Kardinaltugend Klugheit?
Kardinaltugend Klugheit?
Dieser Tage war es im Interview mit einer Vorzeige-Katholikin mal wieder zu hören:
Klugheit sei die erste und wichtigste Tugend der Christen, wenn’s auch nicht in der Schrift vorkäme. – Entsprechend wäre „Dumpfität“ das schlimmste Laster.
So sehr ich diese Frau auch bewundere. An diesem Punkt halte ich dagegen. Man braucht keinen IQ, der alles sprengt, um würdig nachzufolgen, und: Klugheit kann gefährlicher für einen Christen sein als chronische Merkbefreiung.
Das musste ich jetzt aus reinem Selbstschutz heraus einfach mal sagen, jawoll ja! So isses! Und es wage nur keiner, mir zu widersprechen!
*mitderFaustganzfesteaufdenTischhau-auaaah*
Klugheit sei die erste und wichtigste Tugend der Christen, wenn’s auch nicht in der Schrift vorkäme. – Entsprechend wäre „Dumpfität“ das schlimmste Laster.
So sehr ich diese Frau auch bewundere. An diesem Punkt halte ich dagegen. Man braucht keinen IQ, der alles sprengt, um würdig nachzufolgen, und: Klugheit kann gefährlicher für einen Christen sein als chronische Merkbefreiung.
Das musste ich jetzt aus reinem Selbstschutz heraus einfach mal sagen, jawoll ja! So isses! Und es wage nur keiner, mir zu widersprechen!
*mitderFaustganzfesteaufdenTischhau-auaaah*
Die Summe, die "Mutter" aller Tugend ist nach Benedikt die Klugheit, die Weisheit, das "kluge Maßhalten", die Discretio.
Es wird meist mit "Klugheit" übersetzt.
"discretionis matris virtutum sumens" (RB 64,18. )
"Diese und andere Zeugnisse maßvoller Unterscheidung, der Mutter aller Tugenden, beherzige er. So halte er in allem Maß..."
Klugheit ist nicht ein hoher IQ oder Bildungsstand etc.
Klugheit ist eine Weisheit des Herzens. Die Gabe der Unterscheidung.
Das Wissen, um das "zuviel" oder "zuwenig". Klugheit ist der Maßstab der Tugend.
Jede Tugend, der das Maß fehlt, also maßlos betrieben wird, wird zum Laster. Ohne daß der Betreffende das merken würde. Maßlosigkeit ist nie vom Hl. Geist.
Daher ist "Klugheit" eigentlich eine Gabe des Hl. Geistes.
Schade, daß wir schon so sehr in den Kategorien der Welt denken, daß wir diese Wörter schon 1:1 ins Geistliche übertragen.
Es wird meist mit "Klugheit" übersetzt.
"discretionis matris virtutum sumens" (RB 64,18. )
"Diese und andere Zeugnisse maßvoller Unterscheidung, der Mutter aller Tugenden, beherzige er. So halte er in allem Maß..."
Klugheit ist nicht ein hoher IQ oder Bildungsstand etc.
Klugheit ist eine Weisheit des Herzens. Die Gabe der Unterscheidung.
Das Wissen, um das "zuviel" oder "zuwenig". Klugheit ist der Maßstab der Tugend.
Jede Tugend, der das Maß fehlt, also maßlos betrieben wird, wird zum Laster. Ohne daß der Betreffende das merken würde. Maßlosigkeit ist nie vom Hl. Geist.
Daher ist "Klugheit" eigentlich eine Gabe des Hl. Geistes.
Schade, daß wir schon so sehr in den Kategorien der Welt denken, daß wir diese Wörter schon 1:1 ins Geistliche übertragen.
Jep.Geronimo hat geschrieben: Nicht hohe Intelligenz oder großes Wissen, sondern eine Art Weisheit, die mit Bildung nicht so sehr viel zu hat. Denk mal an die klugen und törichten Jungfrauen.
Ich überlege gerade: die Klugen Jungfrauen hatten alle ein Diplom in Sozialpädagogik, die törichten waren einfache Bauernstöchter?


Also... da war das dann wohl eher genau andersherum!!



