Karl Rahner

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Peti
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von Peti »

cantus planus hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Es gibt übrigens ein herrliches Buch eines katholischen und eines evangelischen Theologen: "Karl Rahner verstehen".
Ich habe nur ein Buch des Rahner-Schülers Vorgrimler mit diesem Titel gefunden.
Nein, das war es nicht. Ich habe es mit einem Buch über Drewermann verwechselt. Ich komme gerade nicht auf den Titel, aber liefere das gerne nach, sobald es mir wieder einfällt. Das Buch war sehr gut.
In der biographischen Reihe "Zeugen des Glaubens" vom St. Ulrich Verlag gibt es den Band "Karl Rahner begegnen"
von Michael Schulz:
http://www.religioesebuecher.de/special ... aubens.htm
Habe aus dieser Reihe schon einige sehr gute Bücher gelesen, den Band über Rahner allerdings nicht.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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cantus planus
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von cantus planus »

Ja, ich glaube, das war es. Danke! :ja:
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holzi
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:Nein, wir wollen nicht. So etwas rutscht einem heraus, wenn man zuviel Rahner gelesen hat.
Was dabei im Endstadium herauskommt, siehst du an Overbonaventurakott. :roll:

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Bernado
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von Bernado »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Ich habe bei jungen Laientheologen die Erfahrung gemacht, dass sie ganz begeistert sind von Rahners "anonymen Christentum", und sich deshalb auch sonst gerne auf ihn beziehen. Auch kann man, indem man Studenten einen unverständlich formulierten Rahnertext vorlegt, "beweisen", was für eine anspruchsvolle Wissenschaft die Theologie doch ist...
Das mag schon sein. Ich gehe allerdings davon aus, daß der Einfluss dieser Gruppe auf die Kirche wieder zurückgehen wird: Zuviele der akademischen Theologen, die die Gottesgelehrtheit nur als Beruf und Einstieg in eine akademische Karriere gesehen haben und nicht als etwas, das nur aus der ganzen Person heraus getragen werden kann, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten so weit von der wahren Kirche entfernt, daß sie kaum noch Einfluss auf ihre weitere Entwicklung haben werden.

Die Entscheidung, in großem Umfang Laien die theologische Ausbildung der Priester zu überlassen und auch an die Priester, die als Theologen tätig sind, nur geringe Anforderungen hinsichtlich ihrer Lehramtstreue zu stellen, hat sich nicht bewährt. Junge Männer, die Priester werden wollen, schauen sich daher ihre zukünftigen Professoren immer öfter sehr kritisch an - und bei dieser "Vorprüfung" schneiden dann die Vertreter des "anonymen Christentums" gar nicht gut ab. Aber das führt natürlich weit von Rahner weg.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Miserere Nobis Domine
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Bernardo,

Dass junge Priester wieder lehramtstreuer werden, möchte ich nicht bestreiten. Aber einen grossen Bereich berücksichtigst du nicht: Die Religionslehrer! Die Lehramtsstudenten scheinen mir besonders empfänglich für das Gerahnere der Dozenten, oder die "historisch-kritische" Infragestellung der Jungfrauengeburt. Und die sind es eben, die die Massen unterrichten und dieses Gedankengut an sie weitergeben. Eine kirchliche Sozialisation haben heute ja nur noch wenige Kinder und Jugendliche, und auch dort meist nicht durch Priester, sondern durch Pastoralreferenten oder wie sie heissen.

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Bernado
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Bernado »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Bernardo,

