Der tägliche Thomas

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Hubertus
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Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Mit diesem etwas augenzwinkernden Titel möchte ich heute, am Gedenktag des Doctor Angelicus, diesen Strang ins Leben rufen.
Augenzwinkernd deshalb, weil nicht so sehr angestrebt ist, jeden Tag einen neuen Beitrag einzustellen, sondern hier der hl. Thomas gewissermaßen für den Alltag in seinen Zitaten vorgestellt werden soll. Der Strang soll daher nicht in erster Linie dem Theologisieren im engeren Sinne dienen, sondern eine Einführung und Anregung zum Nachdenken sein. Dem überreichen theologischen Schatz, den der Heilige der Kirche geschenkt hat, ist es geschuldet, daß der Strang dennoch im Scriptorium angesiedelt ist. Sollte sich eine Diskussion zu den Zitaten ergeben, ist dies durchaus erwünscht.

Gerne sind alle Nutzer des Kreuzgangs eingeladen, sich zu beteiligen. Es sollte nach Möglichkeit ein Zitat gebracht werden, das nachweislich von Thomas stammt. Wo möglich, wäre neben dem Deutschen auch das lateinische Original zu zitieren, ebenso ist eine Quellenangabe wünschenswert.

Hl. Thomas von Aquin, bitte für uns!


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Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Deus bona vult et operatur circa omnem creaturam: ipsum enim esse creaturae, et omnis eius perfectio, est a Deo volente et operante, ut supra ostensum est; unde dicitur Sap. 11-25: diligis omnia quae sunt, et nihil odisti eorum quae fecisti. Sed specialis ratio divinae dilectionis ad illos consideratur quibus auxilium praebet ad hoc quod consequantur bonum quod ordinem naturae eorum excedit, scilicet perfectam fruitionem non alicuius boni creati, sed sui ipsius. Hoc igitur auxilium convenienter gratia dicitur, non solum quia gratis datur, ut ostensum est: sed etiam quia hoc auxilio homo speciali quadam praerogativa redditur Deo gratus..
Gott will und wirkt das Gute für alle Kreatur. Das Sein der Kreatur und all ihre Vollendung stammt ja aus Gottes Wollen und Wirken. Darum heißt es: „Du liebst alle We­sen, welche sind, und Du hassest nichts von dem, was Du gemacht hast“ (Weish 11,25). Es ist aber noch eine beson­dere Weise der Liebe Gottes zu betrachten, die sich auf jene richtet, denen er dazu hilft, ein Gut zu erlangen, das die Ordnung der Natur überschreitet, nämlich den voll­kommenen Genuß nicht irgendwelchen kreatürlichen Gu­tes, sondern Gottes selbst. Diese Hilfe nun wird mit Fug Gnade (gratia) genannt, nicht allein weil sie umsonst (gratis) geschenkt wird, sondern auch weil der Mensch durch diese Hilfe, auf Grund eines besonderen Vorrechts, Gott wohlgefällig (gratus) gemacht wird.

⸺ S.c.G. III 150, zit. nach: https://www.thomas-von-aquin.de/thomas- ... index.html; bzgl. des lat. Textes: https://www.corpusthomisticum.org/scg3111.html
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Stefanro
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Stefanro »

Hubertus hat geschrieben:
Dienstag 7. März 2023, 22:05
⸺ S.c.G. III 150, zit. nach: https://www.thomas-von-aquin.de/thomas- ... index.html; bzgl. des lat. Textes: https://www.corpusthomisticum.org/scg3111.html
Was bitte bedeutet "S.c.G. III 150,"?
Da ich mich derzeit ausschließlich mit der summa theologiae von Thomas befasse, ist mir natürlich daran gelegen, Zitate aus Werken von Thomas, die nicht die summa theologiae sind, aussortieren und einstweilen ignorieren zu können (eben weil ich mich derzeit damit nicht befassen will).
Für mich ist nicht die Person "Thomas" relevant, sondern die Vernunft, die sich in der Person Thomas manifestiert und also zeitlich ist und deren Ausdruck demzufolge einer Historie folgt.

