Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nein, genau nicht. Du beschreibst Akte der Vernunft (oder Unvernunft, je nach dem). Liebe geht nicht ohne persönliche Hingabe, und Hingabe nicht ohne direkte Berührung und Beziehung.
Aber fordert Liebe nicht Vernunft? Kann es nicht konsequente Verwirklichung der Liebe sein zu sagen: Dieser Flüchtling leidet, ich will ihm so sehr helfen, dass er von mir aus auch bei mir pennen dürfte, aber wenn ich ihm einen Platz in dem und dem Heim finanziere (und dann noch die Partei wähle, die solches erleichtert), hat er mehr davon? Die persönliche Hingabe ist doch nicht Selbstzweck, sondern eben Hingabe an den anderen, die nach Möglichkeit nichts ins Leere laufen soll. Die Vernunft, die z. B. manche Eltern veranlasst, ihre Kinder in ein Internat zu schicken, kann ja ebenfalls (im besseren Falle) Konsequenz, und zwar als notwendig wahrgenommene Konsequenz, der Elternliebe sein, deren unmittelbar empfundene Forderung es eher wäre, die Kinder bei sich zu behalten. (Kritikwürdig ist es freilich, wenn jemand meint, sich durch zwei Euro oder wohlfeile politische Floskeln von der persönlichen Aufopferung loskaufen zu können. Aber auch das finanzielle oder politische Engagement kann bei entsprechender Intensität die Qualität eines Opfers annehmen. Richtig ist außerdem, dass dieses Engagement stärker irrtumsanfällig ist als direktes persönliches Handeln. Das ist in der Tat ein Problem.)