Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.
Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:Daß die Planwirtschaft nicht funktioniert, dürfte wohl unumstritten sein.
Was funktioniert deiner Meinung nach nicht, wenn laut der Studie von Misereor weltweit 200 Millionen Plantagenarbeiter chronisch unterernährt sind?

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Sarandanon »

Tja, irgendwie beuißt sich die Katze in den Schwanz. Ich will auch erstmal weg von der Frage Privat- oder Gemeinschaftseigentum. Ich finde Privateigentum nicht per se schlecht, ganz im Gegenteil. Mich bekümmert nur die verantwortungslose Gier der Menschen, soviel wie möglich - auch über einen bestimmten Bedarf hinaus - endlos Privateigentum in Form von Geld oder sonstigem Besitz anzuhäufen, insbesondere auf Kosten anderer Menschen.

Fakt ist doch, dass die indischen Teepflückerinnen ganz weit weg aus unserem Wohlstandsblickfeld sind. Jetzt gibt es trotzdem noch Menschen hier, die die Entlohnung dieser Damen gelinde gesagt ungerecht empfinden, wohl aber eher die Minderheit zur großen gleichgültigen Masse. Und dann gibt es aber noch diejenigen, die diese Teepflpückerinnen gar nicht als Menschen sehen, sondern als möglichst billig zu haltenden Wirtschaftsfaktor. Warum sollte also so eine arbeitende Kohlenwasserstoffmasse ein Recht haben, mehr zu fordern oder sich gar zu organisieren, wenn doch dem geneigten gierigen Kapitalraffer dadruch Profit verloren geht. Und Letztere haben diesbzgl. natürlich überhaupt kein Interesse, daran etwas zu Gunsten der Entmenschlichten zu ändern, weil sich durch gestiegene Preise evt. der Profit verringert. Und diese Mammonvergötzer stellen diese Ausbeutung und auch die Profitsteigerung als unausweichlichen Automatismus des globalen Wirtschaftssystems dar, also als total alternativlos.

Jetzt muss man dem verwöhnten westlichen Wohlstandsbürger bloß noch beibringen, dass er auch noch irgendwann dran ist, einen solch entmenschlichten Status einzunehmen. Und das wird auch schon kräftig getestet, auch in unserem Land.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Es gibt hierzulande auch haufenweise Leute, die möglichst billig, billiger und am billigsten einkaufen wollen. Diese Einstellung treibt natürlich auch den Handel und die Exporteure/Importeure dazu an, die Waren möglichst billig anbieten zu können und am Ende kriegt der Anbauer den Preisdruck mit bzw. werden ihm die Preise sogar vorgeschrieben. Das gibt es ja auch bei Waren, die in Deutschland hergestellt werden und nicht wenige Händler geben den Lieferanten die Preise vor wie z.B. DM und noch manch andere. Das führt dazu, daß kleinere Lieferanten, die nicht so ganz preisgünstig und rationell produzieren können, eben keine Aufträge erhalten.

Bei bestimmten Produkten wie Reinigungsmitteln setzen manche Hersteller eben mehr Wasser oder Füllstoffe zu, damit sie billig anbieten können. Das ist gesetztlich auch erlaubt, da es keine Grenzwerte gibt. Am Ende sind bei solchen Produkten die Kosten für die Verpackung und die Fracht höher als die Kosten für die Inhaltsstoffe. In den 90er Jahren unter einem CDU-Umweltminister Töpfer wollte man ja deutlich Verpackung einsparen, aber daraus ist wenig geworden, zumal ein anderes Ministerium und EU-Regelungen dies auf gewissem Gebiet wieder konterkarierten.

Man kann sich trotzdem die Frage stellen, ob denn etwas höhere Preise hierzulande den Pflückerinnen etwas bringen würden oder ob nicht der Handel dann einfach für sich den Mehrbetrag abkassieren würde. Ich bin der Ansicht, daß eher das Letztere der Fall sein würde.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Sarandanon »

:hmm: ...vllt. weniger der Handel, sondern vielmehr die Hersteller des Tees gleich vor Ort. Aber im Grunde hast Du Recht. Irgendjemand, der sowieso schon mehr Geld hat, wird es sich den Mehrwert unter den Nagel reißen.