Nachtrag zum Eröffnungsbeitrag gaaanz oben:
Die Worte über Klugheit fielen während des Gesprächs über zwei weltbekannte Vorzeigechristen der nordamerikanischen Politikszene...
Kanns nicht deutlicher sagen, da mir die Äußerungen nicht genau vorliegen und nur aus der Erinnerung zitiert. – Wollte keinen Politiktalk anzetteln, deshalb den Bezug weggelassen.
Die Worte über Klugheit fielen während des Gesprächs über zwei weltbekannte Vorzeigechristen der nordamerikanischen Politikszene...
Kanns nicht deutlicher sagen, da mir die Äußerungen nicht genau vorliegen und nur aus der Erinnerung zitiert. – Wollte keinen Politiktalk anzetteln, deshalb den Bezug weggelassen.
Die drei göttlichen Tugenden:
1. Der Glaube,
2. die Hoffnung,
3. die Liebe.
Die vier sittlichen Tugenden:
1. Klugheit
2. Gerechtigkeit
3. Mäßigkeit
4. Starkmut
Die sieben Tugenden gegen die Hauptsünden
1. Demut
2. Freigebigkeit
3. Keuschheit
4. wohlwollende Liebe
5. Mäßigkeit
6. Sanftmut
7. Eifer im Guten.
Was sagen die Protestanten dazu?
1. Der Glaube,
2. die Hoffnung,
3. die Liebe.
Die vier sittlichen Tugenden:
1. Klugheit
2. Gerechtigkeit
3. Mäßigkeit
4. Starkmut
Die sieben Tugenden gegen die Hauptsünden
1. Demut
2. Freigebigkeit
3. Keuschheit
4. wohlwollende Liebe
5. Mäßigkeit
6. Sanftmut
7. Eifer im Guten.
Was sagen die Protestanten dazu?
Re: Kardinaltugend Klugheit?
Liebe Petra,Petra hat geschrieben:Dieser Tage war es im Interview mit einer Vorzeige-Katholikin mal wieder zu hören:
Klugheit sei die erste und wichtigste Tugend der Christen, wenn’s auch nicht in der Schrift vorkäme. – Entsprechend wäre „Dumpfität“ das schlimmste Laster.
So sehr ich diese Frau auch bewundere. An diesem Punkt halte ich dagegen. Man braucht keinen IQ, der alles sprengt, um würdig nachzufolgen, und: Klugheit kann gefährlicher für einen Christen sein als chronische Merkbefreiung.
Das musste ich jetzt aus reinem Selbstschutz heraus einfach mal sagen, jawoll ja! So isses! Und es wage nur keiner, mir zu widersprechen!
*mitderFaustganzfesteaufdenTischhau-auaaah*
Klugheit und Intelligenz sind zwei Paar Schuhe - meiner Meinung nach. Deinen Satz:
Klugheit kann gefährlicher für einen Christen sein als chronische Merkbefreiung.
verstehe ich nicht - könntest du mir das mal bitte mit einem Beispiel erklären?
Liebe Grüße,
Lucia
Liebe Lucia,
es folgt die Erläuterung an einem Beispiel....
Mit Klugheit hatte ich Intelligenz gemeint. Z.B. einen IQ der Leute optimal durch Schule und Studium hin zu einem tollen Job schleust. Oft geht damit Hand in Hand, dass sie sich die Dinge der Welt und des Lebens gut erklären können und dass sie im Laufe dieser persönlichen Erfolgsstory zur Auffassung kommen, einfach alles muss durch ihren Kopf nachvollziehbar sein, um von ihnen akzeptiert zu werden.
Manchmal kommt dazu ein gewisses Herabblicken auf diejenigen, denen die Welt und das Leben Rätsel aufgeben. Daneben gibt es immer eine Gefährdung zu rein materialistischer und utilitaristischer Weltsicht. Denn für die, die mit den Regeln unserer Gesellschaft locker klarkommen, besteht keine Notwendigkeit auf ein Mehr oder Barmherzigkeit zu hoffen. Warum sollten sie darauf auch hoffen, wo doch ihre Hoffnungen von der „Welt“ schon erfüllt werden können? Oder wo in ihnen die Erkenntnis gewachsen ist, sie könnten alles, was sie möchten, von sich aus erreichen? Einige scheitern schon grundsätzlich daran, ihre eigene Meinung von irgendjemandem in Frage stellen zu lassen.
