Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

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Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Das Wall Street Journal berichtet, daß sich europäische Zentralbanken auf einen Zusammenbruch der Eurozone vorbereiten. Die irische Zentralbank sucht schon nach Druckerkapazitäten, um evtl. eine neue Landeswährung drucken zu können:
At least one—the Central Bank of Ireland—is evaluating whether it needs to secure additional access to printing presses in case it has to churn out new bank notes to support a reborn national currency, according to people familiar with the matter.
Outside the 17-country euro zone, numerous European central banks are eyeing defensive measures to protect against the possible fallout if the euro zone were to unravel, other people said. Several, including Switzerland, are considering possible replacements for the euro as the external reference point, or peg, they use to try to keep their currencies' values stable.
The central banks' planning is preliminary, according to the people familiar with the matter. It doesn't represent an expectation that the euro zone is headed for dissolution.
(...)
Most euro-zone central banks maintain at least limited capacities to print bank notes. While the European Central Bank is responsible for determining the euro zone's supply of bank notes, it doesn't actually print them. The ECB outsources the work to central banks of euro-zone countries. Each year, groups of countries are assigned the task of printing millions of bank notes in specific denominations.
The countries have different arrangements for printing their shares of the notes. Some, like Greece and Ireland, own their printing presses. Others outsource to private companies.
http://online.wsj.com/article/SB1142 ... TopStories

Zu den möglichen Überlegungen der Schweiz:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/ro ... 34962.html

und rechtzeitig zum Gipfel taucht auch eine Studie der OECD auf, daß Griechenland reformunfähig ist:
In den Ministerien fehlen zentrale Datenbanken – und nicht nur die. Die griechische Verwaltung „hat nicht die Gewohnheit, Akten zu führen, oder die Fähigkeit, Informationen aus Daten herauszulesen – wenn Daten überhaupt vorhanden sind“, stellen die Fachleute trocken fest.
(...)
Im gesamten griechischen Regierungsapparat sind Zusammenarbeit, grundlegende Informationen und Austausch und Kontrolle eigener Arbeit „extrem schwach“ oder fehlen ganz. Das vernichtende Fazit der OECD: „Der zentralen Verwaltung als Ganzes fehlen die praktischen Werkzeuge, die Kultur und die Fähigkeit, aufeinander aufbauende Politik anzustoßen, umzusetzen und zu überwachen.“
(...)
Um die in „etlichen Jahrzehnten aufgebaute Dysfunktion des griechischen Staatsapparates“ aufzubrechen, reichten keine vereinzelten Reformschritte. Einziger Ausweg sei ein Großer Wurf, eine „Big Bang-Reform“ im gesamten Regierungsapparat. „Bis jetzt ist das Zentrum der Regierung sehr schwach. Griechenland hat nur noch ein kleines Zeitfenster, um sich zu ändern und zu reformieren, aber es wird kleiner“, so Autorin Varley.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... rolle.html

Handelt es sich um Vorbereitungen für die Umstellung in der Woche zwischen dem 23. 12. und dem 2. 1. 212, falls der Gipfel platzen sollte? :hmm:

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cantus planus
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von cantus planus »

Caviteño hat geschrieben:Zu den möglichen Überlegungen der Schweiz:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/ro ... 34962.html
Wohl denen, die schon in der Schweiz sind, und überhaupt kein (gefülltes) Konto mehr in der Eurozone besitzen. :breitgrins:

Aber im Ernst: in der Schweiz werden schon seit Monaten ganz intensiv verschiedene Szenarien durchgespielt. Man ist hier nicht so naiv zu glauben, nach dem Zusammenbruch wäre noch Zeit genug für irgendwelche Vorbereitungen. Die Unwägbarkeiten sind groß, und auch in der Schweiz kann niemand wirklich vorhersagen, was beim Euro-Crash geschehen wird.

Aber zumindest macht man sich hier überhaupt grundlegende Gedanken, und wartet nicht ab, bis die "alternativlosen" Rettungsaktionen endgültig in die Hose gehen.
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Torsten
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Re: Bogenberger Erklärung

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:Der Euro-Gipfel wirft seinen Schatten voraus und auch die Gegner oder Kritiker der "Eurorettung" machen in einer offenen Analyse der Ursachen mobil:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/1 ... 52994.html
Agenda-Liste zur Situation der Währungsunion

Nur die Bekämpfung der eigentlichen volkswirtschaftlichen Ursachen kann eine Lösung der Krise bringen. Nur die Symptome der Krankheit zu kurieren ist sinnlos.

-Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wieder auf die reine Geldpolitik beschränkt.

-Die Entscheidungsregeln und die Verteilung der Stimmrechte im EZB-Rat sind zu ändern.

-Die Target-Verrechnungssalden zwischen den nationalen Notenbanken müssen ab sofort jährlich durch marktfähige Vermögenswerte ...

-Eine klar definierte Abfolge von Hilfen und Maßnahmen nach dem Vorschlag der European Economic Advisory Group ist zwischen den Euro-Staaten vertraglich festzulegen.

-Die Banken müssen ausreichend Eigenkapital vorhalten

-Euroländern, die dauerhaft nicht willens oder objektiv nicht in der Lage sind, ..
Die Agenda setzt genau das auf die Liste, vor dem in der Einleitung gewarnt wird, sich darauf zu beschränken.
Durch politische Maßnahmen erzwungene Lohnerhöhungen werden zwar den deutschen Export schwächen, doch werden sie auf dem Wege über eine Schwächung, wenn nicht Kontraktion der deutschen Wirtschaft auch die Importe verringern, so dass nicht einmal zu erwarten ist, dass der deutsche Exportüberschuss abgebaut werden kann. Was die anderen Länder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, könnte ihnen durch die Verminderung der deutschen Nachfrage nach ihren Produkten verloren gehen.
Durch politische Maßnahmen erzwungene Lohnerhöhungen in Deutschland führen zu einer Verschiebung vom Niedriglohnbereich hin zur Arbeitslosigkeit und damit zu einer noch größeren Verminderung der Kaufkraft. Der deutsche Exportüberschuss kann nur durch in anderen Ländern durch politische Maßnahmen erzwungene Lohnsenkungen abgebaut werden, wodurch diese Länder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Was dazu führt, dass es in Deutschland auch zu einer Verschiebung vom Niedriglohnbereich hin zur Arbeitslosigkeit kommt. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde diese Entwicklung nur noch mehr beschleunigen.

Deutschland ist innerhalb Europas das, was China in der Welt ist: Ein Reich für sich und ein Riesenproblem. So wie Deutschland gedrängt wird, durch Lohnanpassungen den anderen Ländern wieder größere Wettbewerbschancen einzuräumen, so wird China dazu gedrängt, endlich seine Währung aufzuwerten. So wie über Peking der Smog liegt, herrscht auf den Krisengipfeln in Berlin dicke Luft. So wie Deutschland für die Schulden seiner europäischen Nachbarn haften muss, sitzt China auf einem Berg Schuldwechsel derer, die ihre Produkte am fleißigsten konsumieren.

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Torsten
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Torsten »

Wir dürfen nicht vergessen, dass eine Erwerbsstelle nicht einfach nur dazu dient, die Anschaffungsneigung zu befriedigen. Zum Beispiel mit elektronischen Gadgets, die der Wettbewerb immer moderner und preiswerter gestaltet. Nein, sie dient leider auch und vor allem dazu, sich das lebensnotwendige leisten zu können: Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, mit fließend Wasser und vielleicht auch fließend Strom. Wir haben es mit einem wirtschaftlichen System zu tun, welches in seinem Kampf gegen den Mangel alles im Überfluss produziert(und bereits das zu erheblichen Kosten), aber gerade das eine nicht - oder nicht mehr, worauf sowohl dieses System selber als auch jeder, der in ihm lebt, zwingend angewiesen ist: Erwerbsstellen. Und nicht nur einfach Erwerbsstellen. Die zu schaffen wäre ja einfach. Da werden eben massenhaft Lehrer und Alten- und Krankenpflegerinnen beschäftigt. Es müssen schon Erwerbsstellen sein, mit denen sich das ganze "Sozialgedöns"(frei nach einem ehemaligen SPD-Kanzler) finanzieren lässt. Es müssen Erwerbsstellen in der Produktion sein, wo ein materieller Mehrwert geschaffen wird. Der Wohlstand dieses Landes ruht auf zwei Säulen: Dem Ingenieur und dem Facharbeiter.

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:Es müssen schon Erwerbsstellen sein, mit denen sich das ganze "Sozialgedöns"(frei nach einem ehemaligen SPD-Kanzler) finanzieren lässt. Es müssen Erwerbsstellen in der Produktion sein, wo ein materieller Mehrwert geschaffen wird. Der Wohlstand dieses Landes ruht auf zwei Säulen: Dem Ingenieur und dem Facharbeiter.

:klatsch: :klatsch:

Dazu führt Sarrazin in seinem Buch aus:
Sarrazin hat geschrieben: Eine funktionierende arbeitsteilige Volkswirtschaft ist eine komplexe Maschinerie. Sie braucht ein Angebot an einfachen Dienstleistungen und qualifizierter Handarbeit, ein solides Rechtssystem, eine geordnete Verwaltung und gute Lehrer genauso dringend wie Mathematiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker. Aber nur Letztere bilden die Gruppe, die den eigentlichen technischen Fortschritt vorantreibt, die für Richtung und Umfang technischer Innovationen bestimmend ist und die Entwicklung neuer oder besserer Produkte und Verfahren vorantreibt.
(Hervorhebung von mir)

Mit drei Sätzen auf den Punkt gebracht!

Paulus Minor
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Paulus Minor »

So, so, das Handwerk treibt also nicht den technischen Fortschritt voran, macht keine Innovationen und entwickelt keine neuen oder besseren Produkte?

Hat Herr T.S. noch nicht gehört, dass Handwerk und Mittelstand die treibenden Kräfte unserer Wirtschaft sind?

Als Informatiker bin ich auch betrübt, dass die Informatiker nach T.S. nicht zu den innovationsfreudigen Berufsgruppen zählen. (Mich tröstet, dass er zu einer Berufsgruppe gehört, auf die wir gut verzichten können.)

Raphael

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Raphael »

Caviteño hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben:Es müssen schon Erwerbsstellen sein, mit denen sich das ganze "Sozialgedöns"(frei nach einem ehemaligen SPD-Kanzler) finanzieren lässt. Es müssen Erwerbsstellen in der Produktion sein, wo ein materieller Mehrwert geschaffen wird. Der Wohlstand dieses Landes ruht auf zwei Säulen: Dem Ingenieur und dem Facharbeiter.

:klatsch: :klatsch:

Dazu führt Sarrazin in seinem Buch aus:
Sarrazin hat geschrieben: Eine funktionierende arbeitsteilige Volkswirtschaft ist eine komplexe Maschinerie. Sie braucht ein Angebot an einfachen Dienstleistungen und qualifizierter Handarbeit, ein solides Rechtssystem, eine geordnete Verwaltung und gute Lehrer genauso dringend wie Mathematiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker. Aber nur Letztere bilden die Gruppe, die den eigentlichen technischen Fortschritt vorantreibt, die für Richtung und Umfang technischer Innovationen bestimmend ist und die Entwicklung neuer oder besserer Produkte und Verfahren vorantreibt.
(Hervorhebung von mir)

Mit drei Sätzen auf den Punkt gebracht!
Was Sarrazin hier feststellt ist tautologisch!

In Kürze kann man auch sagen: Die Techniker treiben den technischen Fortschritt voran. Das ist nun wirklich keine umstürzende Erkenntnis ........

Um ein Beispiel zu nehmen:
Ein Fernseher nutzte früher das PAL-System und nun wird auf HDTV umgestellt.
(Ovi würde natürlich direkt auf 3D fortentwickeln! :pfeif: )
Das ist zwar ein technischer Fortschritt, weil die Bilder schärfer werden.

Richtiger wäre es jedoch, wenn man die Inhalte entschärfen würde, indem weniger nackte Haut auf den Bildschirmen zu sehen wäre.

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ottaviani
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von ottaviani »

der gute Herr Sazarin bedient vorurteile und Verschwörungstheoretiker zu gleichen teilen

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Torsten
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:
Sarrazin hat geschrieben: Eine funktionierende arbeitsteilige Volkswirtschaft ist eine komplexe Maschinerie. Sie braucht ein Angebot an einfachen Dienstleistungen und qualifizierter Handarbeit, ein solides Rechtssystem, eine geordnete Verwaltung und gute Lehrer genauso dringend wie Mathematiker, Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker. Aber nur Letztere bilden die Gruppe, die den eigentlichen technischen Fortschritt vorantreibt, die für Richtung und Umfang technischer Innovationen bestimmend ist und die Entwicklung neuer oder besserer Produkte und Verfahren vorantreibt.
Sarrazin streut dem Leser hier Sand in die Augen. Höflich formuliert. Er weiß selbstverständlich genau, was Dienstleister, Handwerker, Anwälte, Lehrer, Mathematiker und Naturwissenschaftler einerseits und Techniker(Ingenieure, Facharbeiter, Produktionsarbeiter) andererseits wirklich von einander unterscheidet. Nur die letzteren produzieren einen Mehrwert und sind demzufolge in der Lage, Zinszahlungen zu entrichten, Renditeerwartungen zu erfüllen. Der Mehrwert stellt sich aber nicht von alleine ein, die Produkte müssen auch konkurrenzfähig sein. Durch Qualität und/oder einen günstigen Preis den Käufer überzeugen. Der Wettbewerb um die Käufergunst, der zwischen Zinsgewinner und -verlierer scheidet, der sorgt für den technischen Fortschritt, aber auch für Lohndrückerei und Stellenabbau.

