Nietenolaf hat geschrieben:Ich sag's mal so: "Sodomie" ist im streng biblischen Sinn tatsächlich nicht beschränkt auf gleichgeschlechtliche Sexualität, sondern es bezeichnet ungeordnete, schändliche und lästerliche sexuelle Beziehungen: Hurerei zwischen den Menschen ungeachtet des Alters, des Geschlechts, der verwandtschaftlichen Verhältnisse. Das war in Sodom offenbar an der Tagesordnung, und in diesem Sinne ist das von Dir angeführte Gibea ein Äquivalent, denn dessen Bewohner verlangten und taten nichts anderes.
Ich denke, dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass auch Selbstbefriedigung dazugehört, um das Thema mal von der hier einseitig auf Homosexuelle "gerichtete" Argumentation abzubringen.
Ob "Sodomie" nun im "allgemein gültige Sprachgebrauch" nun mit "Zoophilie" gleichzusetzen ist, war vielleicht Auslöser dieser Diskussion, ist aber eigentlich keine Frage des rechten Glaubens. Deshalb verstehe ich manche Beiträge hier nicht so ganz. Mir kommt es eher so vor, als werde hier von allen Seiten Öl ins Feuer gegossen, was dann dazu führt, dass die Väterlehren in Zweifel gezogen werden, auch dort, wo sie ganz unmissverständlich sind.
Zum den "mosaischen Gesetzen" ist wohl in erster Linie als Christ zu sagen, dass wir die "Bestrafung" (besonders die mit dem Tode) Gott überlassen sollen; das heißt aber nicht, dass die Gesetze automatisch außer Kraft gesetzt sind.
Was wohl eben so klar sein sollte, dass
Vergewaltigung jeder Art in einer zivilisierten Gesellschaft verhindert werden muss! Sei es von Tieren, Kindern, Frauen oder Männern. Dann braucht man auch nicht so komplizierte Konstrukte wie Roberts "einfache Sodomie". Gäbe es übrigens eine zweifelsfreie Überführung solcher "einfacher" Sodomie (allein schon Selbstbefriedigung), dann hätten wir wohl keine Probleme mit dem Islam mehr, weil er längst "ausgestorben" wäre.
Andererseits zu Deiner Interpretation der Väterlehren, Fiore:
FioreGraz hat geschrieben:Das stimmt ja auch was sie nicht unbedingt richtiger machen wenn sie etwas als "Widernatürlich" annehmen. Nur weil sie aufgrund irgenwelcher bliblischen Aussagen das Ptolomäische Weltbild prpagieren würde würde das diese Aussage auch nicht richtiger machen,
Die Väter (damit meinen wir die auch von der orthodoxen Kirche anerkannten) haben solche unsinnigen Aussagen aber nicht gemacht, deshalb müssen wir sie ernst nehmen. Wenngleich die gesellschaftliche Einstellung zu Homosexualität heute bestimmt nicht die der damalgen Zeit sein darf. Z.B. schreibt Anastasios Kallis (gewiss nicht zur Freude aller Orthodoxen) in
Das hätte ich gerne gewusst – 100 Fragen an einen orthodoxen Theologen:
Grundsätzliche Voraussetzung für einen gerechten und effektiven pastoralen Einsatz ist die Berücksichtigung der neuen anthropologischen Erkenntnis, dass ein gewisser Prozentsatz der Menschen homosexuell geprägt ist; sich bewusst zu machen, dass Homosexualität zwar eine ungewöhnliche, aber keine abnormale Form des Sexuallebens ist. Das bedeutet, dass sie als unverschuldetes Normalverhalten, nicht mehr als ungeheuerliche Gotteslästerung, abgrundtiefes Laster und himmelschreiende Sünde betrachtet werden darf. Denn selbst als defizitäre Partnerschaftsform dürfte sie mitmenschliche Solidarität und nicht Verdammung verdienen.
Der Versuch einer Enttabuisierung der Homosexualität würde in der orthodoxen Kirche auf eine schwer überwindbare Barriere stoßen, die mit einer Hermeneutik einhergeht, die sich nicht nach den historischen Gründen dieses Tabus fragt, sondern nach den Zeugnissen der Heiligen Schrift und der Kirchenväter als wörtlich gottinspiriere Verhaltensnormen versteht. [...]
Ausgehend davon, dass der gottgefällige, naturgemäße Geschlechtsverkehr heterosexuell ist, gilt die Homosexualität als eine schwere Sünde, die entsprechend harte erzieherische Maßnahmen zur Aufrichtung des reumütigen Sünders verlangt, der Besserung geloben muss. Die Anwendung dieser pastoral erscheint im Licht neuer anthropologischer Erkenntnisse als ungerecht und unsachgemäß, denn die Vorstellung, dass jeder normale Mensch heterosexuell sein muss, lässt sich nicht mehr aufrechterhalten. Daher gilt auch der Versuch einer „Therapie“, die auf die Umwandlung der Homosexualität in Heterosexualität zielt, als umstritten. Die pastorale Konsequenz dieser Erkenntnisse wäre nicht die Verdammung der Homosexuellen, sondern die Bejahung der Homosexualität.
[...]
Die Überwindung der überkommenen negativen Einstellung zur Homosexualität ist nicht primär eine theologische, sondern vielmehr eine psychologische Frage, deren Lösung durch die unbewältigte Tabuisierung der Sexualität in der christlichen Ethik erschwert wird.
Das heißt aber nicht, dass die Heilige Schrift und die Kirchenväter irrten, sondern dass wir aufgrund unseres Unvermögens nie sicher sein können, ihre Zeugnisse ganz verstanden zu haben.
Die eigentliche "Sodomie-Frage" für uns alle besteht also nicht in der "Indoktrination durch die Sodomisten-Lobby", wie man aus Roberts Posting herauslesen könnte, sondern darin:
Dietrich Bonhoeffer hat geschrieben:Weil Nachfolge Selbstverleugnung und ganze Bindung an Jesus ist, darum kann nicht an irgendeiner Stelle der eigene, lustbeherrschte Wille des Jüngers freien Lauf bekommen. Solche Begierde, und läge sie nur in einem einzigen Blick, trennt von der Nachfolge und bringt den ganzen Leib in die Hölle. Mit ihr verkauft der Mensch seine himmlische Erstgeburt um ein Linsengericht von Lust. Er glaubt dem nicht, der ihm hundertfältig Freude vergelten kann für versagte Lust. So stürzt er vom Weg der Nachfolge ab und ist von Jesus getrennt. Die Unreinheit der Begierde ist Unglaube. Darum allein ist sie verwerflich.
Das, denke ich, trifft den Kern und ist auch die Lehre der Kirchenväter!