Was ist "Sein"

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Bruder Donald

Was ist "Sein"

Beitrag von Bruder Donald »

Augustinus sagte: "Alles was ist, ist gut."

Hat denn mal ein "kluger" Kopf gesagt: ""Alles was ist, ist wahr."? :hmm:

Raphael

Re: Was ist "Sein"

Beitrag von Raphael »

Hutmacher: Liebste Alice, in den Gärten der Erinnerung, im Palast der Träume: Dort werden wir uns begegnen.
Alice daraufhin: Aber ein Traum ist nicht die Wirklichkeit!
Hutmacher: Wer kann schon sagen was was ist?

(Lewis Carroll)
Zuletzt geändert von Raphael am Sonntag 26. April 2020, 06:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Was ist "Sein"

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Bruder Donald

Re: Was ist "Sein"

Beitrag von Bruder Donald »

Wie genau ist das "Sein"-Verhältnis im einem "(neu-)platonischen" geprägten Christentum im Vergleich zu einem aristotelisch-thomistischen geprägten Christentum zwischen Gott und Schöpfung, speziell dem Menschen?

Wenn ich richtig verstanden habe, argumentiert der (Neu-)Platonismus mit dem Einen, der Weltvernunft, der Weltseele und den Ideen, an welchen z. B. der Mensch Teilhabe (methexis/participatio) hat.
Bei Aristoteles fällt diese Teilhabe aufgrund der Ablehnung der Ideenlehre ja weg.

Beim (Neu-)Platonismus gibt es offenbar eine Verbindung zwischen "Schöpfer"/dem Einen und Geschöpf/dem Vielen.
Beim Aristotelismus meine ich hingegen eine Trennung, ein Getrennt-Sein wahrzunehmen, bzw. wir das Getrennt-Sein mehr hervorgehoben. Aber klar ist mir das nicht. Wie ist bei Aristoteles das Verhältnis zwischen "Gott" und "Geschöpf" und wie hat sich das Christentum (speziell Thomas) das zu Nutzen gemacht?

Wie wirkt sich das auf eine etwaiges "mystisches System" aus? Wenn ich so gucke, dann sind die führenden mystischen Denker wie Pseudo-Dionysius Areopagita, Bonaventura oder Meister Eckhart ja eher durch die neuplatonische Tradition geprägt. Begünstigt das neuplatnische Denken mehr die "Mystik" und kann es nach aristotelischen (thomistischen?) Sinne überhaupt mystische Erfahrung geben?
Bei der neuplatonischen Position könnte ich mir durch das "Erkennen" der Teilhabe/der Verbindung ein theoretisch-praktisches Konzept eines "mystischen Systems" gut vorstellen, bei einer aristotelischen Basis der Trennung bzw. Nicht-Teilhabe frage ich mich hingegen, wie man da argumentieren könnte?

Raphael

Re: Was ist "Sein"

Beitrag von Raphael »

Zu Beginn war GOTT und zwar nur GOTT.

Dann erschuf GOTT die Schöpfung aus nichts. Für diesen Akt der Schöpfung bedurfte es nichts weiter als SEINEN freien Schöpferwillen. Es handelte sich also um einen Akt der Trennung, denn ab dem Zeitpunkt der Schöpfung gab es auch Nicht-Gott, wobei Nicht-Gott ein Synonym für Schöpfung ist. GOTT erschuf sich ein Gegenüber.

Wenn die Schöpfung einmal vergeht – und das wird sie, denn sie ist endlich – dann ist immer noch GOTT.

Die Schöpfung besteht aus zweierlei Dingen:
· Aus den sichtbaren Dingen = Die Hl. Schrift spricht hierbei von Erde
· Aus den unsichtbaren Dingen = Die Hl. Schrift spricht hierbei von Himmel
Innerhalb der Schöpfung gibt es also einen zweiten Akt der Trennung, wobei die Begrifflichkeit „sichtbar“ hier nicht literalistisch verstanden werden darf; präziser wäre eigentlich mit den Sinnen erkennbar. Der Einfachheit halber wird jedoch der Begriff sichtbar verwendet. Die sichtbaren Dinge sind materiell erkennbar, während die unsichtbaren Dinge auf geistige Weise erkennbar sind.

Diese Begrifflichkeit wird hier erläutert, weil GOTT oberhalb jeglicher Begrifflichkeit verweilt und sich dabei höchstselbst im Wege der Offenbarung mitteilt. Die Summe der Offenbarung wiederum ist der Kirche anvertraut. Sie hat darüber zu wachen, sie zu erläutern und sie zu verbreiten.
Die Mitteilung der Offenbarung erfolgt im Wort; erstaunlicherweise also durch den Mund der Menschen. GOTT nutzt also seine Geschöpfe, um die Wahrheit der Offenbarung mitzuteilen, sie „unters Volk zu bringen“. Selbiges gilt für die Hl. Schrift: Sie ist Gotteswort in Menschenwort!
Dem einzelnen Menschen ist nun aufgegeben, mithilfe der kirchlichen Lehre eine Unterscheidung zu treffen: Was an den menschlichen Worten, die ihn naturgemäß umgeben, ist tatsächlich Gotteswort und was daran ist lediglich Menschenwort.

Als GOTT höchstselbst auf Erden wandelte, erkannten IHN seine Jünger daran, daß ER Worte des ewigen Lebens sprach (Joh 6, 68).

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