Bibel lesen - aber wie?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Kathrin
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Bibel lesen - aber wie?

Beitrag von Kathrin »

Lest Ihr regelmäßig in der Bibel? Wie lest Ihr? Kürzere oder längere Passagen, nach einem Plan, Thema oder zufälligem Aufschlagen?

Edith
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von Edith »

Kathrin hat geschrieben:Lest Ihr regelmäßig in der Bibel? Wie lest Ihr? Kürzere oder längere Passagen, nach einem Plan, Thema oder zufälligem Aufschlagen?
Hm. Ich lese regelmäßig die Lesungen im Brevier (also nach einem Plan)... höre die Lesungen regelmäßig in der Messe (also auch ein Plan)... und schlage hie und da konkret was nach... wenn mich etwas beschäftigt...

Marlene
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von Marlene »

Kathrin hat geschrieben:Lest Ihr regelmäßig in der Bibel? Wie lest Ihr? Kürzere oder längere Passagen, nach einem Plan, Thema oder zufälligem Aufschlagen?
Regelmäßig lese ich die Tageslesung und das Tagesevangelium im Schott.

Den gibt es auch online:
http://www.erzabtei-beuron.de/impuls.html

Ansonsten meist nach Thema ...

Am Anfang war die Benediktus-Regel mein "Bibelführer": Ich habe mich intensiv in alle Bibelstellen vertieft, die in der Regel angesprochen wurden.

Viel gebracht hat es mir, die vier Evangelien jeweils am Stück zu lesen.

Eine gute Führung durch das Alte Testament war für mich von Abraham J. Heschel, Gott sucht den Menschen - und von Heinz Zahrnt, Eine Biographie Gottes.

Oft tauche ich aber auch über Lyrik in die Bibel ab ...

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Gute Frage !
Ich les nicht unbedingt tgl. seit einiger Zeit in der Bibel,zumal ich jetzt endlich eine Bibel in großer Schrift gefunden und noch ein NT mit Psalmen ,beides zwar von den Protestanten ,jedoch so extrem dürften die Unterschiede net sein.
Einen festen Leseplan hab ich net, les das was ich noch net so besonders gut kenne,so derzeit nach der Apostelgeschichte ,nun so der Reihe nach die einzelnen Briefe .Während der Messe in den Lesungen sind das auch nur so Ausschnitte.
So etwas ähnliches wie die evang.Losungen auf kath. gibt es wohl net?
Denn immer nur auf evang. zurückgreifen mag ich auch net.
Warum keine Ahnung ,ist halt so!

Gruß,
Elisabeth
Zuletzt geändert von Fichtel-Wichtel am Montag 30. August 2004, 01:10, insgesamt 1-mal geändert.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

also ich lese die bibel kunterbunt. mach die irgendwo auf und dann les ich halt ein bischen.

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

@ Kordian !
Was ist denn bei dir ein Bischen in der Bibel lesen ?
Könntest du das vielleicht einwenig genauer erläutern?
Danke!

Gruß,
Elisabeth

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Fichtel-Wichtel hat geschrieben:
Was ist denn bei dir ein Bischen in der Bibel lesen ?
Könntest du das vielleicht einwenig genauer erläutern?
Danke!

Gruß,
Elisabeth
na nicht zu viel halt ;)

uli
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Beitrag von uli »

Fichtel-Wichtel hat geschrieben:So etwas ähnliches wie die evang.Losungen auf kath. gibt es wohl net?
An so was Ähnliches („Losungs-Ähnliches“) hab ich mich vor ein paar Jahren selbst mal gewagt, nämlich: einen Bibelvers für jeden Tag des Jahres ausgewählt plus Kurzbetrachtung und Gebetszeile dazu geschrieben. Ursprünglich war´s mal als Buch „Mut für jeden Tag“ rausgekommen, gibt´s aber inzwischen nicht mehr (deshalb auch keine Schleichwerbung ;) ). Darin bin ich innerhalb eines Jahres die ganze Bibel durchgegangen, vom ersten Vers des Alten Testaments bis zum letzten Vers des Neuen Testaments, in konsequenter Reihenfolge – logo nicht alle Verse, sondern 365 ausgewählte Bibelstellen. Darunter alle 150 Psalmen. Benutzt hab ich katholische, evangelische und jüdische Bibelübersetzungen. Wie gesagt: Das Buch ist ex und hopp, aber:
Der jeweils aktuelle biblische Tagesimpuls daraus läuft bei der katholischen Internetseelsorge weiter: www.internetseelsorge.de
- dort dann anklicken: „Spiritualität“ – „Geistliche Impulse“ – „Für jeden Tag“. (PS: Die unter „Für jeden Tag“ stehenden Links „Für jeden Monat“ und „Für jede Woche I“ sind ebenfalls stark biblisch „getränkt“ und stammen aus zwei inzwischen ebenfalls vergriffenen Nachfolge-Büchern). Sehe gerade, funktioniert auch über Direktaufruf:
Biblischer Tagesimpuls:
http://www.internetseelsorge.de/spirit- ... index.html
Wochenimpuls:
http://www.internetseelsorge.de/spirit- ... ue-35.html
Monatsimpuls:
http://www.internetseelsorge.de/spirit- ... index.html