Dass junge Priester wieder lehramtstreuer werden, möchte ich nicht bestreiten. Aber einen grossen Bereich berücksichtigst du nicht: Die Religionslehrer! Die Lehramtsstudenten scheinen mir besonders empfänglich für das Gerahnere der Dozenten, oder die "historisch-kritische" Infragestellung der Jungfrauengeburt. Und die sind es eben, die die Massen unterrichten und dieses Gedankengut an sie weitergeben. Eine kirchliche Sozialisation haben heute ja nur noch wenige Kinder und Jugendliche, und auch dort meist nicht durch Priester, sondern durch Pastoralreferenten oder wie sie heissen.
Da muß ich dir Recht geben. Wenn ich dazu neige, diesen Bereich nicht zu berücksichtigen, dann aus folgender Überlegung heraus: Ich habe diesen Bereich als soziale Gruppe für die Kirche bereits aufgegeben. Die Zahl der kath. Eheschließungen und Taufen geht dramatisch zurück, die Kirchensteuererträge werden dem folgen, die Mandala-Religionslehrer werden kaum noch jemanden zum Glauben führen. Die unglaubliche Chance, die Kinder in 10-13 Schuljahren für Christus zu gewinnen, wenn schon die Eltern daran kein INteresse haben, wurde leichtsinnig verspielt. Die Epoche der katholischen Volkskirche, in die man hineingeboren wird und der man ein Leben lang treu bleibt, geht zu Ende. Die Politik der Bischöfe, den Status "Als ob" zu erhalten, steht vor dem öffentlichen Scheitern.

Die Kirche wird also schrumpfen, aber nicht so stark, wie manche befürchten: Die Zahl der Konversionen und Reversionen wird zunehmen. Schon in wenigen Jahrzehnten wird auch in Deutschland - so wie sich das heute schon in den USA abzeichnet - der größere Teil der Kirchenmitglieder in einem Alter zum Glauben finden, in dem es viel mehr auf die Priester als auf den ganzen Apparat von Laientheologen ankommt.

Und die "neuen" Priester sind viel weniger gewillt, Katechese und Konvertitenunterricht den (wie von dir beschrieben oft abtrünnigen Laien zuzuschieben als die gegenwärtigen. Mal ganz abgesehen davon, daß es in der Zukunft auch gar nicht mehr genug Mittel geben wird, Pfarreferent(inn)en usw. in größerer Zahl zu beschäftigen. Deshalb wird ja jetzt Kampf um die Frauenordination und das Zölibat so sehr verschärft: Die Modernisten wollen die Bastion knacken und die weitaus weniger künftig verfügbaren Stellen mit ihrem Anhang besetzen.
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Miserere Nobis Domine
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Bernado hat geschrieben: Mal ganz abgesehen davon, daß es in der Zukunft auch gar nicht mehr genug Mittel geben wird, Pfarreferent(inn)en usw. in größerer Zahl zu beschäftigen. Deshalb wird ja jetzt Kampf um die Frauenordination und das Zölibat so sehr verschärft: Die Modernisten wollen die Bastion knacken und die weitaus weniger künftig verfügbaren Stellen mit ihrem Anhang besetzen.
Natürlich wird es weniger Geld für Stellen geben... aber nur so viele Stellen können von Priestern besetzt werden, wie es denn Priester gibt... mit vielen Pensionierungen und einem gleichbleibenden Tief an Priesterberufungen werden die übrigens Stellen wohl weiterhin mit Laien besetzt werden, und mit verheirateten Diakonen.

Raphael

Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von Raphael »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Ich habe bei jungen Laientheologen die Erfahrung gemacht, dass sie ganz begeistert sind von Rahners "anonymen Christentum", und sich deshalb auch sonst gerne auf ihn beziehen.
Wenn man anstatt des rahner'schen Begriffs "anonymer Christ" den Begriff "potentieller Christ" verwendete, wäre man der näher an der Wirklichkeit.

Der "anonyme Christ" ist gewollt vereinnahmend und schließt den eigenen Willen des "anonymen Christen" völlig aus.
Außerdem ist er letztlich gegen den Missionsbefehl Jesu Christi gerichtet.

Miserere Nobis Domine
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

ACHTUNG SARKASMUS
Raphael hat geschrieben: Der "anonyme Christ" ist gewollt vereinnahmend und schließt den eigenen Willen des "anonymen Christen" völlig aus.
Genau. Ist das nicht ein schöner Ansatz zur Ökumene mit Calvinismus und Islam, die den freien Willen ablehnen?
Raphael hat geschrieben:Außerdem ist er letztlich gegen den Missionsbefehl Jesu Christi gerichtet.
Genau. Durch Verzicht auf Mission fördert man den Weltfrieden.

