Eva Herman

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Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Hallo ad_hoc,

ich habe heute noch zu meiner Verlobten gesagt: "Standhaft und konsequent ist sie, das muss man ihr lassen". Und das meine ich ehrlich. Sicher ist es nachvollziehbar, dass diese Situation sie innerlich nicht gerade entlastet hat. und beim "Schmusebär" Kerner droht einem als Gast auch eigentlich keine Gefahr. Aber sie wusste ja, warum sie eingeladen wird, die beiden hatten ein Vorgespräch und durfte auch davon ausgehen, dass sie im gesamten Studio nicht so viele Freunde hat.

Aber Schreinemakers (die ich im Übrigen gar nicht mag!) und Senta Berger sind kaum Vorwürfe zu machen. Sie reagierten nur auf das Gehörte. Immerhin wollte Senta Berger gehen, mit dem Hinweis darauf: Dann müsse sie erst die Bücher lesen und sich vorbereiten. Immerhin hat Kerner die Sendung fast monothematisch gestaltet, auch wenn er bereits wiederholt mitgeteilt hat, das gespräch sei zu Ende. Letztendlich musste aber auch Frau Herman wissen, dass sie dort ihr Fernseh-Ende unterschreibt. Klar war das niczht einfach für sie, aber sie hätte am besten einfach absagen sollen. Immerhin war sie schon mal ausgeladen im ZDF und sie hat sich - Druck hin oder her - nicht gut verkauft. Das ging schon im ersten Satz los. Statt so eingeschnappt den Fragen auszuweichen, hätte sie sich von Anfang an diplomatisch verhalten sollen und klugerweise müssen. Wenn sie aber sofort am Anfang los legt und die Fragen des Moderators kritisiert, dann ist es klar, dass man sich das als Moderator und Gastgeber nicht bieten lassen muss und vor allem darf. Das ist nun mal so. Hätte ich die Sendung moderiert, hätte ich das Gesrpäch mit ihr sehr viel früher beendet, wenn ich erkannt hätte: a) sie bleibt bei ihren Aussgagen, b) sie weicht bewusst meinen Fragen aus und b) sie kritisiert laufend meine Fragen. Ich weiß, dass Kerne doof fragen kann, aber als Gast habe ich das nicht zu kommentieren. Und tue ich es doch, muss der Moderator darauf reagieren. Nur hat das der Kerner erst nach 50 Minuten getan - als sich die beiden anderen Damen völlig zurecht fragten: "Und warum sitze ich hier?"

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Sicherlich ist es nicht so einfach sich in ihre Situation hinein zu versetzen. Einig sind wir uns hingegen doch sicher, dass sie sich am besten taktisch und zwar direkt von Anfang an anders verhalten hätte. Nur - wer seine Meinung öffentlich kund tut, gerade wenn sie so umstritten ist - muss doch mit einem sehr geteilten Echo rechnen. Seht doch, wie es hier oder in anderen Internet-Foren ist - wo nicht ganz Deutschland mit liest. Auch hier bekommt man was auf den Latz geknallt, wenn man mit seiner Ansicht eher zur Minderheit eines Forums gehört. Mir ist es nur unverständlich, dass sie sich plötzlich in der alleinigen Opferrolle sieht und die Medien, zu denen sie bis vor kurzem gehörte, nun die Bösen sind - nur weil es jetzt um ihre eigene Person geht. Klar gibt es Schöneres, aber niemand hat sie gezwungen ihre Meinung in Bücher zu fassen und derart Promotion zu machen.

Ich respektiere Eva Hermans Standhaftigkeit, aber ich habe kein Mitleid mit ihr, da dieses ganze Gezetere ihre eigene Handschrift trägt. Hätte sie für ihre Pressekonferenz ein anderes Manuskript vorbereitet, wäre ihr das alles in dieser Schärfe erspart geblieben. Egal wie man das findet - dass das Echo so ist bzw. sein kann, hat sie gewusst bzw. wissen müssen.

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Walter
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Beitrag von Walter »

Timotheus hat geschrieben:Aber Schreinemakers (die ich im Übrigen gar nicht mag!) und Senta Berger sind kaum Vorwürfe zu machen. Sie reagierten nur auf das Gehörte. Immerhin wollte Senta Berger gehen, mit dem Hinweis darauf: Dann müsse sie erst die Bücher lesen und sich vorbereiten. Immerhin hat Kerner die Sendung fast monothematisch gestaltet, auch wenn er bereits wiederholt mitgeteilt hat, das gespräch sei zu Ende.
Ja, Senta Berger kann man hier keine Unehrlichkeit vorwerfen. Immerhin ist wohl auch sie nicht nur wegen der Gage gekommen sondern wollte auch etwas vom Rampenlicht abhaben.

Schreinemakers wollte Eva Herman aber ganz eindeutig eine reindrücken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie wirklich selbst glaubt, dass wir Deutschen, nach allem was wir der Welt böses angetan haben, nun als letzte Wiedergutmachung die moralische Pflicht hätten, mangels Kinder auszusterben.
:nein:
Timotheus hat geschrieben:Letztendlich musste aber auch Frau Herman wissen, dass sie dort ihr Fernseh-Ende unterschreibt. Klar war das niczht einfach für sie, aber sie hätte am besten einfach absagen sollen ...
... wenn du unterstellst, sie wolle "auf Teufel komm raus" beim Fernsehen bleiben. Doch davon hat sie sich wohl schon geistig verabschiedet, als sie aus der Tagesschau ausstieg, um ihr erstes Buch zu schreiben. Vielleicht hatte sie irgendwann (etwa als sie ihr Kind bekam und sie Zeit hatte nachzudenken, oder einfach durch eine Gande Gottes) angefangen nachzudenken? Vielleicht dachte sie, dass es im Leben noch etwas anderes gibt, als jeden Abend vor zig Millionen Menschen zu sitzen und ihnen Lügen vorzulesen? Wer weiß? :roll:
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Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Lieber Walter,

zunächst einmal halte ich es für eine ziemlich banale und auch, vorsichtig ausgedrückt, sehr mutige Unterstellung der Tagesschau vorzuwerfen "Lügen" zu verbreiten.

Dass es noch etwas anderes als den Beruf gibt (egal ob Maurer oder Nachrichtensprecher) ist klar. Ob dies nun eine göttliche Eingebung war oder für sie einfach nur eine neue Erkenntnis, will ich mal nicht bewerten. Dass sie die Tagesschau verließ hatte auch den Grund, dass folgendes nicht geht: Einerseits neutraler Nachrichtensprecher, andererseits Buch-Autor mit dezidierter Meinungs-Äußerung.

Frau Schreinemakers ist eine Ex-Moderatorin mit einer sehr diffizielen TV-Vergangenheit, die den Absturz im Geschäft aus guten Gründen sehr gut kennt. Ich erinnere mich nur an ihre privaten Steuer-Angelegenheiten, die sie in ihrer Sendung jedem Zuschauer aufdrücken wollte und ihre unsäglichen Ersatz-Engagements als Weight-Watchers-Moderatorin. Richtig, sie hat jede Bühne nötig. Aber Senta Berger befindet sich doch nicht in einer vergleichbar misslichen Situation wie Frau Schreinemakers.

Dennoch ist es verständlich, dass sich jeder Gast gefragt hätte - warum ich und nicht nur Frau Herman? ;-)

Grüße und gute Nacht!

Timotheus

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Walter
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Beitrag von Walter »

Timotheus, ich habe nicht geschrieben "nur Lügen", allerdings hat wohl jeder die Erfahrung gemacht, dass etwas, was man selbst live miterlebt hat (und sei es nur am Fernseher) in den Nachrichten später anders dargestellt wird, und darauf werden Nachrichtensprecher eben getrimmt: ohne mit der Wimper zu zucken. Mit Erfolg: Die Leute glauben das, was im Fernsehn gesagt wird, nicht nur bei uns, sondern natürlich weltweit. Wenn man zurecht geschnittene und natürlich frei synchronisierte Fernsehbilder aus arabischen Ländern oder Russland sieht, da denkt jeder: Wie kann man nur so blöd sein, das zu glauben?

Und bei uns? Unser Fernsehen ist natürlich im Besitz der einzigen Wahrheit. Frau Herman hätte da sowieso nur unter der Bedingung eine Chance, wieder reinzukommen, dass sie ihre eigenen Bücher selbst öffentlich verbrennt. Ansonsten droht ihr selbst der Scheiterhaufen: "Die öffentliche Hinrichtung der Eva Herman" (Original-Überschrift der WELT heute) und ihre Bücher kommen auf den Index. Irgendwie alles schon einmal dagewesen? Das ist doch sonst genau deine Meinung zu ähnlichen Themen hier ...:roll:

Dir auch eine gesegnete Nacht!


