Sarandanon hat geschrieben:Caviteño hat geschrieben:Gesellschaft = das Staatsvolk, das seine Regierung gewählt hat bzw. wählen kann und damit auch für die Folgen zu haften hat.
Aha, und das würdest Du auch im Falle unserer Regierung so für Dich in Anspruch nehmen?
Natürlich, das ist doch Demokratie. Deswegen versuche ich ja auch die Gründe, die gegen ein "Weiter so" sprechen, hier darzulegen. Mir ist schon bewußt, daß man als Staatsbürger nur zwei Möglichkeiten hat:
a) bei den Wahlen das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen und zu versuchen, andere zu überzeugen, das ebenfalls zu tun;
b) im Fall der Euro-Problematik entsprechende private Vorkehrungen zu treffen.
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Oder kann z.B. eine Parlament bzw. die Regierung irgendwo auf der Welt etwas ausgabenwirksam beschließen und dann die Rechnung an andere Staaten weiterreichen?
Tja, ich denke, die EU ist da wohl einzigartig. Allein, wenn aus den anderen Staaten heraus der Ruin durchaus mitbetrieben und forciert wurde, kann man diese in einer solchen Gemeinschaft schon in Mit-Verantwortung nehmen. Die Frage ist nur, warum dann nur die Steuerzahler und nicht die eigentlichen Verusacher (Banken, Wirtschaft) mit ins Boot holen. Das muss auf jeden Fall kritisiert werden. Aber ich wiederhole mich nochmals: Unbedingende Transferzahlungen hatte ich nicht im Sinn.
Auch die gegenwärtigen Transferzahlungen sind an Bedingungen geknüpft - die dann immer wieder aufgeweicht werden. Wer mit "Der Euro ist unsere Währung. Er wird verteidigt, koste es, was es wolle" Politik macht, begibt sich aller Handlungsalternativen und fordert die anderen Länder förmlich zu einer "moral hazard" Politik auf. Warum sollte man der eigenen Bevölkerung Opfer zumuten, wenn der Nachbar schon signalisiert hat, daß er - um vermeintlich Höheres zu retten - bereit ist, Hilfe zu leisten.
Im übrigen wurden im Falle GR die privaten Gläubiger mit ca. 7% ihrer Forderungen zur Sanierung des gr. Staatshaushaltes herangezogen. Politisch wurde die Mitverantwortung für die Schulden anderer Staaten ausdrücklich ausgeschlossen - ich verweise insofern auf das oben von mir verlinkte Wahlplakat der CDU.
Es ist schon bemerkenswert, daß genau dieses Szenario (hohe Schulden in anderen Staaten mit anschließender Haftung anderer Länder) von den Euro-Gegner bereits vor Euro-Einführung an die Wand gemalt wurde. Deswegen hat man die - später unwirksame - bail-out-Klausel geschaffen. Man sieht daran, daß die Aussagen der "Europäer" nur optimistisch und zweckbestimmt sind. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, der gegenwärtig vehement widersprochenen gemeinsamen Einlagensicherung der Sparerguthaben ein ähnliches Schicksal vorherzusagen.
Aus Solidarität wird dann das deutsche Einlagensicherungssystem zur Stützung spanischer oder griechischer Banken herangezogen werden - wetten, das.....
Die Auswirkung von Auflagen, die notwendig sind, wenn es - nach Deinen Worten - nicht zu "unbedingenden Transferzahlungen" kommen soll, sind doch gegenwärtig im Süden zu sehen. Noch nie war das Bild Deutschland's dort so schlecht wie nach der Hilfe in Mrden-Höhe. Wie willst Du das denn vermeiden? Mit Aufrufen an die Vernunft?
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Antwort auf meine Frage = sorry, nein. Ich bin nicht sicher, ob die christliche Nächstenliebe nicht zunächst den Einsatz eigener Mittel erfordert. Falls die nicht vorhanden oder ausreichend sind, müßte dann nicht die eigene Schicksalsgemeinschaft zunächst helfen - insbesondere wenn dort noch genug "zu holen" ist?
Ja, stimmt auffallend. Darin steckt auch ein Riesenkinken. Aber kann man die Menschen dort in ihrem Schlamassel erstmal sitzen lassen, obwohl die Kapitalflüchtlinge sich um ihre Landsleute einen Dreck scheren?