Das Geld, was da erwirtschaftet wird, die Steuern, die entrichtet werden, reichen aber nicht aus, um einen ganzen Staat am Laufen zu halten. Du kannst als Direktor einer Schule oder als Leiter eines Altenheimes aber auch nicht zur Bank gehen und sagen:"Ich brauche noch drei zusätzliche Lehrer bzw. fünf zusätzliche Pflegekräfte. Ich brauche soundsoviel Geld." Da gucken die dich auf der Bank groß an und fragen:"Wie wollen sie das Geld und die Zinsen denn zurückzahlen? Wie den erforderlichen Mehrwert erwirtschaften, welches Geschäftsmodell haben sie denn?"

Was der Schuldirektor und der Leiter des Altenheimes nicht kann, das kann der Staat, mit Verweis auf die bei ihm angesiedelte schlagkräftige Wirtschaft. Das erzeugt den notwendigen Glauben (ja, Glauben), dass der Erwerb von Schuldversprechen des Staates durch die Bank eine sichere Investition ist. Weil der Staat kann zahlen, der gehört zu den Zinsgewinnern. Ein Staat, der nicht oder nicht mehr oder noch nie zu den Gewinnern gehört hat, der findet keinen Glauben bei den Investoren. Dieser Staat, oder besser diese Staaten, die haben auch Bedarf an Dienstleistern, Handwerkern, Lehrern, Mathematikern, Naturwissenschaftlern. Aber sie haben das entweder noch nie in nennenswertem Umfang gehabt, oder sie hatten es, und jetzt wird es abgebaut. Nicht, weil sie sich das sparen könnten, nein, sie müssen es sich sparen. So ein Verbrechen an der Menschheit ist der Kapitalismus. Ein Verbrechen, das vielleicht notwendig war? Für die Menschen, um einen gewissen technisch/wissenschaftlichen Stand zu erreichen? Oder für jemand oder etwas anderes, um um eine Erfahrung reicher zu werden?

Darüber lässt sich philosophieren. Wenn wir den Kapitalismus überleben. Die Chancen dafür sind größer, wenn man in die Kirche geht, um zu beten, oder davor Mahnwachen für sich selber hält, statt Augen und Ohren auf irgendwelche Krisengipfel zu richten. Dort wird nur der kollektive Tod beschlossen.

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Yeti
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Yeti »

Zweifel an Großbritanniens Verbleib in der EU Die splendid isolation ist nicht mehr ganz so prickelnd wie vor 100 Jahren, wenn der Dienstleistungsgesellschaft auf der Insel (produziert wird dort eh nichts mehr) die Aufträge wegbrechen. Nicht umsonst hat ein Ökonom vor kurzem im Deutschlandfunk gefragt, weshalb die Chinesen denn dann nicht in das Pfund statt in den Euro investieren, wenn der angeblich so wenig Perspektive hat. Die Bockigkeit der Insulaner hat deshalb auch nur wenig mit wirtschaftlichen Aspekten zu tun, sondern mit einer Politik aus dem 19. Jahrhundert, in welcher große Teile des Tory-Wählerblocks - aber auch vor allem die einheimische Unterschicht - hängengeblieben sind. Deshalb meine Prognose: in zehn Jahren wird vielleicht Großbritannien immer noch nicht dem Euro beigetreten sein, vielleicht sogar aus der EU ausgetreten sein, dafür werden Schottland, Wales und Nordirland (das dann wiedervereinigt sein wird) sowohl der EU als auch der Eurozone beigetreten sein. Der Rest wird sich dann immer noch "Großbritannien" nennen, da geh ich jede Wette ein.
#gottmensch statt #gutmensch

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Die Londoner City war für ihn nie verhandelbar. Dieser Finanzplatz erwirtschaftet elf Prozent des jährlichen Bruttoinlandsproduktes und spült umgerechnet 6 Milliarden Euro in die Kassen des Fiskus, 1,3 Millionen Menschen sind dort beschäftigt. Die sollen weiterarbeiten – am besten genauso wie bisher.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... aesst.html

