Konfessionsbegriff

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Stefan

Konfessionsbegriff

Beitrag von Stefan »

Zum Begriff der Konfession folgende Aussage aus Wikipedia:

"Konfession

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Konfession (v. lat.: confessio Geständnis, Bekenntnis) bezeichnet in der Theologie eine Zusammenfassung von Glaubenssätzen.

Der Begriff des Bekennens und des Bekenntnisses wurde im 16. Jahrhundert bedeutsam bei der Formulierung der evangelischen Grundsätze der lutherischen Glaubensaussagen (siehe Augsburger Konfession, auch Augsburger Bekenntnis). Jede klassische reformatorische Gemeinschaft formulierte ihre Basis in einer Bekenntnisschrift. Beispiele sind Confessio Belgica, Confessio Gallicana, Confessio Helvetica und Westminster Confession. Die katholische Kirche erhebt den Anspruch einer Konfessionsbindung nicht.

Durch die Anbindung einer Religionsgemeinschaft an ein explizites Bekenntnis wandelte sich im 19. Jahrhundert die Bedeutung vom speziellen Konfessionsbegriff als formuliertem Bekenntnis zur jeweils zugehörigen christlichen Kirche.

Gegenwärtig sucht man in Anlehnung an das christliche Konfessionsmodell auch Strömungen im Judentum (z.B. Reformjudentum) als jüdische Konfession zu bezeichnen.

Gruppierungen innerhalb anderer Weltreligionen lassen sich sachgemäß nicht als Konfessionen bezeichnen."

Kennt jemand Äußerungen des lehramtes oder katholisch/theologisch Kommentare bezüglich des Konfessionsbegriffs? Ist er ein Terminus, der katholischerseits als Selbstbezeichnung benutzt wird?

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich halte den Begriff der „Konfession“ für wenig hilfreich. Er ist ja seiner Herkunft nach protestantisch und suggeriert die Möglichkeit eines gleichberechtigten Nebeneinander unterschiedlicher „Bekenntnisse“. Ich hange aber keinem „Bekenntnis“ an und auch keiner „Religion“ – um diesen in gewisser Weise verwandten Begriff hier mit einzubeziehen –, sondern der Kirche. Ich bin Glied der Kirche – oder hoffe wenigstens, dies am Ende endgültig zu sein –, Teil des auserwählten Volks und Bürger der ewigen Stadt Gottes. Meine Geschichte ist Teil der Geschichte des Gottesvolks.

Als „Religion“ kann man im herkömmlichen Sinne mein Handeln als eines Gliedes der Kirche bezeichnen; der Begriff ist aber durch die Religionswissenschaft und -soziologie in einem Maße verschoben, daß ich von seiner Verwendung eher absehen möchte: Denn heute versteht man darunter fast nur noch die Gesamtheit der zu einem mehr oder weniger geschlossenen System vereinten Vorstellungen einer Gruppe von Menschen über das Göttliche, die übernatürlichen Dinge und dergleichen.

Dieser Begriff ist nicht gemeint, wenn traditionell vom »Unterricht in katholischer Religion« geredet wurde. Vielmehr war damit gemeint – und sollte heute noch gemeint sein, denn sonst würde etwas gänzlich anderes daraus –, daß der Schüler in allem unterrichtet würde, was für ihn und sein Leben aus der durch die Taufe gegebenen Zugehörigkeit zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche folgt: Glaube, Geschichte und Bestimmung, Gegenwart und Leben der Kirche und ihrer Glieder als zur Heiligkeit Berufener.

Mit dem Begriff der „Konfession“ ist es ähnlich. Daß damit der Inhalt eines Bekenntnisses – oder gar die Gesamtheit seiner Anhänger – bezeichnet wird, ist eine protetantische Masche, freilich mit hoher Ansteckungsgefahr. Eigentlich bezeichnet confessio eine Handlung, nämlich den Akt des Bekennens: Ich bekenne Gott, Jesus Christus, den Glauben der Kirche. (Im kirchlichen Latein ist neben der Konstruktion mit dem Akkusativ auch die mit dem Dativ möglich; mit Akk.: »confiteor te, Deum, Christum etc. – ich bekenne [und zwar laut] dich, Gott, Christus usw.«; dagegen mit Dat.: »confiteor tibi, Deo, Christo – ich „bekenne dir“, das heißt: ich preise dich, lobsinge dir, verkünde deinen, Gottes, Christi Lobpreis«.)

Wer den Glauben der Kirche nicht teilt, vor dem bin ich gerufen zu „bekennen“. Genau darin besteht mein Bekenntnis, meine „Konfession“. Ein Sammelsurium von Vorstellungen in meinem Sinn oder auf einem Papier und ein anderes in deinem Sinn und in deren Papieren, all das ist kein Bekenntnis, etwa nach dem Motto: »Mein Bekenntnis, dein Bekenntnis, Bekenntnisse haben wir alle gern.« Konfession, das heißt: Ich singe Gottes Lobpreis, Ihm und aller Welt.

Der „Religionsunterricht“, um darauf zurückzukommen, obliegt den Eltern und der Kirche. Daß der Staat dies gefördert und die Möglichkeit eröffnet hat, solchen Unterricht an staatlichen Schulen durchzuführen, ist lobenswert – aber womöglich obsolet, denn angesichts der totalen Entchristlichung des Staates, also der Inhaber staatlicher Gewalt, ist das Verständnis für solch echten Unterricht in „katholischer Religion“ schon jetzt nahezu vollständig geschwunden.

Da andererseits immer mehr staatlich-ideologisch in den verbliebenen, am ursprünglichen Zwecke gemessen meist rudimentären Unterricht hineinregiert wird, ist die Zeit nicht mehr fern – ja vielleicht ist sie schon da –, wo die Kirche die Notbremse ziehen und dies staatliche System, das ihr vom Segen zur Fessel geworden ist, verlassen muß. Mag wohl sein, daß dies nicht bloß vom „Religionsunterricht“, sondern vom gesamten Schulwesen gilt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sonderbar, daß sich hierzu außer mir seinerzeit niemand geäußert hat.
Sagt an, wie haltet ihr’s denn mit der Konfession und Religion? ;)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Sagt an, wie haltet ihr’s denn mit der Konfession und Religion? ;)
Garnich, ich glaub einfach. :mrgreen:

Linus, meistens doch ungläubig
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Elisabethgzb
Beiträge: 359
Registriert: Montag 9. Januar 2006, 21:53
Wohnort: Fichtelgebirge / Bistum Regensburg / AUSLANDS-NRW-KATHOLIK
Kontaktdaten:

Beitrag von Elisabethgzb »

Linus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Sagt an, wie haltet ihr’s denn mit der Konfession und Religion? ;)
Garnich, ich glaub einfach. :mrgreen:

Linus, meistens doch ungläubig
Genau! Und außerdem sind wir was den Begriff Konfession angeht, zur Genüge über deine Sichtweise,@lieber Robert Ketelhohn bei sich bietenden Gelegenheit oft genug recht temperamentvoll informiert und aufgeklärt worden! 8)

Gruss,
Elisabeth

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema