Stefanro hat geschrieben: ↑Donnerstag 26. Januar 2023, 09:11
Die Mitgliedsstaaten der NATO (nicht die NATO als militärische Organisation selbst) unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf gegen den völkerrechtswidrigen imperialistischen Angriff Russlands, der das Ziel hat Teile der Ukraine oder gar die gesamte Ukraine zu annektieren.
Das ist die offizielle Lesart des Konflikts in Europa und Nordamerika. In anderen Teilen der Welt klingt das anders. In indischen Zeiten liest du z.B. Kommentare die sinngemäß "was die NATO da macht geht gar nicht!" lauten. Wenn du bei den Russen liest, dann hört es sich genau andersrum an. Da ist man überzeugt, dass man selbst einen gerechten Verteidigungskrieg zum eigenen Überleben führt.
"Die NATO steht doch an unseren Grenzen, nicht wir an ihren! Die NATO putscht mit ihren Farbenrevolutionen eine uns freundlich-gesinnte Regierung nach der anderen weg, bis wir umzingelt sind. Wir haben konkrete Friedenlösungen angeboten, sie haben sie nie angenommen. Wir müssen uns verteidigen."
Da sieht man, wie ein Konflikt komplett anders betrachtet werden kann. Leider weigert man sich diese Sichtweise verstehen zu wollen. Ich rede nicht von Zustimmung. Es geht um das Verstehen. Es findet keinerlei öffentliche Diskussion darüber statt. Lieber verurteilt man linke Anti-Krieg-Aktivisten für
Nie wieder Krieg Aussagen.
Wenn ich mich aber weigere die Sicht der anderen Seite verstehen zu wollen, kann ich keine Lösung finden. Stattdessen setzt man auf die Entmenschlichung "die sind das ultimative Böse. Die sind eigentlich gar keine Menschen. Wir müssen sie töten" (oder "besiegen", in wessen Ohr das schöner klingt)
Darum eskaliert der Konflikt immer weiter.
Stefanro hat geschrieben: ↑Donnerstag 26. Januar 2023, 09:11
... kommt es aus menschlich nachvollziehbaren Gründen hin und wieder zu einer Identifikation des Selbst mit diesem Verteidigungskrieg als "mein" bzw "unser". Aus politisch-diplomatischer Perspektive sind solche menschlichen Ausrutscher natürlich nicht gut und zeugen von einer ungeregelten Leidenschaft, die auch im politischen Geschäft eigentlich fehl am Platze ist.
Das kann Annalena bei einer Diskussion beim Abendessen unter Freunden passieren. Aber gedankenlos solche Aussagen rauszuhauen, ohne die Konsequenzen zu überdenken, darf der höchsten Diplomatin eines Landes nie nie nie passieren. Das ist grob fahrlässig, sowas kann viele Menschenleben kosten. Und darüber hinaus ist es freie Propaganda für das russische Außenministerium. Die können der Welt zeigen: "Schaut her, da seht ihr die NATO Aggressoren".
Wie ich schon gestern schrieb, ich verstehe nicht, warum man in manchen Dingen nicht mehr Zurückhaltung übt sondern scheinbar öffentlichen Applaus (?) sucht.