Peduli
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Peduli »

Summa contra Gentiles
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

[Q]uidquid est desiderabile in quacumque beatitudine, vel vera vel falsa, totum eminentius in divina beatitudine praeexistit. De contemplativa enim felicitate, habet continuam et certissimam contemplationem sui et omnium aliorum, de activa vero, gubernationem totius universi. De terrena vero felicitate, quae consistit in voluptate, divitiis, potestate, dignitate et fama, secundum Boetium, in III de Consol., habet gaudium de se et de omnibus aliis, pro delectatione, pro divitiis, habet omnimodam sufficientiam, quam divitiae promittunt, pro potestate, omnipotentiam, pro dignitate, omnium regimen, pro fama vero, admirationem totius creaturae.
[W]as auch immer an Ersehntem oder Wünschenswertem in jeglichem Wohle oder Gute, mag dasselbe wahr oder falsch sein, sich vorfindet, das existiert in weit höherem Grade von vornherein und ohne weiteres in der göttlichen Seligkeit. Was nämlich die Glückseligkeit der Beschauung anbelangt, so besitzt die Seligkeit Gottes eine ununterbrochene und ganz zuverlässige Beschauung ihrer selbst und alles Anderen. Was das tätige Leben betrifft, so besitzt sie die Regierung des Weltalls. Von der irdischen Glückseligkeit (Boëtius 3. de consol. 10.) aber hat sie Ergötzen, Reichtum, Macht, Würde, guten Namen, über alles Ergötzen nämlich geht bei ihr die Freude über sich selbst und über alles andere Sein. Über allen Reichtum geht ihr Genügen vollauf an sich selbst, was der irdische Reichtum nur verspricht. Über alle Gewalt geht ihre Allmacht. Über alle Würde ihre alles einschließende Herrschaft; und über allen guten Ruf hat sie die Bewunderung des ganzen Universums.

⸺ S. Th. I, q. 26, art. 4, zit. nach: https://bkv.unifr.ch/de/works/sth/versi ... isions/214 (orthographisch leicht angepaßt); bzgl. des lat. Textes: https://www.corpusthomisticum.org/sth1015.html
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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Fides [...] praelibatio quaedam est illius cognitionis quae nos in futuro beatos facit. Unde et apostolus dicit quod est substantia sperandarum rerum: quasi iam in nobis sperandas res, idest futuram beatitudinem, per modum cuiusdam inchoationis subsistere faciens.
Der Glaube ist [...] ein gewisses Vorauskosten jener Erkenntnis, die uns in der Zukunft selig machen wird; und daher sagt auch der Apostel, er sei "der Grundbestand der zu erhoffenden Dinge" (Hb 11,1), weil er schon jetzt in uns die zu erhoffenden Dinge, d.h. die zukünftige Seligkeit, nach Art eines gewissen Beginnens bestehen macht.

⸺ Comp. I, 1, 2, zit. nach: Thomas von Aquin, Compendium theologiae — Grundriß der Glaubenslehre. Übersetzt von Hans Louis Fäh,
hrsg. von Rudolf Tannhof (Heidelberg 1963); bzgl. des lat. Textes: https://www.corpusthomisticum.org/ott101.html
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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Ultimus igitur generationis totius gradus est anima humana, et in hanc tendit materia sicut in ultimam for­mam ... Homo enim est finis totius generationis
Die höchste Stufe der gesamten Schöpfung ist die mensch­liche Seele, und zu ihr hin strebt die Materie wie in ihre äußere Form .... Der Mensch nämlich ist das Ziel der ge­samten Schöpfung.

⸺ S.c.G. III 22, zit. nach: https://www.thomas-von-aquin.de/thomas- ... index.html
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Stefanro
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Stefanro »

Hubertus hat geschrieben:
Sonntag 12. März 2023, 20:11
Ultimus igitur generationis totius gradus est anima humana, et in hanc tendit materia sicut in ultimam for­mam ... Homo enim est finis totius generationis
Die höchste Stufe der gesamten Schöpfung ist die mensch­liche Seele, und zu ihr hin strebt die Materie wie in ihre äußere Form .... Der Mensch nämlich ist das Ziel der ge­samten Schöpfung.

⸺ S.c.G. III 22, zit. nach: https://www.thomas-von-aquin.de/thomas- ... index.html
Das liest sich belustigend, wenn der Kontext nicht berücksichtigt wird. Denn der Kontext ist das Vermögen, iSv 'das Potential des Menschen'. Es ist wahr, dass der Mensch das Ziel der Schöpfung ist als nur er das Potential zur Heiligkeit und Seligkeit besitzt, weil nur die menschliche Seele die dafür erforderliche "höchste Stufe" i Vgl. zu nicht-menschlichen Seelen (im Verständnis des Thomas) aufweist.
Was jedoch das tatsächliche Sein der Menschen (Plural!) angeht, so ist es doch so, dass fast alle trotz ihres Vermögens (der "höchste Stufe" der Seele nämlich) nicht wirklich über das Sein der Tiere hinauskommen, weil ihr Seelenvermögen der Vernunft ausschließlich vom Sinnesbereich abhängig ist.