PS: Passend zum Thema noch ein nettes Einschlaf-Video vom Sandmännchen: ;D

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PPS zum Aufwachen: Der erste Teil des obigen Videos erklärt es noch einmal weniger emotional.
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Der armen Frau Herman hat die ganze Anpassung, Anbiederung und "Abgrenzeung" gegenüber "Rechts" am Ende gar nichts genützt; sie hat sich den Bannstrahl des Wächterrates zugezogen und jetzt ist sie erledigt; dabei ist es völlig gleichgültig, was sie gesagt hat.

Und was sagt uns die Geschichte: Wer noch etwas zu verlieren hat, der darf seine Meinung nicht äußern, wenn sie vom Mainstream abweicht; so ist das in der DDR 2.0.

Die ganzen Geschichten um Hohmann, Herman, Künzel usw. haben aber auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie zeigen zunehmend deutlich, wer hierzulande eigentlich das Sagen hat; und wenn man erst weiß, wo Freund und Feind stehen, dann kann man sich darauf einstellen; das ist wichtig in gut getarnten Diktaturen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Erst erklärst du selbstkritisch "Ich kenne mich da kaum aus" und dann erklärst du einen Satz später, warum es tatsächlich "entartete" Kunst gibt und legitimierst somit bewusst nationalsozialistisches Vokabular.
Sorry aber so ein Satz kann doch von keinem frei denkendem Menschen mehr kommen. Wie kann man Wörter und Wortkombinationen die vor der Welle der "Wortpolizei" im normalen Sprachgebrauch vorkamen und auch heute noch vorkommen zensieren, brandmarken etc. Das ist doch völliger Blödsinn. Ich kann doch Menschen nicht verurteilen aufgrund von verwendeten Wörtern und Wortkombinationen ohne den Inhalt des
gesagten zu berücksichtigen. Und das geschieht heute. Es ist doch logisch wenn ein Meisner, Edi oder sonstwer von "entarteter Kunst" redet das nicht mit irgenwelchen Rassenideologien in verbindung bringt und es geht auch aus dem Inhalt des Gesagten gar nicht hervor. Was soll der Scheiß?
Was wollen Gesinnungspolizisten wie du damit erreichen, den Duden neu schreiben, die deutsche Sprache neu erfinden?

Im Endefeckt ist es aber ein wirksames Druckmittel der Gutmenschterroristen, wenn jemanden nicht passt was ein anderer sagt, wartet man auf das "richtige Wort". Da wird schon mal aus einem Vortrag über Kräne und dem Kranführer im Führerhäuschen (Hitlers Plumsklo auf der Wolfsschanze oder am Berghof) eine nazionalsozilialistische Hetzpropaganda.
Man wird dann zu Kerner eingeladen um sich zu distanzieren, wenn man dann noch erwähnt das es auch unter Hitler Eisenbahnen mit Lokführern gab und unsere Eisenbahnen noch immer mit Lokführern durch die Gegend tingeln folgt die Hinrichtung.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Raphael

Beitrag von Raphael »

Leguan hat geschrieben:
Thimotheus hat geschrieben:Ich weiß auch gar nicht, wieso hier plötzlich so Viele ihrem Unmut bzw. ihrer Abneigung gegenüber dem Zentralrat der Juden freien Lauf lassen, wo es doch um Frau Herman geht?
Der ZDJ hat von Kardinal Lehmann verlangt, sich vom Zentralkomitee deutscher Katholiken zu distanzieren und "ein klärendes Wort" zu sprechen, weil diese bösen Katholiken es doch tatsächlich Eva Herman erlaubt haben, ihre Meinung zum Thema Familie zu sagen. Diese Meinungsäußerung ist laut ZDJ "nicht nur ein Armutszeugnis für die Teilnehmer, sondern auch eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich über 60 Jahre in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur engagiert haben".
Nur der guten Ordnung halber:
Das Forum der deutschen Katholiken (FDK) ist etwas völlig anderes als das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK).
Der spiritus rector des Forums, Herr Prof. Hubert Gindert, war wohl früher im Zentralkomitee, hat dann aber aufgrund der antikatholischen Umtriebe innerhalb des Zentralkomitees das Zentralkomitee verlassen.

Die unterschiedliche Ausrichtung dieser beiden Gremien kann man bspw. daran erkenn, daß sich aus dem ZdK heraus die Gründungsmitglieder für Donum vitae e.V. rekrutieren, während das FDK Abtreibung für ein verabscheuungswürdiges Verbrechen hält, zu dem Abstand zu wahren ist.

Ob S.E. Lehmann eine Distanzierung vom FDK schwer gefallen wäre, lasse ich mal offen .........

Christian
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Beitrag von Christian »

Timotheus hat geschrieben:
.....

Kerner soll sich auf die weichen Themen und aufs Kochen konzentrieren und gerne auch auf Sport, aber alles andere ist nicht seine Stärke.

..
Tu mir das bitte nicht an . Sport und Kochen sind meine Leidenschaft und beides den Kerner überlassen ...brrrr....
Als Fußballreporter bei der WM2006 war Kerner nur grauenhaft. Sport im öffentlich - rechtlichen ist nichts anderes als selbstgerechtes dahinquatschen von übernommenen Phrasen. Das öffentlich - rechtliche ist in Sachen Sport "gleichgeschaltet" , seriöser Journalismus kommt beim öffentlich-rechtlichen doch gar nicht mehr vor. Schlimmer als bei den "privaten" biedern sich gerade die öffentlich-rechtlichen ihren Sponsoren an und machen sich zur Lachnummer.
Mit der Qualität bei JBK geht es immer steiler berg ab.

Gruß, Timotheus
Wie überall beim Ersten und Zweiten.

Gruß,

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

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holzi
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Beitrag von holzi »

Christian hat geschrieben:Wie überall beim Ersten und Zweiten.
Es heisst nicht umsonst: "Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze!" ;)

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Also, diese Diskussion hier wird langsam wirklich müßig.

@ Walter

Du unterstellst schon wieder, die Tagesschau oder andere Nachrichten würden bewusst Lügen verbreiten, wenn auch nicht "nur" Lügen. Du wirst verstehen, dass ich da meine Berufs-Ehre verteidige. Dass im Rahmen einer Nachrichtensendung Inhalte nur verkürzt wieder gegeben werden können, liegt aufgrund der Informationsfülle und Sendelänge auf der Hand. Innerhlab der Nachrichten kann man nie alle Hintergründe und Sachverhalte darstellen. Dafgür gibt es dann auch Magazine und Zeitungen. Es geht darum dem Hörer und Zuschauer Fakten mit zuteilen. Wertungen finden in Nachrichten nie statt, von daher wird man auch nicht "getrimmt", jedenfalls nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen. Ich kenne bisher nur einen ehem. Fall dieser Art: Das war ein ehem. Berliner privater Radiosender, dessen Inhaber von seiner Nachrichtenredaktion erwartete auf CDU-Linie zu bleiben, die SPD nur im negativen Kontext zu nennen und die PDS in den Nachrichten ausschließlich SED-Nachfolgeorganisation zu nennen. In diesem Zusammenhang kündigten die meisten Mitarbeiter, eben wegen dieser Beeinflussung, die mit dem journalistischen Berufs-Ethos nichts mehr gemein haben.

Mir gefällt auch vieles nicht, was ich sehe oder höre, aber diese Pauschalisierung ist mehr als deplaziert.

@ Fiore

Normalerweise wird man zu Kerner eingeladen, um ein nettes Plaudferstündchen zu haben und eine kostenfreie Zone geboten zu bekommen, um Werbung in eigener Sache zu machen (neue CD, neues Buch, neuer Film). Manchmal hat er sogar richtig interessante Gäste da - ist aber nicht so häufig, vor allem seit er mehr als einmal die Woche auf Sendung geht. Kerner ist Unterhaltung und dabei sollte er bleiben.

Kerner ist weniger der "Polizist" sondern meist der, der immer für alles Verständnis zeigt, eben nicht "anecken" will bei seinen Gästen. Kritisch und journalistisch gut und eben nicht plaudernd sind z.B. Anne Will (ARD) und Maybrit Illner (ZDF). Auch im Journalismus ist es erlaubt, Meinungen anzubieten, die der Zuschauer/ Hörer im Rahmen seines eigenen Meinungsbildungs-Prozesses annehmen oder ablehnen kann.

