Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Jakobgutbewohner
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Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Marion hat geschrieben:
Mittwoch 12. April 2023, 15:06
Ich glaub auch, dass du nicht arg viel, wenn überhaupt jemand hier im Forum findest der schon im Himmel ist oder auch nur war.
Ich bin im Himmel nur der Hoffnung nach, wie übrigens die allermeisten Katholiken hier auf Erden.
Nur, wie kann das sein? An sich würde ich schon schätzen, daß hier im Forum das Niveau weit über dem liegt was "in der Fläche" vorgefunden werden kann (auch nach meiner eigenen Erfahrung).

Was stimmt da nicht?

Hier gab es im Forum noch eine Kurzkontroverse mit (namentlichem) Bezug zu dem Thema.
https://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=499328#p499328
(Zitierfunktion gesperrt)

Wenn ich in Teresa von Avilas Seelenburg die "Siebte Wohnung" durchlas, würde ich ersteinmal sagen: Ja das ist bei mir so ungefähr seit etlichen Jahren Christsein der Fall. Das im Buch sind nicht meine Formulierungen aber es wirkt doch einiges stimmig, nicht alles (ich würde es ersteinmal auf ihre Wortwahl zurückführen).

Hier im Forum könnte man ja fast den Eindruck bekommen soetwas würden einige hier tabuisieren wollen, so wie "Woke" heutzutage anderes in der Welt? Ist das gewissermaßen aus Widerstand gegen Gott?
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Dr.Hackenbush
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 12:45
Marion hat geschrieben:
Mittwoch 12. April 2023, 15:06
Ich glaub auch, dass du nicht arg viel, wenn überhaupt jemand hier im Forum findest der schon im Himmel ist oder auch nur war.
Ich bin im Himmel nur der Hoffnung nach, wie übrigens die allermeisten Katholiken hier auf Erden.
Nur, wie kann das sein?
...
Was stimmt da nicht?
so wie Du die Fragen stellst, frage ich mich (wieder mal), um was es Dir eigentlich geht?
Und ich bin mir ziemlich sicher, ich bin nicht der einzige, der sich das fragt...

Also, worum geht es (Dir) eigentlich?

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Jakobgutbewohner
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 16:39
so wie Du die Fragen stellst, frage ich mich (wieder mal), um was es Dir eigentlich geht?
Ja, wo setze ich da an? Z.B. durch Teresa thematisiert ist die "mystische Vermählung" soweit ich erkenne ganz klar ein Thema im Rahmen von Vatikanlehren. Ersteinmal schaute ich, was es hier im Forum dazu bereits gibt, ich fand keinen einzigen Thread dazu. Da frage ich mich z.B. bereits: Wie kann das sein? Nach ca. 20 Jahren und knapp 1Mio Forenbeiträgen? Was stimmt da nicht?
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Siard
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Siard »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 17:39
"mystische Vermählung"
Frag den hl. Hermann Josef
Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 17:39
Da frage ich mich z.B. bereits: Wie kann das sein? Nach ca. 20 Jahren und knapp 1Mio Forenbeiträgen? Was stimmt da nicht?
Da stimmt alles, es war nur für niemanden so wichtig einen Strang zu eröffnen.
Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 17:39
Vatikanlehren
Was soll das sein?

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Jakobgutbewohner
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Siard hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 17:51
Frag den hl. Hermann Josef
Hermann wurden mystische Erfahrungen zuteil, so die mystische Vermählung mit der Gottesmutter Maria, was ihm den Beinamen "Joseph" eintrug. Seine Marienliebe war so ausgeprägt, dass sich zahlreiche diesbezügliche Legenden um ihn ranken: Als Kind soll er in der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol mit dem Jesuskind gespielt haben; als er dem Jesuskind einer Marienstatue einen Apfel anbot, habe es diesen an sich genommen. Während der Messe ließ seine ekstatische Andacht ihn den Kelch immer mit drei Rosen erfüllt sehen.
Quelle von dort: https://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=758097#p758097 (Zitierfunktion deaktiviert)

Ob das zum Begriff der Teresa passt?
Da stimmt alles, es war nur für niemanden so wichtig einen Strang zu eröffnen.
Was ja etwas aussagt.
Was soll das sein?
Lehren des Vatikans. (Wir sind uns einig, daß von Vatikan (ggf. auch wie bei Teresa bestätigend) Lehre betrieben wird?)
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Dr.Hackenbush
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 17:39
Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 16:39
so wie Du die Fragen stellst, frage ich mich (wieder mal), um was es Dir eigentlich geht?
Ja, wo setze ich da an? Z.B. durch Teresa thematisiert ist die "mystische Vermählung" soweit ich erkenne ganz klar ein Thema im Rahmen von Vatikanlehren. Ersteinmal schaute ich, was es hier im Forum dazu bereits gibt, ich fand keinen einzigen Thread dazu. Da frage ich mich z.B. bereits: Wie kann das sein? Nach ca. 20 Jahren und knapp 1Mio Forenbeiträgen? Was stimmt da nicht?
meinst Du, was stimmt nicht mit TvA (wenn/weil sie von eine "mystischen Vermählung" schreibt)? Oder meinst Du, was stimmt mit dem Forum nicht, weil Du noch nichts über "mystische Vermählung" im Forum gefunden hast? :breitgrins:

