Heilsnotwendigkeit der Taufe

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
philipp

Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von philipp »

Die Frage ist schon von praktisch sehr hohem Wert. Wenn ich als Katholik weiss dass man nur unter sehr strengen Anforderungen in den Himmel kommt, dann wird man sich umso mehr für die Einhaltung der Heilsbedingungen einsetzen. Wenn ich weiss dass meine Schwester auch ohne Gottesglauben in den Himmel kommen kann, wenn sie nur ihre persönlichen Möglichkeiten ausschöpft, werde ich nicht versuchen sie mit aller Kraft zur Taufe zu überreden wenn sie am Sterbebett liegt.

Zugegeben:war nicht mein bester Vergleich. Aber dass die Debatte nicht (nur) akademischer Natur ist, ist hoff ich angekommen

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josephmaria
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von josephmaria »

Das stimmt schon. Praktisch ist die Frage sicher auch deshalb, weil sie sich uns selbst stellt, worin sich unser richtiges Handeln ausdrückt.
Letztlich wollte ich nur aufzeigen, dass es bei der Taufe um die Frage der religiösen Grundstruktur geht und nicht um eine religiöse Praktik unter vielen.
Das Handeln liegt nicht zuerst bei uns, sonst der Handelnde ist Gott. Der Christ handelt aus Dankbarkeit gegenüber Gott.
In anderen Religionen befolgt man Regeln, weil Gott sie gegeben hat, weil er der Mächtige ist, oder weil man dadurch Gemeinschaft mit Gott erlangen will.
Im Christentum öffnet sich der Mensch, um Gott an sich handeln zu lassen. Gott ist unter uns und hält von seiner Seite aus die Gemeinschaft. Wir antworten darauf. Wir kämpfen nicht um Gemeinschaft durch Taten.

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Libertas Ecclesiae
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Skeptische Überlegungen zur angedachten Seligsprechung eines ungeborenen Kindes
Erwartungsgemäß wurde aus Kreisen der Lebensschutzbewegung diese Ankündigung enthusiastisch begrüßt. Einer solchen Seligsprechung scheinen jedoch ernste, gnadentheologische und ekklesiologische Gründe entgegenzustehen. Die Argumentation des Relators im Seligsprechungsverfahren mit der Bluttaufe verfängt nicht, da diese den Vernunftgebrauch und den freien Willen voraussetzt. Ein ungeborenes Kind hat weder den Vernunftgebrauch, noch kann es bereits seinen individuellen, freien menschlichen Willen betätigen.
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Hubertus
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Hubertus »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Dienstag 21. Februar 2023, 12:03
Skeptische Überlegungen zur angedachten Seligsprechung eines ungeborenen Kindes
Erwartungsgemäß wurde aus Kreisen der Lebensschutzbewegung diese Ankündigung enthusiastisch begrüßt. Einer solchen Seligsprechung scheinen jedoch ernste, gnadentheologische und ekklesiologische Gründe entgegenzustehen. Die Argumentation des Relators im Seligsprechungsverfahren mit der Bluttaufe verfängt nicht, da diese den Vernunftgebrauch und den freien Willen voraussetzt. Ein ungeborenes Kind hat weder den Vernunftgebrauch, noch kann es bereits seinen individuellen, freien menschlichen Willen betätigen.
Ganz so apodiktisch scheint es die Kirche aber nicht zu sehen, wie aus der Verehrung der Bethlehemitischen Kindlein als Martyrer erhellt. Der Hl. Schrift ist eindeutig zu entnehmen, daß auch Knaben, die deutlich jünger als zwei Jahre alt waren, gemeuchelt wurden.
In der Liturgie der Kirche werden sie ausdrücklich (Kirchengebet) als "Innocentes Martyres", welche "non loquendo, sed moriendo confessi sunt", bezeichnet.

Der hl. Irenäus spricht (Adv. hær. III, 16, 4) von
Knaben im Hause Davids, die das Glück erlangt hatten, in jener Zeit geboren zu sein, um sie in sein Reich vorauszuschicken, als er selbst noch ein Kind war, und machte die Kinder der Menschen zu Märtyrern, die gemäß der Schrift getötet wurden wegen Christus [.]
Und sehr ergreifend predigt der hl. Augustinus zur Stelle:
Catena aurea hat geschrieben:O selige Kinder! Nur wer auch den Nutzen der Kindertaufe bestreitet, wird an eurer im Leiden für Christus [gewonnenen] Krone zweifeln, denn ER, den bei seiner Geburt die Engel verkünden, die Himmel rühmen (Ps 19,2) und die Sterndeuter anbeten konnten, hätte der nicht verhindern können, daß sie so für ihn sterben, wenn er wüßte, daß sie im Tode untergehen und nicht, daß vielmehr in größerer Seligkeit leben werden. Es sei ferne, daß Christus, der gekommen ist, die Menschen zu befreien und der am Kreuz hängend für seine Henker gebetet hat, nichts unternommen hätte, zur Belohnung derer, die für ihn getötet wurden [.]

