Kommunionempfang für Astronauten

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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christian12
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von christian12 »

Es geht hier ja nun auch um einen pastoralen Notfall. Die Jungs und Mädels auf der ISS sind da ein halbes Jahr....
Juergen hat geschrieben:Bei derlei Überlegungen bekommt die Messe aber einen quasi-magischen Touch: die "Zauberformel" wird von allem "Ballast" der Feier losgekoppelt und bleibt, neben der notwendigen Materie, als einziges übrig, das (im Notfall) ausreicht, um das Brot zum Herrn zu wandeln.

Wenn man es so sieht, dann brauchen wir uns auch nicht mehr über liturgische Mißbräuche und ähnliches unterhalten. Dann haben wir die Kurzmesse in einer Minute geschaffen.
Das ist mein Leib… *RUMMS* da isser…
Das ist mein Blub… *RUMMS* da isset…
Schnell noch Austeilen und ab dafür; oder der Einfachheit halber intentional an den großen Brotkorb an der Kirchentür und die Hostie in der ISS denken. Dann kann sich jeder nehmen, was er braucht.

:nein:

Einen quasi-magischen Touch kann ich bei diesem Vorgehen nicht entdecken. Die Messfeier, in der die betreffende sich auf der ISS befindende Hostie mitkonsekriert würde, könnte ja per Video-Stream für den Astronauten übertragen werden. Damit wäre doch zumindest ein rudimentärer Zusammenhang zwischen Mahl und Feier gegeben. Eigentlich wäre es eine eher magische Vorstellung, wenn man die Gültigkeit der Konsekration am Ort (Altar bzw. Korporale) festmacht.

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Juergen
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Juergen »

Es ist natürlich kein pastoraler "Notfall", da lediglich der jährliche Kommunionempfang vorgeschrieben ist.
Erst mit der ISS wegfliegen und dann ob der Unmöglichkeit zu kommunizieren rumjammen, geht mal gar nicht.


Die Eucharistiefeier bildet eine Einheit – sowohl zeitlich als auch räumlich. Die Gaben von Brot und Wein werden z.B. bei der Gabenbereitung emporgehoben (gepriesen bist Du Herr unser Gott…) etc. Es werden über die anwesenden Gaben Gebete gesprochen etc. Alles gehört zusammen.
Sonst könnte man in der Tat auf die Idee kommen, daß der Priester vor dem Fernsehgottesdienst sagt: Stellen sie ein Stück Brot vor das Fernsehgerät, ich lenke meine Intention auf alles Brot was irgendwo vor TV-Geräten steht und alles wird mitgewandelt.

Irgendwie muß ich an sowas denken: http://www.youtube.com/watch?v=uMKuAjmSdA
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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leander12
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von leander12 »

Vielleicht kommen die Forscher mit dem Beamen ja bald vorran, sodass man die auf der Erde gewandelten Hostien in das All teleportieren kann. So würde man Schwierigkeiten umgehen!? :pfeif:

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Juergen
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Juergen »

leander12 hat geschrieben:Vielleicht kommen die Forscher mit dem Beamen ja bald vorran, sodass man die auf der Erde gewandelten Hostien in das All teleportieren kann. So würde man Schwierigkeiten umgehen!? :pfeif:
Aber nur wenn ein (ordentlicher) Kommunionspender den Herrenleib dabei in einer Pyxis transportiert. Nur die Leib des Herrn zu beamen ist nicht zulässig. Man darf ihn ja auch nicht auf der Erde per Post verschicken.
Gruß Jürgen

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Niels
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Niels »

leander12 hat geschrieben:Vielleicht kommen die Forscher mit dem Beamen ja bald vorran, sodass man die auf der Erde gewandelten Hostien in das All teleportieren kann. So würde man Schwierigkeiten umgehen!? :pfeif:
Könnte sein:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 269.html
;D
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Juergen
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Juergen »

