Deutschschule

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ad-fontes
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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Falls sich mal eine Forantin oder ein Forant äußern mag
Dünn- oder Dickbrettbohrer?
Schlamastik.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Frage zur deutschen Schrift- Fraktur und Kurrent (bzw. Sütterlin).
Wann und warum fand der endgültige Wechsel zur lateinischen Druck- und Schreibschrift statt?
Grund meiner Frage: Ausländer identifizieren gerne die alten Schriften mit Nazi-Deutschland. Meines Wissens wurde aber gerade da die deutsche Schrift mit recht abenteurlichen Argumenten abgeschafft.
Die Schwabacher wurde als gotisch oder jüdisch bezeichnet. Dabei ist sie doch wohl nur eine spezielle Variante der lateinischen Schrift die in der Reformationszeit gebräuchlich war und weite Verbreitung fand, weil die Lutherbibel meist in Fraktur gesetzt wurde Sütterlin ist nur eine vereinfachte Form der in ganz Europa in verschiedenen Varianten gebräuchlichen alten Kurrent.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lioba hat geschrieben:Wann und warum fand der endgültige Wechsel zur lateinischen Druck- und Schreibschrift statt?
Durch Göbbels.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Hospes
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Re: Deutschschule

Beitrag von Hospes »

Wann wurde die deutsche Schrift abgeschafft und warum?
Im Jahr 1941 betrat der Direktor der höheren Schule, in die ich gegangen war, den Klassenraum und gab kurz und bündig bekannt, dass ab sofort die deutsche (Hand-)Schrift nicht mehr im Unterricht gelehrt wird. Allen Schülern, die jünger als 14 Jahre alt waren, wurden verpflichtet, nur noch die lateinische Schrift zu schreiben. Den Schülern, die älter als 14 Jahre alt waren, wurde es freigestellt, ob sie als ihre persönliche Handschrift künftig die deutsche oder die lateinische Schrift schreiben wollten. In meiner Klasse, alle Schüler 14 oder 15 Jahre alt, haben sich alle für die lateinische Schrift entschieden; ich nehme an, dass dieses Ergebnis durch entsprechende Empfehlungen der Lehrer herbeigeführt wurde. Warum wurde die deutsche Schrift "abgeschaft"? Auch das wurde uns gesagt: Das Deutsche Reich, das damals auf dem Höhepunkt der Kriegserfolge war und viele Nachbarstaaten besetzt hatte, wolle den Millionen Menschen in den besetzten Gebieten nicht auferlegen, die deutsche Schrift zu erlernen. Die Anordnungen wurden von der Reichsregierung erlassen, ich weiß aber nicht mehr, welches Ministerium damit beauftragt worden war. Dass der "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" Josef Goebbels der Urheber war, halte ich für sehr wahrscheinlich. - Nebenbei: Die Deutsche Bundespost hat noch bis in die 90-er Jahre den in Ausbildung befindlichen jugendlichen Dienstanfängern einige Stunden Unterricht über die deutsche Schrift erteilt, da diese ja auf handgeschriebenen Briefadressen in großer Zahl noch vorkam.
Es grüßt
Hospes

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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Danke euch beiden. Vermutlich ging die Umsetzung nicht so Ruckzuck- viele Frontsoldaten waren ja nun Fraktur und Kurrent gewöhnt- wenn da Hauruck zwangsumgestellt würde wäre das nicht klug- ausserdem hatte Deutschland anderes zu tun als alle Bücher neu zu drucken und alle Schilder neu nzu bemalen.
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Linus
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Re: Deutschschule

Beitrag von Linus »

"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

http://www.youtube.com/v/D1Plxp_UbtY?fs=1&hl=de_DEIch weiß nicht, ob daς hierher paßt ... Intereσσant/Luσtig ab 3:05.
Auch wenn σtatt "Bindeσtrich" wohl eher "Gedankenσtrich" gemeint iσt ...

Vulpiuς
Domum superborum demolietur Dominus.

