@ Ketelhohn
Ketelhohn hat geschrieben:Erklär doch bitte, Raphael:
• was „Christifizierung“ bedeuten soll;
• was mit „Universum“ gemeint ist;
• welchen Platz in einem solchen „Prozeß“ (denn darum geht es ja) Erbsünde und Erlösung haben;
• auf welche Weise und wann Offenbarung geschieht; und endlich,
• wie sich das ganze zur traditionellen kirchlichen Lehre von den letzen Dingen verhält, auf die ich oben anspielte.
Die Reihenfolge Deiner Nachfrage möchte ich gerne abändern, um eine in sich schlüssige Antwort zu erleichtern:
• was mit „Universum“ gemeint ist;
• auf welche Weise und wann Offenbarung geschieht; und endlich,
• welchen Platz in einem solchen „Prozeß“ (denn darum geht es ja) Erbsünde und Erlösung haben;
• was „Christifizierung“ bedeuten soll;
• wie sich das ganze zur traditionellen kirchlichen Lehre von den letzen Dingen verhält, auf die ich oben anspielte.
Ad 1) Am Anfang schuf GOTT Himmel und Erde. (Genesis 1, 1)
Dies ist aus meiner Sicht nicht nur ein Entstehen aus dem Nichts („creatio ex nihilo“), sondern gleichzeitig auch ein Akt der Trennung, nämlich zwischen diesseitiger Schöpfung (Erde, „Universum“) und jenseitiger Schöpfung (Himmel, „Wohnsitz GOTTES“).
Der Begriff „Universum“ an sich ist streng genommen nur den naturwissenschaftlichen Disziplinen und damit dem naturwissenschaftlichen Sprachgebrauch zuzuordnen, da er – nach dem heutigen Stand des Wissens – für das steht, was nach naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten seit dem Urknall materiell entstanden ist. Der Begriff „Universum“ wird in diesem eng ausgelegten Sinne gerne von A&A’lern verwendet, da er – aus ihrer Sicht – nicht notwendigerweise einen Schöpfergott impliziert. Damit ist der Begriff „Universum“ im engeren Sinne keine „theologische Vokabel“, in einer übergreifenden Zusammenschau der Disziplinen von Naturwissenschaften und Theologie, wie sie von Teilhard de Chardin versucht wurde, aber unverzichtbar.
Ad 2) Offenbarung geschieht in zwei Formen: der Werkoffenbarung und der Wortoffenbarung!
GOTT offenbart sich einerseits in seiner diesseitigen Schöpfung („Universum“) und andererseits in SEINEN Worten („……. Du hast Worte des ewigen Lebens!“, Johannes 6, 68 ). Worte verstehe ich als eine Art „Bindeglied“ zwischen Erde („Universum“) und Himmel („jenseitige Schöpfung“); z.B. beim Beten. Worte können Menschen auch eingegeben werden, wenn sie sich z.B. als ein „auf GOTT hin offenes Gefäß“ (Mutter Theresa) verstehen („direkte Offenbarung“, Kommunikation innerhalb der Seele des Menschen); diese Menschen sind dann vom HEILIGEN GEIST (gr. „Pneuma“, hebr. „Ruach“) inspiriert. Auf diese Weise ist beispielsweise die Bibel entstanden. Derartig inspirierte Menschen können also diese Worte an die übrigen Menschen weitergeben („indirekte Offenbarung“ oder „Offenbarung aus zweiter Hand“). Beispiele hierfür sind die vielen Heiligen der katholischen Kirche (Die selige Mutter Theresa wird nach meiner festen Überzeugung in nicht allzu ferner Zukunft – nach offizieller Feststellung und Verkündigung durch die katholische Kirche – zu diesem Kreis der Heiligen gehören!!).
In JESUS CHRISTUS fällt die Werkoffenbarung und Wortoffenbarung zusammen, da seine materielle Existenz Werkoffenbarung war und ist (siehe Credo: … er sitzet zur Rechten GOTTES, des allmächtigen Vaters ….), seine Worte jedoch der – wie sollte es auch anders sein – der Wortoffenbarung zugerechnet werden müssen. JESUS CHRISTUS ist das „fleischgewordene Wort“, der LOGOS, und das Christentum damit nicht zuletzt eine Wortreligion!
Sowohl Werk- als auch Wortoffenbarung können vom Menschen mit Hilfe der ihnen von GOTT gegebenen Vernunft erkannt werden (siehe Vaticanum I)!