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

In der Art gibt es so einiges ,schaute gerade mal im Buchregal nach.
Also etwas jüdisches hab ich auch.Mit Moses durch das Jahr.Ein Begleiter durch die Schatzkammer der Thora.
Es ahndelt sich um die Texte der Thora die am Shabat gelesen werden.
Dann noch so etwas evangelisches auch mit 365x im Titel, einmal für Vielbeschäftige und das andere ist für Menschen mit kleinen und großen Sorgen.
Mein System ist schon ganzgut,das lesen was man noch nicht so kennt.

Bin kein Freund von Regelementierungen, Eingrenzungen usw. Und dann erst im Internet nachzuschauen behagt mir auch net so.
Trotzdem vielen Dank für die Hinweise, sind anderen bestimmt auch sehr dienlich /hilfreich.

Gruß,
Elisabeth

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

Mittags lesen wir die Stelle, die im Brief aus Taizé angegeben ist, das sind mal NT mal AT Stellen, die auch an diesem Tag in den Gebeten in Taizé betrachtet werden.
Abends, wenn ich meinen Sohn in´s Bett bringen mache ich immer Bibelstechen im NT.
Zuletzt geändert von Wise Guy am Freitag 27. August 2004, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

Peter
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Beitrag von Peter »

Mittags lesen wir die Stelle, die im Brief aus Taizé angegeben ist, das sind mal NT mal AT Stellen, die auch an diesem in den Gebeten in Taizé betrachtet werden.
*aufzeig*

Auch so!

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ich bekomme Tag für Tag die Tageslesungen in meinen Emailkasten (ein Service des Internetangebots "Evangelium Tag für Tag".
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Wir hatten heute Marktsonntag,also geöffnete Geschäfte.
Beim Bummeln war ich denn auch Bücher anschauen.

Im Theologie-Regal fiel mir dann das in die Hände:

WEGE IN DIE BIBEL
Leitfaden für die Auslegung.
Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart
21,00€

Lohnt sich sehr diese Investition.
Das Buch enthält die gesammelten Erfahrungen der Mitarbeiter der Biblischen Abteilungen an der Theologischen Fakultät Innsbruck.

Das Buch hat drei Herausgeber,darunter zwei Jesuiten.
Mittlerweile habe ich Vorwort, Einführung, Teile des ersten Kapitels ,das 12.Kapitel (Die Bibel im Alltag ),11.Kapitel (Die Bibel im pastoralen Einsatz,weil dort mich spezifisch interessierende Episoden sich vor mir aufbauten ),Kapitel 10 (Das Studium der Bibel),im Kapitel 5 ,den Abschnitt 5.2 (Kontextuelle Bibelauslegung /5.2.1.Feministische Bibelauslegung/ 5.2.2. Befreiungtheologische Exegese/5.2.3.Psychologische Bibelauslegung/5.2.4.Sozialwissenschaftliche Bibelauslegung) gelesen.

Was auch noch erwähnt werden sollte sind die unter 11.3.5 zu findenen Regeln (Einige Regeln)Die zu lesen und zu beherzigen ,kann man nur empfehlen.
Auch die Modelle zur persönlichen Schriftlesung sind sehr empfehlenswert (12.1.Persönliche Schriftlesung, 12.1.1. Geistliche Lesung Lectio divina-göttliches Lesen in einer Abfolge von 6 Stufen, mit sehr ausführlicher Durchführungsbeschreibung. 12.1.2.Ignatianische Schriftbetrachtung nach den geistlichen Übungen )

Das man sich an diesen Möglichkeiten / Modellen des Bibellesens net sklavisch festhalten muß ,soll ist auch angemerkt in dem Buch.