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cantus planus
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von cantus planus »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Außerdem ist er letztlich gegen den Missionsbefehl Jesu Christi gerichtet.
Genau. Durch Verzicht auf Mission fördert man den Weltfrieden.
Hättest du nicht "Sarkasmus" darübergeschrieben, könnte man es glatt für moderne Theologie halten... :pfeif:
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overkott
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Re: Verrahnerung der universitären Lehre

Beitrag von overkott »

Ralf hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Und auf Seite 152 wird dem Leser mitgeteilt, Rahner habe den deus impassibilis, den leidensunfähigen Gott, gelehrt... Hmmm. Bisher dachte ich immer, es sei bei den Jesuiten üblich, den Kreuzweg zu beten?
Das ist einen eigenen Thread wert, aber keine genuin rahnersche Neuigkeit (hab's erstmals im Breviloquium gelesen). Daß Gott leidensunfähig ist, wurde m.E. nie bestritten (vor dem 20. Jh., also vor Moltmann, Sölle et al.). Es war für mich persönlich nicht leicht zu verdauen zu lernen, daß Gott nicht leidet. Die göttliche Natur Jesu leidet nicht, die menschliche dagegen sehr. Nur weil wir das nicht genau auseinanderdividieren können, ist die Aussage "Gott leidet" richtig, denn in Jesus sind die beiden Naturen unvermischt und ungetrennt.
Ich tue mich mit dem Gedanken der Unfähigkeit Gottes an dieser Stelle auch nicht leicht. Bonaventura hat ihn im Zusammenhang mit der Unsterblichkeit genannt. Aber er steht doch in Spannung mit dem Wesen Gottes als Caritas, als Mitleid. Das biblische Zeugnis des Johannes ist stärker. Die bibelferne Spekulation tritt in den Hintergrund. Die Fähigkeit Gottes zu leiden, mit zu leiden, ist der Angelpunkt der christlichen Verkündigung.

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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

Um mal eine Lanze für Karl Rahner zu brechen (eine kleine, denn allzuviel Zeit kann ich damit nicht verbringen; das habe ich vor Jahren in einem anderen Forum getan, aus dem ich dann als Frucht dieser Bemühungen rausgeflogen bin):
Als Jugendlicher war ich in einer (inzwischen) freikirchlichen Gruppe, was mir sicherlich geholfen hat, mich ganz für Christus entscheiden zu wollen. Aber wenn ich damals im Brustton der Überzeugung (wie es sich gehört) die Lehren vortrug, dass alle Menschen auf die Hölle zugehen und nur durch Lebensübergabe an Christus davor gerettet werden, weil er die Strafe für uns trug... - dann hatte ich doch immer ein leises Unbehagen und kam mir fast wie ein Lügner vor.
Hier hat mir dann tatsächlich Rahner geholfen, eine intellektuell redliche Kreuzestheologie kennen zu lernen (auch wenn, wie schon bemerkt wurde, die Kreuzestheologie zugegebenermaßen nicht zu den stärksten Seiten Rahners gehört).
Übrigens finde ich überhaupt nicht, dass Rahner unverständlich schreibt; ich persönlich empfinde ihn als sehr klar, weil er alles, was er sagt, immer begründet bzw. an die transzendentale Erfahrung rückbindet.
Wer im Besitz einer absoluten Wahrheit ist, kann von da aus sehr leicht alle abweichenden Meinungen widerlegen, wie wir es besonders bei einigen Freikirchlern oder Moslems erleben können. Rahner bringt demgegenüber stärker die Unbegreiflichkeit Gottes zur Geltung - ein Ansatz, der uns Christen nicht völlig fremd sein sollte.
Karl Rahner zugeschrieben hat geschrieben:Glauben heisst: die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten
Aus: Härte, Wilfried: Dogmatik, S. 6Off - Berlin 2000
Liebe Grüße
Samuel
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Miserere Nobis Domine
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Die Kreuzestheologie in vielen Freikirchen ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber Rahners "anonymes Christentum" scheint mir ins Gegenextrem zu verfallen.