Ad 3) GOTT hat in SEINER Schöpfung dem Menschen einen besonderen Platz zugedacht. Der Mensch hat sich jedoch in den beiden Personen Adam und Eva durch Ungehorsam beim Sündenfall im Paradies von IHM abgewandt („Ursünde“; auch bekannt unter dem Namen „Erbsünde“) und ist seitdem Träger einer gefallenen Natur, ein „Riß in der Schöpfung“. Durch die einmalige Erlösungstat von JESUS CHRISTUS am Kreuz von Golgatha ist diese gefallene Natur des Menschen wieder aufgerichtet worden. Die Folgen der Ur(Erb)sünde (der leibliche Tod und die grundsätzliche Möglichkeit des Menschen, sich von GOTT zu entfernen, sprich: zu sündigen) bleiben jedoch weiterhin Bestandteil der diesseitigen Schöpfung (weil GOTT sich nicht widersprechen kann: „…denn sobald du davon isst, wirst du sterben.“ Genesis 2, 17) und werden endgültig erst durch die überreich fließende Gnade des einen und dreifaltigen GOTTES und – dies ist der vor 2.000 Jahren durch JESUS CHRISTUS persönlich ermöglichte Beitrag des Menschen – den Glauben des einzelnen Individuums an den einen und dreifaltigen GOTT in der Auferstehung des Leibes überwunden. (1 Korinther 15, 26)
Dabei sollte der materielle Beitrag des gläubigen Menschen theologisch nicht als „Werkgerechtigkeit“ diffamiert werden (siehe Rechtfertigungslehre der protestantischen Denominationen), sondern mit „materieller Beitrag“ ist die von JESUS CHRISTUS geforderte „Aufnahme des (persönlichen) Kreuzes“, also die Kreuzesnachfolge an sich, gemeint, mit der man „christusförmig“ werden kann. (Siehe auch Thomas von Kempen „De imitatio Christi“ oder Hl. Therese von Lisieux „Die Geschichte einer Seele“.)
Man getraut es sich kaum zu sagen, aber der gläubige Mensch lebt und „arbeitet“ (als „Mitschöpfer“; siehe Thomas von Aquin) mit GOTT
zusammen in SEINER Schöpfung: Welch eine Erhebung der Nachkommen eines unwürdigen Sünders durch die Gnade des allmächtigen GOTTES!
Ad 4) Bei der „Christifizierung“ wird die gesamte Schöpfung wieder mit GOTT „vereint“. Dies geschieht letzten Endes („eschatologisch“) zum Zeitpunkt der Wiederkehr von JESUS CHRISTUS: „Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der SOHN, sondern nur der VATER.“ (Markus 13, 32) Das, was der einzelne Mensch durch Gnade GOTTES und die Kreuzesnachfolge in der „Christusförmigkeit“ erreichen kann (Einrichtung des „Reiches GOTTES“ in seinem eigenen Leib!), geschieht dann für das gesamte „Universum“. Der „Fürst dieser Welt“ wird endgültig besiegt werden und er wird den Geschöpfen GOTTES kein Leid mehr antun können. Halleluja!!
In den Naturwissenschaften ist der Begriff „Christifizierung“ des Teilhard de Chardin in eine „Omega-Punkt-Theorie“ umgedeutet worden, die rein naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten folgt; quasi als Gegen(End)stück zur Urknalltheorie. Von Teilhard de Chardin ist jedoch eher die auf immer höhere Komplexität hinausstrebende Entwicklung („Evolution“) und Entfaltung in der diesseitigen Schöpfung (bis hinein in die „Noosphäre“) gemeint, die nach dem Eingreifen von JESUS CHRISTUS vor 2.000 Jahren ihren Schlußpunkt in der Wiederkunft von JESUS CHRISTUS in der Zukunft findet.
Ich will dies einmal so ausdrücken: Der HEILIGE GEIST bereitet die diesseitige Schöpfung auf die Wiederkunft von JESUS CHRISTUS vor, bis der VATER höchstselbst die Entscheidung über den Zeitpunkt der Wiederkunft („Parusie“) fällt. Dieser innertrinitarische Vorgang selber ist wiederum ein göttliches Geheimnis und bleibt daher dem menschlichen Geist verborgen. IMHO könnte aus theologischer Sicht für den Begriff „Christifizierung“ in nahezu synonymer Weise der Begriff „Pneumatisierung“ verwendet werden; bei „Pneumatisierung“ wird der gestaltende Prozeß innerhalb des Universums von Anfang her („… und GOTTES GEIST schwebte über den Wassern.“ Genesis 1, 2) bei „Christifizierung“ vom Ende her gedacht.
Aus meiner Sicht will GOTT innerhalb der Schöpfung eine bestimmte Dynamik, wobei ER der Eine und Unwandelbare bleibt; siehe auch Aristoteles: „der unbewegte Beweger“, oder Cusanus: „coincidentia oppositorum“. Die Art und Weise dieser Dynamik (geformt in der
Gottes- und Nächstenliebe) hat ER den Gläubigen offenbart, um sie zu den schon erwähnten Mitschöpfern zu machen.
Ad 5) Dies sind nur meine ersten (relativ ungeordneten) Erläuterungen zu Deinen Fragen. Einen theologischen Abgleich mit der Lehre von den letzten Dingen der römisch-katholischen Kirche habe ich (noch) nicht vorgenommen, aber hier im Forum soll ja diskutiert werden!
Oder möchtest Du diesen Abgleich vornehmen?
GsJC
Raphael
P.S. Die Ungenauigkeiten aufgrund der sehr gerafften Darstellung bitte ich zu entschuldigen, ich wollte hier keine Monographie veröffentlichen.