Was aus der Einführung mir noch sehr erwähnenswert erscheint,ist eine ausführliche Erläuterung mit was für Gefühlen, Befindlichkeiten man das Bibellesen angeht.
Auch Herkunft,persönliche Situation ,physische und psychische Befindlichkeiten sind sehr beeinflussend beim Bibellesen.
Und auch wo man lebt in Europa,als Wohlstandsbürger (im allgemeinen Vergleich zu anderen Kontinenten,daß nicht alle Europäer Wohlstandsbürger sind ist mir schon klar) ,oder in Lateinamerika oder in Asien trägt zum sehr unterschiedlichen Verständnis der Bibeltexte bei.(lateinamerikanische Befreiungstheologie ,asiatische Min-jung-Theologie
--> mir noch sehr unbekannt der asiatische Begriff)

Dann wird noch darauf hingewiesen, daß eine Person die predigt,die Bibeltexte sehr viel anders sieht ,empfindet als eine Person die einfach nur als Katholischer Laie die Bibel liest.

Im hinteren Teil des Buches wird zudem daraufhin verwiesen,daß es immer noch Katholiken gibt,denen als junge Menschen,das Lesen der Bibel untersagt war,von Priestern!Das es so etwas gegeben haben soll ,war mir auch noch nicht bekannt.

Falls der Text hier als unpassend erscheint kann er in den Büchtertipthread verschoben werden ,oder ansonsten dorthin BITTE kopiert werden.DANKE!
Es erschien mir das das vielleicht jetzt an dieser Stelle vielleicht für einige ein interessanter Hinweis sein könnte.

Gruß,
Elisabeth

P.S.

Hab noch etwas gravierendes vergessen!

In dem Buch war auch zu lesen ,man solle sich nicht auf Auslegungskonserven verlassen ,sondern Frischkost bevorzugen.

ZITAT: ANFANG S.3 (in der Mitte)

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Abkürzung,sich die Deutung gleich von anderen in Gesprächen oder ihren Artikeln bzw. Büchern vorgeben zu lassen ,macht abhängig,und kann die Chance verbauen,persönlich in je eigener Weise vom biblischen Text bereichert zu werden.
Bibellesen ist so alt wie die Bibel selbst.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

ZITAT: ENDE


ALSO AUF, AUF UND KEINE ANGST, WERDET EIN VOLK VON BIBELAUSLEGERN,IHR KATHOLIKEN!

Und Jesuiten kann man doch glauben,vertrauen und auch schon mal folgen,ab und zu jedenfalls.

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waldkind
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365-Kalender als perfekter einstieg

Beitrag von waldkind »

Also, ich hab vor Jahren mal von unserem Pfarrer einen Kalender von der action 365 (siehe http://www.action365.de/start.asp) bekommen. Damals hab ich auch öfters nachgeschlagen, hab aber in den folgenden Jahren nicht mehr daran gedacht.

Letzte Weihnachten beim Putzen hab ich den alten Kalender gefunden und gleich einen für 2004 bestellt - und das hat mir den Einstieg zum regelmäßigen Lesen in der Bibel wirklich erleichtert.

Der Kalender ist ganz klein und praktisch und gibt dir für jeden Tag eine Bibelstelle aus dem AT oder NT mit einem kleinen Denkanstoß. Die Stelle umfasst mal nur 2 oder 3 Verse, mal geht´s über ein halbes Kapitel. Aber es passt immer so für Zwischendurch. Meist bleibt man mehrere Tage oder sogar Wochen bei einem Buch (momentan Markusevangelium:-).

Ich hatte anfangs immer eine gewisse Scheu, die Bibel in die Hand zu nehmen. Als das noch neu für mich war hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. Wer liest sie schon von vorne bis hinten durch? Aber wenn du dich mal in eine Stelle vertieft hast, dann fängst du ganz von alleine an, dich weiter damit zu beschäftigen, die Evangelisten zu vergleichen, wichtige Sätze rauszuschreiben etc.