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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Galilei hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ist der "Heilige Vater" heilig? Wenn ja, wieso müssen Päpste nach ihrem Tod noch heiliggesprochen werden?
Nein, er ist nicht „heilig“ im Sinne einer Kanonisation. Deshalb schreibt er sich „Heiliger Vater“ und nicht „heiliger Vater“. Die zweite Frage erübrigt sich.
Galilei hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ah, vielen Dank. Wie hat man dann das "Heiliger" zu verstehen? Ist das also ein Titel wie "Seine Heiligkeit" oder "Seine Allheiligkeit"?
Ja.

Die betreffende Rechtschreibregel lautet übrigens so (Hervorhebung von mir):
Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung, § 64 hat geschrieben:In bestimmten substantivischen Wortgruppen werden Adjektive großgeschrieben, obwohl keine Eigennamen vorliegen.

Dies betrifft
(1) Titel, Ehrenbezeichnungen, bestimmte Amts- und Funktionsbezeichnungen, zum Beispiel: der Heilige Vater, der Regierende Bürgermeister, die Königliche Hoheit, der Technische Direktor
(2) besondere Kalendertage, zum Beispiel: der Heilige Abend, der Internationale Frauentag, der Erste Mai
(3) fachsprachliche Bezeichnungen bestimmter Klassifizierungseinheiten, so von Arten, Unterarten oder Rassen in der Botanik und Zoologie, zum Beispiel: Fleißiges Lieschen, Grüner Veltliner, Roter Milan, Schwarze Witwe

E: Die Großschreibung von Adjektiven, die mit dem Substantiv zusammen für eine begriffliche Einheit stehen, ist auch in Fachsprachen außerhalb der Biologie und bei Verbindungen mit terminologischem Charakter belegt, zum Beispiel: Gelbe Karte, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage; Erste Hilfe

In manchen Fachsprachen wird demgegenüber die Kleinschreibung bevorzugt, zum Beispiel: eiserne Lunge, grauer Star, seltene Erden
Nassos hat geschrieben:Danke, Galilei. Das wird auch der Grund sein, warum es das "Deutsche Volk" ist und nicht das "deutsche Volk".
Ich las heute bei Bastian Sick, dass ein Lehrer dagegen angeht.
Die Schreibung „das Deutsche Volk“ ist mir neu. Wieſo ſollte man das groß ſchreiben?

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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Schau mal hier: http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf , Artikel 2

Herr Harald Büsing ging gegen das Fugen-s in "verfassungsgebende Gewalt" vor - mit Erfolg. Danach wollte er das "Deutsche Volk" als "deutsches Volk" sehen. Aktueller Stand ist mir unbekannt.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Nassos hat geschrieben:Schau mal hier: http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf , Artikel 2

Herr Harald Büsing ging gegen das Fugen-s in "verfassungsgebende Gewalt" vor - mit Erfolg. Danach wollte er das "Deutsche Volk" als "deutsches Volk" sehen. Aktueller Stand ist mir unbekannt.
Aha, das Grundgeſetz. Dort wird das „Deutsche Volk“ vermutlich als Eigenname aufgefaſſt. Mit der von mir zitierten Regel läſſt ſich die Großſchreibung jedenfalls nicht rechtfertigen. (Als Ehrentitel wird man das kaum verſtehen können.)

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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Oh, stimmt.

Aber würde der Lehrer dann nicht ungerechtfertigt gegen einen Eigennamen vorgehen?
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Nassos hat geschrieben:Oh, stimmt.

Aber würde der Lehrer dann nicht ungerechtfertigt gegen einen Eigennamen vorgehen?
Nun, die von Dir verlinkte Quelle scheint sich nicht entscheiden zu können, ob sie neue oder alte Rechtschreibung verwendet. Dort findet man sowohl die Schreibung „daß“ als auch die Schreibung „dass“.
Wenn wir uns mal auf die neue Rechtschreibung eingrenzen, dann ist das „Deutsche Volk“ bei strenger Auslegung der Regeln verkehrt, denn im Passus zu den Eigennamen gibt es keinen Abschnitt, der Volksbezeichnungen als Eigennamen akzeptiert:
Die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung, § 60 hat geschrieben:In mehrteiligen Eigennamen mit nichtsubstantivischen Bestandteilen schreibt man das erste Wort und alle weiteren Wörter außer Artikeln, Präpositionen und Konjunktionen groß.