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Jakobgutbewohner
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 19:07
meinst Du, was stimmt nicht mit TvA (wenn/weil sie von eine "mystischen Vermählung" schreibt)?
Nein.
Oder meinst Du, was stimmt mit dem Forum nicht, weil Du noch nichts über "mystische Vermählung" im Forum gefunden hast?
Sozusagen, wobei es wohl weniger mit dem Forum zu tun hat als mit etwas breiter (nicht) Vorhandenem.
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 21:21
Oder meinst Du, was stimmt mit dem Forum nicht, weil Du noch nichts über "mystische Vermählung" im Forum gefunden hast?
Sozusagen, wobei es wohl weniger mit dem Forum zu tun hat als mit etwas breiter (nicht) Vorhandenem.
verstehe.
Etwas ist nicht vorhanden und auf dieses Etwas kommst Du deshalb, weil es nicht vorhanden ist. :traurigtaps:

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Jakobgutbewohner
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 21:28
Etwas ist nicht vorhanden und auf dieses Etwas kommst Du deshalb, weil es nicht vorhanden ist.
Und dieses Etwas ist nicht irgendeine Randnotiz, sondern offenbar zentraler Teil der Botschaft verschiedener vom Vatikan als solcher kanonisierter Kirchenlehrer.
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Peduli
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Peduli »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 21:32
Dr.Hackenbush hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 21:28
Etwas ist nicht vorhanden und auf dieses Etwas kommst Du deshalb, weil es nicht vorhanden ist.
Und dieses Etwas ist nicht irgendeine Randnotiz, sondern offenbar zentraler Teil der Botschaft verschiedener vom Vatikan als solcher kanonisierter Kirchenlehrer.
Ähem! :roll: :roll: :roll:

Die Lehre der Kirche steht im Katechismus (hier).

Von einer "mystischen Hochzeit" ist da nirgendwo die Rede .................
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Siard
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Siard »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Freitag 19. Mai 2023, 18:20
Lehren des Vatikans. (Wir sind uns einig, daß von Vatikan (ggf. auch wie bei Teresa bestätigend) Lehre betrieben wird?)
Der Vatikan lehrt gar nichts, die Kirche lehrt. Wir sind uns da also uneins.

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Jakobgutbewohner
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Evelyn Underhill, Mystik, Verlag Ernst Reinhardt, München, 1928 hat geschrieben:1. Der metaphysische Mystiker, für den das Absolute unpersönlich und transzendent ist, beschreibt sein endliches Erreichen dieses Absoluten als Vergottung oder gänzliche Umwandlung des Selbst in Gott. Der Mystiker, für den innige persönliche Gemeinschaft der Modus war, unter dem er die Wirklichkeit am besten wahrnahm, bezeichnet die Vollendung dieser Gemeinschaft, ihre vollkommene und dauernde Form, als die geistliche Hochzeit seiner Seele mit Gott. Offenbar sind diese beiden Ausdrücke nur Versuche, den inneren Charakter eines Zustandes anzudeuten, den das Selbst mehr in seiner Ganzheit empfunden als sich im einzelnen klargemacht hat, und beide haben dieselbe Beziehung zu der unaussprechlichen Wirklichkeit dieses Zustandes, die unsere klugen Theorien über die Natur und den Sinn des Lebens zu den Lebensprozessen selbst haben. Es lohnt sich schon, sie näher zu betrachten, allein wir werden sie nicht verstehen, ehe wir nicht auch das Leben, das sie erklären wollen, näher betrachtet haben.

Die Sprache der »Vergottung« und die der »geistlichen Hochzeit« sind also durch Naturanlage des Sprechenden bedingt und beziehen sich vielmehr auf ein subjektives Erleben als auf eine objektive Tatsache.

[...]

