GR ist bereits abgeschrieben und bis zum Euro-Crash scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ein Bericht über die Maßnahmen der gewerblichen und der Finanzunternehmen im Fall eines Zerfalls der Eurozone:
Nein, die Krisenteams, die in den großen Banken und Konzernen vor Monaten gebildet wurden, haben Griechenland längst abgehakt. Sie sind weiter. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dem Euro auch ganz schiefgehen könnte, steigt, seit auch Spanien unter den Rettungsschirm geflüchtet ist. Seitdem bereiten sich die Krisenteams auf ein viel beängstigenderes Szenario vor: auf das Auseinanderbrechen des Euro.
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Seit Monaten arbeiten deshalb Euro-Krisenteams, eingebunden sind alle relevanten Abteilungen: Risikomanager, Treasury, Kundenbetreuer, Kommunikation. Die Volkswirte arbeiten an ökonomischen Prognosen, die Praktiker am Handfesten: Muss die Bank am Tag X schließen und, wenn ja, wie lange? Wann stoppt man Überweisungen in ein Land, das die Eurozone verlässt? Was passiert mit den Geldautomaten? Was mit den Sparbüchern? „Alle Pläne liegen fertig in den Schublade“, sagt ein Banker. Bei fünf Prozent Wahrscheinlichkeit der Euro-Schmelze habe man angefangen, sich tiefere Gedanken zu machen, erzählt ein anderer Bank-Manager. Aktuell beziffert er das Risiko schon auf 15 bis 2 Prozent.
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„Speziell große Häuser verlagern Liquidität aus dem Euroraum heraus“, erzählt Daniel Kapffer, Partner bei der Beratung Accenture. Und sie arbeiten ihre Verträge mit anderen Banken durch. „Insbesondere die Derivatekontrakte“, berichtet Peter Neu, Partner bei Boston Consulting. Betrachtet werden beispielsweise die Sicherheiten, die nun besser nicht mehr in Italien oder Spanien liegen sollten, und der Gerichtsstand. „Hier bevorzugt man London, da das ein relativ neutraler Standort in Bezug auf Euro-Probleme ist.“
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„Die Firmen lassen nicht mehr über Nacht große Geldbeträge in Spanien oder Italien liegen“, erzählt Berater Roos. „Jede Nacht machen sie die Konten in den Krisenländern bis auf einen Mindestbetrag leer und ziehen das Geld in Deutschland zusammen.“ Man will nichts verlieren, falls Spanien, Portugal oder Italien über Nacht eine neue Währung einführen, die dann stark abwertet. Zudem schichten die Firmen hohe Geldbeträge in Währungen um, die wichtige Einkaufswährungen sind, häufig in Dollar.
Und die Juristen gehen Landesgesellschaft für Landesgesellschaft in den Krisenländern durch und fragen: Wie baue ich die rechtliche Hülle, so dass die Tochter notfalls insolvent gehen könnte, ohne die deutsche Mutter zu beschädigen?
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 67936.html
Frau Merkel wird über diesen Artikel nicht "amused" sein und ihn als "nicht hilfreich" einstufen. Aber das Leben geht weiter, auch ohne Euro.
Dazu paßt auch das Interview mit dem ehemaligem Chefökonomen der Schweizerischen Nationalbank:
Zum Thema "Euro als Klammer für Europa":
Herr Schiltknecht, die Hochsommerwochen waren keine sehr harmonische Zeit in Europa. Wie haben Sie die Stimmung in unseren Nachbarländern erlebt?
Ich war vor Kurzem in Italien und ich spürte eine wachsende Abneigung gegen die Länder im nördlichen Euro-Raum, insbesondere gegen Deutschland und Frankreich.
Als Euro-Skeptiker der ersten Stunde überrascht Sie dies wohl kaum.
Nein. Ich habe schon vor Jahren geschrieben, dass die einfachste Art, die europäischen Staaten gegeneinander aufzubringen, die Einführung des Euro sei. Volkswirtschaftlern war schon lange klar, dass strukturell schwache Länder bei einer gemeinsamen Währung längerfristig grosse Schwierigkeiten bekommen würden.
Zum Thema "Draghi als EZB-Präsident":
War die Welt unter Jean-Claude Trichet besser als unter Mario Draghi?
Sicher war die Welt unter Trichet berechenbarer. Trichet hätte nie eine Inflation zugelassen. Bei Draghi schält sich immer mehr heraus, dass er geldpolitisch ähnlich denkt wie das amerikanische Federal Reserve Board oder die Bank of England. Dort dominiert die Meinung, dass mit dem Öffnen der Geldschleusen die bestehenden Probleme früher oder später gelöst werden können. Man versucht in erster Linie die Lösung der Probleme auf morgen zu verschieben. Ich bin überzeugt, dass man mit dieser Politik irgendwann an die Wand fährt.
Der EZB-Rat hat die Entscheidung, Staatsanleihen aufzukaufen, mit 16 Stimmen gegen die alleinige Stimme der Bundesbank gefällt. Warum machen Sie nur Draghi dafür verantwortlich?
Jemand muss den Vorschlag ja eingebracht haben, normalerweise tun das die Präsidenten. Aber es ist sicher so, dass auch zahlreiche Länder ein Interesse daran haben, dass dieser Entscheid auch umgesetzt wird. Dies ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Deutschland kämpfte ja vor der Euro-Einführung mit allen Mitteln dafür, dass so etwas überhaupt nicht möglich werden kann. Ich kann mich erinnern, wie mir der damalige Bundesbankpräsident Schlesinger versicherte, dass alle Verträge so gestaltet seien, dass es niemals eine Situation geben werde, in der die EZB die Staaten finanzieren würde. Für Deutschland muss es eine Katastrophe sein, wenn das ganze Fundament, das für eine stabile Währung gelegt worden ist, schrittweise zerstört wird.
und zum Thema "Zukunft des Euros":
Dem Euro steht ein heisser Herbst bevor. Wird er überleben?
In der aktuellen Form wohl nicht. Ein Festhalten an der heutigen Form wäre mit enormen Kosten für die erfolgreichen Länder verbunden und würde diese wirtschaftlich schwächen. Ein Euro unter wirtschaftlich homogeneren Ländern, zum Beispiel in Nordeuropa, hätte dagegen gute Perspektiven. Doch je mehr die Politiker versuchen, den grossen Euro mit staatlichen Mitteln zu retten, umso mehr gefährden sie auch dessen Restbestand. Die Politiker täten gut daran, endlich zu erkennen, dass heute politische Entscheidungen gefragt sind, die sich auf ökonomische Erkenntnisse abstützen. Nur nach politischer Macht zu streben, war noch nie eine gute Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.
http://www.derbund.ch/wirtschaft/konjun ... y/15998618