Clinton gewinnt (knapp) in Nevada, Trump gewinnt in South Carolina und Bush wirft das Handtuch
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Die Weltwoche widmet sich den Gründen, warum Trump gewählt wird und kommt dabei zu überraschenden Erkenntnissen:
Wer sind Trumps Wähler? Wir kennen sie – aus den Medien von Leutschenbach bis Los Angeles:
Es sind frustrierte, zornige Männer und Frauen mit toupierten Mähnen, billigem Make-up und migränetreibenden Trillerstimmen. Sie sind weiss, latent rassistisch und unterbelichtet – um nicht zu sagen: dumm.
Ein Blick auf die Resultate der Vorwahlen von New Hampshire von letzter Woche zeigt, wie verzerrt dieses Bild ist. Nicht nur hat Trump die republikanische Konkurrenz pulverisiert. (Er gewann mehr als doppelt so viele Stimmen wie der zweitplatzierte John Kasich.)
Bemerkenswert ist vor allem: Trump siegte in praktisch allen Wahldistrikten, von Portsmouth am Atlantik bis in die Schneeberge von Bretton Woods. Selbst in Manchester, der grössten Stadt, betrug sein Vorsprung sensationelle 23 Prozent.
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Die Eliten in Politik, Wirtschaft und Medien haben das Ausmass der Zerrüttung und des Misstrauens bis heute nicht in seiner Tiefe erfasst. Deshalb wurde Trump lange unterschätzt. Deshalb verteufelt man ihn als Krankheitserreger, statt in ihm ein Symptom des Malaises zu erkennen. Und deshalb hat er bei den Frustrierten durchschlagenden Erfolg.
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«Trump geniesst in der Grand Old Party eine breite Unterstützung, die alle namhaften demografischen Gruppen umfasst», schreibt Nate Cohn, Datenguru bei der New York Times. «Der Support ist extrem stark bei den Leuten am Parteirand.»
Nate Cohns Wählerforschung bricht mit den bekanntesten Trump-Klischees. «Trump punktet bei republikanischen Frauen am meisten von allen Kandidaten. Ebenso in Wohngegenden der Gutausgebildeten und Wohlhabenden. Er hält sogar einen kleinen Vorsprung bei republikanischen Latinos.» Dies, obwohl er die Mexikaner pauschal als «Vergewaltiger» bezeichnet hat.
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Seine derbe Sprache versteht man als Revolte gegen die Political Correctness, die viele als Maulkorb empfinden. «Trump holt einhändig die Redefreiheit zurück», bringt seine Pressefrau die Stimmung auf den Punkt.
Auch dass Trump keinen Plan vorgelegt hat, wie er als Präsident all seine Versprechen einlösen würde, stört kaum jemanden. «Programme sind bloss leere Worte, keiner nimmt sie ernst», sagt Jake. «Trump hat als Geschäftsmann bewiesen, wozu er fähig ist: In Trump we trust! Trotz Zotenschnauze und Untergangsrhetorik:
Trump verströmt für viele Amerikaner vor allem Aufbruchstimmung. Dies ist ein entscheidender Punkt, den die Trump-Kritiker übersehen.
«Donald Trump beherrscht die Kunst der positiven Botschaft», schreibt Lawrence Kudlow. Als ehemaliger Reagan-Berater und TV-Talkmaster bei CNBC weiss er, was einen brillanten Kommunikator ausmacht.
«Reagan war ein Meister der prägnanten Botschaft», so Kudlow. In seiner Wahlkampagne 198 habe er sich auf ein paar wenige Schlüsselpunkte beschränkt. «Er versprach, die Wirtschaft neu zu beleben und den Sowjet-Kommunismus zu besiegen. Er verlor nicht viel Zeit für Details, dafür wiederholte er gebetsmühlenartig seine strategischen Kernbotschaften. Mit durchschlagendemErfolg.»
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Das Mißtrauen bzw. die Verachtung der sog. "politischen Elite" macht nicht nur Kandidaten wie Trump und Sanders in den USA erfolgreich. In Europa mit seiner anderen Parteienlandschaft gewinnen in den nördlichen und östlichen Ländern nationale und in den südlichen Ländern sozialistische Parteien an Zulauf.
Eine Antwort scheint man bisher noch nicht gefunden zu haben - die Verteufelung der neuen Konkurrenten ist aber gleich: Sie werden von ungebildeten, am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen gewählt, die sich vor allem fürchten: den Fremden, der Globalisierung, dem Verlust des Arbeitsplatzes, Menschen, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen, die sich nicht "abholen" lassen und nicht "mitgenommen" werden wollen - kurzum, den neuen Parias der aufgeklärten Gesellschaft.
Vielleicht sollten die Wahlkampfstrategen diese Aussagen einmal überdenken, richtig scheinen sie nicht zu sein. Oder warum erzielen diese Parteien zweistellige Ergebnisse? Ist der Anteil in der Bevölkerung wirklich so hoch?