Theologische Erklärung Ev.-luth. Pfarrer

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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FranzSales
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Theologische Erklärung Ev.-luth. Pfarrer

Beitrag von FranzSales »

Was haltet ihr als Katholiken von der folgenden Erklärung der Pfarrer. Könnten so die ersten konstruktiven Schritte auf eine Wiedervereinigung aussehen (allerdings dürfte die Meinung dieser Pfarrer nicht die Mehrheitsmeinung sein ...)

Theologische Erklärung für evangelische Pfarrer (und Laien)

Unsere Stellung zur Römisch-Katholischen Kirche und zu den Orthodoxen Kirchen

Äußerer Anlass zu dieser Erklärung ist die „Gemeinsame Feststellung zur Rechtfertigungslehre“, die am 31. Oktober 1999, dem Gedenktag der Reformation, von Vertretern des Vatikans und des Lutherischen Weltbundes in Augsburg unterzeichnet wurde. Sie bringt einen weitgehenden Konsens der Luth. und der Röm.-Kath. Kirche in einer theologischen Frage zum Ausdruck, die in der Zeit der Reformation wesentlich zur Spaltung der Kirchen beigetragen hatte. Damit ist aus unserer Sicht der entscheidende Grund, eine Kirchenspaltung aufrecht zu erhalten, weggefallen, und ein Fundament der Gemeinschaft gelegt bzw. wieder sichtbar geworden, auf dem weitere Schritte zur Einheit getan werden müssen.

Uns, den unterzeichneten evang.-luth. Pfarrern, liegt es am Herzen, solche konkreten Schritte der Einheit mit der Röm.-Kath. Kirche (und den Orthodoxen Kirchen) zu gehen und damit eine Brückenfunktion zwischen den getrennten Kirchen zu übernehmen, auch wenn uns viele dabei noch nicht folgen können.

Wir mühen uns darum, die „una sancta catholica et apostolica ecclesia“, die wir im Credo bekennen, wieder zu gewinnen, indem wir das gemeinsame katholische Erbe neu sehen und leben, und wir nehmen es ernst, dass auch unsere Kirche sich von ihrem Bekenntnis her als katholische Kirche versteht. In der Bindung an das Bekenntnis der Evang.-Luth. Kirche, zu dem wir uns bei unserer Ordination bekannt haben, erklären wir:


Das geistliche Amt (ministerium ecclesiasticum) ist von Gott durch Jesus Christus gestiftet (CA 5) und von Ihm Seinen Aposteln anvertraut worden, es ist also „göttliches Recht“. Die Entfaltung dieses Amtes als „bischöfliches, priesterliches und diakonisches Amt“ sehen wir als vom Hl. Geist gewirkt und zum „plene esse“ der Kirche gehörend. Die „apostolische Sukzession“, in der Bischöfe das Amt unter Gebet und Handauflegung weitergeben, ist Zeichen und Gnadengabe: Auch in ihr kommen die Kontinuität, die Einheit und die Katholizität der Kirche zum Ausdruck. Sie ist damit wesentliches Zeichen des Glaubens, der sich auf die Hl. Schrift und das altkirchliche Bekenntnis gründet, und ist aus dem Zusammenhang mit der „apostolische Sukzession“ der Lehre und der Verkündigung nicht zu lösen.

Wir achten den Bischof von Rom in seinem Petrusdienst als einen „Vater der Einheit“ für die Weltchristenheit und hören ihn als eine wesentliche Stimme des kirchlichen Lehramtes.

Zahl der Sakramente: In der Konsequenz von Art. 13 der Apologie der CA (Melanchthon, Apologia Confessionis Augustanae), in dem gesagt wird, „kein verständiger Mensch würde großen Zank darum machen, wie viele Sakramente gezählt werden“, erkennen wir mit der Kirche des Westens und des Ostens neben den beiden Hauptsakramenten der Taufe und der Eucharistie auch die Beichte, die Krankensalbung, die Konfirmation, die Ehe und die Ordination (Priesterweihe) als Sakramente an, die aus Christus, dem „Ursakrament“, hervorgehen.

