gc-148 hat geschrieben:Caviteño hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß man Migranten, deren Ziel es ist, sich ihren Lebensunterhalt vom Gastland finanzieren zu lassen
dies ist schon eine mehr als starke Aussage, die durch nichts belegt ist.
Die allermeisten Migranten wollen hier leben und arbeiten ......
sie wollen eine Zukunft für ihre Kinder .....
Deine Aussage ist eine reine Stammtisch-Parole
Wie kommst Du darauf, daß ich alle(!) Migranten meinte? Lesen bildet und im übrigen, willst Du etwa bestreiten, daß es solche Fälle gibt?!
1. Schau Dir einfach einmal die amtlichen Statistiken an. Der Anteil an ausl. Hartz-IV-Empfänger liegt immer deutlich über dem Anteil deutscher Bezieher.
2. "Sie wollen arbeiten"
Welche Qualifikation bringen diese Migranten für die Arbeitsmarkt mit? In den allermeisten Fällen - keine. Hilfsarbeiter sind hier ausreichend vorhanden und Ingenieure bleiben in ihren Heimatländern oder wandern - wenn sie hochqualifiziert sind - in die englischsprachigen Länder aus.
Die Migranten verfügen außerdem in den wenigsten Fällen über Sprachkenntnisse, die sie befähigen würden, hier am Arbeitsleben teilzunehmen (einfache Arbeiten ausgenommen). Man kann natürlich die Auffassung vertreten, es sei Aufgabe des "Einwanderungsstaates" ihnen diese zu vermitteln. Da sie aber niemand "gerufen hat" (eine Formulierung die in früheren Jahren bei den Gastarbeitern benutzt wurde, um bei der deutschen Bevölkerung ein "Schuldgefühl" hervorzurufen), sehe ich diese Verpflichtung nicht.
Wer sein Heimatland verläßt, von dem kann erwartet werden, daß er sich auf das neue Leben in einem fremden Land vorbereitet.
Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von der Bundesregierung und wurde dafür benutzt, den Deutschnachweis für ausl. Ehegatten (A 1 Goethe-Institut) vor ihrer Einreise zu ihrem Ehemann in D. zu begründen. Warum sollte, was von jeder Thai, jeder Chinesin oder Türkin verlangt wird, nicht auch für Migranten gelten, die hier arbeiten wollen?
3. erneut: "Sie wollen hier leben und arbeiten"
Du unterstellst, daß alle Menschen ein drängendes Bedürfnis haben, den eigenen Lebensunterhalt durch eigener Hände Arbeit zu finanzieren - selbst wenn man das nicht muß, weil man andernfalls unterstützt würde.
Diese Auffassung teile ich aus Erfahrung nicht und möchte Dich gerne daran teilhaben lassen:
Wie Du wissen wirst, kommt meine Frau aus den Philippinen (PH). Im November letzten Jahres wütete dort ein fürchterlicher Taifun. Unsere maid hat viele Verwandte in unserem Sprengel, die alle von einer Insel kommen, die stark betroffen war. Fast alle Häuser waren zerstört, die Kokosplantagen und die Felder vernichtet, die Fischerboote unbrauchbar.
Eine große Welle der Hilfsbereitschaft lief an, wir sammelten und ermöglichten den Eltern das zerstörte Haus wiederaufzubauen. Zu diesem Zweck fuhr eine Tante dorthin, um Sachen (Kleidung, Küchengeräte usw. usf) mitzunehmen und darauf zu achten, daß das Geld auch tatsächlich nur zum Hausbau verwandt wurde. Ihr Arbeitgeber gewährte ihr dafür unbezahlten Urlaub, sie sollte - sobald das Haus stand - wiederkommen. So weit - so gut.
Inzwischen steht das Haus, aber mit einer Rückkehr ist vorläufig nicht zu rechnen und der Grund ist ganz einfach. Die Inselbevölkerung wird noch immer von den nationalen Spenden versorgt. Warum soll man arbeiten, wenn man auch so etwas zu essen bekommt?!
Es handelt sich um Menschen, die immer hart gearbeitet haben, als Bauern oder Fischer und teilweise sogar zur Arbeitssuche in andere Regionen oder Länder ausgewandert sind. Jetzt werden weder die Felder bestellt noch fährt man zum Fischfang raus - man wartet auf die Lebensmittellieferungen der Regierung. Sind die Mittel aufgebraucht und werden die Lieferungen eingestellt, wird das Lamento groß sein. Dann liegen die Felder brach und die (neuen) Boote sind nicht gepflegt....
Dieses Erlebnis hat meine(!) Einstellung zu Hilfsaktionen, die vorher schon kritisch war, noch einmal ganz deutlich in den negativen Bereich verschoben. Aber natürlich sind das alles Einzelfälle, für die man Verständnis haben muß....
4. erneut: "Sie wollen hier leben und arbeiten"
Der Abstand zwischen dem Lohn aus regulärer Beschäftigung und der staatlichen Unterstützung verhindert eine Arbeitsaufnahme. Die Migranten sind nicht so dumm sind, daß sie nicht begreifen, wieviel sie arbeiten müßten, um einen dem Hartz-IV-Satz vergleichbares Nettoeinkommen zu erhalten.
Die Regelleistung liegt bei einem Ehepaar bei ca. 700 bis 750 €, dazu wird noch die Miete gezahlt. Wie hoch soll denn das Einkommen sein, das sie erzielen sollen? Ein Nettoeinkommen von 1.500 € bedeutet ein
Bruttoeinkommen (StKl. 3, ohne Kinder wg. Anrechnung Kindergeld) von ca. 1.900 € - oder einen Stundenlohn von ca. 11,30 €. Wer soll das denn für einen ungelernten, der deutschen Sprache nicht mächtigen, Arbeiter zahlen?
Selbst wenn ein solcher Lohn gezahlt würde, ist es kaum vorstellbar, daß jemand für einen effektiven Stundenlohn (tatsächlicher Lohn abzgl. Hartz IV) von wenigen Cent 168 Stunden im Monat arbeitet.
Vielleicht solltest Du Dich einmal mit Mitarbeitern der örtlichen Sozialämter (Leistungsstelle, Arbeitsvermittlung - nicht die gewerkschaftlichen oder kirchlichen Fürsorgeeinrichtungen) unterhalten. Ein Blick in den Wirtschaftsteil der Zeitung hilft auch bei der Einschätzung, welche Arbeitskräfte in D. gebraucht werden und wo ein Überangebot besteht.
"Stammtisch-Parolen" spiegeln im übrigen die Erfahrungen vieler Millionen Menschen wieder - sie müssen nicht falsch sein, weil sie auf Erfahrung beruhen. Ein wenig mehr Respekt wäre wünschenswert.