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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Zum Karfreitag:



Erat siquidem quaelibet passio eius, quantumcumque minima, sufficiens ad redimendum humanum genus, si consideretur dignitas patientis. Quanto enim aliqua passio in personam digniorem infertur, tanto videtur maior iniuria: puta si quis percutiat principem quam si percutiat quendam de populo. Cum igitur Christus sit dignitatis infinitae, quaelibet passio eius habet infinitam existimationem, ut sic sufficeret ad infinitorum peccatorum abolitionem.
Jedwedes Seiner Leiden, so gering ist immer war, genügte nämlich, um das Menschengeschlecht zu erlösen, wenn man die Würde des Leidenden betrachtet. Je würdiger nämlich die Person ist, der irgendein Leiden zugefügt wird, desto größer erscheint das Unrecht; wie etwa wenn einer einen Fürsten schlägt, als wenn er jemanden aus dem Volke schlägt. Da also Christus unendliche Würde besitzt, hat jedwedes Seiner Leiden unendliches Gewicht, sodaß es zur Tilgung unendlicher Sünden genügte.
Comp. Nr. 231, zit. nach: Thomas von Aquin, Compendium theologiae — Grundriß der Glaubenslehre. Übersetzt von Hans Louis Fäh, hrsg. von Rudolf Tannhof (Heidelberg 1963) - leicht überarbeitet; bzgl. des lat. Textes: https://www.corpusthomisticum.org/ott1185.html#70420


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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Zum Ostersonntag:



Ad primum ergo dicendum quod, licet Christus non ceciderit per peccatum, cecidit tamen per mortem, quia sicut peccatum est casus a iustitia, ita mors est casus a vita. Unde ex persona Christi potest intelligi quod dicitur Mich. VII, ne laeteris, inimica mea, super me, quia cecidi, consurgam. [...] Ad tertium dicendum quod passio Christi operata est nostram salutem, proprie loquendo, quantum ad remotionem malorum, resurrectio autem quantum ad inchoationem et exemplar bonorum.
Christus fiel durch den Tod vom Leben ab, wenn auch nicht von der Gerechtigkeit durch die Sünde. In seiner Person sagt der Prophet (Mich. 7.): „Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich gefallen bin; ich werde auferstehen.“ [...] Das Leiden Christi hat im eigentlichen Sinne unser Heil gewirkt, indem es nämlich die Übel entfernte; die Auferstehung aber als Anfang und Beispiel des Guten.
S. Th. III, q. 53 a. 1. zit. nach: https://bkv.unifr.ch/de/works/sth/compa ... theologiae


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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Zum Weißen Sonntag:


Plagas, sicut Thomas, non intúeor;
Deum tamen meum te confíteor.
Fac me tibi semper magis crédere,
In te spem habére, te dilígere.


Kann ich nicht wie Tomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: "Du mein Herr und Gott!"
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.

~*~

Eigene, wörtlichere Übersetzung:
Wunden, wie Thomas, seh' ich nicht,
"Mein Gott" bekenne ich Dir trotzdem;
Mach, daß ich Dir immer mehr glaube,
auf Dich Hoffnung habe, Dich liebe.
Aus dem Adoro te devote zit. nach: https://www.kathpedia.com/index.php/Adoro_te_devote
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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