Vom Hl. Abendmahl (Eucharistie) glauben wir, dass in dieser Feier unter der Leitung eines Ordinierten (Priesters) im Lobopfer des Gebetes (Hochgebet mit dem Gedächtnis der Heilstaten Christi / Anamnese, Einsetzungsworte, Bitte um den Hl. Geist / Epiklese) das einmalige Opfer Christi am Kreuz, Seine Auferstehung und Erhöhung, ja Sein ganzes Leben in den Gaben von Brot und Wein für uns gegenwärtig werden. Wir empfangen sie als Seinen Leib und Blut und sie bleiben dies als geistliche Speise bis zu ihrer Aufzehrung.

Die Zuordnung zu einem röm.-kath. Bischof in liturgischen und dogmatischen Fragen können wir uns vorstellen. Die Freiheit, in der evang. Kirche weiter zu leben und Dienst zu tun, sollte gewahrt sein.

In der evang. Kirche wollen wir bleiben, weil wir den Auftrag spüren, das katholische Erbe in ihr zu bewahren und mitzuhelfen, gute evang. Traditionen, besonders in Gottesdienst und geistlichem Leben lebendig zu erhalten. So wollen wir am Einswerden unserer Kirche mit der Röm.-Kath. Kirche und den Orthodoxen Kirchen mitwirken.

Wichtig ist uns auch die Bereitschaft zu einem persönlichen geistlichen Leben (z.B. Stundengebet, Exerzitien ...) und das Bemühen um ein reiches liturgisches und eucharistisches Leben in den uns anvertrauten Gemeinden. Eventuell Zusammenschluss zu einer geistlichen Gemeinschaft.
Die Erklärung der vatikanischen Glaubenskongregation „Dominus Jesus“ vom 6.9.2000 sagt in Abschnitt 17:
„Die in diesen Gemeinschaften (sc. die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben) Getauften sind durch die Taufe Christus eingegliedert und stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der Kirche. Die Taufe zielt nämlich hin auf die volle Entfaltung des Lebens in Christus durch das vollständige Bekenntnis des Glaubens, die Eucharistie und die volle Gemeinschaft in der Kirche“ (Zitate aus Vaticanum II, Dekret „Unitatis redintegratio“ 22).
Gerade diese Aussagen ermutigen uns, konkrete Schritte auf eine größere Einheit in der „una sancta catholica et apostolica ecclesia“ hin ins Auge zu fassen und die röm.-kath. Kirche zu bitten, uns dabei zu helfen.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hallo FranzSales,

schön, Dich hier zu sehen :)
Wo hast Du denn diese sehr interessante Erklärung gefunden?
Gibt es eine Quellenangabe, oder handelt es sich um eine Idee?

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Du findest es hier unter "Liturgische Texte":
http://www.kirche-henstedt-ulzburg.de/a ... dex-f.html

Es ist kein offizielles Ding, sondern eine Initiative von einzelnen.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Juergen
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Re: Theologische Erklärung Ev.-luth. Pfarrer

Beitrag von Juergen »

FranzSales hat geschrieben:...Zahl der Sakramente: In der Konsequenz von Art. 13 der Apologie der CA (Melanchthon, Apologia Confessionis Augustanae), in dem gesagt wird, „kein verständiger Mensch würde großen Zank darum machen, wie viele Sakramente gezählt werden“, erkennen wir mit der Kirche des Westens und des Ostens neben den beiden Hauptsakramenten der Taufe und der Eucharistie auch die Beichte, die Krankensalbung, die Konfirmation, die Ehe und die Ordination (Priesterweihe) als Sakramente an, die aus Christus, dem „Ursakrament“, hervorgehen...
Christus als "Ursakrament" zu bezeichnen ist richtig, wobei auf kath. Seite die Kirche sich selbst als "Universalsakrament" - als universales Sakrament des Heils - bezeichnet. (universale salutis sacramentum / LG 48) bezeichnet wird.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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ivanhoe
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Beitrag von ivanhoe »

Stefan hat geschrieben:- so ganz kann ich die Tragweite der Initiative noch nicht nachvollziehen.
"Die Freiheit, in der evang. Kirche weiter zu leben und Dienst zu tun, sollte gewahrt sein. In der evang. Kirche wollen wir bleiben..."
sie hoffen evangelisch bleiben zu können, aber in die römisch-katholische Gemeinschaft formal gezählt werden, um so vielleicht die Garantie zu bekommen: durch die formale Zugehörigkeit zu der Kirche Jesu Christi das Heil erlangen zu können und gerettet zu werden. :wink: (vgl. KKK 837 „... Nicht gerettet wird jedoch, auch wenn er der Kirche eingegliedert wird, wer, in der Liebe nicht verharrend, im Schoße der Kirche zwar ‚dem Leibe‘, aber nicht ‚dem Herzen‘ nach verbleibt“ (LG 14) (Vgl. dazu auch 771, 815, 882).