E1: Ein vorangestellter Artikel ist in der Regel nicht Bestandteil des Eigennamens und wird darum kleingeschrieben. Zu Ausnahmen siehe unten, Absatz (4.4).

Als Eigennamen im Sinne dieser orthografischen Regelung gelten:

(1) Personennamen, Eigennamen aus Religion, Mythologie sowie Beinamen, Spitznamen und dergleichen, zum Beispiel:
Johann Wolfgang von Goethe, Gertrud von Le Fort, Charles de Coster, Ludwig van Beethoven, der Apokalyptische Reiter, Walther von der Vogelweide, Holbein der Jüngere, der Alte Fritz, Katharina die Große, Heinrich der Achte, Elisabeth die Zweite; Klein Erna
Präpositionen wie von, van, de, ten, zu(r) in Personennamen schreibt man im Satzinnern auch dann klein, wenn ihnen kein Vorname vorausgeht, zum Beispiel:
Der Autor dieses Buches heißt von Ossietzky.

(2) Geografische und geografisch-politische Eigennamen, so
(2.1) von Erdteilen, Ländern, Staaten, Verwaltungsgebieten und dergleichen, zum Beispiel:
Vereinigte Staaten von Amerika, Freie und Hansestadt Hamburg (als Bundesland), Tschechische Republik
(2.2) von Städten, Dörfern, Straßen, Plätzen und dergleichen, zum Beispiel:
Neu Lübbenau, Groß Flatow, Rostock Lütten Klein, Unter den Linden, Lange Straße, In der Mittleren Holdergasse, Am Tiefen Graben, An den Drei Pfählen, Hamburger Straße, Neuer Markt
(2.3) von Landschaften, Gebirgen, Wäldern, Wüsten, Fluren und dergleichen, zum Beispiel:
Kahler Asten, Hohe Tatra, Holsteinische Schweiz, Schwäbische Alb, Bayerischer Wald, Libysche Wüste, Goldene Aue, Thüringer Wald
(2.4) von Meeren, Meeresteilen und -straßen, Flüssen, Inseln und Küsten und dergleichen, zum Beispiel:
Stiller Ozean, Indischer Ozean, Rotes Meer, Kleine Antillen, Großer Belt, Schweriner See, Straße von Gibraltar, Kapverdische Inseln, Kap der Guten Hoffnung

(3) Eigennamen von Objekten unterschiedlicher Klassen, so
(3.1) von Sternen, Sternbildern und anderen Himmelskörpern, zum Beispiel:
Kleiner Bär, Großer Wagen, Halleyscher Komet (auch: Halley'scher Komet; § 62)
(3.2) von Fahrzeugen, bestimmten Bauwerken und Örtlichkeiten, zum Beispiel:
die Vorwärts (Schiff), der Blaue Enzian (Eisenbahnzug), der Fliegende Hamburger (Eisenbahnzug), die Blaue Moschee (in Istanbul), das Alte Rathaus (in Leipzig), der Französische Dom (in Berlin), die Große Mauer (in China), der Schiefe Turm (in Pisa)
(3.3) von einzeln benannten Tieren, Pflanzen und gelegentlich auch von Einzelobjekten weiterer Klassen, zum Beispiel:
der Fliegende Pfeil (ein bestimmtes Pferd), die Alte Eiche (ein bestimmter Baum)
(3.4) von Orden und Auszeichnungen, zum Beispiel:
das Blaue Band des Ozeans, Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur

(4) Eigennamen von Institutionen, Organisationen, Einrichtungen, so
(4.1) von staatlichen bzw. öffentlichen Dienststellen, Behörden und Gremien, von Bildungs- und Kulturinstitutionen und dergleichen, zum Beispiel:
Deutscher Bundestag, Statistisches Bundesamt, Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin, Naturhistorisches Museum (in Wien), Grünes Gewölbe (in Dresden), Klinik für Innere Medizin der Universität Rostock, Akademie für Alte Musik Berlin, Zweites Deutsches Fernsehen, Eidgenössische Technische Hochschule (in Zürich)
(4.2) von Organisationen, Parteien, Verbänden, Vereinen und dergleichen, zum Beispiel:
Vereinte Nationen, Internationales Olympisches Komitee, Deutscher Gewerkschaftsbund, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Christlich-Demokratische Union, Allgemeiner Deutscher Automobilclub, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Österreichisches Rotes Kreuz
(4.3) von Betrieben, Firmen, Genossenschaften, Gaststätten, Geschäften und dergleichen, zum Beispiel:
Deutsche Bank, Österreichischer Raiffeisenverband, Bibliographisches Institut (in Mannheim), Deutsche Bahn, Weiße Flotte, Hotel Vier Jahreszeiten, Gasthaus zur Neuen Post, Zum Goldenen Anker (Gaststätte), Salzburger Dombuchhandlung, Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG
(4.4) von Zeitungen und Zeitschriften und dergleichen, zum Beispiel:
Berliner Zeitung, Sächsische Neueste Nachrichten, Deutsch als Fremdsprache, Dermatologische Monatsschrift, Die Zeit
Wird der Artikel am Anfang verändert, so schreibt man ihn klein, zum Beispiel:
Sie hat das in der Zeit gelesen.

(5) inoffizielle Eigennamen, Kurzformen sowie Abkürzungen von Eigennamen, zum Beispiel:
Schwarzer Kontinent, Ferner Osten, Naher Osten, Vereinigte Staaten, Hohes Haus
A. Müller, Astrid M., A. M. (= Astrid Müller), J. W. v. Goethe; SPD (= Sozialdemokratische Partei Deutschlands), DGB (= Deutscher Gewerkschaftsbund), EU (= Europäische Union), SBB (= Schweizerische Bundesbahnen), ORF (= Österreichischer Rundfunk)

(6) bestimmte historische Ereignisse und Epochen, zum Beispiel: der Westfälische Frieden, der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871, der Zweite Weltkrieg, die Goldenen Zwanziger

E2: In einigen der oben genannten Namengruppen kann die Schreibung im Einzelfall abweichend festgelegt sein, zum Beispiel:
neue deutsche literatur, profil, konkret (Zeitschriften); Akademie für Musik und darstellende Kunst Mozarteum; Zur letzten Instanz (Gaststätte)
Die alte Rechtschreibung war mit der Großschreibung generell großzügiger – die Einzelheiten sind mir aber gerade nicht geläufig.
Die Neuregelung hat sich insbesondere auch auf die Bezeichnung physikalischer Gesetze ausgewirkt, die nicht mehr als Eigennamen anerkannt sind und deshalb jetzt klein geschreiben werden (die newtonschen Axiome, das ohmsche Gesetz etc.).

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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Galilei hat geschrieben:newtonschen Axiome
:auweia:
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Lupus
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lupus »

ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Falls sich mal eine Forantin oder ein Forant äußern mag
Dünn- oder Dickbrettbohrer?
Schlamastik.[/quote
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Weder Dünn- noch Dickbrettbohrer, auch nicht Schlamastik, sondern ganz eindeutig eine umgangsprachliche "Eigenheit" nördlich des "Weißwurstäquators"!
Ein Berliner z.B. kennt nur Bayan, Mozaat und seine vielen Konzäete in denen gelegentlich ein Continu---o (mit Trema über u und o!) vorkommt, das behaupte ich trotz Geburt in Balin!

+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Hospes
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Re: Deutschschule

Beitrag von Hospes »

Großschreibung von Eigennamen
In Wiesbaden gibt es einen "Platz der Deutschen Einheit". Nebenbei: Der Platz hat den Namen mehrere Jahrzehnte vor 1990 erhalten. Die städtischen Omnibusbetriebe schreiben in allen Fahrplänen "Platz der Deutschen Einheit" mit großem D, was meiner Meinung nach richtig ist. Dagegen schreibt die Lokalzeitung Wiesbadener Kurier stets "Platz der deutschen Einheit" und auch "Tag der deutschen Einheit". In diesem Jahr allerdigs fand ich im Wiesbadener Kurier in der Ausgabe vom 4. Oktober an zwei Stellen die Großschreibung "Deutsche Einheit". Das lag aber daran, dass es sich in dem einen Falle um ein Foto eines Plakats gehandelt hat und in dem anderen um einen Bericht, den die Redaktion von einer anderen Quelle übernommen hatte. Ab 5. Oktober aber schreibt der Wiesbadener Kurier wieder die Deutsche Einheit stets mit kleinem D. Was ist richtig?
Gruß
Hospes