Niels hat geschrieben:
leander12 hat geschrieben:Vielleicht kommen die Forscher mit dem Beamen ja bald vorran, sodass man die auf der Erde gewandelten Hostien in das All teleportieren kann. So würde man Schwierigkeiten umgehen!? :pfeif:
Könnte sein:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u ... 269.html
;D
:motz:
Beim 3D-Druck wird ein Material Schicht für Schicht aus einem Pulver zusammengeklebt (vereinfacht gesagt); oder auch Schicht für Schicht per optischem Gerät polymerisiert. Beispiel: http://www.trigonart.com/3d-scan-bueste ... etete-149

Da es aber nur einen Herrenleib gibt, und keinen Herrenstaub aus dem man den Leib zusammenbappen kann, geht das mit 3D-Druckern (noch) nicht.
Gruß Jürgen

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Niels
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Niels »

Eben. Deswegen schrieb ich ja "könnte"... :blinker:
Was meint denn unser ausgewiesener 3D-Experte Ovi dazu? :detektiv:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Hubertus
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Hubertus »

Protasius hat geschrieben:
christian12 hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Wenn der CIC/1983 nichts dazu aussagt, darf man zunächst mal das Weitergelten des CJC/1917 annehmen (steht irgendwo am Anfang, can. 2 oder so). Und bei Papstmessen haben wir es häufig mit bereits konsekrierten Ziborien zu tun, die zur Kommunion an den Altar gebracht werden.
Und der CIC/1917 verlangt, dass die zu konsekrierende Materie auf dem Altar steht oder wie?
Ich trage mal die Kanones zusammen, soweit ich das als Laie überblicke:
CIC/1983 hat geschrieben: Can. 1 — Die Canones dieses Codex betreffen allein die lateinische Kirche.
Can. 2 — Der Codex legt zumeist die Riten nicht fest, die bei der Feier liturgischer
Handlungen zu beachten sind; deshalb behalten die bislang geltenden liturgischen Gesetze
ihre Geltung, soweit nicht eines von diesen den Canones des Codex zuwiderläuft.
Im CJC/1917 habe ich nichts gefunden, aber es gibt noch anderes liturgisches Recht für den lateinischen Ritus.
Missale Romanum 1962, De defectibus, VII - De defectu intentionis hat geschrieben: 1. Si quis non intendit conficere, sed delusorie aliquid agere: item si aliquae hostiae ex oblivione remaneant in altari, vel aliqua pars vini, vel aliqua hostia lateat, cum non intendat consecrare nisi quae super corporale sunt: item si quis habeat coram se undecim hostias, et intendat consecrare solum decem, non determinans quas decem intendit: in his casibus non consecrat, quia requiritur intentio. Secus, si putans quidem esse decem, tamen omnes voluit consecrare quas coram se habebat: nam tune omnes erunt consecratae: atque ideo quilibet sacerdos talem semper intentionem habere deberet, scilicet consecrandi eas omnes quas ante se super corporale ad consecrandum positas habet.
Hervorhebung von mir
Ausgehend von den in diesem Absatz vor dem halbfett gesetzten Teil geschilderten Fällen, scheint es tatsächlich nur auf die Intention anzukommen; jedoch wird nachdrücklich die Intention empfohlen, das und nur das zu konsekrieren, was vor einem auf dem Korporale liegt.
Ich finde eine Passage weiter oben in Deinem Zitat fast interessanter in diesem Zusammenhang; ich gebe zu, daß ich nicht genau weiß, wie der Text zu verstehen ist:
Es geht um das ... vel aliqua hostia lateat, cum non intendat consecrare nisi quae super corporale sunt. Ein interessanter Fall: es geht um eine versteckt herumliegende
Hoste. Das kann aus Schlamperei passiert sein, oder es versucht jemand, in den Besitz der Eucharistie zu kommen, indem er eine Hostie unter dem Altartuch versteckt z.B.
In einem solchen Fall ist von einem Intentionsmangel bzgl. dieser Hostie auszugehen, cum non intendat consecrare nisi quae super corporale sunt. Wie ist dieses cum hier zu verstehen: konditional? Also: Sie wird nicht gewandelt, wenn der Priester nur das konsekrieren möchte, das sich auf dem Korporale befindet; oder kausal? Also: Si wird nicht gewandelt, da der Priester nur das konsekrieren möchte, das sich auf dem Korporale befindet?