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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Die Kreuzestheologie in vielen Freikirchen ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber Rahners "anonymes Christentum" scheint mir ins Gegenextrem zu verfallen.
Der "anonyme Christ" ist ein schrecklicher Begriff, der auch viel Schaden angerichtet hat, da stimme ich dir zu. Aber noch schlimmer finde ich, dass ich für den gemeinten Sachverhalt (Heilsmöglichkeit für Nicht-Christen) keine bessere Beschreibung kenne - oder kennst du eine?

LG Samuel
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Robert Ketelhohn
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja. Aufhören, davon zu reden.

Das ist eine theologische Spezialfrage, die nicht in die öffentliche
Erörterung oder wohl gar in die Verkündigung gehört.

Genau da hat sie aber heute ihren Platz. Statt: Kehr um und laß dich
taufen! predigen wir heute: Sei ein braver Bürger und eck nicht an,
dann wird der liebe Gott dich bauchpinseln, oder jedenfalls darfst du
dir das vorstellen, denn so genau wissen wir ja nichts von Gott. Sei
Jude, Muslim oder Hindu, das ist ganz gleich, übe deine Riten, bloß
eck nicht an. Kannst auch Christ sein wie wir, da mußt du bloß allem
abschwören, was die böse Kirche früher verbrochen hat. Etc. pp.

Rahners „anonymes Christentum“ ist ein mörderischer Betrug, der
die Massen in die Verdammnis führt.

  • Mir nach! spricht Rahner, unser Held,
    mir nach, ihr Deppen alle!
    Betrüget euch und seid geprellt,
    Folgt meinem Sumpfgeschwalle,
    Laßt Kreuz und Kirche liegen brach,
    Seid brav, folgt euren Götzen nach!
[/color]
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ralf

Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Ralf »

Nun ja, Robert, ganz so war es doch nicht (gelinde gesagt).

Rahner selbst war zienmlich entsetzt, was aus seinem (zumeist mißverstandenen und vor allem mißverkündigten) Gedanken des "anonymen Christen" gemacht wurde - er hat mehrfach gesagt, daß er ihn lieber nie veröffentlicht hätte, da er eben der Kirche schadete.

Mit Rahners anthropozentrischer Wende bin ich generell nicht einverstanden, davon ist das "anonyme Christsein" nur ein Ausfluß, aber den Betrug kann man Rahner nicht unterstellen, sondern seinen Schülern.

Rahenrs Fehler war, daß er selbst, tief verwurzelt ihn scholastischem Wissen und katholischer Frömmigkeit (tägl. Rosenkranz war normal für ihn), sich zu sehr in innerkirchlichen Kreisen bewegte und daher anfangs nicht absehen konnte, was er auslöst, wenn, wie dann auch geschehen, seine Intention vollkommen mißachtet wird.

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Robert Ketelhohn
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich kenne diese Interpretation. Benedikt hat sie ja auch gelegentlich vertreten. Anderer-
seits gibt es Korrespondenz aus Rahners Feder, die dazu gar nicht paßt.

Wie auch immer, ich bin nicht Rahners Richter, die Person ist mir reichlich unwichtig.
Um die Auswirkungen gewisser Lehren geht’s mir. (Um die Lehren irgendwann lehr-
amtlich verurteilen zu können, wird man den Namen dann freilich schon mitverklagen
müssen, wie seinerzeit mit Origenes geschehen. Aber das vorwegzunehmen ist nicht
mein Ding.)
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Miserere Nobis Domine
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Könnte nicht einfach der Vatikan einen Erlass herausbringen, der die Bezugnahme auf Rahners Werk in Lehre und Predigt verbietet?

Dafür muss gar keine inhaltliche Verurteilung erfolgen. Es genügt zu sagen, dass die Inhalte so verstanden werden können, dass Gefahr für das Seelenheil besteht und man sich deshalb davon fernhalten soll.