Freilich sollte man vonseiten des Lebensrechtes her allerdings auch bedenken, daß das Beispiel des Martyriums nicht mit einer gewöhnlichen Abtreibung verglichen werden kann.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Peduli
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Peduli »

Die bethlehemitischen Kindesmorde mit der heutigen Praxis der Abtreibung zu vergleichen, ist keineswegs abwegig. :pirat:

Dies gilt insbesondere dann, wenn man weiß, daß Äpfel und Birnen durchaus miteinander verglichen werden können. :hmm:
Aus einem Vergleich muß schließlich nicht immer als Ergebnis die Feststellung der Identität resultieren.
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

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Libertas Ecclesiae
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Hubertus hat geschrieben:
Dienstag 21. Februar 2023, 21:48
Freilich sollte man vonseiten des Lebensrechtes her allerdings auch bedenke, daß das Beispiel des Martyriums nicht mit einer gewöhnlichen Abtreibung verglichen werden kann.
Das ist der springende Punkt.

In dem konkreten Fall der ermordeten polnischen Familie - einschließlich des ungeborenen Kindes - geht es tatsächlich um ein Blutzeugnis pro Christo. Von daher ist der Verweis auf den bethlehemitischen Kindermord durchaus erhellend.

Bedenklich wäre allerdings der Versuch, damit allen Kindern, die durch Abtreibung getötet worden sind, pauschal die Möglichkeit eröffnen zu wollen, ebenfalls zur beseligenden Anschauung Gottes zu gelangen.

Die Frage ist, ob und inwiefern ungeborene Kinder, die durch Abtreibung getötet wurden, überhaupt Märtyrer sein können. Vielleicht durch Reue und Gebet ihrer Mütter (und Väter)?
:hmm:
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Peduli
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Peduli »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Mittwoch 22. Februar 2023, 09:11
Bedenklich wäre allerdings der Versuch, damit allen Kindern, die durch Abtreibung getötet worden sind, pauschal die Möglichkeit eröffnen zu wollen, ebenfalls zur beseligenden Anschauung Gottes zu gelangen.
Meines Wissens steht ein solches Ansinnen in der Lebensrechtsbewegung nicht auf der Agenda. :hmm:

Ich würde eher an Epikie denken, wenn es um die in Rede stehende causa geht.
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Hubertus
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Hubertus »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Mittwoch 22. Februar 2023, 09:11
Die Frage ist, ob und inwiefern ungeborene Kinder, die durch Abtreibung getötet wurden, überhaupt Märtyrer sein können. Vielleicht durch Reue und Gebet ihrer Mütter (und Väter)?
:hmm:
Diese Möglichkeit sehe ich nicht.

Ich denke hier eher noch eher an Fälle von Zwangsabtreibungen, um bspw. die Zahl der Christen zu dezimieren. Dann ließe sich argumentieren, daß eine solche Leibesfrucht gezielt wegen des Hasses auf Christus ums Leben gebracht worden ist.

Aber es bleibt ein sehr schwieriges Thema, und ich möchte meine Einlassungen eher als Überlegungen denn als feste Meinung verstanden wissen.
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Hubertus
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Re: Heilsnotwendigkeit der Taufe

Beitrag von Hubertus »

Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Mittwoch 22. Februar 2023, 09:11
Hubertus hat geschrieben:
Dienstag 21. Februar 2023, 21:48
Freilich sollte man vonseiten des Lebensrechtes her allerdings auch bedenke, daß das Beispiel des Martyriums nicht mit einer gewöhnlichen Abtreibung verglichen werden kann.
Das ist der springende Punkt.

[...]

Bedenklich wäre allerdings der Versuch, damit allen Kindern, die durch Abtreibung getötet worden sind, pauschal die Möglichkeit eröffnen zu wollen, ebenfalls zur beseligenden Anschauung Gottes zu gelangen.
Das sollte noch einmal deutlich festgehalten werden.

Aus christlicher Sicht liegt das Hauptskandalon bei der Abtreibung ja nicht auf dem Verlust des irdischen Lebens, sondern - daraus resultierend - auf der Unmöglichkeit, zur beseligenden Gottesschau zu gelangen, welche von den unmündigen Kindern ja nur durch die Taufe erlangt werden kann (vgl. hierzu ausdrücklich Pius XII., Rede an die Teilnehmer des Hebammenkongresses v. 29.10.1951).

So sehr es auch daher menschlich verständlich ist, den Wunsch zu haben, daß diese Kinder regelmäßig "in ihrem eigenen Blut getauft" werden, so würde gerade eine solche theologische Annahme den letzten Grund für die Verabscheuung des Frevels der Abtreibung aushebeln.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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