Und zu den Billigpreisen: Jetzt könnte man sich darüber streiten, was zuerst da war: Die Billigpreise oder die Billigpreisjäger. Das Problem ist halt, dass die meisten Konsumenten den Bedürfnissen von zB Teepflückerinnen in Indien oder Näherinnen in Bangladesch wohl ziemlich gleichgültig gegenüber stehen. Strom kommt aus der Steckdose, Geld aus dem Automaten (da hat Caiteno schon Recht) und Billigprodukte aus dem Discounter :achselzuck: .
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Sarandanon hat geschrieben: ......oder Näherinnen in Bangladesch
Die hiesige Textilindustrie ist ja auch nach Ostasien "verlegt" worden, weil dort viel billiger produziert werden kann. M.W. ist Trigema noch der einzige Betrieb, der in Deutschland fertigt. https://www.trigema.de/
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

reset.org hat geschrieben:Landgrabbing: Bauern ohne Land
Der Großteil der hungernden Weltbevölkerung (ca. 80%) lebt auf dem Land - also dort, wo Nahrung doch eigentlich produziert wird – die meisten jedoch ohne eigenes Land. Stattdessen kontrollieren wenige Großgrundbesitzer und Konzerne den Landbesitz.
[...]
In Brasilien besitzen 0,03% der Bevölkerung 45 % der Anbauflächen, während fünf Millionen Familien völlig besitzlos sind. In den letzten 15 Jahren wurden aufgrund des kommerziellen Anbaus von Zuckerrohr ca. 35.000 Familien von ihrem Land vertrieben, wodurch 150.000 Menschen ihre Existenzgrundlage verloren.
martin v. tours hat geschrieben:Ein System ohne Privateigentum und freien Handel funktioniert nicht.
Also kann ich die von mir oben an Caviteno gestellte Frage selbst beantworten:
Den Hungernden fehlt es an Privateigentum. Ganz schlicht an Boden unter den Füßen, von dem sie sich ernähren können.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Torsten hat geschrieben:
reset.org hat geschrieben:Landgrabbing: Bauern ohne Land
Der Großteil der hungernden Weltbevölkerung (ca. 8%) lebt auf dem Land - also dort, wo Nahrung doch eigentlich produziert wird – die meisten jedoch ohne eigenes Land. Stattdessen kontrollieren wenige Großgrundbesitzer und Konzerne den Landbesitz.
[...]
In Brasilien besitzen ,3% der Bevölkerung 45 % der Anbauflächen, während fünf Millionen Familien völlig besitzlos sind. In den letzten 15 Jahren wurden aufgrund des kommerziellen Anbaus von Zuckerrohr ca. 35. Familien von ihrem Land vertrieben, wodurch 15. Menschen ihre Existenzgrundlage verloren.
martin v. tours hat geschrieben:Ein System ohne Privateigentum und freien Handel funktioniert nicht.
Also kann ich die von mir oben an Caviteno gestellte Frage selbst beantworten:
Den Hungernden fehlt es an Privateigentum. Ganz schlicht an Boden unter den Füßen, von dem sie sich ernähren können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freiwirtschaft
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf ... ino35.pdf (pdf - 2,4 MB)

Kein Campesino ohne eigenen Boden
Von Papst Franziskus

[...]

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Daß die Planwirtschaft nicht funktioniert, dürfte wohl unumstritten sein.
Was funktioniert deiner Meinung nach nicht, wenn laut der Studie von Misereor weltweit 200 Millionen Plantagenarbeiter chronisch unterernährt sind?
Wie findet denn die Preisbildung am Markt statt? :/ Nach Kosten oder nach Angebot und Nachfrage?