Für einen Christen ist solch eine Grundhaltung einfach nicht mehr drin. Dies ist ausgedrückt in den Jesusworten von dem Reichen und dem Kamel. Man muss als Christ so vieles abgeben: die Neigung alles verstehen zu wollen, die Haltung es käme nur auf einen selbst an und dass man selber der Schöpfer seines Lebens ist, das Selbstbild sich stets nur als Helfenden zu sehen und nie als Bedürftigen, und die ständig Begleitung des „Es eigentlich besser als die anderen Wissens“. Man hat dies alles trotzdem noch weiter in sich. Dann wird es natürlich anders genannt, z.B. „Klugheit für den Herrn“, „Katechese“ oder „Früchte für Gott“. Es bleibt die Neigung über Studium und Bücher zu erwerben, was „Dumpfbackigere“ durch Gebet, Gebet und Sakramentenempfang erreichen wollen, weil sie keine andere Möglichkeit für sich sehen.
Die IQ-Heros verlangen nach Erkenntnis und Einweihung in das Höchste, dem sie sich unterordnen können, weil nur das Höhere wert ist sich unterzuordnen. Die anderen möchten Gnade und eine Gerechtigkeit, die ihrer gerecht wird. Die Geisteshelden möchten Gottes Werk auf Erden vollbringen, die anderen können nur hoffen, dass der Herr es vollbringt. Die in der Welt Erfolgreichen überlegen sich, wie sie die Sache und den Laden des Herrn auf Erden groß und mächtig halten. Die anderen fragen sich, wie Gott das mit dem „Lieben“ meint und wie man das wohl schafft.
Komplett überspitzt formuliert: Es steht ein „Wir werden das schon für dich schaukeln, Herr“ gegen ein „Maranatha“.
Das hatte ich gemeint mit „Klugheit kann für einen Christen gefährlicher sein als chronische Merkbefreiung“. – Man beachte bitte unbedingt das „kann“.
Mit dem Wunsch eine Benotung nur per PM zukommen zu lassen
lieben Gruß
Petra
es folgt die Erläuterung an einem Beispiel....

Mit Klugheit hatte ich Intelligenz gemeint. Z.B. einen IQ der Leute optimal durch Schule und Studium hin zu einem tollen Job schleust. Oft geht damit Hand in Hand, dass sie sich die Dinge der Welt und des Lebens gut erklären können und dass sie im Laufe dieser persönlichen Erfolgsstory zur Auffassung kommen, einfach alles muss durch ihren Kopf nachvollziehbar sein, um von ihnen akzeptiert zu werden.
Manchmal kommt dazu ein gewisses Herabblicken auf diejenigen, denen die Welt und das Leben Rätsel aufgeben. Daneben gibt es immer eine Gefährdung zu rein materialistischer und utilitaristischer Weltsicht. Denn für die, die mit den Regeln unserer Gesellschaft locker klarkommen, besteht keine Notwendigkeit auf ein Mehr oder Barmherzigkeit zu hoffen. Warum sollten sie darauf auch hoffen, wo doch ihre Hoffnungen von der „Welt“ schon erfüllt werden können? Oder wo in ihnen die Erkenntnis gewachsen ist, sie könnten alles, was sie möchten, von sich aus erreichen? Einige scheitern schon grundsätzlich daran, ihre eigene Meinung von irgendjemandem in Frage stellen zu lassen.
Für einen Christen ist solch eine Grundhaltung einfach nicht mehr drin. Dies ist ausgedrückt in den Jesusworten von dem Reichen und dem Kamel. Man muss als Christ so vieles abgeben: die Neigung alles verstehen zu wollen, die Haltung es käme nur auf einen selbst an und dass man selber der Schöpfer seines Lebens ist, das Selbstbild sich stets nur als Helfenden zu sehen und nie als Bedürftigen, und die ständig Begleitung des „Es eigentlich besser als die anderen Wissens“. Man hat dies alles trotzdem noch weiter in sich. Dann wird es natürlich anders genannt, z.B. „Klugheit für den Herrn“, „Katechese“ oder „Früchte für Gott“. Es bleibt die Neigung über Studium und Bücher zu erwerben, was „Dumpfbackigere“ durch Gebet, Gebet und Sakramentenempfang erreichen wollen, weil sie keine andere Möglichkeit für sich sehen.