Da ist es schon nachvollziehbar, daß Cameron sich so auf die Hinterfüße stellt. Man stelle sich einmal vor, in D. stände der Maschinenbau und die chem. Industrie zur Disposition - die zusammen weniger Beschäftigte (knapp 1,2 Mio).

http://www.bdi.eu/RD-EXT/ZahlenFakten/B ... anchen.pdf

Das ist eben die Folge der einseitigen Ausrichtung auf den Finanzsektor. Häufig geht dann auch die Wertschätzung für die Produktion verloren. Ich kann mich noch an einen Artikel im Economist erinnern, in dem man sich über Deutschland und seine "veraltete" Werkzeugmaschinenindustrie (Nuts and Bolts = Muttern und Bolzen) lustig machte. Man hatte dort überhaupt nicht kapiert, daß es sich um High-Tech-Produkte handelte.

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Niels
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Niels »

Trau keiner Umfrage, die Du nicht selbst manipuliert hast: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... immen.html
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

civilisation
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von civilisation »

Lafontaine sieht Ende des Euro kommen
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 29,.html

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Ewald Mrnka
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Niels hat geschrieben:Trau keiner Umfrage, die Du nicht selbst manipuliert hast: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... immen.html
Lindner ist zurückgetreten:

http://www.manager-magazin.de/politik/d ... ml#ref=rss

http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... n=/politik

Das kann doch nicht nur an der Manipulation beim Versand der Wahlunterlagen liegen. :hmm: :hmm:

Mich hat die geringe Beteiligung schon immer gewundert. Wenn man überlegt, daß das Thema "Griechenland" im weitesten Sinne viele politische Gespräche beherrscht und es sich bei Parteimitgliedern um politisch interessierte Menschen handelt, kann ich nicht verstehen, daß nur ein geringer Teil der Mitglieder die Möglichkeit einer Abstimmung wahrgenommen hat. Selbst wenn man Herrn Schäffler nicht zustimmt, konnte man ja durch ein entsprechendes Votum die Parteiführung unterstützen. Irgendwie unverständlich.....

Wer weiß, was da noch alles kommen wird. :/

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Gamaliel
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Gamaliel »

Ex-Finanzminister Waigel glaubt, dass der Euro 400 Jahre alt wird

Daraus:
In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" nannte er Aussagen, wonach die EU wegen des vor zehn Jahren eingeführten Euro derzeit ihre größte Krise durchlebt, "maßlos übertrieben".

Zugleich prophezeite er der Währung ein äußerst langes Leben. Der Denar, das Zahlungsmittel des Römischen Reichs, habe 400 Jahre lang Geltung gehabt, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende. "So viel Zeit gebe ich dem Euro auch."

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cantus planus
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von cantus planus »

Ach, der Herr Waigel lebt auch noch. :gaehn:

Was er sagt, ist der gleiche Unsinn wie die wiederholte Aussage, die Deutsche Mark hätte eine derartige Krise nicht überstanden. Das ist zwar nicht ganz falsch. Fakt ist aber: die DM hätte auch gar nicht erst in eine solche Krise geraten können, und der Denar aus Zeiten des Imperium Romanum war ebenfalls etwas vollkommen anderes. Vollkommen anders!

Solche Aussagen haben lediglich propagandistischen Wert. Mit Unkenntnis kann man das nicht entschuldigen. Wenn ich von vornherein Äpfel mit Birnen vergleiche, klingt es immer richtig und man erspart sich eine logische Beweisführung für seine Aussagen. :patsch:
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holzi
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von holzi »

Wieso? Ich bin mir ziemlich sicher, daß in 400 Jahren Archäologen Euromünzen ausgraben werden. So gesehen hält der Euro gut 400 Jahre durch.

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taddeo
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:
Der Denar, das Zahlungsmittel des Römischen Reichs, habe 400 Jahre lang Geltung gehabt, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende. "So viel Zeit gebe ich dem Euro auch."
Die älteste existierende Währung auf europäischem Boden war bis zur Einführung des Euro - die griechische Drachme mit 2500 Jahren durchgehendem Gebrauch.

Was lernen wir daraus? :hmm:
Laß Europa ran, dann sind 1000 Jahre wie ein Tag.

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Protasius
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Protasius »

taddeo hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
Der Denar, das Zahlungsmittel des Römischen Reichs, habe 400 Jahre lang Geltung gehabt, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende. "So viel Zeit gebe ich dem Euro auch."
Die älteste existierende Währung auf europäischem Boden war bis zur Einführung des Euro - die griechische Drachme mit 2500 Jahren durchgehendem Gebrauch.