Warum haben die Iren ihre Steuersätze nicht erhöht und stattdessen andere angebettelt?
Hier wäre mehr Druck von seiten der Geberländer wünschenswert gewesen, bevor man den Griff in den eigenen Haushalt erlaubt.
Im übrigen - wie willst Du denn die Arbeitslosigkeit in GR oder ES mit christlicher Nächstenliebe bekämpfen?
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Klischees = welche wurden denn in meinen Beiträgen bedient?
Caviteño hat geschrieben:..., wenn sich die dortige Gesellschaft Leistungen gönnt, die hier schon lange abgeschafft wurden. Wäre hier nicht zunächst einmal eigenes Sparen (im nationalen Rahmen) angesagt?
Ich hatte doch in meinen Beiträgen auf die 13. und 14. Gehälter in Portugal, deren Abschaffung durch das Verfassungsgericht blockiert wurden, als Beispiel hingewiesen. Auch die niedrigen Steuersätze in Irland wurden erst vor wenigen Wochen im Rahmen der Diskussion über unfaire Steuerpraktiken und -sätze thematisiert.
Es handelt sich hierbei nicht um Klischees, sondern um Tatbestände, die jederzeit nachgelesen werden können und wohl auch nicht ernsthaft zu bestreiten sind.
Wir können uns natürlich auch noch einmal die Rentenhöhe in Europa anschauen:
Dies lässt sich zumindest aus einer vergleichenden Studie der Wirtschaftsorganisation OECD („Pensions at a Glance“) ableiten, die vor allem auf Daten aus dem Jahr 21 beruht. Demnach liegt der Wert der Rentenansprüche in Deutschland - ungeachtet der Schwierigkeit, nationale Alterssicherungssysteme zu vergleichen - unter dem Durchschnitt aller OECD-Länder, was Renteneintrittsalter, Rentenbezugsdauer und Rentenhöhe angeht.
Ein wichtiges Kriterium für die Bemessung des Werts von Rentenansprüchen ist die sogenannte Ersatzquote. Dabei handelt es sich um den Anteil, den die Altersrente im Verhältnis zum Einkommen in der Erwerbsphase erreicht. In Spanien liegt die Netto-Ersatzquote für einen männlichen Durchschnittsverdiener, der mit 65 Jahren in Ruhestand geht, nach der OECD-Tabelle bei gut 84 Prozent, in Italien bei gut 76 Prozent, in Griechenland sogar bei mehr als 11 Prozent.
Das heißt: Ein Grieche bezieht mehr Rente, als er im Schnitt an Einkommen verdiente. Hier wirkt sich auch die Art der Rentenberechnung aus. Während nach der deutschen Rentenformel das ganze Arbeitsleben die Rentenhöhe beeinflusst, sind es in Griechenland nur die Verdienste in den letzten fünf Jahren, in Spanien die in den letzten 15 Jahren vor dem Ruhestand. Diese sind meist höher als in frühen Berufsjahren.
Die Ersatzquoten der Südländer übersteigen den OECD-Durchschnittswert von 69 Prozent deutlich. Unter dem Schnitt liegt dagegen Frankreich mit gut 6 Prozent. Für Deutschland weist die Statistik eine Netto-Ersatzquote von knapp 58 Prozent aus. Damit liegt Deutschland (vor Schweden, Großbritannien und Irland) auf den hinteren Plätzen in der Rangliste.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 6222.html
Immer noch Klischees oder Unkenntnis Deinerseits
Sarandanon hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Wahrscheinlich sieht man das erst dann deutlicher, wenn man direkt davon betroffen ist, davor läßt man sich schnell vom Prinzip Hoffnung und den Glauben, an das Gute im Menschen leiten.
Wenn man, ohne dies naiv zu betrachten, nicht mehr an das Gute im Menschen glauben kann, ist die Hoffnung und damit die Menschheit verloren und die Inhalte des christlichen Glaubens ad absurdum geführt
Man kann auch den Satz der Bibel: "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen" nehmen. Die Früchte der Eurorettung waren bisher nicht so, daß sich ein weiterer Verzehr dieser Frucht anbietet.