Der einfachste Ausdruck für dies Leben der Einigung, die einfachste Deutung, die wir den Aussagen darüber geben können, ist die, daß es die Vollendung und bewußte Erfüllung dieser vollkommenen Liebe im Hier und Jetzt ist. In ihm schwingen gewisse auserlesene Geister, während sie noch im Fleische sind, sich höher und immer höher auf, bis sie »aus sich selbst herausgeführt«, wie es in der gesteigerten Sprache des »Mirror« heißt, »durch den Zustand der Liebe Gott werden«. Die bodenständige englische Mystik versuchte in der Regel das Unaussprechliche in einfacheren, gemäßigteren Formeln auszudrücken. »Ich möchte, daß du wüßtest,« sagt der unbekannte Verfasser des »Epistle of Prayer«, »wie es geschieht, daß die Seele des Menschen mit Gott verknüpft wird und eins mit Ihm wird in Liebe und Übereinstimmung des Willens, nach dem Worte des hl. Paulus, der da sagt: › Qui adhaeret Deo, unus spiritus est cum illo‹, das heißt: Wer Gott in solch einer ehrfürchtigen Liebe, wie sie oben erwähnt ist, naht, ist Ein Geist mit Ihm [1. Kor. 6, 17.]. Nämlich, wenn auch Gott und er zwei und verschieden an Art sind, so sind sie doch in der Gnade so eng verbunden, daß sie im Geiste Eins sind; und zwar durch Einheit der Liebe und Übereinstimmung des Willens, und in dieser Einheit vollzieht sich die Ehe zwischen Gott und der Seele, die nie gebrochen wird, wenn auch die Glut und Inbrunst eine Weile nachläßt, es sei denn durch eine Todsünde. In dem geistlichen Gefühl dieser Einheit mag eine liebende Seele wohl folgendes heilige Wort sagen und (wenn sie will) singen, das geschrieben steht im Buch der Lieder [Hohel. 2, 16.]: › Dilectus meus mihi et ego illi‹, das heißt: Mein Geliebter gehört mir und ich Ihm, in dem Sinne, daß Gott mit dir verknüpft ist durch den geistlichen Leim der Gnade auf Seiner und du mit Ihm durch liebende Einstimmung in Freudigkeit des Geistes auf deiner Seite The Epistle of Prayer. Angeführt nach Pepwells Ausgabe in The Cell of Selfknowledge, herausgegeben von Edmund Gardner, p. 88..«

Ich glaube, niemand kann leugnen, daß der Vergleich des Bandes zwischen der Seele und dem Absoluten mit »geistlichem Leim«, wenn auch plump, so doch gänzlich unschuldig ist. Sein Erscheinen an dieser Stelle im Wechsel mit dem Symbol der Ehe dämmt vielleicht den unkritischen Eifer derer ein, die jede »sexuelle« Metapher ohne weiteres verdammen. Daß die Mystiker dies Bild passend und überzeugend gefunden haben, beweist sein Wiederauftreten im folgenden Jahrhundert in dem Werke eines größeren Kontemplativen. »Du gibst mir«, sagt Petersen, »dein ganzes Selbst, auf daß es ganz und ungeteilt mein sei, wenn ich nur ganz und ungeteilt dein bin. Und wenn ich so ganz dein sein werde, so hast du mich von Ewigkeit her geliebt, gleichwie du dich selbst von Ewigkeit her geliebt hast; denn dies bedeutet nichts mehr, als daß du dich in mir genießest, und daß ich durch deine Gnade dich in mir und mich in dir genieße. Und wenn ich mich in dir lieben werde, so liebe ich nichts anderes als dich, weil du in mir bist und ich in dir, zusammengeleimt als ein und dasselbe Wesen, das hinfort auf ewig nie geteilt werden kann Gerlac Petersen, Ignitum cum Deo Soliloquium Kap. XV..«

Von diesem Bilde bis zu dem der geistlichen Hochzeit, im reinen Sinne der Mystiker, ist nur ein Schritt Vgl. Teil I Kap. 6. Es ist wohl überflüssig, die dort gegebenen Beispiele hier zu wiederholen.. Sie verstehen darunter keine ekstatischen Genüsse, kein fragwürdiges Vergeistigen irdischer Wonnen, sondern eine lebenslängliche Fessel, »die nie zerbrochen wird«, eine enge persönliche Vereinigung von Herz und Willen zwischen dem freien Selbst und jenem »Höchsten an Schönheit«, den es im Zustande der Kontemplation erkannt hat

[...]

