Bezieht sich offenbar auf meine Deutung von Toleranz als einer anderen Form von Höflichkeit.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Also eine Sekundärtugend, mit der man auch ein KZ betreiben könnte
– um einen großen deutschen Staatsmann zu zitieren?
Eigentlicher Ursprung des zitierten Ansatzes:
Interview mit André Comte-Sponville über dieses Buch:Auf die Zwiespältigkeit der Höflichkeit, die immer in der Gefahr steht, eine Sekundärtugend zu sein (mit der man, wenn man sie verabsolutiert, auch ein KZ betreiben kann), weist insbesondere
André Comte-Sponville: Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben; Ein kleines Brevier der Tugenden und Werte; Rowohlt hin:
"Die Höflichkeit ist die erste Tugend und vielleicht der Anfang aller Tugenden. Sie ist auch die dürftigste, oberflächlichste, fragwürdigste: Ist sie überhaupt eine Tugend? Ihre moralische Reputation ist jedenfalls zweifelhaft. Aber sie schert sich um die Moral sowenig wie die Moral um sie. Was ändert es am Faschismus, wenn ein Nazi höflich ist? Was ändert es an der Schreckensherrschaft? Natürlich nichts, und dieses nichts ist für die Höflichkeit sehr bezeichnend: Formtugend, Etikettentugend, Scheintugend. Anschein einer Tugend und nur Schein.
Unbestreitbar ist die Höflichkeit ein Wert, doch dieser Wert ist ambivalent, er ist kein Selbstwert - er kann das Beste und das Schlimmste beinhalten - und insofern ist er fast suspekt. Dieses Bedachtsein auf Formen muß etwas verbergen, aber was? Es ist Raffinement, und dahinter könnte Raffiniertheit stecken. Es ist äußerer Schein, und der Schein könnte trügen. Diderot spricht irgendwo von der «beleidigenden Höflichkeit» der vornehmen Leute, aber es gibt auch die unterwürfige und kriecherische der kleinen Leute. Ungeschminkte Verachtung und umstandsloses Gehorchen wäre einem lieber."
http://www.diplomatie.gouv.fr/label_Fra ... L/spo.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Tugend