Ich kann den Kalender echt empfehlen! Werd ihn mir auf alle Fälle für 2005 auch wieder zulegen.
"May the road rise to meet you. May the wind be always at your back. May the sun shine warm upon your face, the rain fall soft upon your fields. And until we meet again, may god hold you in the palm of his hand." An Irish Blessing

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Lupus
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von Lupus »

Ein Beispiel, wie manche Leute Schriftzitate verwenden und sie dann eigentlich zur Verteidigung ihrer "Lebensgestaltung" mißbrauchen:
2. Sonntag im Jahreskreis: atl. Lesung von der Berufung des Samuel
ntl. Lesung nach Paulus Kor 1,6ff Eure Leiber sind Glieder Christi
Evangelium Joh 1,35-42 von der Berufung der ersten Jünger.
Da ich stets versuche, die drei "Lesungen" in einen Zusammenhang zu bringen, sprach ich zuerst von der Berufung des Christen und ging dann über zu der wichtigen "Berufung", eben dass unsere Leiber "Tempel des Heiligen Geistes" seien und führte unter anderem in drei Sätzen aus, dass wir in der Gegenwart Zeugen dafür seien, dass sich Menschen bestimmte Freiheiten ausnähmen, die dem Ideal der christlichen Ehe widersprächen: sexuelles Zusammenleben vor oder außerhalb der Ehe, selbst homosexuelle Akte und Pornographie, was so ziemlich als normal angesehen werde.

In der darauf folgenden Woche bekomme ich den Brief eines ehem. Schulleiters einer kath. Schule, der inzwischen geschieden und wiederverheiratet ist.

Er beklagt sich, dass ihn und seine Frau meine Predigt tief getroffen habe und nicht viel hätte gefehlt und sie hätten beide deswegen den Gottedienst verlassen. Er spricht von "der substantiellen Wahrheit des christlichen Glaubens" als der "Chance, die Jesus den Christen gibt, nach Fehlern wieder Verzeihung und Annahme zu finden! "Wir fühlen uns durch ihre Äußerungen ausgestoßen."

Und dann gibt er mir Joh 8,3-7 zur stillen Betrachtung auf.

Da seine Auswahl der Bibelstelle von der Ehebrecherin unvollständig zitiert wird, habe ich ihm geantwrtet, dass er doch einmal die ganze geschilderte Begebenheit betrachten und bedenken solle; denn nur dann könne sie in der rechten Weise gedeutet und befolgt werden.
Jesus sagt nämlich dort in Vers 11: "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!"

Dies nämlich wird zumeist außer Acht gelassen und Jesus als der "Bruder" und "Softy" beschrieben, der jedem wohl und niemandem wehe will.

Bin auf eine evtl. Antwort gespannt!

+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

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Melody
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von Melody »

Lupus hat geschrieben:Da seine Auswahl der Bibelstelle von der Ehebrecherin unvollständig zitiert wird, habe ich ihm geantwrtet, dass er doch einmal die ganze geschilderte Begebenheit betrachten und bedenken solle; denn nur dann könne sie in der rechten Weise gedeutet und befolgt werden.
Jesus sagt nämlich dort in Vers 11: "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!"

Dies nämlich wird zumeist außer Acht gelassen und Jesus als der "Bruder" und "Softy" beschrieben, der jedem wohl und niemandem wehe will.

Bin auf eine evtl. Antwort gespannt!
Wenn man sich in so einer Situation befindet, wird man das, was man tut, aber nicht als Sünde ansehen. Man rechtfertigt es und denkt sich, dass Gott einen doch besser kennt und doch genau weiß, warum man so und nicht anders handelt.

Deshalb denke ich gar nicht mal, dass er den Vers überlesen hat, sondern er sieht es nicht als Sünde.

Sofern es sich nicht um Menschen handelt, denen die Kirche sowieso egal ist, hab ich dafür auch durchaus Verständnis, da ich selbst mit manchen Dingen kämpfe. Es ist grds. schwer, wenn einem ein Außenstehender - die Kirche - sagt, etwas sei aber objektiv von der Materie her Sünde, und man selbst sieht die Sünde aber nicht und bewertet die Situation für sich in seinem Verhältnis zu Gott vollkommen anders (ohne, dass man jetzt bösen Willens oder verstockt wäre und durchaus in der guten Absicht, sich gerade nicht von Gott zu trennen...)... :achselzuck:
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LumenChristi
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von LumenChristi »

Lupus hat geschrieben: "Wir fühlen uns durch ihre Äußerungen ausgestoßen."
Ich habe vor einiger Zeit eine Talkshow gesehen, in der dieser Themenkomplex, im Zusammenhang mit David Berger und seinem Buch, auch diskutiert wurde. Ich habe für mich mitgenommen, dass wir als Christen aufgerufen sind unseren Nächsten zu lieben. Das heißt aber nicht, dass damit alles Tun des Nächsten gut ist. Umgekehrt gilt aber auch, dass die Feststellung, dass sein Tun nicht den Geboten entspricht, nicht die Nächstenliebe aussetzt.
Vielmehr habe ich Euch Freunde genannt...
Joh 15, 15

...denn Dir habe ich meine Sache anvertraut.
Jer 11, 20

Pilgerer
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Re: Bibel lesen- aber wie?

