Robert Ketelhohn hat geschrieben:Maurus hat geschrieben:So ist es. Und ein brutaler Unterdrücker war er dazu.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wie ich schon sagte: Informier dich einfach einmal. Wer in einem Interforum schreiben kann, sollte doch auch in der Lage sein, die informationellen Möglichkeiten des Internets zu nutzen, statt bloß ARD, ZDF sowie Springer- und Spiegelpresse zu konsumieren.
Ich entscheide selbst, welchen Quellen ich vertraue. Da du vermutlich auch keine persönlichen Recherchen in Tripolis durchgeführt hast, sind wir auf demselben Stand.
Diese Freiheit war gebaut auf soliden Wohlstand – der die Freiheit auch zu nutzen erlaubte –, und zwar Wohlstand des ganzen Volks, nicht bloß einer Oberschicht.
Was nichts daran ändert, dass auch Gaddafi Mitglied im Club der Kleptokraten war. Wer den derzeitigen Umgang mit deutschem Steuergeld anprangert, der sollte dafür auch en ein oder anderen eindeutigen Kommentar übrig haben.
Nach dem Human Development Index der UNO (dessen Kriterien sind diskutabel, aber es sind die Kriterien derer, die Ghaddafi jetzt bekriegt, gejagt und getöt haben) lag Libyen weit vor allen andern Ländern Afrikas, auch weit noch vor europäischen Ländern wie Bulgarien, Serbien, Russland, der Ukraine oder Mazedonien, vor Brasilien oder der Türkei.
Nur um der Legendenbildung vorzubeugen: Gaddafi wurde zweifelsfrei von Angehörigen der Rebellen erschossen. Was nicht heißt, dass die Allianz das nicht auch getan hätte, wenn sie es gekonnt hätte.
Ähnlich in der Ölwirtschaft. Die mit Exploration, Förderung, Aufbereitung und Distribution beauftragten ausländischen Konzerne bekamen ihren gerechten Teil am Gewinn (im Geschäft waren im letzten Jahrzehnt vor allem Italiener und Chinesen), aber der Großteil der Einnahmen blieb im Land und kam dem Volk in seiner Breite zugute.
Wäre das die hiesige Politik, so würde vermutlich gesagt, dass die Regierung das unzufriedene Volk bloß ruhigstellen wollte. Es kommt halt immer darauf an, wie man es haben will. Im übrigen wird keiner dieser Fakten von mir bestritten. Eine Alleinherrschaft muss sich immer auf irgendetwas stützen, auf die Armee, einen Stamm oder eben auf die satten Bäuche der Bevölkerung oder eines Teils der Bevölkerung. Das ändert nur an den Schattenseiten nichts. Wer seine Gegner systematisch massakrieren lässt, der wird kein besserer Herrscher, nur weil er irgendwo Geld für Ehepaare ausschüttet.
Maurus hat geschrieben:Man sollte nicht vergessen, dass die Nato den Rebellen zwar den Weg freigebombt hat, dass es diese Rebellen aber auch ohne die Nato gab. Die Rebellen wiederum haben offensichtlich eine breite Basis in der Bevölkerung, sonst hätten sie die libyschen Großstädte nicht halten können. Waffen sind schließlich für allen genug im Umlauf.
Soll ich noch mal von den informationellen Möglichkeiten des Internets anfangen? – Nutz sie doch endlich!
Siehe oben.
Die Rebellen haben nicht »die libyschen Großstädte .. halten können«. – Zunächst: Wie setzen diese Rebellen sich zusammen?
1. Westliche Spezialheiten. Die Engländer hatten solche von Anfang an im Land, wahrscheinlich auch Franzosen und Amerikaner.
2. Islamistische Zellen, vor allem in der Cyrenaica.
3. Stammeskrieger, wiederum vor allem – aber nicht nur – in der Cyrenaica. Voraussetzung: Eine Anzahl von Stammesführern – vielfach unkoordiniert, unter diesen Stämmen bestehende Konflikte dauern fort – hat sich zur Erhebung entschlossen. (Damit hatte der Aufstand in diesem Stämmen auch die Unterstützung des Volks, nämlich der Stämme. Man bedenke, daß der Libyer in beduinischer Tradition sich immer noch primär durch seine Stammeszugehörigkeit definiert, nicht als Libyer, nicht als Araber, nicht als Afrikaner; das zu ändern ist Ghaddafi nicht gelungen.) Motiv der Stammesführer: vermutlich einerseits die Verbindung zu islamistischen Zellen, andererseits Versprechungen, die ihnen von quer durchs Land wühlenden Lawrences of Libya gemacht wurden.
4. Aufgrund der Stammessolidarität übergelaufene Armeeeinheiten und Offiziere der zentralen Stäbe.
Diese Rebellen erzielten zu Beginn des Aufstands schnell erhebliche Geländegewinne. Das wurde dadurch ermöglich, daß die libysche Armee konsterniert und durch Desertionen in den Aufstandsgebieten und aus den zentralen Kommandostrukturen durcheinandergewürfelt und nicht handlungsfähig war. Die Reorganisation hat aber keine zwei Wochen gedauert. Dann ging es rückwärts, und die reguläre Armee stand unmittelbar vor der Einnahme der letzten Rebellenschanzen.
In dieser Situation haben Sárközy auf der Bühne, Engländer und Amerikaner eher dahinter, mit Druck und Trug, Lüge und Lockung den unseligen Uno-Beschluß zur „Flugverbotszone“ – was ja faktisch immer eine Kriegserklärung ist – durchgepeitscht, um dann sofort loszuschlagen.
Das ist Langform dessen, was ich mit dem Satz: Die Nato hat den Rebellen den Weg freigebombt, gesagt habe. Ich heroisiere die Rebellen auch keineswegs, paktiere nicht mit ihnen und teile ihre Agenda auch nicht. Ich behaupte auch nicht, dass in Libyen jetzt alles besser wird. Es kann gut sein, dass da ein Halunkenregime das alte Halunkenregime ablöst. Nur trauer ich dann nicht um den alten Halunken. Wohl aber mit seiner unschuldigen Familie, vor allem seinen kleinen Enkeln, die von der Nato totgebombt wurden.