Die IQ-Heros verlangen nach Erkenntnis und Einweihung in das Höchste, dem sie sich unterordnen können, weil nur das Höhere wert ist sich unterzuordnen. Die anderen möchten Gnade und eine Gerechtigkeit, die ihrer gerecht wird. Die Geisteshelden möchten Gottes Werk auf Erden vollbringen, die anderen können nur hoffen, dass der Herr es vollbringt. Die in der Welt Erfolgreichen überlegen sich, wie sie die Sache und den Laden des Herrn auf Erden groß und mächtig halten. Die anderen fragen sich, wie Gott das mit dem „Lieben“ meint und wie man das wohl schafft.
Komplett überspitzt formuliert: Es steht ein „Wir werden das schon für dich schaukeln, Herr“ gegen ein „Maranatha“.
Das hatte ich gemeint mit „Klugheit kann für einen Christen gefährlicher sein als chronische Merkbefreiung“. – Man beachte bitte unbedingt das „kann“.
Mit dem Wunsch eine Benotung nur per PM zukommen zu lassen


lieben Gruß
Petra
Damit aber ist nicht gemeint, die Dummheit sei eine Tugend, sondern daß Weisheit (wenn sie hier Klugheit meint) alleine nicht zum Glauben führt.1 Kor 1,22 hat geschrieben:Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.
Profan gesprochen: Zum Glauben gehört das Wollen, das Fühlen, das Verstehen. Wenn eines davon fehlt, wird es sehr schwierig. Glaube ohne zu wissen, was geglaubt wird, ist kaum mehr als ein vages Gefühl. Ein Glaube ohne Gefühl eine kalte und herzlose Angelegenheit. Aber sollte es möglich sein, den Glauben zu verstehen und auch herzlich zu sein, ohne es wirklich zu wollen?
Letztlich geht es um die Frage, ob der Mensch aus eigenen Werken zum glauben kommt oder ob er "allein durch Gnade gerecht" wird. Letzteres kann ich in der Absolutheit nicht nachvollziehen, denn Glaube ist ein Dialog: Das menschliche Ja auf Gottes Ruf. Im Ja liegt das eigene Tun, welches gewollt, gefühlt und verstanden werden muß. Dazu trägt die Tugend der Klugheit bei - und in der "Dumpfbackigkeit" kann eine größere Klugheit liegen als im Geistesheldentum.
(Insofern ist vielleicht der Unterschied zwischen Klugheit und Klugscheißerei von entscheidender Bedeutung)

- Robert Ketelhohn
- Beiträge: 26022
- Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
- Wohnort: Velten in der Mark
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Ja! Für meinen Geschmack immer wieder [Punkt] Darin geht es um die sog. "Kardinaltugenden" - oben, glaube ich, als sittliche Tugenden bereits aufgelistet -, nämlich Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß. Und Pieper ist (in Anlehnung übrigens an Thomas von Aquin) sehr wohl der Meinung der "Vorzeigekatholikin", dass Klugheit zumindest die Basis aller Tugenden ist, wenn auch keineswegs die "höchste", denn das ist die Liebe.Peter hat geschrieben:Ein schönes, kluges Thema. Kennt ihr «Das Viergespann» von Josef Pieper?
Basis der Tugenden ist die Klugheit (die mit Intelligenz zwar nicht unvereinbar, aber keineswegs gleichzusetzen ist) insofern, als mit ihrer Hilfe entschieden wird, welcher konkrete Akt jetzt gerecht, tapfer, maßvoll etc. ist. Ohne die Klugheit gerät die Gerechtigkeit zu Legalismus oder Kaltherzigkeit, die Tapferkeit zu Sturheit oder Leichtsinn, die Mäßigkeit zu Geiz etc. Das heißt, die Klugheit ist notwendig, um allgemeine Prinzipien in den konkreten Alltag zu übersetzen.
Und das bedeutet keinerlei "IQ-Fetischismus". Ich kenne intelligente Unkluge und wenig intelligente Kluge!
LG
Biggi