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Raphael hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben: Der ZDJ hat von Kardinal Lehmann verlangt, sich vom Zentralkomitee deutscher Katholiken zu distanzieren und "ein klärendes Wort" zu sprechen, weil diese bösen Katholiken es doch tatsächlich Eva Herman erlaubt haben, ihre Meinung zum Thema Familie zu sagen. Diese Meinungsäußerung ist laut ZDJ "nicht nur ein Armutszeugnis für die Teilnehmer, sondern auch eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich über 60 Jahre in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur engagiert haben".
Nur der guten Ordnung halber:
Das Forum der deutschen Katholiken (FDK) ist etwas völlig anderes als das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK).
Der spiritus rector des Forums, Herr Prof. Hubert Gindert, war wohl früher im Zentralkomitee, hat dann aber aufgrund der antikatholischen Umtriebe innerhalb des Zentralkomitees das Zentralkomitee verlassen.
Danke, ich habe mich da etwas anderes geschrieben, als ich gedacht habe. Es muß natürlich "Forum Deutscher Katholiken" heißen. Um so positiver war ich überrascht, daß Kardinal Lehmann sich geweigert hat "ein klärendes Wort" zu sprechen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

FioreGraz hat geschrieben:Was wollen Gesinnungspolizisten wie du damit erreichen, den Duden neu schreiben, die deutsche Sprache neu erfinden?
Hast du gemerkt, daß sie den Duden neu geschrieben haben? – Ein Zirkel von Bürokraten hat das gegen die Experten und gegen die Volksmehrheit in hübsch parteiübergreifender Konspiration durchgepaukt. Das Volk hat’s überwiegend willenlos geschluckt, wenn auch nicht recht verdaut, wie der überall zu beobachtende Wort- und Satzdurchfall lehrt.

Auf ähnlicher Linie liegt die Einführung des Esperantogeldes. Oder die Abholzung von Quadratmeilen herrlichen Apfelbaumbestandes bei Werder nach dem dem Anschluß der Zone, weil die Bäume nach EG-Norm keine Äpfel trugen – dafür war der Durchmesser der Früchte ein paar Millimeter zu gering.

Ich weiß, daß ich mich wiederhole, aber es ist zu wichtig zu begreifen, daß bei all dem ein feststehendes Programm abgespult wird; darum binnen weniger Tage noch einmal das folgende Zitat:
Lord Bertrand Russell (The Impact of Science on Society, dt. u. d. T.: Wissenschaft wandelt das Leben, München 1953, S. 41 ff.) hat geschrieben:Politisch wird wahrscheinlich die Massenpsychologie zur wichtigsten Disziplin werden … Das Aufkommen der modernen Propagandamethoden hat ihre Bedeutung wesentlich gesteigert. Die wichtigste dieser Methoden heißt angeblich „Erziehung“. Auch die Religion spielt eine, wenn auch verschwindende, Presse und Rundfunk eine an Bedeutung zunehmende Rolle … Es steht zu hoffen, daß eines Tages jeder jeden zu allem überreden kann, wenn er seine Patienten nur jung genug in die Hand bekommt, und vom Staat mit Geld und dem erforderlichen Apparat versehen wird.

Auf diesem Gebiet würde man erheblich weiter kommen, wenn die Sache in einer Diktatur von Wissenschaftlern in die Hand genommen würde … Die Sozialpsychologen der Zukunft werden über mehrere Schulklassen verfügen, an denen sie eine Reihe von Verfahren erproben, wie man den Menschen die unverrückbare Überzeugung beibringt, daß Schnee schwarz ist. Und bald werden die ersten vergleichbaren Ergebnisse vorliegen: 1. Der Einfluß des Elternhauses ist von Übel, 2. man erreicht wenig, wenn man den Unterricht nicht schon in der Altersklasse unter 10 Jahren beginnt, 3. sehr wirksam sind in Musik gesetzte Verse, die man immer wieder absingen läßt, 4. die Ansicht, „Schnee ist weiß“ stempelt man am besten als Geschmacksverirrung morbider Überspanntheit ab. Aber … ich greife vor. Es ist die Sache zukünftiger Wissenschaftler, hierfür genaue Grundsätze zu entwickeln und herauszufinden, was es pro Kopf und Nase kostet, den Kindern beizubringen, daß Schnee schwarz ist, und wieviel weniger man ausgeben kann, um sie glauben zu machen, er sei dunkelgrau.

Diese Wissenschaft von der Massenpsychologie wird zwar fleißig betrieben, aber streng auf die regierenden Klassen beschränkt werden. Den Pöbel wird man über das Verfahren, wie seine Ansichten ausgebrütet wurden, im unklaren lassen. Hat sich diese Technik eines Tages vervollkommnet, so kann jede Regierung, die die Erziehung für eine Generationsspanne in der Hand hat, ihre Untertanen gefahrlos ohne Armeen und Polizisten am Zügel führen.
Der nächste Schritt, den du tun mußt, besteht darin, daß du fragst: Wer hat die Definitions- und Deutungshoheit? – Aber Vorsicht: es ist schon übel gelitten, wenn du die Lieder deines Herrn nicht singen magst; dem Herrn selber den Kotau zu verweigern oder ihn gar als Kompositor schlechter Lieder zu bezeichnen: das wird gefährlich.

Der dritte Schritt besteht darin zu fragen, warum jene definitorischen Hoheiten ihre Deutungsgewalt ausüben. – Das zu beantworten ist schwieriger. Hier genügt die Beobachtung nicht mehr, hier ist vertieftes Studium erforderlich. Am Ende steht der Schrecken. Groß und gewaltig. Und dann – bist du kein Helot, weil dir eine Hoffnung gegeben ist – der Ruf: Maranatha.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
FioreGraz hat geschrieben:Was wollen Gesinnungspolizisten wie du damit erreichen, den Duden neu schreiben, die deutsche Sprache neu erfinden?
Hast du gemerkt, daß sie den Duden neu geschrieben haben? – Ein Zirkel von Bürokraten hat das gegen die Experten und gegen die Volksmehrheit in hübsch parteiübergreifender Konspiration durchgepaukt. Das Volk hat’s überwiegend willenlos geschluckt, wenn auch nicht recht verdaut, wie der überall zu beobachtende Wort- und Satzdurchfall lehrt.

Auf ähnlicher Linie liegt die Einführung des Esperantogeldes. Oder die Abholzung von Quadratmeilen herrlichen Apfelbaumbestandes bei Werder nach dem dem Anschluß der Zone, weil die Bäume nach EG-Norm keine Äpfel trugen – dafür war der Durchmesser der Früchte ein paar Millimeter zu gering.

Ich weiß, daß ich mich wiederhole, aber es ist zu wichtig zu begreifen, daß bei all dem ein feststehendes Programm abgespult wird; darum binnen weniger Tage noch einmal das folgende Zitat:
Lord Bertrand Russell (The Impact of Science on Society, dt. u. d. T.: Wissenschaft wandelt das Leben, München 1953, S. 41 ff.) hat geschrieben:Politisch wird wahrscheinlich die Massenpsychologie zur wichtigsten Disziplin werden … Das Aufkommen der modernen Propagandamethoden hat ihre Bedeutung wesentlich gesteigert. Die wichtigste dieser Methoden heißt angeblich „Erziehung“. Auch die Religion spielt eine, wenn auch verschwindende, Presse und Rundfunk eine an Bedeutung zunehmende Rolle … Es steht zu hoffen, daß eines Tages jeder jeden zu allem überreden kann, wenn er seine Patienten nur jung genug in die Hand bekommt, und vom Staat mit Geld und dem erforderlichen Apparat versehen wird.

Auf diesem Gebiet würde man erheblich weiter kommen, wenn die Sache in einer Diktatur von Wissenschaftlern in die Hand genommen würde … Die Sozialpsychologen der Zukunft werden über mehrere Schulklassen verfügen, an denen sie eine Reihe von Verfahren erproben, wie man den Menschen die unverrückbare Überzeugung beibringt, daß Schnee schwarz ist. Und bald werden die ersten vergleichbaren Ergebnisse vorliegen: 1. Der Einfluß des Elternhauses ist von Übel, 2. man erreicht wenig, wenn man den Unterricht nicht schon in der Altersklasse unter 10 Jahren beginnt, 3. sehr wirksam sind in Musik gesetzte Verse, die man immer wieder absingen läßt, 4. die Ansicht, „Schnee ist weiß“ stempelt man am besten als Geschmacksverirrung morbider Überspanntheit ab. Aber … ich greife vor. Es ist die Sache zukünftiger Wissenschaftler, hierfür genaue Grundsätze zu entwickeln und herauszufinden, was es pro Kopf und Nase kostet, den Kindern beizubringen, daß Schnee schwarz ist, und wieviel weniger man ausgeben kann, um sie glauben zu machen, er sei dunkelgrau.

