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Übersetzungsfragen
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 11:24
von ferdinand
Hallo miteinander
Da ich selber kein Hebräisch, kein Griechisch, kein Latein kann, bin ich recht aufgeschmissen, wenn mir jemand sagt, eine gewisse Bibelstelle sei falsch übersetzt.
Deshalb wende ich mich nun an Euch, da hier einige diesbezügliche "Cracks" mitdiskutieren.
Es geht um Psalm 127. Da heisst es "... denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf." (Einheitsübersetzung)
Nun behauptete ein Freund kürzlich in einem Gespräch, dass besagte Stelle ja eigentlich falsch übersetzt sei. Viel mehr heisse diese im Hebräischen soviel wie "denn sie sollen schlafen" (oder so ähnlich). Auch er selber kann nicht Hebräisch, hat dies aber an einer Radiosendung gehört, wo verschiedene Bibelwissenschafter miteinander diskutierten.
Wie gesagt, bin ich nicht fähig, solche Aussagen selber zu überprüfen.
Vielleicht würde dies jemand von Euch tun?
Besten Dank und Gruss
Ferdinand
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 11:49
von Juergen
שָׁוְא לָכֶם מַשְׁכִּימֵי קוּם מְאַחֲרֵי־שֶׁבֶת אֹכְלֵי לֶחֶם הָעֲצָבִים כֵּן יִתֵּן לִידִידוֹ שֵׁנָא ׃
(Das soll jemand anderes rausdröseln)
LXX hat geschrieben:εις ματην υμιν εστιν του ορθριζειν εγειρεσθαι μετα το καθησθαι οι εσθοντες αρτον οδυνης οταν δω τοις αγαπητοις αυτου υπνον.
...sooft er seinen Geliebten Schlaf gibt.
Vulgata hat geschrieben:Vanum est vobis ante lucem surgere et sero quiescere, qui manducatis panem laboris, quia dabit dilectis suis somnum.
...denn, er gibt seinen Geliebten Schlaf.
Luther (1912) hat geschrieben:Es ist umsonst, daß ihr früh aufstehet und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er's schlafend.
Schlachterbibel 1951 hat geschrieben:Es ist umsonst, daß ihr früh aufsteht und euch spät niederlegt und sauer erworbenes Brot esset; sicherlich gönnt er seinen Geliebten den Schlaf!
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 11:52
von Peter
Wenn, dann hieße es auch: «gibt es Designern im Schlaf»! Echt!
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 12:08
von beatrice
(Ich wußte schon immer, daß das frühe Aufstehen völlig sinnlos ist!)
Beatrice

Verfasst: Freitag 17. September 2004, 13:18
von Biggi
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 21:13
von Edith
in Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein.....
eine große Priorin sagte einmal zu mir: "Wenn Du schläfst, bist Du brav."
oder ein Baby... das in Mammas Armen friedlich einschläft.....
für mich ist das Inbegriff inneren Friedens.... - etwas, das Gott mir gibt.
Schlaflosigkeit hingegen ist Inbegriff von Zerrissenheit, Verwirrung, Angst... etc pp.
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 21:34
von Ketzerin
Juergen hat geschrieben:שָׁוְא לָכֶם מַשְׁכִּימֵי קוּם מְאַחֲרֵי־שֶׁבֶת אֹכְלֵי לֶחֶם הָעֲצָבִים כֵּן יִתֵּן לִידִידוֹ שֵׁנָא ׃
(Das soll jemand anderes rausdröseln)
Also, dann versuch ich´s mal:
ich würd´s- mal so ex hohlo baucho- so übersetzen:
"fürwahr seinem Geliebten gibt er Schlaf"
jedido ist nämlich Singular....ist zwar die maskuline Form, fühle mich als Weiblein dennoch angesprochen.
Ja, Schlaf könnte ich jetzt auch brauchen
Ach übrigens, wie kann frau denn soooo schön Hebräisch hier im Forum schreiben? Ist OT, daher können Antworten gerne per PN geschickt werden.
Verfasst: Freitag 17. September 2004, 22:21
von Robert Ketelhohn
Jürgen, dein Vulgata-Zitat ist aus der Nova Vulgata. Gibt allerdings im letzten Teilsatz – ausnahmsweise – den LXX-Text meines Erachtens gut wieder, besser als die Vulgata selber (dort [Ps 126 juxta LXX] : cum dederit dilectis suis somnum). Denn ὅταν mit Konjunktiv Präsens kann nicht nur iterative, sondern auch futurische Bedeutung haben, und neben temporalem auch kausalen Sinn.
Ketzerin, die Vulgata-Übersetzung des Hieronymus nach dem hebräischen Text lautet auf deutsch: »Ja, er wird denen, die ihn lieben, Schlaf geben« (sic, dabit diligentibus se somnum). Allerdings wissen wir nicht, welche Gestalt die hebräische Fassung hatte, die Hieronymus vorlag.
Verfasst: Samstag 18. September 2004, 00:38
von ferdinand
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass der Herr den seinen Schlaf gibt. Nicht, dass er ihnen im Schlaf "etwas" gibt. Habe ich das richtig verstanden?
Wie kommt es, dass dies in so vielen Bibelübersetzungen falsch übersetzt wird/wurde? Denn die Aussage ist dadurch ja wohl nicht gerade die selbe.
Gruss
Ferdinand
Verfasst: Samstag 18. September 2004, 02:43
von roncalli
Martin Buber, dem man gute Hebräisch-Kenntnisse nicht absprechen kann, übersetzt:
"Im Schlaf gibt ers seinem Freund."
Vergleicht dazu auch das Gleichnis Jesu vom Wachsen der Saat in Mk 4,26-29:
"Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie ..."
Verfasst: Samstag 18. September 2004, 09:48
von Ketzerin
Ich will ganz bestimmt nicht Bubers Hebräischkenntnisse in Frage stellen (wäre ja wohl eine Anmaßung)
Aber nach Gesenius kommt das "Shena" in dieser Form nur an dieser STelle vor. M.E. müßte "im Schlaf" dann entsprechend BeShena heißen.
Ach ja, ich liege und schlafe ganz in Frieden.....