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Lupus
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lupus »

Platz der Deutschen Einheit bezeichnet einen Platz, der einen Eigennamen hat, deshalb groß geschrieben.
deutsche Einheit bezeichnet die "Nationalität" der Einheit, könnte auch polnisch oder englisch etc. sein, deshalb klein.
+L.
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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Lupus hat geschrieben:Platz der Deutschen Einheit bezeichnet einen Platz, der einen Eigennamen hat, deshalb groß geschrieben.
deutsche Einheit bezeichnet die "Nationalität" der Einheit, könnte auch polnisch oder englisch etc. sein, deshalb klein.
+L.
Genau so sehe ich es auch.

Hospes
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Re: Deutschschule

Beitrag von Hospes »

Danke, Lupus,
wie ist es aber mit dem Begriff "Tag der Deutschen Einheit" oder "Die Deutsche Einheit"? Das ist doch wohl unbestritten der Name eines Ereignisses, das 50 Jahre lang von den Deutschen herbeigesehnt und dann 1990 verwirklicht wurde. Geschichtlich betrachtet bleibt meiner Meinung nach kein Raum übrig für einen anderen - klein geschriebenen - Begriff "deutsche Einheit".
Zum Grundsätzlichen: Lokalreporter von Zeitungen sollten ihre persönliche, von den geschichlichen Ereignissen abweichende Meinung nicht verbreiten dürfen. Wie sollen Schulkinder die Zweigleisigkeit der Schreibweise von "Deutsche Einheit" und "deutsche Einheit" verstehen?
Gruß
hospes

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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Hospes hat geschrieben:Danke, Lupus,
wie ist es aber mit dem Begriff "Tag der Deutschen Einheit" oder "Die Deutsche Einheit"? Das ist doch wohl unbestritten der Name eines Ereignisses, das 50 Jahre lang von den Deutschen herbeigesehnt und dann 1990 verwirklicht wurde. Geschichtlich betrachtet bleibt meiner Meinung nach kein Raum übrig für einen anderen - klein geschriebenen - Begriff "deutsche Einheit".
Zum Grundsätzlichen: Lokalreporter von Zeitungen sollten ihre persönliche, von den geschichlichen Ereignissen abweichende Meinung nicht verbreiten dürfen. Wie sollen Schulkinder die Zweigleisigkeit der Schreibweise von "Deutsche Einheit" und "deutsche Einheit" verstehen?
Gruß
hospes
Der „Tag der Deutschen Einheit“ ist ein besonderer Kalendertag, daher die Großschreibung nach § 64 (2) (s. o.). Die „deutsche Einheit“ bezeichnet meiner Meinung nach kein historisches Ereignis, sondern einen Zustand, daher Kleinschreibung (so auch im Duden).

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Hubertus
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Re: Deutschschule

Beitrag von Hubertus »

Aus: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... ead#unread
Lutheraner hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Also, wenn da keine Ideologen am Werk waren... :narr:
Ideologinnen, bitte sehr!
Was bist denn du für ein i-Männchen? Großen Binnen-I, bitte sehr! :regel:
Das war früher. Heute schreibt man Ideolog_innen.
Gerade einen Weihnachtspfarrbrief in Händen gehabt, die schreiben
Kandidat|inn|en
also nicht /, sondern |. :narr:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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ad-fontes
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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

Hubertus hat geschrieben:
Gerade einen Weihnachtspfarrbrief in Händen gehabt, die schreiben
Kandidat|inn|en
also nicht /, sondern |. :narr:

„Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt Haarmann auch zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen,
macht er Schabefleisch aus dir.
Aus den Augen macht er Sülze,
aus dem Hintern macht er Speck,
aus den Därmen macht er Würste
und den Rest, den schmeißt er weg.“
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Christine100
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Re: Deutschschule

Beitrag von Christine100 »

Regensburg - die Hauptstadt der Oberpfalz oder der Operpfalz ?