Ralf

Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Ralf »

Man kann auch die Hl. Schrift manchmal so mißverstehen, daß Gefahr für das Seelenheil besteht (tun ja auch nicht wenige) - das sollte kein Grund sein.

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Peti
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Peti »

Sehr direkt hat Hans Urs von Balthasar das "anonyme Christsein" Rahners in seiner Schrift "Cordula oder der Ernstfall"
1966 kritisiert:
http://www.stmichael-online.de/cordula.htm
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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja. Aufhören, davon zu reden.
Dafür ist es nun zu spät. Die Frage ist gestellt - spätestens, seit die Tatsache, dass die meisten Menschen Nicht-Christen sind, ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist.
Übrigens wagen wir es ja normalerweise nicht einmal, vom anonymen Christen zu reden. Wir müssten ja Angst haben, den gläubigen Muslim zu beleidigen, wenn wir ihm unterstellten, er sei in Wirklichkeit, ohne es selbst zu wissen, ein Christ. Das beste, was wir normalerweise zustande bringen, ist ein schwammiger Pluralismus.

LG Samuel
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Robert Ketelhohn
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Samuel hat geschrieben:seit die Tatsache, dass die meisten Menschen Nicht-Christen sind, ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist.
Das war einem Cyprian, e. g., auch bewußt, oder?
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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das war einem Cyprian, e. g., auch bewußt, oder?
Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
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Bernado
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Bernado »

Samuel hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das war einem Cyprian, e. g., auch bewußt, oder?
Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
Du vielleicht nicht - ich schon.
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cantus planus
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von cantus planus »

Ich auch!
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Es geht ja nicht nur um die Muslime, sondern gerade auch um die "konfessionell Ungebundenen".

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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

Bernado hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
Du vielleicht nicht - ich schon.
Nur mal so der Vollständigkeit halber, falls hier welche mitlesen, die mit den einschlägigen Texten nicht vertraut sind:
Vat II (NA 3) hat geschrieben:Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.
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cantus planus
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von cantus planus »

Samuel hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
Du vielleicht nicht - ich schon.
Nur mal so der Vollständigkeit halber, falls hier welche mitlesen, die mit den einschlägigen Texten nicht vertraut sind:
Vat II (NA 3) hat geschrieben:Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.
Das Konzil schreibt bekanntlich viel. Der Islam sieht die Sache bekanntlich anders:
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Samuel
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Samuel »

cantus planus hat geschrieben:Das Konzil schreibt bekanntlich viel.
Mit Verlaub: Karl Rahner, dem hier Häresie unterstellt wird, hat sich mehr um Übereinstimmung mit dem Lehramt bemüht.
Der Islam sieht die Sache bekanntlich anders:
Die Forderung, meine Feinde zu lieben, wird nicht dadurch aufgehoben, dass die Feinde mich nicht lieben.
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Bernado »

Samuel hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
Samuel hat geschrieben:Und doch ist die Situation heute eine andere als damals, als die Christen in dem Bewusstsein lebten, eine kleine auserwählte Minderheit gegenüber einer Massa damnata zu sein. Damals sagten die Christen von den anderen, sie würden Götzen anbeten; heute (spätestens seit Vat II) behaupten wir das von den Moslems nicht mehr.
Du vielleicht nicht - ich schon.
Nur mal so der Vollständigkeit halber, falls hier welche mitlesen, die mit den einschlägigen Texten nicht vertraut sind:
Vat II (NA 3) hat geschrieben:Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels
und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.
Ja, hier haben wir wieder mal das alte Gespenst: Erst erklären Papst und Konzil, daß sie keine neuen Wahrheiten verkünden und erst rechts nichts dogmatisieren wollen - und dann kommen die Modernisierer daher und machen eine "Erklärung" wie Nostra Aetate, also das niedrigrangigste Dokument überhaupt, in der es von Pauschalisierungen, und - der Name deutets an - "Absichtserklärungen" ebenso wimmelt wie an Argumenten und Ableutungen fehlt - zu einer quasi dogmatischen Aussage.

