Historizität der Karwoche
Verfasst: Donnerstag 17. April 2014, 13:01
Es geht um das genaue Datum des Karfreitags im Jahr der Kreuzigung. War es der 14. oder der 15. Nisan. Das Neue Testament bietet bei diesem zentralen Ereignis zwei sich widersprechende Konstruktionen an. Bekanntlich sehen die Synoptiker das letzte Abendmahl als die Feier des Paschamahles, "es kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem das Paschalamm zu schlachten war" Lk 22, 7 (ähnlich Mt 26, 17 und Mk 14, 12), die Jünger gingen und "bereiteten das Pascha" (übereinstimmend: Mt 26, 19; Mk 14, 16; Lk, 22, 13). Demnach fanden Festnahme Jesu und die Verhöre durch die Juden in der Nacht vom 14. auf den 15. Nisan statt, der Prozess vor Pilatus am Morgen des 15. Nisan, die Kreuzigung am Vormittag des Paschafestes, der Eintritt des Todes um die neunte Stunde, also 15.00 Uhr.
Davon unterscheidet sich bekanntlich die Darstellung aus dem Umfeld des Apostel Johannes. Er spricht allgemein von "einem Abendmahl" das "vor dem Paschafest" stattfand (Jo 12, 1 f.), also nicht ausdrücklich vom Paschamahl. Das ist insoweit konsequent, weil er das Urteil des Pilatus exakt auf den Mittag des 14. Nisan datiert: "Als Pilatus diese Worte hörte, ließ er Jesus herausführen und setzte sich auf den Richterstuhl an den Platz, der Lithostrotos genannt wird, auf hebräisch Gabbata. Es war Rüsttag zum Pascha, etwa die sechste Stunde" (Jo 14, 13 f.). Die Kreuzigung fand folglich am Nachmittag vor dem eigentlichen Paschafest statt, dass in diesem Jahr auf den Sabbat fiel.
Lange hat man den Johannesbericht für maßgeblich gehalten, auch weil er sich von der Symbolik in das klassische Deutungsmuster des Todes Jesu einfügt. Kreuzigung und Tod Jesu fanden zu der Zeit statt, als im Tempel die Paschalämmer geschlachtet wurden. Mit dem Urteil des Pilatus beginnt die Passion Jesu und endet zugleich der jüdische Kult, an dessen Stelle nun für immer das Opfer Christi tritt. Die neuere Theologie findet natürlich die Deutung des letzten Abendmahls als Paschamahl attraktiver, allein weil dadurch das Mahl als Bezugspunkt für die Eucharistie eine größere Rolle spielt.
Es bleibt aber die Frage, welcher Bericht ist historisch gesehen richtig. Ich halte die chronologische Reihenfolge von Johannes für sehr wahrscheinlich. Es erscheint geradezu abwegig, dass die Römer - die meistens einen gewissen Respekt vor der Kultur des Ostens gezeigt haben - einen jüdischen Gefangenen am höchsten jüdischen Feiertag gekreuzigt hätten. Das hätte sich auch nicht mit der vermuteten Motivation des Pilatus vertragen, durch die Ausschaltung von Jesus für Ruhe in seiner Provinz zu sorgen. Durch eine solche Provokation hätte er womöglich das Gegenteil erreicht. Das Urteil aber noch schnell im Schatten der Festvorbereitungen zu vollstrecken erscheint aber plausibel.
Die katholische Tradition, die richtiger weise den maßgeblichen Bezugspunkt der heiligen Messe im Opfer Christi sieht oder sehen sollte hat dies lange Zeit vortrefflich in der Liturgie nachgebildet indem sie die Messe an zwei Tischen feiern ließ: Dem Altar, dem Tisch des Opfers auf dem das Opfer Christi - das wahre Osterlamm - Gegenwart wird und der Kommunionbank, dem Tisch des Mahles, wo die Gemeinde, gleichsam aus der geöffneten Seite Jesu die Früchte seines Opfers empfängt. Diese vorzügliche Abbildung des Erlösungsgeschehens wie es im Johannesevangelium eindringlich und - man darf es betonen - historisch glaubwürdig überliefert ist wurde leider durch moderne Tendenzen zerstört bzw. bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
- Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn und Gott! Amen. -
Davon unterscheidet sich bekanntlich die Darstellung aus dem Umfeld des Apostel Johannes. Er spricht allgemein von "einem Abendmahl" das "vor dem Paschafest" stattfand (Jo 12, 1 f.), also nicht ausdrücklich vom Paschamahl. Das ist insoweit konsequent, weil er das Urteil des Pilatus exakt auf den Mittag des 14. Nisan datiert: "Als Pilatus diese Worte hörte, ließ er Jesus herausführen und setzte sich auf den Richterstuhl an den Platz, der Lithostrotos genannt wird, auf hebräisch Gabbata. Es war Rüsttag zum Pascha, etwa die sechste Stunde" (Jo 14, 13 f.). Die Kreuzigung fand folglich am Nachmittag vor dem eigentlichen Paschafest statt, dass in diesem Jahr auf den Sabbat fiel.
Lange hat man den Johannesbericht für maßgeblich gehalten, auch weil er sich von der Symbolik in das klassische Deutungsmuster des Todes Jesu einfügt. Kreuzigung und Tod Jesu fanden zu der Zeit statt, als im Tempel die Paschalämmer geschlachtet wurden. Mit dem Urteil des Pilatus beginnt die Passion Jesu und endet zugleich der jüdische Kult, an dessen Stelle nun für immer das Opfer Christi tritt. Die neuere Theologie findet natürlich die Deutung des letzten Abendmahls als Paschamahl attraktiver, allein weil dadurch das Mahl als Bezugspunkt für die Eucharistie eine größere Rolle spielt.
Es bleibt aber die Frage, welcher Bericht ist historisch gesehen richtig. Ich halte die chronologische Reihenfolge von Johannes für sehr wahrscheinlich. Es erscheint geradezu abwegig, dass die Römer - die meistens einen gewissen Respekt vor der Kultur des Ostens gezeigt haben - einen jüdischen Gefangenen am höchsten jüdischen Feiertag gekreuzigt hätten. Das hätte sich auch nicht mit der vermuteten Motivation des Pilatus vertragen, durch die Ausschaltung von Jesus für Ruhe in seiner Provinz zu sorgen. Durch eine solche Provokation hätte er womöglich das Gegenteil erreicht. Das Urteil aber noch schnell im Schatten der Festvorbereitungen zu vollstrecken erscheint aber plausibel.
Die katholische Tradition, die richtiger weise den maßgeblichen Bezugspunkt der heiligen Messe im Opfer Christi sieht oder sehen sollte hat dies lange Zeit vortrefflich in der Liturgie nachgebildet indem sie die Messe an zwei Tischen feiern ließ: Dem Altar, dem Tisch des Opfers auf dem das Opfer Christi - das wahre Osterlamm - Gegenwart wird und der Kommunionbank, dem Tisch des Mahles, wo die Gemeinde, gleichsam aus der geöffneten Seite Jesu die Früchte seines Opfers empfängt. Diese vorzügliche Abbildung des Erlösungsgeschehens wie es im Johannesevangelium eindringlich und - man darf es betonen - historisch glaubwürdig überliefert ist wurde leider durch moderne Tendenzen zerstört bzw. bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
- Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn und Gott! Amen. -