Der Wunsch, daß "jeder von seiner Hände Arbeit leben können muß" ist zwar schön - nur wenn der Markt nicht bereit ist, dafür den Preis zu bezahlen hat man die Wahl zwischen folgenden Alternativen:
- staatlich festgesetzte Preise (vulgo: Mindestlohn) - mit der Gefahr der Abwanderung ganzer Industriezweige, sofern das möglich ist - alternativ ggfs. Ersetzen der Arbeitskraft durch Maschinen;
- Subventionierung des Preises direkt (z.B. Hartz-IV-Aufstocker oder Ökoabgaben beim Strom) oder indirekt (z.B. Zuschüsse an die Arbeitgeber) - das muß vom Steuerzahler oder Verbraucher bezahlt werden;
- zum Marktpreis seine Leistung anzubieten.

Zurück zu den indischen Teepflückerinnen:
Es ist zwar schön und gut, wenn über einen Zuschlag beim Preis nachgedacht wird, um den Personen dort ein höheres Einkommen zu verschaffen - das hatten wir schon mal i.S. Textilunglück in Bangladesh diskutiert. Selbst wenn man das Problem lösen würde und der Mehrpreis käme direkt den betroffenen Personen zugute - D. verbraucht nur eine geringe Menge der weltweiten Teeproduktion. Es liegt weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen im intern. Verbrauch. Eine Preiszuschlag in D. wäre daher wohl kaum mehr als "peanuts" im Gesamtvolumen, besonders wenn es sich nur um "ein paar Cent" handelt. Eine signifikante Preiserhöhung würde andererseits den Verbrauch vermindern. Sinkende Nachfrage führt zu fallenden Preisen oder weniger Arbeit - keine besonders guten Aussichten für die Arbeiterinnen.
Außerdem darf mit Fug und Recht bezweifelt werden, daß die Bewohner anderer Länder bereit wären, für ihr "Standardgetränk" einen höheren Preis zu entrichten. Insofern sind derartige Überlegungen zwar wohlfeil, bringen aber kaum eine Lösung.
BTW: Warum sollten sie auf Teepflückerinnen und Textilarbeiterinnen beschränkt bleiben? Wie sieht es auf den Bananen-, Kaffee- und Gummiplantagen oder in den chinesischen Fabriken aus?

Es wundert mich schon, daß der von mir verlinkte Beitrag der ARD wohl nicht gesehen wurde. Dort werden die Teepflückerinnen nämlich nicht als arme, hungernde Landarbeiter dargestellt. Aber wahrscheinlich liegt es im deutschen Wesen, für alle Problem dieser Probleme dieser Welt Verantwortung übernehmen zu wollen. Positive Berichte passen dann nicht ins Weltbild.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Edi hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben: ......oder Näherinnen in Bangladesch
Die hiesige Textilindustrie ist ja auch nach Ostasien "verlegt" worden, weil dort viel billiger produziert werden kann.
Dort ist es inzwischen auch schon zu teuer, auf den PH gibt es kaum noch Textilfabriken. Noch Ende der 70'iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte Steilmann dorthin einen großen Teil seiner deutschen Produktion verlagert. Es zählt aber nicht nur der Lohn, sondern auch die Transportzeit und 6 Wochen Seetransport sind bei Modeartikeln "tödlich".

Die neuen Produktionsstätten liegen in Afrika. H&M produziert inzwischen in Äthopien. Die Vorteile:
Eine bessere Option sei dagegen Äthiopien, weil es gleich mehrere Vorteile biete, sagt Thomas Ballweg, bei GermanFashion Berater für den Bereich "Beschaffung und Technik": "Da sind zum einen die niedrigen Kosten, die weit unter denen in China liegen, es leben dort 80 Millionen Menschen und es liegt nah am Meer. Über den Suezkanal geht es dann schnell nach Europa."
Damit könnten die Lieferzeiten auf ein Drittel gekürzt werden im Vergleich zu denen aus Fernost. Außerdem herrschten in Äthiopien und den umliegenden Ländern klimatische Bedingungen, die den Anbau von Baumwolle ermöglichen, betont Ballweg. Für die Produzenten wäre das günstig, weil sie dann auf den teuren Import der Stoffe verzichten können, aus denen die Kleidungsstücke gefertigt werden. Voraussetzung sei allerdings, dass die Baumwolle den Qualitätsansprüchen der Hersteller genüge.
Jetzt bin ich einmal gespannt, wie hier diejenigen argumentieren, die in der Flüchtlingsdebatte immer eine "Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort" fordern, um die "Flüchtlinge" nicht auf den gefahrvollen Weg über das Mittelmeer zu schicken.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

