Schrift als Spiegel
Verfasst: Dienstag 20. Januar 2009, 10:43
Inwieweit seht ihr Interpretation als Spiegel des Autors, des Textes und des Lesers?
Am besten beides.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Präzisiere oder exemplifiziere.
Sag' mal Robert, hast Du Jura studiert?Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das kommt darauf an.
Gar nicht. Wenn einer einen Text nicht selber geschrieben oder redigiert hat, ist er nicht dessen Autor.overkott hat geschrieben:Wie können wir die bewusste Absicht des Autors erkennen, wenn er den Text nicht selbst geschrieben oder redigiert hat?
Selbst heute gehen viele mit dem Verständnis von Autor so locker um wie der Kirchenlehrer und verstehen als Autor die Autorität, der die Urheberschaft zugeschrieben wird. Viele Personen des öffentlichen Lebens haben Ghostwriter. Sie verlesen Presseerklärungen, bei denen wie beim Wort Hl. Geist das gesprochene Wort gilt, und Journalisten verfassen ihren eigenen Text aus dem geschriebenen Wort, weil sie keine Zeit haben ihn sonst zu verarbeiten und Pressestellen freuen sich, dass überhaupt etwas gedruckt wurde. So verstehen wir in diesem Sinn Gott als Autor der Bibel, Mose als Autor der Genesis, Paulus, Johannes und Petrus als Autor der Briefe, Bonaventura als Autor der Texte, die er selbst nie geschrieben hat, aber seine Autorität in Anspruch nehmen, usw. Wir können natürlich historisch-kritisch jeden Buchstaben auf die Goldwaage lesen und sagen: Materiell gesehen war es wahrscheinlich ein anderer.taddeo hat geschrieben:Gar nicht. Wenn einer einen Text nicht selber geschrieben oder redigiert hat, ist er nicht dessen Autor.overkott hat geschrieben:Wie können wir die bewusste Absicht des Autors erkennen, wenn er den Text nicht selbst geschrieben oder redigiert hat?
(Wenn das, was Du schreibst, ein Spiegel Deiner selbst sein sollte, dann dürftest Du den Spiegel mal wieder putzen, damit er etwas klarer wird.)
taddeo hat geschrieben: Gar nicht. Wenn einer einen Text nicht selber geschrieben oder redigiert hat, ist er nicht dessen Autor.
Tatsächlich hat sich der Autoren-Begriff im Laufe der Zeit geändert. Soweit Autoritäten eventuell gar nicht schreiben konnten, sondern schreiben ließen, galten sie als Autoren, wenn ein Text in ihrem Namen geschreiben wurde. Schließlich war jede Kopie eines Werkes eine neue Edition, die redaktionelle Änderungen oder Kopierfehler enthalten konnte. Auch die Veränderungen änderten nichts an der prinzipiellen Autorenschaft. Auch in der Gebetsformel Im Namen des Vaters kommt die eigentliche Autorenschaft Gottes zum Ausdruck, der im Herzen und auf den Lippen des Beters sein soll.Bollak hat geschrieben:taddeo hat geschrieben: Gar nicht. Wenn einer einen Text nicht selber geschrieben oder redigiert hat, ist er nicht dessen Autor.
Unsinn, ich diktiere immer fünf Briefe zugleich, lasse sie schreiben, und bin doch deren Autor... Man soll das nicht unterschätzen. Der Brief ist die produktivste Literaturgattung.... Es werden jeden Tag Millionen geschrieben....