Diese Wissenschaft von der Massenpsychologie wird zwar fleißig betrieben, aber streng auf die regierenden Klassen beschränkt werden. Den Pöbel wird man über das Verfahren, wie seine Ansichten ausgebrütet wurden, im unklaren lassen. Hat sich diese Technik eines Tages vervollkommnet, so kann jede Regierung, die die Erziehung für eine Generationsspanne in der Hand hat, ihre Untertanen gefahrlos ohne Armeen und Polizisten am Zügel führen.
Der nächste Schritt, den du tun mußt, besteht darin, daß du fragst: Wer hat die Definitions- und Deutungshoheit? – Aber Vorsicht: es ist schon übel gelitten, wenn du die Lieder deines Herrn nicht singen magst; dem Herrn selber den Kotau zu verweigern oder ihn gar als Kompositor schlechter Lieder zu bezeichnen: das wird gefährlich.

Der dritte Schritt besteht darin zu fragen, warum jene definitorischen Hoheiten ihre Deutungsgewalt ausüben. – Das zu beantworten ist schwieriger. Hier genügt die Beobachtung nicht mehr, hier ist vertieftes Studium erforderlich. Am Ende steht der Schrecken. Groß und gewaltig. Und dann – bist du kein Helot, weil dir eine Hoffnung gegeben ist – der Ruf: Maranatha.
Ich möchte das hier von Robert Gesagte noch einmal unterstreichen und auf folgende zum Thema passende Beobachtung hinweisen:
Zu der Kerner-Sendung war ein Historiker eingeladen, der jedoch im Publikum saß; quasi „Volkes Stimme“ repräsentierte, dieses jedoch mit besonderem wissenschaftlichen Gewicht. Der weltanschauliche Hintergrund dieses Herrn läßt sich leicht mit einer kurzen Internet-Recherche ermitteln. Von Frau Schreinemakers wurde dieser Herr auch gleich noch lobend erwähnt: „………. jemand, der sich mehr als drei Gedanken zur Nazizeit gemacht hat.“

Seine pathologisierenden Anmerkungen zu der Position Eva Herrmans haben bei dieser die absolut verständliche Reaktion ausgelöst, auf die Anmerkungen nicht weiter einzugehen. Nichtsdestoweniger sollte wohl beim Publikum der Eindruck erweckt werden, Eva Herman stelle sich mit ihren Thesen gegen die „validen Forschungen“ der modernen Geschichtswissenschaft.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Timotheus hat geschrieben:@ Kurt

Ich rede davon, dass sich Frau Herman mehr als ungeschickt verhalten hat und zwar während und vor allem nach der Pressekonferenz. Sie hätte infach sagen können, dass sie sich in ihrer Argumentation vergallopiert hat - genau wie es Herr Broder schreibt. Ich kann auch nicht vor die Presse treten und sagen: "Unter Hitler war nicht alles schlecht, immerhin hatten alle Arbeit". Von einer Journalistin darf man wohl etwas mehr Fingerspitzengefühl erwarten. Dann verweigert sie bei Kerner auch noch das Gesrpäch mit dem Historiker. Warum war sie dann überhaupt anwesend? Sie hätte ja absagen können. Mit Sicherheit ist Frau Herman nicht nahe der NS-Politik, aber mit Sicherheit hat sie sich sehr ungeschickt, um nicht zu sagen, blöd geäußert. Diese ihre Vergleiche auch noch ständig zu rechtfertigen halte ich für sehr ungeschickt, aber das ist Ansichtssache.

Damit will ich nicht beschönigen, wie sich Kerner verhalten hat. Wie gesagt, als er Herrn Seehofer vor ca. zwei Wochen zu Gast hatte, hat er seine Sendung inhaltlich ebenso vor die Wand gefahren wie gestern. Und wenn die Gäste schon gehen wollen und er dafür einen Gast verabschieden "muss", dann heißt das: Sendung war Scheibenkleistere und Kerner ist Schuld - denn er ist der Gastgeber und kam wieder mal nicht klar. Ich sage ja: Er soll kochen, sich mit Reinhold Messner über das Bergsteigen zum 92.000 Mal unterhalten und er soll auch gerne Sport kommentieren - aber bitte nichts politisches mehr, das geht bei ihm immer in die Hose.

So, um mehr geht es mir gar nicht. Eva Herman, ihre Haltung zur Familie oder ihre Bücher generell kann man finden wie man will. Sie hat eine sehr schlechte Figur gemacht - vor allem für eine Person im Mediengeschäft - und Kerner hat wieder mal versagt und mit dem Rauswurf versucht seinen eigenen Ar... bzw. die Sendung zu retten.

Grüße

Timotheus
Hallo Timotheus,

ich gebe Dir darin recht, daß Eva Herman sich an einigen Stellen sehr unklug verhalten hat. Nachdem ich mir die Sendung aber nun zweimal in Ruhe angesehen habe, kann ich Deinem Urteil insgesamt aber nicht mehr zustimmen. Eva Herman wurde von Kerner und den anderen Teilnehmern systematisch in die Ecke gedrängt. Ihre Weigerung, mit dem "Historiker" zu sprechen, kam ja erst, nachdem er wiederholt absurde Vorwürfe gegen sie erhoben hatte.

Der wahre Skandal der Sendung aber war Johannes B Kerner. Scheinheilig betonte er mehrfach, Eva Herman "fair" behandeln zu wollen. Stattdessen hat er konsequent alles ignoriert, was Eva Herman zu ihrer Verteidigung vorzutragen hatte. Aus dem Tonmitschnitt der Pressekonferenz ging eindeutig hervor, daß Eva Herman einen wirren Satz formuliert hat, der nicht als Basis für den von der Presse gegen sie erhobenen Vorwurf hergenommen werden konnte. Trotzdem wurde von Kerner immer wieder darauf insistiert, sie solle sich davon distanzieren und Reue zeigen. Für etwas, das sie weder gesagt noch gemeint hatte? Eva Herman hat mehrfach in der Sendung klargestellt, was sie eigentlich sagen wollte. Es wurde konsequent ignoriert. Obwohl man sich im Gesprächsverlauf mehrfach darauf darauf zu einigen schien, den "Nazivorwurf" nun zu vergessen, kam man doch immer wieder darauf zurück. Selbst Tränen-Grete Schreinermakers gab an einer Stelle zu bedenken, der auf der Pressekonferenz gesagte Satz sei "kraus und wirr" und helfe bei der Frage gar nicht weiter, man solle ihn daher vergessen und über das Thema reden. Allein die Gesinnungspolizisten duldeten das nicht. Eva Herman stellte zutreffend fest, daß man einfach glauben wolle, sie habe sich verharmlosend über die Nazizeit geäußert. Damit war alles gesagt.

Der Gipfel der Peferidie indessen war Kerners Vergleich eines Rosenberg-Zitats mit einem Auszug aus Eva Hermans Buch. Den Individualismus zu kritisieren ist nun wahrlich keine nationalsozialische Erfindung. Eva Herman über diesen Umweg diskreditieren zu wollen, ist lumpenhaft.

Ich ärgere mich über mich selbst. Und ich schäme mich. Auch ich habe der Presse von Anfang an in dieser Sache zu viel Glauben geschenkt. Ich war davon ausgegangen, daß es wirklich einen ungeschickten oder dummen Vergleich mit der Nazizeit gegeben hat. Das scheint mir nun gar nicht mehr der Fall zu sein. Belege dafür bleibt die Presse nach wie vor schuldig. Gestern habe ich noch ein bißchen gesurft und mir einige Presseberichte über die Kerner-Sendung angeschaut. Wieder wird falsch und irreführend berichtet. Nicht nur wird der Gesprächsverlauf falsch wiedergegeben (vgl. Autobahnzitat), sondern der Grundtenor ist bei allen: Eva Herman weigerte sich, sich von ihren "zweifelhaften Äußerungen" distanzieren. Daß es diese "zweifelhaften Aussagen" aber gar nicht gegeben hat, wird geflissentlich unterschlagen. Die Presse lügt an dieser Stelle also ganz offensichtlich.

Deprimiert,
SD
If only closed minds came with closed mouths.

Timotheus
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Wohnort: Berlin

Beitrag von Timotheus »

Lieber Stephen,

möglicherweise ist Eva Herman auch zu einem Bauernopfer geworden, da sich vielleicht einige Publizisten mittlerweile damit schwer tun, zurück zu rudern. Kerner ist doch im Grunde wie Ex-Kanzler Schröder: Ich schaue mal in die Runde, suche den allgemeinen Meinungs-Tenor und übernehme ihn. Sicherlich war es unglücklich und möglicherweise ist es in der Tat so gelaufen, dass aus der Unaufmerksamkeit eines Agentur-Reporters eine solche Nummer wurde. In der Regel kann man sich auf Agenturmeldungen verlassen, aber auch ich habe solche und solche Erfahrungen gemacht. Gut ist es immer, wenn man als Journalist gewisse Dinge vor Veröffentlichung nachprüfen kann. Mal ganz abgesehen von der journalistischen Sorgfaltspflicht war das aber natürlich eine knackige Headline und da Eva Herman ohnehin mit ihrer Haltung zur Familie sehr in der Kritik steht, vielleicht auch nicht ganz unwillkommen.