Beitrag von Pilgerer »

Es kommt beim Bibellesen darauf an, was das Ziel ist. Geht es um Erbauung, geht es um Geschichtskenntnis oder geht es um die autodidaktische Erarbeitung der christlichen Theologie?

Wenn es um Erbauung geht, kann ein regelmäßiges tägliches Bibellesen dazu förderlich sein, das auf Dauer zu einer Art liturgischen Gewohnheit werden, die der Seele Nahrung gibt. Hierzu sind die üblichen Bibellesepläne oder Bibelspruchsammlungen gut geeignet. Die Psalmen eignen sich gut hierfür.

Für die Geschichtskenntnis wäre ein chronologisches Lesen der Schriften hilfreich, die vor Hiob kommen (unter Ausschluss von 3. Mose und den Stammbäumen in 1. Chronik). Eine Kurzfassung bieten teilweise 1. und 2. Chronik. Im Neuen Testament passen dazu ein Evangelium sowie die Apostelgeschichte.

Für die autodidaktische Aneignung der christlichen Theologie anhand der Bibel können (das kann aber diskutiert werden) ein paar Evangelien und die Briefe der Apostel hilfreich sein. Daneben sind die christusbezogenen Prophezeiungen des Alten Testamentes interessant, angefangen mit dem Segen Jakobs über Juda.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Fridericus
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Re: Bibel lesen - aber wie?

Beitrag von Fridericus »

Kann mir jemand gute, nicht allzu umfangreiche, Evangelienkommentare empfehlen? Wenn möglich auch auf Latein. Vielen Dank.

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Protasius
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Re: Bibel lesen - aber wie?

Beitrag von Protasius »

Fridericus hat geschrieben:Kann mir jemand gute, nicht allzu umfangreiche, Evangelienkommentare empfehlen? Wenn möglich auch auf Latein. Vielen Dank.
Catena aurea des Doctor angelicus. Hier sind zum mindesten die Kommentare für die im NOM vorgetragenen Evangelienstellen abgedeckt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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ChrisCross
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Re: Bibel lesen - aber wie?

Beitrag von ChrisCross »

Naja, kurze kenne ich keine, würde das aber auch nicht erwarten. Denn wer früher zum Evagelium einen Kommentar verfasst hat, hat sich nicht kurz gehalten, sondern tief aus dem Quell der Weisheit geschöpft. Natürlich kannst du da bei den lateinischen Vätern oder einer Übersetzung der auch lesenswerten Griechen fündig werden. Wenn du einen Überblick dazu haben möchtest oder wissen willst, was dich anspricht, kannst du dir sicher zum einen bei der Bibliothek der Kirchenväter oder bei der Catena Aurea einen Überblick verschaffen, wobei letztere durchaus ausführlicher zu sien scheint. Wenn du die Werke selbst suchst, dürftest du hier fündig werden.
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Augustinus Conf. I. 1

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marcus-cgn
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Re: Bibel lesen - aber wie?

Beitrag von marcus-cgn »

Ich habe etwa vom 18. Lebensjahr ca. 10 Jahre lang die Texte im Schott gelesen, bin dann aber auf den Modus von Vesper und - später dann - Laudes umgestiegen. Möchte das auch beibehalten, versuche aber jetzt öfters in Form der Lectio Divina die Bibel als Ganzes (losgelöst von der Einengung in Perikopen) in den Tages- bzw Wochenablauf zu integrieren. Ganz vom liturgischen Schema möchte ich mich aber nicht trennen. Die Verteilung der Bücher im alten Brevier finde ich ganz Hilfreich, aber wenn man die biblischen Bücher ganz liest, kann das nur Richtschnur sein. Grob wäre das folgende Einteilung: Jesaja im Advent, Die Paulusbriefe in der Weihnachtszeit, das Gesetz in der Fastenzeit, Jeremia in der Passionszeit, die Klagelieder an den drei Tagen vor Ostern, Apostelgeschichte, katholische Briefe und Offenbarung in der Osterzeit, dann die älteren Propheten bis einschließlich Juli, die Sapentialbücher im August, die übrigen Schriften im September, die Makkabäer-Bücher im Oktober und die jüngeren Propheten (ausgenommen Jesaja und Jeremia) ergänzt um Daniel im November. Gibt es noch andere liturgische Einteilungen?

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