(I)llud quod est primum in quolibet genere, est causa omnium eorum quae sunt post, ut dicitur in II Metaphys. Primum autem in genere nostrae resurrectionis fuit resurrectio Christi, sicut ex supra dictis patet. Unde oportet quod resurrectio Christi sit causa nostrae resurrectionis. Et hoc est quod apostolus dicit, I Cor. XV, Christus resurrexit a mortuis primitiae dormientium, quoniam quidem per hominem mors, et per hominem resurrectio mortuorum. Et hoc rationabiliter. Nam principium humanae vivificationis est verbum Dei, de quo dicitur in Psalmo, apud te est fons vitae, unde et ipse dicit, Ioan. V, sicut pater suscitat mortuos et vivificat, sic et filius quos vult vivificat.
„Jenes, was im Bereiche einer Seinsart an erster maßgebender Stelle steht, [ist] die Ursache [...] für alles das, was nachher in dieser Seinsart steht“ (2 Metaph.). Im Bereiche des Auferstehens aber ist das Allererste die Auferstehung Christi. Also ist sie die Ursache unseres Auferstehens, wie 1. Kor. 15. es heißt: „Christus, der von den Toten auferstand, ist der Erstling der Entschlafenen; denn durch einen Menschen ist der Tod gekommen und durch einen Menschen kommt die Auferstehung der Toten.“ Und dies ist vollauf begründet. Denn das Prinzip des menschlichen Lebendigwerdens ist das Wort Gottes, nach Ps. 35.: „Bei Dir ist der Quell des Lebens;“ und Joh. 5.: „Wie der Vater auferweckt die Toten, so erweckt der Sohn die Toten, die Er will.“
S. Th. III, q. 53 a. 1. zit. nach: https://bkv.unifr.ch/de/works/sth/compa ... theologiae (Im Dt. orthographisch leicht angepaßt)
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Libertas Ecclesiae
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Libertas Ecclesiae »

Wir sollen dasjenige wollen, „wovon Gott will, daß wir es wollen“

Thomas von Aquin: „Müssen wir immer wollen, was Gott will?“ (Summa theologiae, I–II, q. 19, a. 10.)

Seine Antwort: Nein. „Im Konkreten wissen wir nicht, was Gott will.“ (Summa theologiae, I–II, q. 19, a. 10, ad 1.)

Robert Spaemanns Kommentar dazu:

„Die Antwort lautet überraschenderweise: ‚Nein’. Und zwar deshalb nicht, weil wir nicht immer wissen können, was Gott will, das heißt, wovon Gott will, daß es geschieht. Die Komplexität des Universums macht es unmöglich, das eigene Handeln auf dessen Optimierung auszurichten und Sittlichkeit als Funktion eines solchen Optimierungswillens zu verstehen. Das nämlich hieße wollen, was Gott will. Wir sollen, so fährt Thomas fort, statt dessen dasjenige wollen, ‚wovon Gott will, daß wir es wollen’. Wir sollen dem Sittengesetz folgen, dem Gesetz der ‚Schönheit’, der Wesensgemäßheit menschlicher Handlungen.“ (R. Spaemann, Moralische Grundbegriffe, 106.)
„Die letzte Messe ist noch nicht gelesen.“
(Jelena Tschudinowa)

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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Zum Christkönigssonntag:



Pange, lingua, mysterium Sanguinis pretiosi, quem in mundi pretium Rex effudit Gentium /
In hac mensa novi Regis Novum Pascha novae legis Phase vetus terminat


Preise, Zunge das Geheimnis des kostbaren Blutes, das der König der Völker zum Heil der Welt vergossen hat /
Neuer König, neues Leben, neu Gesetz ist uns gegeben, neues Lamm und Ostermahl
Quelle: Liturgie, Hymnus Pange, lingua und Sequenz Lauda, Sion, Übersetzung folgt https://de.wikipedia.org/wiki/Christus_K%C3%B6nig


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Hubertus
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Re: Der tägliche Thomas

Beitrag von Hubertus »

Zum Hohen Christtage
(Vigil):



Christus [...], tanquam dominus et conditor omnium temporum, elegit sibi tempus in quo nasceretur, sicut et matrem et locum. [...]
tunc Christus nasci voluit, quando lux diei crementum incipit accipere, ut [...] homines crescerent in lucem divinam, secundum illud Luc. I, illuminare his qui in tenebris et umbra mortis sedent. Similiter etiam asperitatem hiemis elegit ad nativitatem, ut ex tunc carnis afflictionem pateretur pro nobis.
Christus [...], obgleich Herr und Schöpfer aller Zeiten, erwählte sich [frei] die Zeit, in welcher Er geboren werden würde, ebenso die Mutter und den Ort. [...]*)
„Dann wollte Christus geboren werden,“ so q. 53. V. et N. T.,
„da das Tageslicht anfängt zu wachsen,“ denn Er sollte die Menschen zu
vollem Lichte führen, nach Luk. 1.: „Zu erleuchten jene, die in Todesschatten
und in Finsternis sitzen.“ Die Härte des Winters erwählte Er, damit Er
schon von da an leide für uns.
S. Th. III, q. 35 a. 8. zit. nach: https://bkv.unifr.ch/de/works/sth/compa ... theologiae


Bildquelle | *) Eigene Übersetzung.
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