Das Wesen des Fern-sehens (TV)

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Paul Heliosch
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Das Wesen des Fern-sehens (TV)

Beitrag von Paul Heliosch »

Die "reale industrielle Psychomacht" erschafft eine kollektive und global synchronisierte Halluzination, nämlich durch die rhetorische Technik zur Erzeugung von "Fertiggedachtem".
| These hier gefunden |

Ist das das Wesen des Fern-sehens?

Was ist das Wesen des Fern-sehens?

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Interessanter Artikel!

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

...völlig zucodiert mit wissenschaftlicher Dialektik und philosophischen Querverweisen...

Vielleicht schaffen wir eine allgemeinverständliche Analyse...?
Zuletzt geändert von Paul Heliosch am Donnerstag 3. Juli 2008, 01:03, insgesamt 2-mal geändert.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

"...Die Frage, die Kant hier aufwirft, betrifft eine Pharmakologie des Geistes und der Mündigkeit als richtigem Gebrauch dieser Pharmaka. Sie führen bei falscher Anwendung stets zur Schaffung von Sündenböcken. In unserem Fall sind es die unmündigen Kinder, die zu Vorschriftenträgern ihrer Eltern gemacht werden, wodurch sie auf den Status minderjähriger Erwachsener festgelegt und zugleich in rechtlicher Hinsicht ihrer Minderjährigkeit beraubt werden. ..."

(explosiv)

Raphael

Beitrag von Raphael »

Etwas lesbarer ist diese Kritik in den Büchern von Neil Postman dargestellt:
Das Verschwinden der Kindheit
Wir amüsieren uns zu Tode

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »


azs
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Beitrag von azs »

allein schon die Tatsache das ich mich davor setzen und alles hinnehmen müsste was mir da aufgetischt wird (zu 90% eh alles humbug) und ich keine möglichkeit hätte aktiv mein Hirn da mit einzubringen lässt mich zum Menschen-ohne-TV-und-trotzdem-mehr-als-glücklich werden^^

lg
azs
ad te suspiramus in hac lacrimarum valle

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

...grundsätzliche Zustimmung.

Allerdings:
Muß man heute nicht immer auf dem Laufenden sein um eine reelle Chance auf "Mitreden" zu haben?

Man muß natürlich auch unterscheiden, ob die Inhalte wie im Internet selbst nachhaltig zusammenstell- und beeinflußbar sind, oder nur wie im TV zum Konsum aufgezwungen werden. - Bewusst rede ich vom "Zwang", da es nicht wirklich Wahlfreiheit bedeutet, wenn ein modernes Märchen von einem Konvolut aus 125 Werbebotschaften, aufgeteilt auf ca. 4 x 15 Minuten Timelines, unterbrochen wird, ganz zu schweigen davon, daß die Konsumzeit sich um ca. 1 Stunde verlängert, was kein Konsument behaupten kann wirklich zu wollen. - Aus meiner persönlichen Perspektive (nämlich der des Konsumenten) meine ich, daß damit der Straftatbestand der Nötigung erfüllt sei. Gesetzt infolgedessen den Fall, ein findiger Anwalt überwände damit alle gerichtlichen Instanzen, wäre wenigstens dieses Ärgernis beseitigt. Damit wäre ein Werkzeug der oben erwähnten "realen industriellen Psychomacht" (zur global synchronisierten Halluzination) zumindest ein wenig entschärft.

sofaklecks
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Notwehr

Beitrag von sofaklecks »

Um sich gegen den Unfug im Fernsehen zu wehren gibt es Programmzeitschriften und Videorekorder.

Man zeichnet das auf, was einen interessiert und schaut es sich an, wenn einem danach ist.

Ich verdanke einige feine Rezepte und gute Tipps dem Fernsehen.

sofaklecks

Paul Heliosch
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Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Beitrag von Paul Heliosch »

...hm, nun ja:
"...
Platon zufolge schlug bereits der Sophismus den jungen Athenern vor, gegen Bezahlung die Zeit der Entwicklung ihrer Seele zu überbrücken, indem er ihre Aufmerksamkeitsentwicklung beschleunigte, wenngleich als Fähigkeit, die Aufmerksamkeit anderer zu gewinnen, und zwar durch die Aneignung der Techniken des pithanon, das heißt der Überredung, die es ermöglichten, die Aufmerksamkeit des anderen zu kontrollieren und ihn zur Äußerung seines eigenen Standpunkts zu bringen. Ebenso wie es ein Traumdeuter, der thaumaturgos der Griechen, ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt dessen, wozu man sich bekennen sollte, tat.

Heutzutage ist es das Geld der Werbeindustrie, das die Zerstörung der Mündigkeit bezahlt (und die Konsumenten für diese Verschwendung zahlen lässt). Davon zeugen nicht nur die Gleichgültigkeit, sondern auch die "Nebenwirkungen", vor allem die weitverbreitete Rücksichtslosigkeit
...."

