Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Betreite ich nicht. Bloß dass sich selbst in Katastrophenlagen eine realistische Option ist, ausgerechnet die Schweiz zu überfallen, so dass sie schon mal dagegen üben muß, sehe ich nicht.Das scheint mir überhaupt der clou an den ganzen Umschulnereien zu sein: reale Gläubiger sind immer unsichtbarer.
Wie so "unsichtbar"?
Die gr. Schulden liegen zum überwiegenden Teil beim ESM, das erste Hilfspaket wurde in D. von der KfW finanziert. Bei ESM handelt es sich um ein eigenständiges Rechtsgebilde. Die ausgeliehenen Beträge hat er sich auf dem Kapitalmarkt besorgt und dafür Anleihen ausgegeben, z.B.
hier eine Aufstellung. Diese Anleihen werden überwiegend von den großen Kapitalsammelstellen (Versicherungen, Pensionsfonds, Banken, Investmentfonds, Vermögensverwalter) gekauft, tlw. auch von Privatanlegern. Inwieweit sie jeweils Anleihen erworben haben, geht z.B. aus den Rechenschaftsberichten hervor.
Warum die Schweiz?
Ein nicht unwesentlicher Teil der Vermögensverwalter sitzt in der Schweiz. Außerdem ist die Schweiz als angeblicher "Hort des Geldes" fast jedem EU-Bürger ein Begriff. Sollte die Lage eskalieren, wird jede Regierung versuchen, die Schuld von sich zu weisen. Die Schweiz als Trittbrettfahrerin (alternativ Rosinenpickerin) eignet sich hervorragend als Feindbild - besteht ihre Volkswirtschaft doch fast ausschließlich aus Banken, die von der Steuerhinterziehung profitieren - wenn man dem gängigen Klischee folgt, das man auch hier im Forum tlw. lesen konnte. Glaubst Du wirklich, das im Falle eines Zusammenbruchs des Euros, die ggfs. mit einer Entwertung der Sparguthaben einhergeht, eine tiefsinnige Ursachenbetrachtung einhergeht? Dann müßte die Politik zugeben, das sie seit Jahr(zehnt)en mit dem Euro auf das falsche Pferd gesetzt hat.
Eine Insel der Seligen umgeben von Ländern, die eine Währungsreform machen (müssen), verbunden mit einem Verlust der Ersparnisse - diese Konstellation läßt u.U. nicht nur Neidgefühle aufkommen.
Selbst wem diese Szenario zu extrem erscheint: Es ist mE besser, sich auch auf unwahrscheinliche Szenarien vorzubereiten, als immer zu hoffen, daß es schon gut gehen wird. Letzteres hat man bei der Aufnahme von GR in den Euroverbund auch getan. Da befand sich GR "auf dem richtigen" Weg und im übrigen war
Griechenlands Wirtschaft [...] kleiner als die von Hessen – wird schon gut gehen (O-Ton Hintze). Der Euro ist doch das beste Beispiel, wie die sog. "politischen Eliten" bei der Risikoanalyse versagen - der inzwischen immer stärker werdende Ansturm von Wirtschaftsflüchtlingen ist das nächste Beispiel.