Was lernen wir daraus? :hmm:
Laß Europa ran, dann sind 1000 Jahre wie ein Tag.
Jetzt muß nur noch jemand vom tausendjährigen Reich sprechen, und wir haben in 12 Jahren neue Besatzungsmächte...
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Robert Ketelhohn
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Du meinst, wir werden die bisherigen endlich los? – Laß hören!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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lutherbeck
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von lutherbeck »

"Wirtschaftsweise" hät Ende des Euro im Jahr 212 für möglich:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=e ... wipwIT9d_g

:achselzuck:
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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Edi
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Edi »

Passt auch hier rein (vierter Vortrag)
http://www.anti-zensur.info/index.php?page=azk7#
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Edi
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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ziphen
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von ziphen »

In den Geschäften, Hotels und Restaurants, in denen am Tag vor Silvester ein Steuerfahnder neben der Kasse saß, ging der Umsatz steil in die Höhe. Restaurants nahmen das Doppelte vom Vortag ein und das Dreifache vom Vor-Silvestertag 2010. Bei Luxusboutiquen vervierfachte sich der Absatz sogar. "Wir sind offenbar gut fürs Geschäft", sagten die Kontrolleure und grinsten ironisch.
:kugel:
Wenn böse Zungen stechen, / mir Glimpf und Namen brechen, / so will ich zähmen mich; /
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.

Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben

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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Horrorszenario - Interview mit dem künftigen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD - muß eigentlich bei den Ansichten nicht erwähnt werden)
Schulz Die Europäische Zentralbank wird als letzter Rettungsanker einspringen und massiv Staatsanleihen von Italien und anderen Wackelkandidaten aufkaufen müssen, um deren Zinsen zu senken.

Berlin wehrt sich vehement gegen solch eine Staatsfinanzierung durch die Notenbank ...

Schulz Unmittelbar hat nur noch die EZB mit ihrem Zugang zur Notenpresse Macht und Mittel, die Krise einzudämmen. Es wird Zeit, dass Frau Merkel die Wahrheit sagt. Dazu gehört auch, dass der dauerhafte Krisenfonds ESM nicht nur um ein Jahr vorgezogen werden muss, sondern eine Banklizenz braucht, um sich bei der EZB quasi unbegrenzt Geld leihen und damit Krisenstaaten stabilisieren zu können. Genauso wird es kommen. Das weiß jeder. Auch Frau Merkel.

Gehört dazu auch das Abrücken von Ihrem Nein zu Eurobonds?

Schulz Ja. Wir setzen zu einseitig auf Sparen und Konsolidieren. Sanieren ohne Wachstum funktioniert nicht, aber dafür muss investiert werden. Jene Staaten, die am dringendsten Wachstum nötig hätten, um aus dem Schuldensumpf herauszukommen, müssen am stärksten sparen. Aus dieser Falle, die am Ende für alle tödlich sein wird, kommen wir nur mit gemeinsamen Staatsanleihen der Euro-Länder, wo die Starken für die Schulden der Schwachen haften.
http://www.rp-online.de/politik/eu/merk ... -1.266877

Entosi
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Entosi »

Das Thema ist und bleibt aktueller denn je, denn jeder stellt sich auch heute noch die Frage, wie lange es den Euro überhaupt noch geben wird und ob es nicht wieder besser wäre, wenn jeder seine eigene Währung hätte. Man darf gespannt sein, wie sich alles weiter entwickeln wird.

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Nassos
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Nassos »

Ich möchte Euch heute einen neuen geistigen Begriff beibringen. Die Quelle, aus der ich dieses Wort entnahm, hat schon einige Zeit auf den Buckel
Es ging um die Anzeige gegen eine alte Frau, die ohne Lizenz geröstete Kastanien auf der Straße in der griechischen Stadt Volos verkaufte. Da sie eine erhebliche Gefahr für die griechische Wirtschaft war, wurde sie tatsächlich angezeigt.
Anderen älteren Frauen ging es ähnlich, weil diese Schwerstbetrügerinnen und schamlose Ausnützerinnen des Systems zum Beispiel Mais vom Grill verkauften. Unerhört, sowas.

Die Damen mussten die Strafe hierzu sowie wegen Steuerhinterziehung zur Weihnachtszeit bezahlen (im Sommer röstet man ja keine Kastanien). Die drei Säcke Kastanien und 150 Plastikbecher wurden beschlagnahmt.