Dieser Unfug wird wohl erst dann aufhören, wenn diese in der Tat beklagenswerte Fehlleistung des Konzils durch eine geeignete ebenso autoritative Erklärung korrigiert wird. Solange die Mohammedaneer bekennen "Gott hat keinen Sohn" ist die Behauptung, der Gott des Islam sei der gleiche wie der wahre Gott, den wir erkennen und verehren, nicht zu halten.

Wenn man genau hinschaut und sich nicht durch die absichtsvolle Schludrigkeit der Übersetzer täuschen läßt - soviel zur Frage der Vertrautheit mit den Texten - sagt Nostra Aetate auch gar nicht das, was hier unterstellt wird:
Nostra Aetate hat geschrieben:3. Ecclesia cum aestimatione quoque Muslimos respicit qui unicum Deum adorant, viventem et subsistentem, misericordem et omnipotentem, Creatorem caeli et terrae[5], homines allocutum,
Das heißt mindestens so sehr "einen einzigen (im Unterschied zu mehreren Göttern) Gott" wie "den einzigen Gott". Wen man eine stärkere Bestimmung hätte ausdrücken wollen, hätte das Latein mit "illum" ja ein auch sonst gerne benutztes Mittel bereitgehalten.

Trotzdem ist nicht zu leugnen, daß der Text eine gewisse Ambivalenz enthält, nicht zuletzt durch die Aufreihung der Attribute, die mit denen des Wahren Gottes übereinstimmen - und das Weglassen derer, die den Unterschied markieren könnten: Die Fehlübersetzung wurde zumindest von einigen Konzilsvätern billigend in Kauf genommen.

Diese Politik des Verwischens objektiver Untgerschiede hat überall verhängnisvolle Folgen gehabt und muß beendet werden. Da es sich nur um eine Politik und nicht um Theologie der Kirche handelt, ist das auch ohne weiteres möglich.
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von Bernado »

Samuel hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Der Islam sieht die Sache bekanntlich anders:
Die Forderung, meine Feinde zu lieben, wird nicht dadurch aufgehoben, dass die Feinde mich nicht lieben.
Das ist ja nun völliger Stuss. Das Bestehen auf der Wahrheit, daß der Gott, dessen Sohn als Gott und Mensch die Welt erlöst hat, nicht der gleiche "Gott" ist wie der, von dem die Muslime aussagen, "Gott hat keinen Sohn" , bedeutet doch weder, sie zu Feinden zu erklären noch ihnen die Liebe zu versagen.

Im Gegenteil. Nur die Wahrheit führt zur Liebe.
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Re: Karl Rahner und die akademische Theologie

Beitrag von cantus planus »

Samuel hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Das Konzil schreibt bekanntlich viel.
Mit Verlaub: Karl Rahner, dem hier Häresie unterstellt wird, hat sich mehr um Übereinstimmung mit dem Lehramt bemüht.
Bemüht hat er sich. Was dabei herauskam, kann man unterschiedlich bewerten. Jedenfalls ist die absolute Dominanz der rahnerschen Theologie an deutschen Fakultäten sachlich nicht zu erklären.
Der Islam sieht die Sache bekanntlich anders:
Die Forderung, meine Feinde zu lieben, wird nicht dadurch aufgehoben, dass die Feinde mich nicht lieben.[/quote]Ich habe ja weder zum Kreuzzug, noch zur Zwangstaufe aufgerufen. Man muss aber sachlich feststellen, dass zwei Leute, die von einem Gott reden, längst noch nicht denselben meinen. Dass man den Muslimen "Respekt entgegenbringt", wie es das Konzil so schön formulierte, hat damit nichts zu tun. Ich respektiere jeden Menschen, denn er ich sehe Christus in ihm. Das gilt genau so für Muslime. Deshalb muss ich ihre Religion noch lange nicht für richtig halten. Der Islam ist erklärt antichristlich, auch, wenn andere Suren zur Toleranz der Christen aufrufen. Per Eigendefinition ist der Gott des Muslime nicht der Gott und Vater Jesu Christi.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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