Auch im Journalismus arbeiten Menschen, denen die Sorgfalt zuweilen aus den Händen gleitet, oder die sich einer bestimmten Haltung annehmen. Und ja, auch in dieser Branche hat man es manchmal mit Menschen zu tun, die politisch denken, ihre Meinung haben und meinen diese persönliche Haltung mit in ihre Arbeit einfließen lassen zu müssen. Das darf eigentlich nicht sein und solche Kollegen sollten dann eher für die TAZ die "Junge Freiheit" schreiben oder bei der "Jungen Welt" oder "Neues Deutschland". Solche blöden Dinge bleiben aber leider nicht aus. Menschliche Schwächen machen sich auch in anderen Branchen bemerkbar, nur für die Öffentlichkeit nicht so deutlich wie in den Medien. Deshalb bin ich aber kein Freund von genereller Medienschelte, wozu sich Kritiker immer so gerne hinreißen lassen: "Alles linker Gutmenschenkram, die Presse lügt oder ist gesteuert". Anderswo werden Medien wirklich gesteuert, wie z.B. in den USA einige Sender a la FOX-News.

Du siehst, auch ich bin lernfähig und meine Kritik an Johannes B. Kerner habe ich ja auch sehr deutlich gemacht. Es ist ja nicht die erste Sendung, bei der man Kopfschmerzen vom Kopfschütteln bekommt. Allerdings kann er ja auf eine grandiose Quote verweisen und letztlich diese entscheidet über Bestehen oder Nicht-Bestehen seiner Sendung. Wie schnell das ZDF klug reagieren kann, hat man ja bei Jürgen Fliege gesehen. Wer ihn mal persönlich, hinter den Kulissen, erlebt hat mag kaum glauben dass der Mann wirklich Pfarrer ist. Arrogant, selbstverliebt und voller Selbstmitleid. Vermutlich nicht ganz umsonst hat er sich mit der Gemeinde der Berliner Gedächtnis-Kirche einen bizarren Streit liefern müssen, um die Trauerfeier von Klaus-Jürgen Wussow auf Wunsch der Familie leiten zu dürfen.

Aber die Presse ist nicht so böse und verlogen, wie auch hier immer gerne pauschalisiert wird. Dazu möge man z.B. hier bei der WELT lesen:

http://www.welt.de/fernsehen/article125 ... erman.html

Auch hier ein kleiner Presse-Überblick der FTD, wie Kerners Verhalten bewertet wird:

http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:P ... 64231.html

"Selbstgerechtes Tribunal" klingt nicht nach Lob und Dank, oder?

Grüße

Timotheus

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Auch ich habe der Presse von Anfang an in dieser Sache zu viel Glauben geschenkt. Ich war davon ausgegangen, daß es wirklich einen ungeschickten oder dummen Vergleich mit der Nazizeit gegeben hat. Das scheint mir nun gar nicht mehr der Fall zu sein. Belege dafür bleibt die Presse nach wie vor schuldig. Gestern habe ich noch ein bißchen gesurft und mir einige Presseberichte über die Kerner-Sendung angeschaut. Wieder wird falsch und irreführend berichtet. Nicht nur wird der Gesprächsverlauf falsch wiedergegeben (vgl. Autobahnzitat), sondern der Grundtenor ist bei allen: Eva Herman weigerte sich, sich von ihren "zweifelhaften Äußerungen" distanzieren. Daß es diese "zweifelhaften Aussagen" aber gar nicht gegeben hat, wird geflissentlich unterschlagen. Die Presse lügt an dieser Stelle also ganz offensichtlich.
Ich danke dir für diesen Beitrag.

Was die Pressereaktionen betrifft, so geht die Manipulation munter weiter, wie du ganz richtig bemerkst. Besonders grobschlächtig ist Springers »Bild«. Dort titelt die Schmierenjournaille nicht nur: »
Nazis feiern Eva Herman« und: »Ist Eva Herman braun oder nur doof?«, sondern ein besonders ekelerregender Griffelrammler versteigt sich zu Sätzen wie den folgenden: »Eva Herman hätte ich nicht vor die Tür gesetzt. Was hat die dumme Kuh denn gemacht vor laufender Kamera? Zum Mord aufgerufen, obszöne Handlungen an sich oder an Ihnen vollzogen, der Kinderporno-Mafia das Wort geredet? Nein. Sie hat sich nur immer tiefer in den Sumpf hineingeplappert, in den sie sich verlaufen hat. Eva Herman ist ganz sicher keine Nazi-Hexe, die mit einem Besenstiel über Auschwitz reitet. Eva Herman ist, ich sagte es schon, eine dumme Kuh. Niemals würde ich mit Eva Herman über Faschismus, Bolschewismus reden. Über das Wetter würde ich mit ihr reden und wie sie ihr Haar blond färbt. Und warum mollig sexy ist und wie der Orgasmus der 48-jährigen Frau ist.«

Über die Presse für den formaler Intelligenz nicht so vollständig entbehrenden Volksteil gibt »Die Welt« einen Überblick. Der vorherrschende Tenor ist, daß man durchaus das Tribunal gegen Eva Herman kritisiert. Die »Süddeutsche« sprach zeitweilig gar vom »Volksgerichtshof« (was inzwischen durch »Laiengericht« ersetzt wurde). Dem „gesunden Volksempfinden“, das sich klar auf Eva Hermans Seite gestellt hat, zollt man Tribut. Das ist das Ventil für den Volkszorn. In den Nebensätzen verleumdet man Eva Herman dennoch unverdrossen weiter, damit nur ja hängen bleibt, was hängen bleiben soll und was der »Mannheimer Morgen« etwas deutlicher sagt als andere, die aber dasselbe meinen: »
Aber sehr viel ärgerlicher ist die Hysterie um Herman. Ihre in Buchform gegossene These, Frauen blieben besser daheim bei ihren Kindern (was in Hermans Fall sicher stimmt), mag beim Fuldaer Katholiken-Forum beklatscht werden. Allgemeine aufgeklärte Haltung ist indes, dass die Wahl zwischen Erziehungszeit und Arbeitsleben jede Mutter für sich selbst treffen sollte. Darüber müsste man auch nicht lange in einer Fernsehrunde diskutieren.«

Das ist der eigentliche Grund, weshalb Frau Herman medial hingerichtet wird.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Timotheus hat geschrieben:Unaufmerksamkeit eines Agentur-Reporters
Na, das war wohl eher die besondere Aufmerksamkeit einer Hamburger Springer-Tante, nicht wahr?
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Kurt
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Beitrag von Kurt »

Das Kerner Interview im Wortlaut I

Das Kerner Interview im Wortlaut II

(Danke Stephen für Deine Mühe, zu einem eigenen Urteil zu kommen).

Wer möchte, kann sich die Textfassung des Interviews ja mal durchlesen. Ich habe allerdings nicht geprüft, ob sie mit dem gesprochenen Wort übereinstimmt.
Nach den Erfahrungen bin ich inzwischen äußerst mißtrauisch.

Es erinnert mich sehr an "Die verlorene Ehre der Katarina Blum", auch wenn ich Böll doof finde.

Timotheus
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Beitrag von Timotheus »

Lieber Robert,

auch ein Kommentator hat das Recht die Haltung Hermans zur Familie zu kritisieren. Und er darf in seinem Kommentar auch deutlich machen, dass er ihre Thesen für unzeitgemäß hält. Dass bei der BILD besonders abschreckende Geister arbeiten ist auch innerhalb der Branche bekannt. Alle mir persönlich bekannten BILD-Redakteure sind Menschen, die ich eher meiden will im Leben. Das Traurige ist: Um bei der BILD zu arbeiten, muss man sch... sein.

Was Kerner da gemacht hat, ist allerdings sein ganz eigener Verdienst. Das hat er ganz allein so entschieden - schließlich wird die Sendung nicht vom ZDF produziert, sondern von ihm persönlich. Somit trägt er allein die Verantwortung dafür. Ob und von wem er sich da angeblich leiten ließ, ist reine Spekulation. Man kann höchstens kritisieren, dass das ZDF diese Sendung so ausstrahlen ließ, falls sie von den Programm-Verantwortlichen im Vorfeld überhaupt gesehen wurde.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das ZDF lügt und betrügt in seinen Beiträgen zum Thema übrigens besonders dreist.
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Edi
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Beitrag von Edi »

Die Bild-Schweinezeitung gehörte längst verboten oder sie müsste wegen Beleidigung solch grosse Strafen erhalten, dass die existenzgefährdend wären. So aber zahlen die doch evt. vorkommende Bußgelder aus der Portokasse.

Herr Kerner wäre sicher nach einer kurzen juristischen Ausbildung auch für den Volksgerichtshof gut geeignet gewesen. Er hat ja hier schon mal sein Gesellenstück abgeliefert.