Wenn wir, wie bisher, unser Augenmerk darauf richten, auf welche Weise sich der Zustand der Einigung bei den großen Mystikern im einzelnen auswirkt, so dürfen wir nicht vergessen, daß dieser Zustand seinem Wesen nach eine Erfüllung der Liebe ist, das Erreichen einer »Herzenssehnsucht«. Durch dies Erreichen, dies Emporgehobenwerden des Selbst zu freier Vereinigung mit dem Wirklichen, beginnt – wie bei der irdischen Hochzeit, die eine dunkle Vordeutung auf jene ist – ein neues Leben; neue Kräfte, neue Verantwortlichkeiten werden verliehen und auferlegt. Doch dies ist nicht alles. Die drei Haupttätigkeiten des normalen Selbst, Fühlen, Denken und Wollen, scheinen verschmolzen, in Wirklichkeit aber werden sie zu einem höhern Ziel emporgehoben. Sie sind zwar vereinheitlicht, allein sie sind unversehrt vorhanden, und jede von ihnen sucht und findet volle Befriedigung in der Erlangung dieser höchsten »Würde, für die der Mensch geschaffen ward«. Das Denken versinkt in jener mächtigen Vision der Wahrheit, die jetzt nicht als Vision, sondern als Heimat erkannt wird, wo der hl. Paulus Dinge sah, die unaussprechlich sind, wo die hl. Teresa die »dauernde Gefährtschaft der heiligen Dreieinigkeit« fand, und Dante, einen kurzen Augenblick am Herzen der Wirklichkeit ruhend, während sein Geist vom Blitzstrahl des Unerschaffenen Lichts getroffen ward, erkannte, daß er das letzte Rätsel der Wirklichkeit gelöst hatte: die Einheit des cerchio und imago – des unendlichen und des persönlichen Aspektes Gottes! Paradies XXXIII, 137. Der erhöhte Wille, der in den Dienst der transzendenten Ordnung tritt, erhält neue Welten zu erobern, neue Kraft, sich seiner höheren Bestimmung anzupassen. Aber auch das Herz tritt hier in eine neue Ordnung ein, beginnt auf höheren Ebenen der Freude zu leben. »Diese Seele, sagt die Liebe, schwimmt im Meer der Freude, nämlich im Meer der Wonne, im Strom der göttlichen Einflüsse. The Mirror of Simple Souls f. 161.«

» Amans volat, currit et laetatur: liber est et non tenetur De Imitatione Christi Buch III, Kap. V.«, sagt Thomas von Kempen, ein klassisches Wort, das uns die innere Freudigkeit und Freiheit der Heiligen ein für allemal vor Augen stellt. Sie »fliegen, laufen und freuen sich« – diese großen, emsigen Seelen, die oft durch unerhörte Kasteiungen aufgerieben sind und sich harten, nie endenden Aufgaben geweiht haben. Sie »sind frei, und nichts kann sie halten«, obwohl es der Welt scheint, als seien sie durch sinnlose Entsagungen und Beschränkungen eingeengt, jener billigen Ungebundenheit beraubt, die ihr Freiheit bedeutet.

Jene Freude, die Ruysbroeck mit so majestätischen Worten schildert als das, was das innere Leben der ins Absolute eingetauchten mystischen Seelen ausmacht – eine Schilderung der Visio Beatifica als eines erhabenen Gefühlszustandes – wird von diesen selben Mystikern in ihrem innern Erleben oft als dauernder Besitz einer kindlichen Heiterkeit, einer unzerstörbaren Herzensfröhlichkeit empfunden.
https://www.projekt-gutenberg.org/under ... ap018.html
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Peduli
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Re: Mystische Vermählung oder Hochzeit oder Ehe

Beitrag von Peduli »

Der heutige Kommunismus birgt in einem höheren Maße, als es bei anderen ähnlichen Bewegungen der Vergangenheit der Fall war, eine falsche Erlösungsidee in sich. Ein falsches Ideal von Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Arbeit durchglüht seine gesamte Lehre und Tätigkeit mit einem gewissen Mystizismus, der die mit trügerischen Versprechungen gewonnenen Massen in den suggestiv um sich greifenden Enthusiasmus einer mitreißenden Bewegung versetzt. Das konnte in unserer Zeit um so leichter geschehen, da sie infolge einer fehlerhaften Verteilung der Güter dieser Welt von einem außergewöhnlichen Elend heimgesucht wird. Es rühmt sich auch dieses falsche Ideal, der Anreger eines gewissen wirtschaftlichen Fortschritts gewesen zu sein, der sich in Wahrheit, soweit er echt ist, aus ganz anderen Ursachen herleiten läßt, wie zum Beispiel aus der Steigerung der industriellen Produktion in Ländern, die in dieser Hinsicht wenig entwickelt waren, oder aus der Ausbeutung eines ungeheuren Reichtums an Bodenschätzen, oder auch aus der Anwendung von brutalen Arbeitsmethoden zur Erreichung von Riesenleistungen bei herabgedrückten Löhnen.
(Quelle)
(Hervorhebung durch den Zitierenden)
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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