Der Umgang mit diesen Leuten nennt der Artikel - und jetzt fällt endlich der Begriff - Skatopsychia, der Träger ist der Skatopsychos (man findet ihn lateinisiert auch als skatopsyxos) und die Trägerin Skatopsychi. Letzteres ist nicht zu Verwechseln mit der Scheißseele selber, die auf der letzten Silbe betont wird, statt auf der zweiten.

Skato ist der Kot (unter wikipedia)
Psyche die Seele, psychia die Aktion, der Zustand der Seele.

Weitere Artikel, die die Skatopsychie in ihrer wahren Größe zeigen, handeln von dem Schießen auf Seehunde mit Gewehren, die für die Wildschweinjagd vorgesehen sind, und die Schändung des jüdischen Friedhofs der Stadt Thessaloniki.

Wenn man dann gegen Bezahlung entscheiden kann, ob eine Tat abhängig von der Nationalität der Opfer ein Verbrechen ist oder nicht, dann hat man Skatopsychie zum Beruf gemacht.


Σκατοψυχία.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Sempre
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Sempre »

Bei einem der Spaziergänge, die Pius IX. in der Ewigen Stadt unternahm, warf sich ein Fischbräter dem Hl. Vater zu Füssen. Verzweifelt klagte er dem Papst, dass ihm die Behörden den Verkauf seiner Fische unter freiem Himmel verboten hätten. "Hl. Vater, ich bin ruiniert." Pius hob ihn auf und sagte: "Bring mir etwas zu schreiben." Der Mann aber hatte nur Papier, mit dem er seine Fische einzuwickeln pflegte. Er reichte einen Bogen davon dem Papst, der darauf mit eigener Hand schrieb: "Er darf seine Fische braten, wo er will, wann er will und soviel er will. Pius IX."
(Ulrich Nersinger, Humor und Weisheit Papst Pius´ IX.´)
Multi venient in nomine meo, id est in nomine corporis mei. (Tichonius Africanus)
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Quomodo facta est meretrix civitas fidelis (Is 1:21)

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Entosi hat geschrieben:Das Thema ist und bleibt aktueller denn je, denn jeder stellt sich auch heute noch die Frage, wie lange es den Euro überhaupt noch geben wird und ob es nicht wieder besser wäre, wenn jeder seine eigene Währung hätte. Man darf gespannt sein, wie sich alles weiter entwickeln wird.
Der Vorstandsvorsitzende eines der erfolgsreichsten deutschen Groß-Unternehmen stellt die Zukunft Deutschlands im Euro-Verbund in Frage:
Als erster Chef eines Dax-Konzerns hat sich Linde-Chef Wolfgang Reitzle offen einen möglichen Austritt Deutschlands aus dem Euro-Raum gezeigt. Er glaube zwar, dass die Rettung des Euro gelingen könne, aber er sei "nicht der Meinung, dass der Euro um jeden Preis gerettet werden muss", sagt Reitzle dem Magazin „Spiegel“. Der Linde-Chef fürchtet, dass der Reformwille in den Krisenländern nachlasse, wenn die EZB eingreife. Und "wenn es nicht gelingt, die Krisenländer zu disziplinieren, muss Deutschland austreten".

Dies würde zu einer Aufwertung "der D-Mark, des Euro-Nord, oder welche Währung wir dann auch hätten, führen." Zwar würde in den ersten Jahren die Arbeitslosigkeit steigen, weil der Export einbreche, aber dann würde der Druck zunehmen, noch wettbewerbsfähiger zu werden.

Die deutsche Wirtschaft könnte diesen Schock nach einigen Jahren überwunden haben. "Schon fünf Jahre später könnte Deutschland im Vergleich zu den asiatischen Wettbewerbern noch stärker dastehen", glaubt Reitzle.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 68498.html

Fünf Jahre - länger als eine Legislaturperiode.
Der Linde-Chef verlangt zuviel von Politikern, deren Vorstellungsvermögen auf den nächsten Wahltermin begrenzt ist. Trotzdem - man wird ja noch träumen dürfen.....

Caviteño
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Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von Caviteño »

Nach dem Linde-Chef hat sich auch der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, dafür ausgesprochen, den Euro nicht im jeden Preis zu verteidigen:
„Die Tatsache, dass wir vom Euro massiv profitieren, bedeutet nicht, dass wir uns auf jeden politischen Kuhhandel einlassen dürfen, nur um die Gemeinschaftswährung zu retten“, sagte Börner Handelsblatt Online.
(...)
Länder wie Italien seien nun am Zug und müssten liefern. „Die italienische Regierung ist auf dem Holzweg, wenn sie darauf setzt, ohne harte Reformen zur Stärkung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit davon zu kommen.“
Börner äußerte sich vor dem Hintergrund der Euro-kritischen Aussagen von Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der am Wochenende den Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone ins Gespräch gebracht hatte.
http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... 74556.html