Caviteño,
Der Wunsch, daß "jeder von seiner Hände Arbeit leben können muß" ist zwar schön - nur wenn der Markt nicht bereit ist, dafür den Preis zu bezahlen hat man die Wahl zwischen folgenden Alternativen:
[...]
- zum Marktpreis seine Leistung anzubieten.
sei doch bitte vernünftig. Wenn der Marktpreis für meine Leistung unterhalb meiner Kosten für meine Lebenserhaltung liegt, dann ist das keine Alternative, sondern ein schleichender Selbstmord. Zu dem ich gezwungen werde, weil ich über kein Privateigentum verfüge, mit dem ich so wirtschaften kann, dass mein Überleben gesichert ist. Und das mit dem Mangel an Privateigentum liegt daran, dass wenige übermäßig viel "besitzen".

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

Torsten hat geschrieben:schleichender Selbstmord
Der sich in der chronischen Unterernährung von 200 Millionen Plantagenarbeitern manifestiert.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:Caviteño,


sei doch bitte vernünftig.
Ich bin immer vernünftig - das solltest Du doch schon gemerkt haben.
Torsten hat geschrieben: Wenn der Marktpreis für meine Leistung unterhalb meiner Kosten für meine Lebenserhaltung liegt, dann ist das keine Alternative, sondern ein schleichender Selbstmord.
Dann solltest Du Dich einmal fragen, wie die vielen Millionen Menschen in anderen Ländern (ohne Sozialsystem) überleben, die überhaupt keinen Job haben oder die sich als Tagelöhner verdingen müssen. Mir scheint, daß Dir die Zustände in anderen Ländern (vor allem in der Dritten Welt) ziemlich unbekannt sind. Dort hat ein großer Teil überhaupt keinen festen Job. Auf den PH z.B. hangeln sich college-Absolventen jahrelang mit Probejobs von 6 Monaten durch - bei miserablen Bezahlungen. Dir scheint nicht klar zu sein, daß Menschen in der Dritten Welt, die dort einen halbwegs sicheren Arbeitsplatz (auf einer Teeplantage oder in einer Textilfabrik) haben, zu den Priviligierten der dortigen Gesellschaft gehören. Auf den PH zahlen(!) Krankenschwestern dafür, daß sie nach ihrer Prüfung in einem Krankenhaus arbeiten dürfen(!). Nur so haben sie die Möglichkeit einen Nachweis ihrer praktischen Arbeit zu erbringen, mit dem sie sich dann in den arabischen Ländern (für ein Gehalt von 500 - 600 USD/Monat) bewerben können.

Warum ist das so?
Weil z.B. auf den PH jährlich weit über eine Million junger Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen - wo sollen die Arbeitsplätze herkommen? Wer soll sie schaffen?
Insoweit enthält der Satz von Papst Franzikus über die Karnickelvermehrung schon eine ganz andere Bedeutung.

Wie überlebt man dort?
Durch die Hilfe der Familie, der Verwandten und von Freunden, mit Gelegenheitsjobs und bei geringem Lebensstandard - von der Hand in den Mund.
Ach so - die Aussagen von Hilfsorganisationen, wie z.B. Misereor, sollte man immer mit Vorsicht genießen. Mit Sicherheit hat Misereor die "Unterernährten" (wer fällt darunter?) nicht gezählt. Außerdem hilft "Betroffenheitswerbung" ihrem Geschäftsmodell und fördert den Spendenfluß.
Torsten hat geschrieben: Zu dem ich gezwungen werde, weil ich über kein Privateigentum verfüge, mit dem ich so wirtschaften kann, dass mein Überleben gesichert ist. Und das mit dem Mangel an Privateigentum liegt daran, dass wenige übermäßig viel "besitzen".
Ach daher weht der Wind, hätte ich mir eigentlich denken können. Die ungerechte Eigentumsverteilung, die man durch Enteignung oder konfiskatorische Besteuerung ändern muß und dabei die Probleme der Welt löst... :D