(Zitat aus dem | Quell-Link des Eingangspostings |)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Das muss man als Plädoyer des Zwei-Säulen-Modells der Rundfunklandschaft in Deutschland verstehen.

Natürlich muss es Nischenfernsehen als eine Art mediale Universität geben neben dem werbefinanzierten Quotenfernsehen, das ich übrigens prinzipiell in Ordnung finde.

Die technischen Möglichkeiten haben sich erweitert und die Mündigkeit erweist sich an der Fernbedienung.

Ich esse übrigens auch gerne mal eine richtig ungesunde Currywurst.

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overkott
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Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Das Fernsehen hat heute eine sinnstiftende Funktion. In Bildergeschichten zeigt es uns das Leben in seiner Vielfalt, lädt uns zur Identifikation ein, lässt uns Konflikte durchleiden und dadurch von Problemen reinigen und befreien. Fernsehen bedeutet vielfach Teilnahme an Feiern. Fernsehen bildet durch Bilder.

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Norbert
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Beitrag von Norbert »

aus der Pfingstpredigt 2008 von Kardinal Meissner:

Wir reden heute viel und mit Recht von Umweltverschmutzung, wo
wir mit dem Lebenselement Luft tödliches Gift mit einatmen müssen. Es gibt aber eine geistige Umweltverschmutzung,
die noch schlimmer ist, weil sie die Atmosphäre zerstört, in der menschlicher Geist frei und tief
durchatmen kann.
Der Apostel Paulus spricht davon, dass der Christ nicht nur gegen Fleisch und Blut zu kämpfen hat, sondern
auch gegen die Beherrscher des Luftreiches. Das sind jene, die die öffentliche Meinung machen, die das
produzieren, was in der Luft liegt und das man einfach mit einatmen muss.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich
meiner.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wir möchten gerne Theologen, die uns erklären, warum in der Bibel auf jeder ersten und dritten Seite etwas Logisches steht und die caritas die Mitte der Botschaft Christi ist.

Wer die heilige Schrift anders liest, kommt natürlich zu anderen Ergebnissen.

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Ewald Mrnka
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Re: Notwehr

Beitrag von Ewald Mrnka »

sofaklecks hat geschrieben:Um sich gegen den Unfug im Fernsehen zu wehren gibt es Programmzeitschriften und Videorekorder.

Man zeichnet das auf, was einen interessiert und schaut es sich an, wenn einem danach ist.

Ich verdanke einige feine Rezepte und gute Tipps dem Fernsehen.

sofaklecks
Das sehe ich auch so; Fernsehen muß an sich nicht schlecht sein. Das Niveau war früher aber eindeutig höher; wenn ich an einige schöne Serien denke..............
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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holzi
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Beitrag von holzi »

Meine Oma hat immer gesagt, das für sie wäre das Fernsehen "sich elektrisch zum Narren halten lassen". ;)

Inabikari
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Beitrag von Inabikari »

Mein Vater hat immer gesagt, für ihn wäre Romanlesen "sich literarisch zum Narren halten lassen".

;-)

sofaklecks
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Kern

Beitrag von sofaklecks »

Beide Aussagen haben einen richtigen Kern.

In uns sitzt die Neigung, zumindest zeitweise aus der realen Welt in eine virtuelle zu entfliehen.

Das ist solange nicht nur unschädlich, sondern sogar nützlich, weil lehrreich, als man beides nicht durcheinanderbringt. In diesem letzteren Fall nämlich wird man von der virtuellen Welt zum Narren gehalten.

Manchmal frage ich mich, ob die zunehmenden Möglichkeiten, sich selbst virtuelle Welten nach eigenem gusto zu schaffen, nicht der wahre Grund für das Schwinden des Glaubens ist.

sofaklecks

Gerhard
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Re: Kern

Beitrag von Gerhard »

sofaklecks hat geschrieben:mindest zeitweise aus der realen Welt in eine virtuelle zu entfliehen.
Das ist doch gut so. Eine Rekreation ist immer notwendig, um Kraft zu sammeln. Wichtig ist das rechte Maß.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

sofaklecks
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Plädoyer

Beitrag von sofaklecks »

Ein Plädoyer für das Fernsehen:


http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697 ... 97660.html

Wer keine Zeit hat, schiebe den Regler auf das letzte Achtel. Dann wird er sie sich nehmen.

sofaklecks

PS: Versteht ihr jetzt, warum Reich-Ranicki gemeint hat, man solle sich das Programm dieses Senders merken?

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Wir haben keinen Fernseher

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Da betonen doch tatsächlich einige Leute, dass sie keinen Fernseher besitzen. Aber es gibt auch solche wie mich:

I c h g l o t z ' T V !

Gruß ad_hoc (Zitat nach Nina Hagen)


Übrigens, sofaklecks: den Schluß-Applaus im letzten Achtel habe ich schon besser gehört. 8)
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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