Re: richtige Übersetzung? Der Herr gibt es den seinen im Schlaf.
Verfasst: Samstag 30. Januar 2010, 10:15
von Flamme
Ich hänge mich hier mit noch einer Übersetzungsfrage an, und zwar zu Psalm 23.
Im englischen wird der doch recht drastische Begriff "valley of the shadow of death" verwendet, wo auf deutsch tw. nur "finstere Schlucht" oder "finsteres Tal" verwendet wird. Kann mir bitte jemand erklären, wie sich dieser Ausdruck im Original zusammensetzt und was am ehesten wörtliche Übersetzung davon wäre?
Danke
Flamme
Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Samstag 30. Januar 2010, 11:21
von Robert Ketelhohn
Ps 22:4 nam et si ambulavero in medio umbræ mortis non timebo mala quoniam tu mecum es virga tua et baculus tuus ipsa me consolata sunt. [Vulgata juxta LXX.]
Ps 22:4 ἐὰν γὰρ καὶ πορευϑῶ ἐν μέσῳ σκιᾶς ϑανάτου, οὐ ϕοβηϑήσομαι κακά, ὅτι σὺ μετ᾽ ἐμοῦ εἶ· ἡ ῥάβδος σου καὶ ἡ βακτηρία σου, αὐταί με παρεκάλεσαν. [LXX.]
Also „mitten im Schatten des Todes“ heißt es.
Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Samstag 30. Januar 2010, 11:27
von Robert Ketelhohn
Ich kenn’ jemanden, der hat nach einem längeren Auslandsaufenthalt
von seinen dortigen Mitarbeitern zum Abschied unter anderem eine
Holztafel mit Sinnspruch erhalten, eine Baumscheibe mit eingebrannten
Lettern. Der Text ging etwa so:
»Though you walk through the valley of the shadow of death, you shall
fear no evil: for you are the meanest beast in the valley.«
Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Samstag 30. Januar 2010, 17:08
von Flamme
Danke Robert!

Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Sonntag 31. Januar 2010, 22:02
von Nassos
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ps 22:4 nam et si ambulavero in medio umbræ mortis non timebo mala quoniam tu mecum es virga tua et baculus tuus ipsa me consolata sunt. [Vulgata juxta LXX.]
Ps 22:4 ἐὰν γὰρ καὶ πορευϑῶ ἐν μέσῳ σκιᾶς ϑανάτου, οὐ ϕοβηϑήσομαι κακά, ὅτι σὺ μετ᾽ ἐμοῦ εἶ· ἡ ῥάβδος σου καὶ ἡ βακτηρία σου, αὐταί με παρεκάλεσαν. [LXX.]
Also „mitten im Schatten des Todes“ heißt es.
wäre in diesem Fall "
inmitten des Schattens des Todes" falsch oder gleichbedeutend? Ich beziehe mich hierbei auf ἐν = in μέσῳ = mitten, der Mitte.
Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Sonntag 31. Januar 2010, 23:13
von Robert Ketelhohn
Auf deutsch gleichbedeutend.
Re: Übersetzungsfragen
Verfasst: Montag 1. Februar 2010, 00:51
von Nassos
Danke!