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Berger gegen »Oben-Ohne-Theologie«

Verfasst: Montag 31. Dezember 2007, 12:58
von cantus planus
Prof. Klaus Berger hat in der Tagespost einen interessanten und deutlichen Artikel veröffentlicht, der auch bei kath.net zu lesen ist.

Hier einige Auszüge:
„Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.“ Dieses Tischgebet zum Mittagessen hörte ich kürzlich in einer kirchlichen Akademie. Der begleitende und verantwortliche Geistliche gab in einem heftigen Gespräch, das wir daraufhin führten, zu erkennen, dass er genau mit dieser Formel auch Abendmahl feiern könnte. Ich sei wohl etwas altmodisch geraten. In der Tat. Denn nicht hochgeistige Gespräche über Hegel und Nietzsche, sondern solche „Tischgebete“ sind die praktische, ganz konkrete Auswirkung einer Theologie, die sich hochtrabend „Gott-ist-tot-Theologie“ oder eben atheistische Theologie nennt.
Konsequent war das Verhalten der Schüler durchaus. Denn wenn man systematisch mythologische Rede vermeiden wollte, musste man auch Gott als Person entmythologisieren und zum Beispiel durch „Liebe“ ersetzen. So kam es, dass man bist heute regelmäßig mit der Formel konfrontiert wird „Gott ist die Liebe“; das steht zwar im ersten Johannesbrief, aber als isoliertes Zitat funktioniert diese Formel als verheerender Theologie-Ersatz. Denn wenn Gott in Wahrheit nichts weiter als „die Liebe“ ist, hat man seine Personalität und seinen „Charakter“, seine Widerständigkeit und sein Geheimnis aufgelöst.
Schließlich aber gibt es eine typisch neukatholische Häresie in Deutschland, verbunden mit Namen wie Willigis Jäger OSB, Gotthold Hasenhüttl und Hubertus Halbfas, nicht zu vergessen das neue Buch von E. Pagels über das Thomas-Evangelium. Bei allen diesen Autoren wird explizit gesagt, Jesu Lehre sei buddhistisch und wer die Kirche erneuern wolle, brauche „mehr Buddhismus“. Nun ist der Buddhismus keine Religion, weil er keine Götter und keinen Gott kennt, sondern eine Philosophie der konsequenten Entleerung. So ist für jeden Buddhisten klar: Wo es keinen persönlichen Gott gibt, kann das erhoffte Schicksal jedes Einzelnen nur sein, sanft zu verlöschen. Wünschen möchte ich das niemandem, aber sehr viele wollen es für sich selbst. Nach christlichem Glauben soll und kann der Einzelne befreit werden – aber eben nicht von der eigenen Person, sondern von allem, was diese ängstigt und unfrei macht.
Ein äußerst lesenswerter Beitrag, in dem Berger klar Ross und Reiter nennt. Alleine das ist in der akademischen Theologie heute ein seltener Fall geworden.

Verfasst: Montag 31. Dezember 2007, 13:38
von overkott
Wenn Berger Bonaventuraner wäre, würde er erkennen, dass Gott die Liebe personal ist. Er würde den Papst und seine Enzyklika verstehen. Er würde erkennen, dass Jäger & Co. keine Bonaventuraner sind, weil sie das Paradoxon nicht wahrten, sondern etwas einseitig verstanden. Demgegenüber versteht Berger offenbar die Liebe etwas einseitig.

Verfasst: Montag 31. Dezember 2007, 13:49
von Raphael
overkott hat geschrieben:Wenn Berger Bonaventuraner wäre, würde er erkennen, dass Gott die Liebe personal ist. Er würde den Papst und seine Enzyklika verstehen. Er würde erkennen, dass Jäger & Co. keine Bonaventuraner sind, weil sie das Paradoxon nicht wahrten, sondern etwas einseitig verstanden. Demgegenüber versteht Berger offenbar die Liebe etwas einseitig.
Ich glaube, hier verstehst Du Klaus Berger miß:
Er kämpft - zumindest schon seit seiner Studentenzeit - gegen eine rein relationale Ontologie, die zu einer relativistischen Theologie führt bzw. geführt hat.

Auf den Punkt gebracht: Er ist nicht der Ansicht, daß die Liebe zur vierten Person Gottes erhoben werden sollte!

Verfasst: Dienstag 1. April 2008, 22:13
von incarnata
Hervorragender Artikel.Das Problem ist,daß heute üblicherweise schon im
Religionsunterricht den Schülern diese "oben ohne-Theologie" beigebogen
wird; kein Wunder,daß nach dem 14. Lebensjahr kaum noch einer in die
Sonntagsmessen geht.

Verfasst: Mittwoch 2. April 2008, 22:26
von Kurt
Berger zur Situation der Kirche in Deutschland (ist nicht mehr ganz neu, für die, die es noch nicht kennen)