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JuliaVictoria
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Beitrag von JuliaVictoria »

Dem kann ich mich nur anschließen, was die Bild Zeitung angeht.

Da ich bis heute Morgen noch in Italien war und es in diesem kleinen Ort, wo ich war, an deutschen Zeitungen nur die Bild gab, war ich zunächst sehr geschockt von dem was ich dort über Frau Herman gelesen habe.
Hier zuhause allerdings habe ich mir Frau Hermans Auftritt bei Kerner noch einmal angeschaut und mir war sofort klar, dass die Bild, wie so oft, die meisten Aussagen Hermans aus dem Zusammenhang gerissen hat und sich dadurch ein falsches Bild aufdrängt hat.
Nur leider machen sich wahrscheinlich nicht allzu viele Leute die Mühe, sich das ganze mit eigenen Augen anzuschauen, denn da ist es ja viel bequemer dem zu glauben was in der Bild steht.
"Die Kirche würde die Liebe zu Gott und ihre Treue zum Evangelium verraten, wenn sie aufhörte, die Stimme derer zu sein, die keine Stimme haben."
(Erzbischof Óscar Romero)

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holzi
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Beitrag von holzi »

Es bedarf schon einiger Abhärtung, will man nicht bei dem heutigen Zeitungswesen Schaden an Leib und Seele nehmen!
Adolph Kolping, Rheinische Volksblätter, 1864
Nach wie vor aktuell!

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Walter
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Beitrag von Walter »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ZDF lügt und betrügt in seinen Beiträgen zum Thema übrigens besonders dreist.
Besonders dreist ist ja wohl die Zusammenfassung der Kerner-Show im ARD/ZDF-Mittagsmagazin. :shock:

@Timotheus: Du musst du diesen Bericht doch nur mal mit dem Originalmitschnitt der Sendung vergleichen, um zwangsläufig festzustellen, dass die Kollegen von ARD/ZDF es nicht so genau mit ihrer "Berufsehre" nehmen:

Timotheus hat geschrieben:Also, diese Diskussion hier wird langsam wirklich müßig.

@ Walter

Du unterstellst schon wieder, die Tagesschau oder andere Nachrichten würden bewusst Lügen verbreiten, wenn auch nicht "nur" Lügen. Du wirst verstehen, dass ich da meine Berufs-Ehre verteidige. Dass im Rahmen einer Nachrichtensendung Inhalte nur verkürzt wieder gegeben werden können, liegt aufgrund der Informationsfülle und Sendelänge auf der Hand. Innerhlab der Nachrichten kann man nie alle Hintergründe und Sachverhalte darstellen.
Würdest du also ganz konkret im aktuellen Beispiel weiterhin behaupten, "aufgrund der Informationsfülle und Sendelänge" sei eine derartige Verkürzung auch mit deiner ganz persönlichen "Berufsehre" zu vereinbaren? :nein:

PS: Anscheinend hat du mein kleines PPS gestern eben zum Thema "Berufsehre" übersehen. Hier also nochmal die Großversion:


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Walter
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Beitrag von Walter »

Timotheus hat geschrieben:Was Kerner da gemacht hat, ist allerdings sein ganz eigener Verdienst. Das hat er ganz allein so entschieden - schließlich wird die Sendung nicht vom ZDF produziert, sondern von ihm persönlich. Somit trägt er allein die Verantwortung dafür. Ob und von wem er sich da angeblich leiten ließ, ist reine Spekulation. Man kann höchstens kritisieren, dass das ZDF diese Sendung so ausstrahlen ließ, falls sie von den Programm-Verantwortlichen im Vorfeld überhaupt gesehen wurde.
Das ist freilich die allerdümmste Ausrede die ich zu dem Thema gelesen habe. Wie gesagt wurde Eva Herman in der angeblich "nicht vom ZDF produzierten" Sendung ja noch vergleichsweise fair behandelt, verglichen mit der vom ZDF-Mittagsmagazin daraus zusammengeschnittenen Kurzversion.

Zudem konnte man auf der Straße schon in der Bildzeitung lesen, dass Eva Herman abends bei Kerner rausgeschmissen werden würde. Von den ganzen detaillierten Online-Berichterstattungen mal ganz zu schweigen. Nur die Programm-Verantwortlichen vom ZDF wurden davon live überrascht?

:ikb_wallbash:
γενηθήτω το θέλημά σου·

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Selbst das Deutschlandradio, eigentlich recht niveauvoll in der Berichterstattung, diffamiert:
Wuttke: Die Johannes-B.-Kerner-Show im ZDF gestern Abend. Eingeladen Eva Herman, die im September vom NDR gefeuert worden war, nachdem sie über die Familienpolitik im Nationalsozialismus gesagt hatte: "Es war eine grausame Zeit, Hitler hat das deutsche Volk ins Verderben geführt, aber was damals auch gut war, das sind die Werte, das sind die Kinder, das sind die Mütter, das sind Familien." ...
Hier endet im Deutschlandradio das Zitat, während des Zitat im vollen Wortlaut wie folgt geht, und wie es im Kerner-Interview ebenfalls ignoriert wurde:
Herman: "Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch eine Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das, alles, was wir an Werten hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft.
Herman sagt also nicht, dass dies Werte des Nationalsozialismus gewesen seien, sondern das Gegenteil, nämlich, dass sie in der NS-Zeit abgeschafft wurden. Das erkennt man aber nur bei vollständiger Zitation.

Daraufhin Kerner:
Kerner: War das wirklich gut, was damals war mit Müttern, mit Kindern mit Familien?
Ist diese Ignorenz nicht eine bodenlose Unverschämtheit?
Daraufhin Herman - zurecht genervt:
Herman: Also nochmal, das Original zeigt ja ganz klar, dass ich von den Werten, von den Werten sprach, die wir, also wir Menschen, schon vor dem Dritten Reich, während des Dritten Reichs und auch bei den 68ern hatten, die dann abgeschafft wurden. Ich sprach nicht von der Politik des Dritten Reiches, sondern ich sprach von den Werten der Menschen.
Und so geht das dann 50 Minuten lang, ohne das Herman die Fassung verliert. Unglaublich!

(Ansonsten ist der D-Radio-Artikel aber durchaus lesenswert ;) )

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Mein Fazit jedenfalls : Ich kann auf Sendungen, wie "Johannes B. Kerner" in Zukunft getrost verzichten und verbringe die geschenkte Zeit lieber mit Lesen oder Malen. Worüber man sich ärgern kann (jedoch nicht sollte ;-) ) ist eigentlich nur die Tatsache, dass man für Niveaulosigkeit und Lügenberichte Gebühren zahlen darf.

Frau Herman wünsche ich nur das Beste, naja aber bei den momentanen hitzigen Diskussionen mache ich mir - jedenfalls was ihren Buchverkauf angeht - keine Sorgen ;-) Aber Bücher verfolgen, sowieso immer einen kommerziellen Zweck (Magarete Schreinemakers). By the way: Gab es da nicht einmal eine Moderatorin, die Ihrerzeit prominente Gäste z.T. bis zur Weissglut provozierte, bis diese im Studio Randale machten? Soweit ich mich erinnern konnte wurde zu jener Zeit alles mögliche getan, um größtmögliche Einschaltquoten zu erziehlen und... aber lassen wir das ...
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Edi
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Beitrag von Edi »

Sebastian hat geschrieben:Mein Fazit jedenfalls : Ich kann auf Sendungen, wie "Johannes B. Kerner" in Zukunft getrost verzichten und verbringe die geschenkte Zeit lieber mit Lesen oder Malen. Worüber man sich ärgern kann (jedoch nicht sollte ;-) ) ist eigentlich nur die Tatsache, dass man für Niveaulosigkeit und Lügenberichte Gebühren zahlen darf.
Es ist ganz einfach: Die Lügenglotze abschaffen, dann entfallen auch die Gebühren. Ich habe seit Jahren keine mehr und es geht gut, nicht einmal eine Zeitung habe ich.

