus, zumal sich Gott immer in der irdischen Geschichte ganz konkret offenbart.
Gegenthese: jeder schrieb das auf, was ihm als historischer Tatbestand überliefert wurde - wie bei Zeugenaussagen grundsätzlich kann es da Unterschiede geben. Ist bei Gerichtsverhandlungen heutzutage nicht anders.Micha hat geschrieben: Eine ganz einfache Frage: In welchem Gebäude wurde Jesus geboren?
Laut Mt 2,11 in einem Haus, laut Lk 2,7 in einer Krippe in einem Stall. Markus und Johannes erwähnen Bethlehem mit keinem Wort.
Hat sich also einer der beiden geirrt? Hat der Heilige Geist hier Verwirrung stiften wollen?
Oder: Wem erschien Jesus nach der Auferstehung zuerst?
Paulus schreibt in 1 Kor 15 dem Petrus, die Evangelisten die Frauen bzw.. Maria aus Magdala.
Jeder biblische "Autor" schrieb also das auf, was ihm in der Situation, in der er schrieb, am wichtigsten erschien und da kann man schon sagen, er hat das mit Unterstützung des Heiligen Geistes getan.