Seite 1 von 1

Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 15:08
von Paul Heliosch
Soeben bin ich über eine Frage von Prof. Dr. Hubert Windisch (Uni Freiburg) gestolpert:
...was könnte es bedeuten, im Jahr des Apostels Paulus, der ein großer Theologe war und Zeltmacher dazu, einmal darüber nachzudenken, die professorale Theologie zu entberuflichen?
(Aus einem kath.net Artikel mit dem Titel "Das Elend der deutschen Kirche und ihrer Theologie" vom 26. März 2009)

Ich denke, daß es nicht unbedingt der Beruf des Zeltmachers sein muss, aber wie wäre es mit z.B. Tankstellenwärter, Dekorateur oder Schreiner?

Was könnte es bedeuten, professorale Theologie zu "entberuflichen"?

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 15:11
von Linus
Zuhlehner stünde auf der Straße. Gut er ist inzwischen emeritiert

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 15:13
von Paul Heliosch
Linus hat geschrieben:Zuhlehner stünde auf der Straße.
Kann ich mir nicht vorstellen - Als Türsteher würde sich "Zulehner" garantiert profilieren. Aber es geht mir nicht nur um die Frage der Berufsalternativen, sondern um die allgemeinen Auswirkungen...

Nach der Predigt könnte man vielleicht solche Reaktionen hören: "Guck mal, ist das nicht der n, ... der macht doch die Nachtschicht bei Bosch..." - Würde er allein dadurch "glaub" - "würdiger"? Predigen heißt doch, die persönliche Glaubenserfahrung bezeugen. Wie bezeugt ein Berufstheologe die Glaubenserfahrung? Wo ist da seine Erfahrung machende Wirkplattform? Was unterscheidet ihn da von meiner Großmutter?

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 15:42
von ad_hoc
Paulus war bis zu seiner Berufung durch Jesus Zeltmacher gewesen. Ob er danach seine Tätigkeit noch ausgeübt hat, ist fraglich. Und wenn, dann höchstens sporadisch und in Zeiten, in denen er nicht zum Essen und Übernachten eingeladen wurde, wie es damals bei Verkündern, wie bei Jesus und den Aposteln auch, eigentlich üblich war.
Paulus ging vollkommen in seiner Berufung auf. Woher hätte er noch die Zeit nehmen sollen, sich beruflich zu engagieren?

Gruß, ad_hoc

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 15:55
von Paul Heliosch
Wenn der Hl. Paulus "die Last der Arbeit" erwähnt, so glaube ich, mich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich da "seiner Hände Arbeit" hineininterpretiere.
der Hl. Paulus hat geschrieben: In allem erweisen wir uns als Gottes Diener: durch große Standhaftigkeit, in Bedrängnis, in Not, in Angst,
unter Schlägen, in Gefängnissen, in Zeiten der Unruhe, unter der Last der Arbeit, in durchwachten Nächten, durch Fasten,
durch lautere Gesinnung, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Güte, durch den Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe,
durch das Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken,
bei Ehrung und Schmähung, bei übler Nachrede und bei Lob. Wir gelten als Betrüger und sind doch wahrhaftig;
wir werden verkannt und doch anerkannt; wir sind wie Sterbende und seht: wir leben; wir werden gezüchtigt und doch nicht getötet;
uns wird Leid zugefügt und doch sind wir jederzeit fröhlich; wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles.
Fakt jedenfalls ist: Er hatte für die Praxis seiner Verkündigung keine Entlohnungsversicherung.
der Hl. Paulus hat geschrieben:Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen.
(2. Thess 3,8)

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 16:17
von Paul Heliosch
Das theologische Berufsbild (PDF) ist in -D- übrigens ausführlich beschrieben: Link Arbeitsagentur - katholischer Theologe -

( ...sinnigerweise unter der Rubrik "Existenzgründung" findet man in dem PDF-Dokument viele Vorschläge, wie sich Theologen dem Vorbild von 2 Thess 3, 8 nähern können, ohne handwerkliche Zusatzausbildung... )

Re: Professorale Theologie "entberuflichen"?

Verfasst: Mittwoch 1. April 2009, 17:03
von Paul Heliosch
Die Sprache des Bauern (Tankwarts, Dekorateurs, ...) lernen - ich glaube, dies ist eine wesentliche Auswirkung der Entberuflichung professoraler Theologie.