Ruddel
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Gegner der Familie - ein historischer Abriß (Teil 1)

Beitrag von Ruddel »

Aus Rolf Kosiek: „Die Frankfurter Schule und Ihre zersetzenden Auswirkungen“, Hohenrain-Verlag Tübingen, 3. Aufl. 2001, ISBN 3-89180-061-4, S. 137-147:

„Die wesentlich auf der Frankfurter »Kritischen Theorie« beruhende Konfliktlehre der Neuen Linken richtete sich nicht nur gegen den Staat, sondern rüttelte auch an den geistigen Grundlagen der Familie und anderer Einrichtungen der Gesellschaft. Die Familie als »eine Institution von großer Beharrlichkeit« ist wegen »ihrer Verwurzelung im biologischen Untergrund der Geschlechtsbeziehungen und der mütterlichen Daseinsfürsorge für die Nachkommenschaft sowie durch andere sich in ihr auswirkende Kräfte« (SCHELSKY 1955, S. 11) den Marxisten stets ein Dorn im Auge gewesen. Vor allem in der Kriegs- und Nachkriegs zeit hatte die Familie sich »als letzter Stabilisierungsrest und sozialer Halt in einer sich auflösenden Welt« (ebd., S. 107) gezeigt, und in der Zeit der Not hatte sich der »hohe soziale Bindungswert der Familie für den Jugendlichen« erwiesen (SCHELSKY 1963, S. 109). STALINs Hoffnung, daß die durch die Millionen aus dem Osten Vertriebenen in Westdeutschland erhöhte
Not den Boden für den Kommunismus bereite, erfüllte sich nicht.

Schon MARX sah in seinem Kommunistischen Manifest als »eine der Hauptaufgaben der sozialen Revolution die Auflösung der Familie« an, da sie ein »Monument der Entfremdung« sei. Da er später aus Altersgründen darüber nicht mehr ausführlich schreiben konnte, legte Friedrich ENGELS die marxistischen Ansichten zur Familie in seinem Buch Der Ursprung der Familie dar. Dabei gab er auch seiner Überzeugung Ausdruck, daß die Gruppenehe wie in prähistorischer Zeit wieder entstehen werde. In den Kommunen der 68er tauchte sie für einige Jahre wieder auf.

In seinen Studien über Autorität und Familie hatte HORKHEIMER 1936 der Familie das Entstehen des »autoritären Verhaltens« angelastet und sie für den »autoritären Charakter« verantwort lich gemacht: »Die Familie in der Krise produziert jene Einstellung, die die Menschen für blinde Unterwerfung anfällig macht.« (zit. in JAY 1981, S. 143). Die Frankfurter Neomarxisten forderten so in der Nachfolge von MARX, die traditionelle Familie als konservatives Bollwerk zu zerstören, und die sexuell gemischte Kommune wurde nicht zufällig ein Kennzeichen der linken studentischen Protestbewegung von 1968. Der Familie als reaktionärem Überbleibsel des angeblich überlebten Bürgertums galt der Kampf der linken Meinungsmacher. Die schon dem alten HOMER zugeschriebene Erkenntnis, daß, wer außerhalb des Familienverbandes lebe, ein verkommenes Subjekt sei, sollte aus dem Bewußtsein des Volkes verschwinden. Folgerichtig ging auch die Stoßrichtung der von der Frankfurter Schule maßgeblich gesteuerten emanzipatorischen Pädagogik dahin, das natürliche Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen Lehrern und Schülern zu zerstören. Jede Autorität sollte abgeschafft werden, auch weil darin angeblich eine wichtige Voraussetzung totalitärer Herrschaft bestehe.

HORKHEIMER kennzeichnete den »autoritären Charakter« durch folgende Merkmale: »…eine mechanische Auslieferung an konventionelle Werte; blinde Unterwerfung unter die Autorität, die mit blindem Haß auf alle Opponenten und Außenseiter einhergeht; Ablehnung introvertierten Verhaltens; streng stereotypisches Denken; ein Hang zum Aberglauben; halb moralische, halb zynische Abwertung der menschlichen Projektivität.« (HORKHEIMER 1972b, S. 51). Der für die Frankfurter Schule positive Gegensatz zum autoritären Charakter bestand zunächst im „Revolutionär“, später im „Demokraten“: eine bezeichnende Ausdrucksverschiebung während der USA-Zeit HORKHEIMERs. So wurde die Familie als der angebliche Ort „repressiver Zwänge“ diffamiert. Als „Zentrale reaktionäre Keimzelle“ sollte sie schon in der Schule „entlarvt“ und von hier aus verunsichert werden. Das Schlagwort »Trau keinem über 30« wies in die gleiche Richtung, in der der enerationenkonflikt verschärft, statt gelöst und fruchtbar gemacht werden sollte. Die aus der FREUDschen Psychoanalyse über Wilhelm REICHs marxistische »sex-ökonomische Richtung« bewirkte Sexualisierung traf die Familie ebenfalls in ihrem Kern und trug zu ihrer Abwertung bei. Diese besondere Entwicklung ist weiter unten ausführlich dargestellt.

Unter dem Vorwand, das Wohl des Kindes im Auge zu haben und seine angeblich unterdrückten Interessen zu fördern, wurde die Familie verunsichert und verleumdet, wurden die natürlichen und für jede Erziehung notwendigen Bindungen an die Eltern in Frage gestellt. Mit vielerlei Mitteln wurde versucht, die Kinder möglichst der Familie zu entfremden und sie der elterlichen Einwirkung zu entziehen.“
Zuletzt geändert von Ruddel am Donnerstag 11. Oktober 2007, 17:10, insgesamt 2-mal geändert.

Ruddel
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Gegner der Familie - ein historischer Abriß (Teil 2)

Beitrag von Ruddel »

Aus Rolf Kosiek: „Die Frankfurter Schule und Ihre zersetzenden Auswirkungen“, Hohenrain-Verlag Tübingen, 3. Aufl. 2001, ISBN 3-89180-061-4, S. 137-147:

„Ein eindrucksvolles Beispiel für die politische Wirksamkeit dieser Bestrebungen bietet in aller Deutlichkeit der Zweite Familienbericht der linksliberalen Bundesregierung vom 15.04.1975 über die Lage der Familie in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere der darin enthaltene »Bericht der Sachverständigenkommission«, die von der Bundesregierung eingesetzt und personell berufen war. Unter der Leitung des jungen Soziologen Friedhelm NEIDHARDT arbeitete die Kommission fast vier Jahre an ihren Empfehlungen.

Ist schon das Soziologendeutsch des Berichts schwer lesbar, so wird mit der Sprache offen Bewußtseinsveränderung zu bewirken versucht.

Statt von der Erziehung als der grundlegenden Aufgabe der Familie im Hinblick auf die Kinder wird meist von einer Sozialisationsaufgabe« (S. IX) gesprochen, wobei der Familie bisheri ger Art dann eine mangelhafte »Sozialisationsqualität« (S. 62) zuerkannt wird, weil angeblich in ihrem Bereich »soziale Kontakte, die dem Intimitätsmuster der Familie nicht mehr entsprechen, unbekannt und deshalb auch ungekonnt bleiben« (S. 63). Offenbar wird dabei auch an den damals zur Blütezeit der Neuen Linken sehr modischen Gruppensex und das nun stärkere Auftreten von Schwulen und Lesben gedacht.

Nach Ansicht der Kommission zeige die Familie »totalitäre Erziehungseinwirkungen« (S. 63) und führe zu »gesellschaftlicher Isolierung« (S. 62), weswegen sowohl die »Kontrolle des elterlichen Erziehungsverhaltens « (S. 28), die »deshalb sehr beschränkt ist, weil die Vorstellungen vom unstörbaren Elternrecht auf Erziehung in der Bevölkerung noch ziemlich verbreitet sind« (S. 28), als auch die »Mitbestimmung der Kinder« (S. 37) gefordert werden. Auch seien »Alternativen zu herkömmlichen Organisationsformen der Familie« (S. 59) mit besserer »Ausbalanciertheit der familiären Machtverhältnisse « (S. 38) zu entwickeln, insbesondere dürften »nichtlegalisierte Partnergemeinschaften, Wohngemeinschaften, Kollektive etc. gegenüber der historischen Form der heutigen „Normalfamilie“« (S. 74) nicht benachteiligt werden, was wohl nur als eine regierungsamtliche Werbung für die Kommunen angesehen werden kann. Das im Jahre 2000 abgelaufene Gesetzgebungsverfahren der rotgrünen Koalition zur Angleichung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften an die Ehe stellt eine gewisse Neuauflage dieser Vorstellungen dar und beweist, wie weit sich die damaligen linken Ideen im Laufe weniger Jahrzehnte durchsetzen konnten.

Eine allgemeine Abwertung der Familie und der Versuch, den schon erschreckenden Geburtenschwund in Westdeutschland noch zu verstärken, kommen auch darin zum Ausdruck, daß die Kommission unter einseitiger Zugrundelegung der falschen Milieutheorie den Eindruck zu erwecken versucht, als ob eine größere Geschwisterzahl Intelligenz und Schulerfolge herabsetze, wenn in unverantwortlicher Weise behauptet wird, »daß bei einer größeren Kinderzahl eine ungünstigere Entwicklung der meßbaren Intelligenz festzustellen ist« und daß es ein »schulisches Leistungsversagen bei Kindern aus kinderreichen Familien« (S. 47) häufiger gebe. Das normale Elternpaar mußte daraus schließen, daß weitere Kinder sich nachteilig auf die Entwicklung der erstgeborenen auswirken würden - eine völlige Verkehrung der wirklichen Verhältnisse -, und im Interesse dieser auf mehrere Kinder verzichten.

