@miserere:
Kannst du denn Beispiele aufzeigen, wo zur damaligen Zeit ebenfalls eine Bewegung nach Hinrichtung ihres Anführers "mit Einbildung, Täuschung und Mythologisierung" zur Überzeugung gekommen ist, dass dieser wieder lebendig sei, und anschliessend ihre Aktivitäten fortgesetzt hat?
Auferstehungen, sogar Auferstehungen am 3. Tag, sind ein altes religiöses Motiv. Dass ich kein Beispiel aus der Zeit Jesu habe, das exakt zum christlichen Auferstehungsmythos passt, ist schon aus Gründen der Wahrscheinlichkeit nicht erstaunlich.

Aber wundersüchtig und abergläubisch war die damalige Zeit im höchsten Maße.
Wir müssen uns über diesen Punkt gar nicht weiter unterhalten, denn die Weltgeschichte ist voller Wunderberichte, von denen manche sogar besser belegt sind als die christlichen. Beispielsweise berichtet Tacitus von Wundern, die Kaiser Vespasian im Auftrag heidnischer Götter vollbracht haben soll. Glaubt heute auch kein Mensch mehr.
Die menschliche Bereitschaft zur Einbildung, zur allmählichen Verfälschung im Zuge mündlicher Weitergabe, zum Selbstbetrug, zur religiösen Hysterie kennt keine Grenzen. Und deshalb wird jeder rationale Mensch den Auferstehungsbericht auf diese Faktoren zurückführen und nicht auf eine tatsächliche Auferstehung.
Erst waren es ungebildete Sektierer, die auf "Einbildung, Täuschung und Mythologisierung", dann ist es plötzlich "psychologisch nun mal geschickt konzipiert"? Wie hätten diese Sektierer, von denen du sprichst, so etwas zustandegebracht? Hätte es nicht einen entsprechend gebildeten und fähigen Konzipierer geben müssen?
Ich sage nicht, dass sich ungebildete Menschen keine hübschen Geschichten ausdenken können. Aber vermutlich war ein ungebildeter jüdischer Fischer im Messias-Rausch noch etwas zugänglicher für religiöse Wahnvorstellung als etwa ein gebildeter Grieche.
Inwiefern?
Insofern, als seine Rachsucht, seine sinnlosen Vorschriften, seine menschlichen Moralvorstellungen, sein primitives Herrschertum, seine Betätigung als "Warlord" wie die Faust aufs Auge zu den Vorstellungen eines bronzezeitlichen Menschen passen.
Im Islam wird es heute noch als gültiger Befehl Gottes gesehen, solche Dinge zu tun. Im Christentum seit Jesus nicht mehr, auch wenn manche sicher trotzdem Verbrechen begangen haben.
Dennoch sind diese Dinge von der Spätantike bis zur Aufklärung auch in der christlichen Welt geschehen; mit christlicher Begründung.
Ich bin zwar nicht römisch-katholisch, aber schau dir mal die polnische Geschichte an, da haben Toleranz und Katholizismus immer gut zusammengepasst.
Das halte ich für Quatsch. Auch in Polen war die Inquisition tätig; auch in Polen wäre es undenkbar gewesen, sich vor 300 Jahren als Ungläubiger zu erkennen zu geben. usw.