Derartige Äußerungen sind im Augenblick sehr interessant, denn sie zeigen, daß man sich auf Seiten der Wirtschaft durchaus ein Auseinanderbrechen des Euros vorstellen kann und die "Rettungspakete" sehr kritisch sieht. Sie unterscheiden sich von früheren Stellungnahmen, in denen in den Chor mit den Liedern vom "alternativlosen" Euro, "unserer Währung" eingestimmt wurde. ;D

Morgen werden die Verhandlungen GR mit den Banken wieder aufgenommen. Wird hier keine Einigung erzielt, will der IWF keine zusätzlichen "Rettungsmittel" mehr bereitstellen. Dem müßte sich auch - nach ihren Worten - die EU anschließen und GR wäre spätestens am 2. März 212 (Rückzahlungstermin für den "big fat Greek Bond" von 14 Mrden €) pleite.
Mit Recht fragen sich die Banken, warum sie auf 5% (GR fordert inzwischen noch mehr) ihrer Forderungen verzichten sollen, während die EZB, die Hedgefonds und andere hold-outs ungeschoren davon kommen (sollen).

Man darf gespannt sein, wie die Politik dieses Dilemma lösen will. :hmm:

Nachtrag:
Soeben meldet die ftd, daß sich der Zentralbankrat der EZB bei seiner letzten Sitzung mit der Auswirkung eines möglichen Zahlungsausfalls GR beschäftigt hat. Dabei blieb der Behandlung der erworbenen gr. Staatsanleihen unklar.
Damit stellt sich die Frage, ob bei einem möglichen erzwungenen Schuldenschnitt auch die Anleihen im Besitz der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Euro-Notenbanken betroffen wären. FTD-Informationen zufolge beriet der 23-köpfige EZB-Rat vergangenen Donnerstag über das Thema, ohne jedoch zu einem klaren Ergebnis zu kommen.
Die Auseinandersetzung zeigt, wie sehr die Schieflage Griechenlands und der anderen Euro-Krisenstaaten Portugal, Irland, Italien und Spanien auch Spannungen unter den Euro-Notenbanken provoziert. Dabei geht es zum einen darum, was bei einem Zahlungsausfall mit Staatsanleihen passiert, die das Eurosystem (die EZB und die 17 Notenbanken) im Rahmen des umstrittenen Anleihekaufprogramms erworben hat. Nach am Montag veröffentlichten EZB-Daten sind das derzeit Papiere aus den Krisenstaaten im Wert von 217 Mrd. Euro. Die EZB sagt nicht, welchen Anteil dabei Anleihen aus Griechenland haben. Experten schätzen das Volumen auf 5 Mrd. Euro.
(...)
Nach FTD-Informationen stehen mehrere Optionen im Raum, über die bei der Ratssitzung gesprochen wurde. Klar scheint nur, dass die Anleihen im Besitz der Notenbanken nicht Teil der freiwilligen Beteiligung werden können, die Athen mit privaten Gläubigern verhandelt. Denn das wäre ein Bruch mit dem Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Strittig ist jedoch, was bei einer erzwungenen Beteiligung passiert. So argumentieren einige Notenbanker, das Kaufprogramm sei eine Nothilfe gewesen und die EZB müsse als Retter von Verlusten verschont werden. Als Vorbild führen sie den Internationalen Währungsfonds (IWF) an, der bei seinen Nothilfen als bevorzugter Darlehensgeber immer bedient wird. Ein Problem bei diesem Ansatz dürfte aber sein, dass er von Hedge-Fonds und anderen Gläubigern, die bluten müssen, juristisch angefochten werden würde.
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:eur ... 55489.html

Die Zeichen für einen Zahlungsausfall mehren sich täglich.

ad_hoc
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Re: Das Ende der europäischen Währung, des EUROs ...

Beitrag von ad_hoc »

Im DLF hörte ich hörte, dass einer der Verantwortlichen bei Standard & Poors sich dahingehend äußerte, dass Griechenland akut vor dem Bankrott stehe. Das wäre allerdings kein Problem unter der Voraussetzung, dass die Insolvenz sachgerecht abgewickelt werden würde, um einen Neuanfang geordnet in die Wege zu leiten.

Spätestens dann, wenn ein weiteres EU-Mitglied, oder auch zwei oder drei, ebenfalls abgewickelt werden, was voraussehbar ist, wird der Euro erledigt erledigt sein.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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