Die bisherigen "Erfolge" der Enteignung z.B. von großen landwirtschaftlichen Flächen und ihre Verteilung an "diejenigen, die das Land bearbeiten" (alternativ: Fabrikübernahmen durch die "Werktätigen") sind nach meiner Erinnerung nicht unbedingt ein Leuchtturmprojekt des wirtschaftlichen Erfolges gewesen.

Hast Du Dir eigentlich mal überlegt, wer Arbeitsplätze schaffen soll, wenn man die Früchte einer Investition nicht nutzen kann, weil sie weggesteuert werden?
Der Kapitalismus ist mit Sicherheit nicht vollkommen - aber was ist die Alternative?

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Es gibt auch die Fairtrade-Initiativen wobei da, was den indischen Tee anbetrifft, offenbar vieles auch kaum besser ist, als sonst. Aber Fairtrade hat auch Erfolge aufzuweisen. Nur sind die Mengen um die es da geht, verhältnismässig klein. Freilich ist auch nicht jeder bereit mehr für solche Erzeugnisse zu bezahlen oder kann das auch nicht.

Hier ein Beispiel was Bananen angeht: http://www.fairtrade-deutschland.de/fil ... ananen.pdf
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Sarandanon »

Caviteño hat geschrieben:Ach daher weht der Wind, hätte ich mir eigentlich denken können. Die ungerechte Eigentumsverteilung, die man durch Enteignung oder konfiskatorische Besteuerung ändern muß und dabei die Probleme der Welt löst... :D
Weht der Wind tatsächlich daher? :hmm: ...Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Und wenn jemand mit einem Satz wie "Ahhh, schon wieder die Umverteilungsdebatte..." daherkommt, ist das nichts anderes als ein Totschlagargument.

Worum es wirklich geht ist, dass einige wenige viel Eigentum und vor allem Kapital besitzen und der Großteil eben wenig. Muss es jetzt also gezwungener Maßen zu einer Umverteilung kommen, in dem Sinne wir nehmen jetzt Geld von den Konten der Reichen und transferieren es auf die der Armen? Natürlich nicht, denn auch mit wenig Eigentum lässt es sich uU sehr gut leben.

Was aber aufhören muss, ist der Zwang einer bestimmten Kleintel von Menschen, Eigentum und Kapital in einer derartigen Menge zu horten, die jenseits jeder Vorstellungskraft den menschlichen Bedarf um ein Mannigfaltiges übersteigen.

Es herrscht auf dem globalen Markt momentan die Situation, dass der Profit über allem steht, dem sich der Faktor Mensch unterordnen muss - und zwar unter allen Umständen, zB der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft zu möglichst niedrigen Löhnen. Naja, der arbeitende Mensch muss selbstverständlich seine Arbeitskraft irgendwie erhalten. Aber die Mittel dafür kann er sich ja auch zu einem Gutteil vom Staat holen, wenn er das Glück hat in D. zu leben.

Warum also nicht umdenken und akzeptieren, dass man auch in einer Marktwirtschaft sehr gut und mit ausreichendem Eigentum leben kann, wenn Arbeitnehmer fair bezahlt werden, wenn man ihnen einfach die Chance gibt von ihrer Arbeit zu leben (auch wenns ein einfaches Leben ist, was per se überhaupt nichts Schlechtes ist). Da bedarf es überhaupt keiner Umverteilung, sondern nur eines Umdenkens oder auch Umschwenkens.

