Fichtel-Wichtel hat geschrieben:@ RG! Was müsste / sollte denn deiner Meinung /Überzeugung, vor allem nach deinen Erfahrungen als Beratungslehrer, so alles verändert werden am Schulsystem Deutschlands?
Über das deutsche Schulsystem kann ich nicht wirklich was sagen. Ich bin ein Österreicher.
Fichtel-Wichtel hat geschrieben:
Was müssten Deutschlands Eltern wieder vermehrt im Bereich der Erziehung wieder vermehrt leisten / sich angewöhnen?
Sind Fächer wie Erziehungskunde bereits in der Schule erforderlich,oder sollte das zur grundlage für eine Heiratserlaubnis gemacht werden?
Das das Bildungssystem /Schulsystem in Deutschland nicht einheitlich geregelt ist, ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?
Ich weiß nicht, wie die gesetzlichen Mitbestimmungsrechte für Eltern in Deutschland ausschauen. Bei uns sind sie relativ ausgebaut, werden aber meiner Meinung nach viel zu wenig genützt. Meistens erleben Lehrer damit Zusammenhängendes als unnötigen Verwaltungsaufwand und setzen ihren Willen problemlos durch. Wo's aber funktioniert, ist es recht ersprießlich. Und in den Höheren Schulen, wo auch die Schüler Mitbestimmungsrechte haben, ist das schon ein Training in gelebter Demokratie, das unverzichtbar ist. Meine Tochter besuchte die Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen, eine Berufsbildende Höhere Schule (BHS), die mit der 9. Schulstufe beginnt und nach fünf Jahren mit der Matura (Abitur) abschließt. Sie wurde im 1. Jahr KLassensprecherin, im 2. Schulsprecherin und im dritten Landessprecherin von Niederösterreich für das BHS-Wesen. Als solche war sie zeitweise mehr auf politischen Sitzungen in allen möglichen Gremien als in der Schule. Trotzdem hat sie mit Auszeichnung maturiert. Ich bin maßlos stolz auf sie.
Von einem Fach "Erziehungkunde" für alle halt ich gar nichts. Für Schüler, wenn sie nicht einen entsprechenden Beruf anstreben, ist das weit außerhalb ihrer Lebenswelt. Das kann keinen Erfolg haben. Ich meine vielmehr, solang die Gesellschaft ist, wie sie ist, brauchen wir mehr professionelle Erzieher und Erziehungsberater, einschlägige Erwachsenenbildung u. dgl.
Und für grundverkehrt halte ich die kurzschlüssige Verbindung von Verheiratet- und Eltern-Sein. Natürlich soll sich das nicht gegenseitig ausschließen, und wenn's miteinander verbunden wäre, wär's uns lieber. Es ist aber einfach nicht so. Und selbst im Idealfall, im katholischen, ist das Familien-Stadium ein Durchgangs-Stadium. Ehe ist vor der familialen Phase, ist während dieser nicht einfach damit identisch und dauert danach noch an, mit etwas Glück noch Jahrzehnte. Ich werd immer ein bisschen sauer bei der automatischen Verknüpfung "Ehe und Familie". Dabei gerät die Ehe selbst aus dem Blickfeld. Man braucht sich nur die einschlägigen Angebote von Erwachsenenbildungseinrichtungen anschauen.
Na ja. Es ist wohl schon besser geworden.
Das föderale Bildungssystem halt ich prinzipiell für einen Vorteil. Weil so das Bildungssystem tendenziell näher am Bürger gestaltet werden kann. Durch welche gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeiten das begrenzt werden muss, das muss man halt aushandeln. Bei uns ist es halt so, dass der Bund eine übergeordnete Kompetenz hat, die Länder eine teils untergeordnete, teils eigenständige. Schultypen, der Fächerkanon, Lehrpläne, ... sind bundeseinheitlich, Diensthoheit und Aufsicht sind im Pflichtschulbereich und bei Berufsschulen Ländersache, bei höherer Bildung Bundesangelegenheit. Es ist auch so kompliziert genug. Pflichtschulen müssen von den Gemeinden ausgestattet und erhalten werden, andere vom Bund. Berufsschulen unterstehen oft dem jeweiligen Gremium, einer Kammer oder sonstigen Berufsvertretung, Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht müssen die Mittel für ihren Betrieb selber aufbringen, das Lehrpersonal zahlt aber der Staat.