Ihre Neigung zur Systemveränderung gibt die Kommission schon zu erkennen, wenn sie sich ausdrücklich weigert, »daß jene Zielformulierungen für die Sozialisation von Kindern ungeprüft übernommen werden können, die die heute vorhandenen Einrichtungen der Kindererziehung, also Familie und Schule, gemäß ihrem Grundverständnis ihren Mitgliedern verbindlich gemacht haben«. (S. 13). Noch deutlicher schreibt sie dann in unmittelbarer Anknüpfung an die gesellschaftsverändernden Bestrebungen der Frankfurter Schule in bester marxistischer Tradition, in der jetzigen Form »tradiert und stabilisiert die Familie das bestehende System sozialer Ungleichheit. Dieser Zusammenhang läßt sich nur in dem Maße durchbrechen, in dem der Sozialisationseinfluß der Familie zurückgedrängt und/oder die soziale Schichtung und damit auch die Ungleichheit zwischen den Familien reduziert wird«. (S. 71). Ist das schon deutlich gegen den Geist des Grundgesetzes gerichtet, das die Familie unter den besonderen Schutz des Staates stellt, so heißt es anschließend noch offener und in bester kommunistischer Überlieferung: »Ein radikales Gleichheitsprogramm müßte freilich davon ausgehen, daß nur die vollständige Preisgabe der Familie und damit einhergehend: eine totale Kollektivierung der Erziehung die Chance schaffen würde, im Sozialisierungsprozeß den Kindern gleiche Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten.« (S. 71). Anscheinend bedauernd wird dann hinzugefügt: »Desgleichen erscheint aber in der heute kalkulierbaren Zukunft weder machbar noch wünschbar« (S. 71); im Grunde ist also für diese Kommission die völlige Aufgabe der Familie durchaus diskutier- und vertretbar!

Die damalige Bundesfamilienministerin FOCKE widersprach dem nicht etwa, sondern die eher als »Antifamilienministerin« tätig werdende Dame schrieb, diese Tendenz befürwortend, im ersten Teil des Familienberichtes: »Eine Familienpolitik, die sich an einer idealisierten Familie orientieren würde, hätte für die Familie keinen Nutzen.« (S. VII). Im Gegensatz zu dem im Grundgesetz deutlich verankerten Schutz der Familie und der Ehe sowie dem ebenfalls dort garantierten Recht der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder - und damit in verfassungswidriger Weise - gab die Ministerin den linken Systemveränderern praktisch den Freibrief für ihre weiteren Angriffe auf die Familie, wenn sie erklärte: »Das Grundgesetz ist offen für unterschiedliche Denkansätze und Zielvorstellungen, es ist offen für den Fortschritt« (S. VII), worunter im Ministerium ganz offensichtlich der in Richtung der Ideen der Frankfurter Schule gemeint war. Zu ihrer Begründung in Richtung auf die Abschaffung der Familie erklärte die Kommission: »Erziehung der Kinder ist eine gesellschaftliche Aufgabe besonderer Art und Bedeutung. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe überträgt unsere Gesellschaft der Fa milie und außerfamiliären pädagogischen Einrichtungen.« (S. 120). Hieran stimmt schon nicht einmal die Voraussetzung, daß die Gesellschaft dieses Recht überhaupt habe, um es übertragen zu können. Neben dem folgenschweren Fehler, hier wieder die Gesellschaft mit dem Staat zu verwechseln, wird das im Grundgesetz ausdrücklich den Eltern zugestandene Grundrecht auf Erziehung ihrer Kinder unterhöhlt.“

Ruddel
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Gegner der Familie - ein historischer Abriß (Teil 3)

Beitrag von Ruddel »

Aus Rolf Kosiek: „Die Frankfurter Schule und Ihre zersetzenden Auswirkungen“, Hohenrain-Verlag Tübingen, 3. Aufl. 2001, ISBN 3-89180-061-4, S. 137-147:

„Unmittelbar als Forderung zur Auflösung der Familie muß ferner die aufgestellte These gewertet werden: »Familienpolitik muß zur erweiterten Partizipation von Familien an außerfamilialen Gruppen und öffentlichen Einrichtungen beitragen, die Familien aus der Isolation führen und im Hinblick darauf ein offenes gesellschafts politisches Kommunikationsfeld für Familien aufbauen.« (S. 135). Dieses brauchte dann nur noch von fortschrittlichen, »gesellschaftsrelevanten« linken Kräften und Einrichtungen gelenkt zu werden, die damit schrittweise die Aufgaben und die Bedeutung der Familie übernehmen würden. Daß maßgebliche Teile der Neuen Linken für die Überbetonung der Sexualisierung und für die freie Ehe eintraten, sei in diesem Zusammenhang auch schon erwähnt.

Natürlich wurde die ausdrückliche Emanzipationsforderung MARCUSEs von der Regierungskommission nicht aufzustellen vergessen: »Familienpolitik muß um der Sozialisationschancen der Kinder willen die gesellschaftlichen Zwänge hinsichtlich der Rolle der Frau abbauen.« (S. 135) Wenn sich auf eine Befragung von 1973 noch 77 Prozent der westdeutschen Mütter für glücklich oder sehr glücklich hielten und sogar 82 Prozent von ihnen angaben, daß sie sehr zufrieden mit dem seien, »was sie (und ihr Mann) im Leben erreicht haben« (S. 38), so findet die Kommission das überraschend - denn nach ihrer Theorie dürfte es ja gar nicht so sein -, und sie versucht, das klare Ergebnis abzuschwächen und umzudeuten: »Offen bleibt bei Fragen und Antworten wie dieser freilich, was sie wirklich bedeuten… Es hat eher den Anschein, daß die Rollenkonflikte der Frau in starkem Maße von ihr selbst verinnerlicht werden müssen.« (S. 38)

Der Frau und Mutter in Westdeutschland fehlte also damals nach Ansicht der Kommission das richtige Bewußtsein ihrer Lage und das richtige Wissen um ihre Möglichkeiten; sie mußte erst zur Erkenntnis ihres wahren Glücks als familienablehnende und kinderfeindliche Emanze nach der Theorieder Frankfurter Schule angehalten werden: eine dem Wesen der Frau, der Aufgabe der Familie wie dem Leben als Ganzem widersprechende Haltung.

Auch in den folgenden Jahren änderte sich an dieser Einstellung im Familienministerium kaum etwas. Selbst als Helmut KOHL 1982 mit dem Versprechen einer geistigen Wende, das er dann nicht hielt, an die Regierung kam, erfolgte kein Kurswechsel. Die folgenden Familienministerinnen der CDU sorgten sich eher um Randgruppen als um das Wohl der Familie und trieben eine familienfeindliche Politik mit dem Ergebnis, daß die Zahl der Eheschließungen weiter zurückging, das Zusammensein mit „Lebenspartnern“ oder „Lebenszeitpartnern“ Mode wurde und die Zahl der Alleinlebenden (Singles) stark zunahm. Ebenso wuchs die Zahl der alleinerziehenden Mütter (KÖCHER 1987, S. 74-163). Daß bei Kindern, die ohne Vater aufwachsen, verstärkt anhaltende psychische Störungen auftreten können, belegen neuere Forschungen (Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Bd. 45, S. 260, 1999). Dieser Befund werde zunehmend sozialpolitisch brisant, warnten die Wissenschaftler
(FAZ 08.09.1999). »Jedes Kind braucht Vater und Mutter zu seinem Glück, alles andere ist Selbstverwirklichungs-Quark«, titelte Die Welt zu Recht (15.03.2000), wenn auch Jahrzehnte zu spät.

Sogar das Bundesverfassungsgericht bescheinigte der KOHL-Regierung eine die Familien benachteiligende Politik und forderte Abhilfe, insbesondere beim Steuerrecht und beim Kindergeld. Der Richter am Landessozialgericht in Darmstadt Jürgen BORCHERT veröffentlichte dazu eindrucksvolle Zahlen (FAZ 19.10.2000). Mit der bisherigen nachwuchsfeindlichen Rentenpolitik rechnete der Bielefelder Soziologe Franz Xaver KAUFMANN ab (FAZ 29.12.2000).

Daß auch nach der Spendenaffäre vom Herbst 1999 und dem KOHL-Rücktritt die CDU anscheinend immer noch nicht gelernt hat, was für unsere Gesellschaft notwendend ist, zeigt der jüngste Programmentwurf der CDU-Programmkommission: Von 1.333 Zeilen sind lediglich 49 der Familie gewidmet (FAZ 26.06.2000).“
Zuletzt geändert von Ruddel am Donnerstag 11. Oktober 2007, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.

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