Nein, Du verstehst mich falsch: Daß die Opposition Wulff kritisiert, wäre völlig normal und würde dessen Rückhalt nur stärken.Dornbusch hat geschrieben:Ich gebe Dir in allen Punkten recht, bis auf diesen einen:
Ich glaube eben nicht, dass Wullf unserer Kanzlerin schadet. Diskussionen gab es bis jetzt um JEDEN Kandidaten, der später dann doch Bundespräsident wurde. Das ist in einer Demokratie doch völlig normal. Oder erwartest Du, dass Rot-Grün-Rosa neben Wulff stehen und höflich Beifall klatschen?
Was ich mit "Beschädigung von Merkel" meine, ist die unübersehbare "Pro-Gauck"-Bewegung in der veröffentlichten Meinung einerseits und die ständigen Statements von Leuten aus dem Unions-/FDP-Lager andererseits (vor allem aus den Ländern), daß sie Gauck eigentlich für den besseren Präsidenten halten. Dazu kommen die derzeit grandiosen Umfrageergebnisse für Gauck und die vernichtenden für Wulff (auch wenn die ihren Grund wohl darin haben, daß die Leute ihn allein schon deshalb nicht wollen, weil er von Merkels Gnaden wäre). Schau Dir nur exemplarisch die heutige BILD-Online-Ausgabe an, da findest Du alles, was ich meine.
All das bewirkt eine sehr gefährliche Mischung, und Merkel wittert sowas wie ein Jagdhund den Schweiß eines angeschossenen Rehbocks. Letztlich geht es dabei ums Überleben der Koalition, denn mit einer FDP, die mehrheitlich gegen ihren Kandidaten gestimmt hat, wird sie nicht mehr konstruktiv regieren können. (Westerwelle hält sich ja schon sehr auffällig aus allen Debatten heraus - er will wohl auch nach schwarz-gelb noch regierungsfähig bleiben.) Sollte es ihr nicht gelingen, diese "Los von Merkel"-Bewegung einzudämmen (und das wird ihr nicht mehr gelingen, es sei denn, es gäbe ein flächendeckendes Hochwasser in Deutschland), dann sind Wulffs Kandidatentage heute schon gezählt.
Was man in diesen ganzen Parteischarmützeln auf jeden Fall völlig ausklammern muß, sind irgendwelche moralischen Skrupel. Da geht es um knallharte Machtpolitik, und zwar auf Jahre hinaus.