Clemens hat geschrieben:Interessant und lehrreich, danke!
Ist "meine" lateinische Liste der 7 Todsünden eigentlich allgemein anerkannt, oder gibt es da verschiedene Traditionen?
Ich zähle so auf (Reihenfolge willkürlich):
Avaritia, pigritia, superbia, voluptas, cupiditas, ira, invidia.
Es gibt da so einiges:
"
Die Tradition der sieben (bzw. acht) Todsünden.
Die Geschichte der Haupt- oder Todsünden beginnt in der ägyptischen Wüste.
Evagrius Ponticus (345-399), ein gelehrter Anachoret des 4. Jahrhunderts, erarbeitete aufgrund von neuplatonischen und gnostischen Elementen einen Achtlasterkatalog..... Die acht Laster gastrimargía, porneía, philarguría, lúpe, orgé, akedía, kenodoxía und huperephanía verstand Evagrius als ‚böse Gedanken‘, die Dämonen einsetzten, um Einsiedler von ihrem Ziel abzulenken, die apatheia zu erreichen. Dieses Lasterschema wurde von
Johannes Cassian (360-435) übernommen und damit dem lateinischen Westen überliefert. Zwei Jahrhunderte später wurde die Lasterlehre von
Gregor dem Grossen (~540-604) in seiner Moralia in Iob einer grundlegenden Wandlung unterzogen. Gregor kennt offensichtlich Cassians Lasterkatalog, nimmt aber nur sieben Hauptlaster an, wobei diesen Hauptlastern
der Stolz ( superbia ) als regina oder radix übergeordnet wird, aus der die anderen Laster entspringen. Ferner führt Gregor den
Neid ( invidia ) als neues Laster ein,
fasst aber acedia und Traurigkeit ( lúpe , tristitia ) zu einem einzigen Laster, der tristitia zusammen. Gregors Lasterkatalog hatte einen kaum zu unterschätzenden Einfluss auf die christliche Literatur des Abendlandes, wobei dieser Katalog häufig mit demjenigen Cassians kombiniert wurde. Im 12. Jahrhundert wurden die verschiedenen Modelle vereinheitlicht und eine leicht korrigierte Fassung des Gregorianischen Lasterkatalogs mit sieben Lastern setzte sich durch.
Die sieben Laster Stolz ( superbia ), Neid ( invidia ), Zorn ( ira ), Acedia, Geiz ( avaritia ), Völlerei ( gula ) und Geilheit ( luxuria ) wurden seit dem 12. Jahrhundert in einer schier unübersehbaren Fülle von theologischen Abhandlungen, pastoralen Schriften (Predigthandbücher, Bussbücher, etc.) und literarischen Werken beschrieben. Der triumphale Erfolg dieses Lasterkatalogs hielt bis zum 15. Jahrhundert an und verschwand dann allmählich, ohne freilich je vergessen zu gehen. Wenn heute an die sieben Hauptlaster erinnert wird, dann ist damit in erster Linie eine mittelalterliche Lehre gemeint, die vor allem im 12.-15. Jahrhundert nicht nur die gelehrte Diskussion prägte, sondern auch das alltägliche Leben beeinflusste.
Die Darstellungen von Lastern und Tugenden sind aber ausserdem auch eine wichtige Quelle für die Beschreibung der menschlichen passiones (Leidenschaften). Vor allem in philosophischen und theologischen Werken wird das Verhältnis von Leidenschaften und Lastern vertieft. Dies wird zum Beispiel anhand der Beschreibung des Zorns besonders deutlich, der einerseits als Leidenschaft, nach einer langen philosophischen Tradition sogar als eine der grundlegenden Leidenschaften verstanden, andererseits wurde er seit den ersten Lasterkatalogen immer auch als Hauptlaster gedeutet. Psychologische Beschreibungen von Leidenschaften und Darstellungen von Lastern überschneiden sich somit und befruchten damit auch moralphilosophische Fragestellungen."
http://www.mediaevum.unifr.ch/vitia/konzept.html
Laster -
Sie sind selbst keine Sünden im engeren Sinne, jedoch die Ursache von Sünden und können sowohl zu schweren als auch zu lässlichen Sünden führen. Da die Hauptlaster Ursache und somit Wurzel von Sünden sind, werden sie gelegentlich auch als Wurzelsünden bezeichnet; auch der Begriff Hauptsünde ist gebräuchlich. Verwirrend und theologisch falsch, aber umgangssprachlich gebräuchlich ist die Bezeichnung der sieben Hauptlaster als sieben Todsünden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tods%C3%BC ... zum_Laster
Totsünde -
Seit dem 4. Jahrhundert gibt es die Unterscheidung von Todsünde und läßlicher Sünde.
Diese wird im 11. Jahrhundert allgemein gebräuchlich.
In der Theologie der Scholastik im 12. und 13. Jahrhundert wird Todsünde als Abkehr vom letzten Ziel und als Handlung gegen die Liebe, läßliche Sünde dagegen als Unordnung in den Mitteln zum Ziel bzw. als unvollständiger menschlicher Akt verstanden.
Mit der Bestimmung des Konzils von Trient, daß alle Todsünden nach Zahl, Art und artverändernden Umständen zu beichten sind, setzte ein besonders intensives Bemühen um die Klärung des Unterschiedes zwischen Todsünde und läßlicher Sünde ein. Dabei kam es zu einer immer größeren Ausweitung des Begriffs und der Zahl von Todsünden. In Theologie und Pastoral wird bis heute an der Zweiteilung in Todsünde und läßliche Sünde festgehalten; doch wird, wie Papst Johannes Paul II. eigens betont, die in der Tradition ebenfalls übliche Unterscheidung in schwere und leichte Sünde mit der Aufteilung in Todsünde und läßliche Sünde praktisch gleichgesetzt ..
Die heutige kirchliche Lehrverkündigung nennt in Übereinstimmung mit der ganzen Tradition "denjenigen Akt eine Todsünde, durch den ein Mensch bewußt und frei Gott und sein Gesetz sowie den Bund der Liebe, den dieser ihm anbietet, zurückweist, indem er es vorzieht, sich selbst zuzuwenden oder irgendeiner geschaffenen und endlichen Wirklichkeit, irgendeiner Sache, die im Widerspruch zum göttlichen Willen steht (conversio ad creaturam - Hinwendung zum Geschaffenen)" (RP 17; vgl. KKK 1857).
http://dbk.de/katechismus/scripte/kate_ ... r=1&band=2