Trisagion hat geschrieben: Agricola, 4 x "Ja". So würde ich das auch sehen, der jedenfalls ist es eine schöne Veranschaulichung in einem modernen physikalischen Bild.
Mehr als ein plausibles Bild kann es letztlich auch nicht sein, aber gerade gewisse Teile der (gebildeten) Bevölkerung sprechen vielleicht eher auf dieses als auf andere Bilder an.
Trisagion hat geschrieben: Ich denke allerdings, daß man die Veranschaulichung ernster nehmen muß als die Physik.
Mit Sicherheit. Die Bilder – egal ob aus Natur, Kultur oder sonst woher entlehnt – sollten allerdings theoretisch so gut es geht "eingeholt" werden.
Trisagion hat geschrieben: Es kann dann z.B. sein, daß die Änderung der Welt nach dem Fall von Adam und Eva garnicht quasi eine Konsequenz in dem Block ist. Sondern vielmehr, daß Gott quasi Adam und Eva als aktive Bausteine festhält, und drumherum den ganzen Raumzeit-Block rearrangiert. Das würde aus der Sicht von Adam und Eva quasi eine "in situ" Weltschöpfung bedeuten, das Universum ändert sich quasi durchgängig und vor ihren Augen in einem einzigen Moment. Und gleichermaßen könnte man sich die Wiederauferstehung der Menschen und die Neuschöpfung des Universums quasi als Festhalten nun aller Menschen durch die Zeiten verstehen, während dann quasi drumherum der Raumzeit-Block komplett neu gestaltet wird. Hier ist also Potential für sehr viel Extremeres als von Minkowski et al. gemeint.
Das scheint mir ein sehr guter, nützlicher Gedanke zu sein.
Trisagion hat geschrieben: Es kann also durchaus sein, daß irgendwann keinen Sinn mehr macht, die klassischen Argument so zu verbildlichen. Ich denke das stört aber nicht die klassischen Argumente, nur die gewählte Veranschaulichung.
Die Prämissen dieser Argumente zugunsten gewisser systematisch für den klassischen Theismus notwendiger Gedanken legen einen dabei, wie man gerade an dieser Thematik sieht, auf bestimmte Theorien fest. Der Eternalismus ist ja nur eine mögliche Theorie aus der Metaphysik der Zeit. In diesem Strang hier klang weiter vorne bereits eine Alternative an, die sogenannte „
Growing block theory“. Außerdem wären da noch die „
Shrinking block theory“ und der
Präsentismus. Die beiden Letzteren kann man meiner Ansicht nach allerdings ohnehin vergessen, weil auf ihrer Basis Aussagen über Vergangenes entweder kein Wahrheitswert zuordenbar ist oder man einen Fiktionalismus[*] bezogen auf die Vergangenheit vertreten müsste. Intuitiv plausibel ist das ohnehin nicht und m. E. auch aus theoretischen Gründen problematisch. Ich denke nämlich aus guten Gründen, dass ich bereits vor einer Minute existierte und das, da ich einen phänomenal-qualitativen Eindruck in der Erste-Person-Perspektive davon habe, nicht bloß Wissen aus einer Dritte-Person-Perspektive darstellt, doch kategorial verschieden von dem ist, was man unter der (vergangenheits-)fiktionalistischen Annahme dazu sagen könnte. Das heißt Propositionen, zumal über meine eigene vergangene Existenz, kommt ein anderer ontologischer Status zu als der, der sich aus der Position der (Vergangenheits-)Fiktionalisten ergibt. Und das heißt, sie sind nicht einfach nur im selben Sinne wahr wie Propositionen über Sherlock Holmes (siehe: „Sherlock Holmes ist ein Detektiv, der in der Baker Street 221b lebt“ ist ein wahrer Satz.). Was die „Growing block theory“ angeht, die
auf den ersten Blick intuitiv plausibler wirkt als der Eternalismus, so würde sich als eine mögliche Folge aus ihr ergeben, dass es eine Sache der jeweiligen Perspektive ist, was real ist und was nicht.
Diese Konsequenz daraus ist natürlich schon nicht mehr so plausibel. Es sei denn, man vertritt einen Perspektivismus, also eine Art des epistemologischen und ontologischen Relativismus‘ etc.
Was man an alledem jedoch bereits erkennt, ist, dass man je nach dem, was man annimmt, sich auf eine ganze Reihe weiterer Theorien oder theoretischer Annahmen festlegt, die in vielen Fällen ihrerseits miteinander unvereinbar sind. Das war für mich persönlich immer ein gewisses Problem mit bestimmten Einzellösungen von Problemen, die sich aus dem klassischen Theismus ergeben. Ob sich alle wahren Glaubenssätze, die Sätze, die sich aus der Lösung bestimmter ihrer Problemen ergeben, sowie die theoretischen Implikationen daraus überhaupt in einem konsistenten System wahrer Sätze miteinander vereinen lassen, erscheint mir dabei sehr fragwürdig. Das sollte allerdings aus meiner Sicht auch nicht zu einem Defätismus angesichts der Probleme führen, mit denen man als Theist auch in theoretischer, nicht allein praktischer Hinsicht zu kämpfen hat. Erkennen kann man ohnehin nur, was sich erkennen lässt, und wo man nicht mehr sehen kann, kann man sich nur mit Gottes Hilfe entscheiden, zu vertrauen, nicht in die Irre zu gehen.
Trisagion hat geschrieben: Und es sei auch erwähnt, daß ich keineswegs überzeugt bin, daß die (Allgemeine) Realitivitätstheorie der Weisheit letzter Schluß ist.
Ich bin auf diesem Gebiet zwar nur ein Laie, aber persönlich denke ich auch nicht, dass sie das ist.
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[*] McTaggarts
Fiktionalismus wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch zu erwähnen, der die Suche nach plausiblen metaphysischen Theorien der Zeit in der Moderne in gewisser Weise erst motivierte. Inhaltlich passt der Fiktionalismus aber wohl eher zu einem parmenideischen oder gewissen buddhistischen Weltbildern als zu dem, was man als klassischer Theist annimmt.