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Jetzt braucht die Bahn auch noch einen Duden
"Es gibt ein Wort, und das ist für dich das Leben.
Es gibt ein Licht, das die Sonne überstrahlt."

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Niels
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Re: Deutschschule

Beitrag von Niels »

:kugel: :kugel: :kugel:
Vielleicht werden die Haltestellen nicht angesagt, sondern gesungen...
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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holzi
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Re: Deutschschule

Beitrag von holzi »

Christine100 hat geschrieben:Regensburg - die Hauptstadt der Oberpfalz oder der Operpfalz ?

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Jetzt braucht die Bahn auch noch einen Duden
Allmächt! So a Gschmarre! :D

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Nassos
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Re: Deutschschule

Beitrag von Nassos »

Christine100 hat geschrieben:Regensburg - die Hauptstadt der Oberpfalz oder der Operpfalz ?

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Jetzt braucht die Bahn auch noch einen Duden
Versteh ich jetzt nicht.

Aper die hapen Nürnperg falsch geschriepen. Und Hauptpahnhof. Komich
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holzi
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Re: Deutschschule

Beitrag von holzi »

Nassos hat geschrieben:
Christine100 hat geschrieben:Regensburg - die Hauptstadt der Oberpfalz oder der Operpfalz ?

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Jetzt braucht die Bahn auch noch einen Duden
Versteh ich jetzt nicht.

Aper die hapen Nürnperg falsch geschriepen. Und Hauptpahnhof. Komich
Man weiss doch, dass die Nürnberger ihre Schwierigkeiten mit dem "hardden" und de, "weichen" "b" haben: wie z.B. Babbendeggel, etc... ;D

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ad-fontes
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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

Es heißt "in der Weihnacht" aber sonst "(Frohe) Weihnachten" bzw. "Weihnachtstag"

Was hat es mit der -en Endung auf sich?


Hat Christfest / Christtag einen vorreformatorishcen Ursprung oder sind die Bildungen mit "Christ" genuin protestantisch?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

ad-fontes hat geschrieben:Es heißt "in der Weihnacht" aber sonst "(Frohe) Weihnachten" bzw. "Weihnachtstag"

Was hat es mit der -en Endung auf sich?
Kluge(23) hat geschrieben:Weihnachten n. oder Pl., Weihnacht f. (< 12. Jh.). Ursprünglich Dativ Plural ze den wīhen nahten 'an den heiligen Nächten,' später auch mittelniederdeutsch winachten m. Zu dem unter weihen behandelten Adjektiv für 'heilig'. Die Betonung der Nacht geht wohl auf die christliche Liturgie zurück, der Plural bezieht sich wohl darauf, dass mehrere Tage gefeiert wurde (ein alter Instrumental Singular auf -m ist aber nicht ausgeschlossen). Ein Zusammenhang mit einem älteren germanischen Fest ist denkbar, aber nicht besonders wahrscheinlich.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Deutschschule

Beitrag von ad-fontes »

"Die Weihnacht" ist demnach eine vom Plural "Weihnachten" gebildete Form und somit jüngeren Datums?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

ad-fontes hat geschrieben:"Die Weihnacht" ist demnach eine vom Plural "Weihnachten" gebildete Form und somit jüngeren Datums?
Keine Ahnung. Meiner Meinung nach kann man das aus dem Artikel nicht sicher schließen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Senensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Senensis »

Robert, wie ist es eigentlich mit "geschrien" und "geschrieen"? Ich sitze gerade vor einer Lateinübersetzung und frage mich, ob ich den Rotstift zücken soll... :hae?:
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Walter
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Re: Deutschschule

Beitrag von Walter »

Ich heiße zwar nicht Robert, aber bei »geschrieen« sollte der Rotstift gezückt werden.
γενηθήτω το θέλημά σου·

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