Letztere Deutung würde ja bedeuten, daß der Priester eine Hostie, die er nicht sieht*), nicht sicher in seine Intention mit einschließen kann.


*) Nachtrag: weil sie sich woanders als auf dem Korporale befindet
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Protasius
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Protasius »

Beim Suchen in De defectibus heute morgen habe ich folgenden für das Strangthema wesentlichen Punkt übersehen
II - De defectibus materiae
Defectus ex parte materiae possunt contingere, si
aliquid desit ex iis quae ad ipsam requiruntur.
Requiritur enim, ut sit panis triticeus et vinum de
vite: et ut huiusmodi materia consecranda, in actu
Consecrationis, sit coram sacerdote.
Repertorium rituum hat geschrieben: § 110. Defekte bei der hl. Messe

IV. Defekte des Priesters

A. Defekte der Intention

7. Als nicht konsekriert sind hingegen zu betrachten:

a) alle Hostien, die sich ohne jedes Mitwissen des Celebranten auf dem Korporale befinden, wenn er nicht ein für allemal die Intention gemacht hat, stets alle Hostien konsekrieren zu wollen, die sich auf dem Korporale befinden;
b) die Hostien, die sich nicht auf dem Korporale und die Weintropfen, die sich an der Außenseite des Kelches befinden, da deren Konsekration sub gravi verboten ist und man darum annimmt, daß Celebrant sie an diesem Orte nicht habe konsekrieren wollen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Hubertus
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Hubertus »

Ausufernde Off-topic-Diskussion herausgenommen.
Fragen bzgl. des lateinischen Begriffs consecratio bitte ggf. an passendem Ort stellen.

Hubertus als Mod.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Didymus
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Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von Didymus »

Mal ganz pragmatisch.

Eine wochen- oder monatelange Abwesenheit vom Altar des Herrn ist doch auch früher vorgekommen. Reisende zu Land oder zur See, Forscher usw. wurden doch auch nicht immer von einem Priester begleitet, der für sie die Messe feiern konnte. Die konnten dann auch nicht zur Kommunion gehen. Allerdings war damals der häufige Kommunionempfang für Laien auch nicht üblich.

Daher denke ich, werden sich die Astronauten mit der Geistlichen Kommunion begnügen müssen. Sollten sie sich während der kompletten österlichen Zeit im All befinden, dürfte vermutlich eine Dispens notwendig sein, verbunden mit dem Vorsatz, möglichst bald nach der Landung die Kommunion zu empfangen. Ähnlich mit der Beichte: Ohne Priester keine Beichte, sie müßten als echte Reue erwecken und sich vornehmen, bei nächster Gelegenheit zu beichten.

kephas
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Registriert: Dienstag 4. November 2003, 12:04

Re: Kommunionempfang für Astronauten

Beitrag von kephas »

Juergen hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Wenn der CIC/1983 nichts dazu aussagt, darf man zunächst mal das Weitergelten des CJC/1917 annehmen (steht irgendwo am Anfang, can. 2 oder so). Und bei Papstmessen haben wir es häufig mit bereits konsekrierten Ziborien zu tun, die zur Kommunion an den Altar gebracht werden.
Als Papst Johannes Paul II die Messe in der Senne feierte, waren definitiv keine bereits konsekrierten Ziborien.

Woher kommt überhaupt die Annahme, daß es Papstmessen gibt, bei denen vorher die entsprechende Menge konsekriert wurde?
Da stellt sich dann die Frage, wer die alle vorher konsekrieren soll bzw konsekriert haben soll?
Wie man die Menge (halbwegs) würdig transportiert und zwischenlagert?
In Köln 2005 waren die Hostien bereits am Abend vor der Papstmesse konsekriert.

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