Aber wir haben ja schon festgestellt, dass Anstand und Moral diesbzgl. keine Rolle mehr spielen und die Nächstenliebe nur noch auf dem Papier der gedruckten Ausgaben des Neuen Testamentes steht und zu einem Lippenbekenntniss verkommt. Aber da gibt es ja Gott sie Dank noch den theologischen Formalismus verschiedener Konfessionen, mit dem ein geneigter frömmelnder Mammonvergötzer sich prima eine Maske der christlichen Gesinnung aufsetzen kann.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Sarandanon hat geschrieben: Und wenn jemand mit einem Satz wie "Ahhh, schon wieder die Umverteilungsdebatte..." daherkommt, ist das nichts anderes als ein Totschlagargument.
Wieso?
Ich hatte doch dargelegt, daß die ganzen Enteignungen und Überführungen in den Besitz der Werktätigen nicht gerade eine Erfolgsgeschichte sind. Insofern hast Du natürlich Recht - ein Hinweis auf die Vergangenheit zeigt, daß es eben nicht funktioniert.
Sarandanon hat geschrieben: Worum es wirklich geht ist, dass einige wenige viel Eigentum und vor allem Kapital besitzen und der Großteil eben wenig. Muss es jetzt also gezwungener Maßen zu einer Umverteilung kommen, in dem Sinne wir nehmen jetzt Geld von den Konten der Reichen und transferieren es auf die der Armen? Natürlich nicht, denn auch mit wenig Eigentum lässt es sich uU sehr gut leben.

Was aber aufhören muss, ist der Zwang einer bestimmten Kleintel von Menschen, Eigentum und Kapital in einer derartigen Menge zu horten, die jenseits jeder Vorstellungskraft den menschlichen Bedarf um ein Mannigfaltiges übersteigen.

Es herrscht auf dem globalen Markt momentan die Situation, dass der Profit über allem steht, dem sich der Faktor Mensch unterordnen muss - und zwar unter allen Umständen, zB der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft zu möglichst niedrigen Löhnen. Naja, der arbeitende Mensch muss selbstverständlich seine Arbeitskraft irgendwie erhalten. Aber die Mittel dafür kann er sich ja auch zu einem Gutteil vom Staat holen, wenn er das Glück hat in D. zu leben.

Warum also nicht umdenken und akzeptieren, dass man auch in einer Marktwirtschaft sehr gut und mit ausreichendem Eigentum leben kann, wenn Arbeitnehmer fair bezahlt werden, wenn man ihnen einfach die Chance gibt von ihrer Arbeit zu leben (auch wenns ein einfaches Leben ist, was per se überhaupt nichts Schlechtes ist). Da bedarf es überhaupt keiner Umverteilung, sondern nur eines Umdenkens oder auch Umschwenkens.

Aber wir haben ja schon festgestellt, dass Anstand und Moral diesbzgl. keine Rolle mehr spielen und die Nächstenliebe nur noch auf dem Papier der gedruckten Ausgaben des Neuen Testamentes steht und zu einem Lippenbekenntniss verkommt. Aber da gibt es ja Gott sie Dank noch den theologischen Formalismus verschiedener Konfessionen, mit dem ein geneigter frömmelnder Mammonvergötzer sich prima eine Maske der christlichen Gesinnung aufsetzen kann.
Das ist doch ziemlich pauschal - hier die "Reichen", die koste es, was es wolle, ihren Profit maximieren und dabei ohne Rücksicht auf die Arbeiter vorgehen. Natürlich werden keine Namen genannt, das böte ja eine Angriffsfläche. Aber es ist ja nicht so, daß man nicht weiß, wer die "Reichen" sind. Die reichsten Deutschen werden hier aufgelistet. Ohne auf die Besonderheiten (z.T. haben sie überhaupt keine Verfügungsmacht, weil das Vermögen in Stiftungen liegt) einzugehen - welchem der dort aufgeführten Unternehmer kann man denn vorwerfen, keine angemessenen Löhne zu zahlen? Wird bei BMW (Quandt) oder bei ALDI unter Tarif gezahlt?