"...So wollen wir am Einswerden unserer Kirche mit der Röm.-Kath. Kirche und den Orthodoxen Kirchen mitwirken."
wozu der Umweg?
Zurück nach Rom und um (Wieder-)Aufnahme bitten!. :)

josef
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Beitrag von josef »

Hallo Franz,

Zum Hauptgrund der Trennung sagen die evangelischen Pfarrer nichts:

Der Pflicht des Pfarrers seinem Bischof Rechenschaft über sein Tun und Lehren zu geben.

Und der Pflicht der Bischofs dem Papst Rechenschaft zu geben.

Vom Recht der Papstes den Bischof zu ernennen und bei Fehlverhalten abzusetzen, werden sie auch nichts wissen wollen.



Gruß
josef

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

josef hat geschrieben:...
Vom Recht der Papstes den Bischof ... bei Fehlverhalten abzusetzen, ...
Eine Möglichkeit, die es bei uns eigentlich nicht gibt.
Lediglich unter Berufung auf c. 19 in Verbinung mit dem CCEO ist es jetzt offiziell möglich - wenngleich der Papst es auch schon vorher getan hat.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Jos.Breuer
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Re: Theologische Erklärung Ev.-luth. Pfarrer

Beitrag von Jos.Breuer »

FranzSales hat geschrieben:Was haltet ihr als Katholiken von der folgenden Erklärung der Pfarrer. Könnten so die ersten konstruktiven Schritte auf eine Wiedervereinigung aussehen (allerdings dürfte die Meinung dieser Pfarrer nicht die Mehrheitsmeinung sein ...)
Gott zum Gruß.
Ich halte diese Erklärung für sehr beachtenwert. Sie ist ein Silberzweig in der heutigen Ökumene, worauf hoffentlich weiter fortgeschritten werden kann. Die Reformatoren haben seinerzeit die kath.apostolische Kirche verlassen. Mit dieser Erklärung haben sich diese evgl. Christen wieder auf dem Heimweg zur wahren Kirche begeben. Wir müssen inständig beten, daß sie den Weg zurück finden, damit wir wieder alle EINS werden.
Mit offenen Armen würden wir sie empfangen.

Mit herzl.brüderlichen Grüßen, Jos Breuer

Petrus
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Beitrag von Petrus »

FranzSales hat geschrieben:Du findest es hier unter "Liturgische Texte":
http://www.kirche-henstedt-ulzburg.de/a ... dex-f.html

Es ist kein offizielles Ding, sondern eine Initiative von einzelnen.
hier der direkte Link.

Der Autor ist absolut seriös, ich kenne ihn persönlich.

aber irgendwann (ich bin jetzt sehr hochmütig, Helmut Steinlein, und ich weiß das auch),

irgendwann, sollte man sich doch vielleicht gelegentlich entscheiden ...

(ich kann das natürlich so ganz locker vom Hocker schreiben, denn ich habe mich entschieden. Für die Kirche).

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FranzSales
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Registriert: Dienstag 14. Oktober 2003, 08:46

Beitrag von FranzSales »

irgendwann, sollte man sich doch vielleicht gelegentlich entscheiden ...
Das sagt im Moment meine Frau auch zu mir. :mrgreen:

Bist Du der Auffassung, dass eine Evangelische Katholizität nicht möglich ist.
So ein bißchen bekomme ich den Eindruck, dass es tatsächlich weder Fisch noch Fleisch ist.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Petrus
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Beitrag von Petrus »

FranzSales hat geschrieben:
irgendwann, sollte man sich doch vielleicht gelegentlich entscheiden ...
Das sagt im Moment meine Frau auch zu mir. :mrgreen:

Bist Du der Auffassung, dass eine Evangelische Katholizität nicht möglich ist.
frag' doch mal einfach Deine Frau, gelegentlich ...

:-)))

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