Der nächste Punkt:
Die - angeblich - exorbitanten Bezüge der Manager der DAX-Konzerne, vorweg der Banken. Auch hier kann man sich, wenn man will, kundig machen. Nehmen wir einmal das Feindbild schlechthin, die Deutsche Bank.
Die Bezüge für den gesamten Vorstand betrugen 2014 = 38,5 Mio €; die Deutsche Bank hatte in 2014 = 98.138 Beschäftigte. Würden die Vorstandsbezüge auf alle Beschäftigten verteilt, erhöhte sich deren monatliches Bruttogehalt um ca. 33 €.
Dieses Spiel kann man für alle DAX-Konzerne durchdeklinieren. Nur noch ein Beispiel anhand des wertvollsten Konzerns, der Bayer AG. Vorstandsbezüge 2014 = 15,6 Mio €, beschäftigte Arbeitnehmer = 118.900 - entspräche einer Gehaltssteigerung von knapp 11 €/Monat.
Das macht die Relationen deutlich.

Natürlich kann es sein, daß insbesondere in Ländern der Dritten Welt, der Eigentümer bzw. Fabrikbesitzer Vorteile aus ihrer Kapitalakkumulation und dem großen Angebot an - ungelernten - Arbeitskräften ziehen. Nur - wie soll das von D. aus geändert werden? Die Übertragung deutscher Sozial- und Umweltstandards scheitert schon innerhalb der EU. Wie soll es da in Bangladesh oder Indonesien funktionieren?

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8551
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Natürlich kann es sein, daß insbesondere in Ländern der Dritten Welt, der Eigentümer bzw. Fabrikbesitzer Vorteile aus ihrer Kapitalakkumulation und dem großen Angebot an - ungelernten - Arbeitskräften ziehen. Nur - wie soll das von D. aus geändert werden?
In Deutschland ähnelt die Vermögensverteilung längst der in einem Dritte-Welt-Land. Die Zustände in andern Ländern dienen zur Ablenkung von der Entwicklung im der Bananenrepublik.
Caviteño hat geschrieben:Die Übertragung deutscher Sozial- und Umweltstandards scheitert schon innerhalb der EU.
In andern Ländern der EU hat man auch angefangen für die Absenkung der Sozialstandards nach deutschem Vorbild zu betreiben.
Und so toll, wie noch immer viele glauben sind die Sozial- und Umweltstandards in der Bundesrepublik längst nicht (mehr).
Caviteño hat geschrieben:Wie soll es da in Bangladesh oder Indonesien funktionieren?
Falsch herum gedacht, die sind Vorbild für die Entwicklung in der Bundesrepublik.
Caviteño hat geschrieben: Der nächste Punkt:
Die - angeblich - exorbitanten Bezüge der Manager der DAX-Konzerne, … Das macht die Relationen deutlich.
Und das hältst Du für gut? Solche Rechnungen sind in Wirklichkeit eine Frechheit.
Zuletzt geändert von Siard am Sonntag 2. August 2015, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Sarandanon
Beiträge: 1590
Registriert: Mittwoch 20. Februar 2013, 19:59
Wohnort: Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Sarandanon »

Mensch Caviteno, wieso wohl? Weil es mir nicht um eine Umverteilung ala Sozialismus geht und auch nicht um die Abschaffung von Unterschieden zwischen gut und weniger gut Verdienenden. Oder schreibe ich in nicht verständlichen Schriftzeichen. Und Protarius hatte es auch schon mal treffend formuliert, dass ein Scheitern der einen Ideologie/Wirtschaftsform nicht gleich der vollkommene Erfolg der anderen bedeutet. Mir geht es um ein Umdenken, dass ein paar Prozentpunkte weniger Profit zu Gunsten einer menschlichen Arbeitsmarktpolitik eine detuliche Verbesserung der Lebenssituation einer immer weiter wachsenden Schicht von Lohnausgebeuteten.

Dass es natürlich Unternehmen gibt, die sehr wohl faire Löhne für gute Arbeit zahlen, ist unbenommen. Und ich bin froh, dass es diese noch gibt. Wenn wir aber mal bei D. bleiben, wächst allerdings gerade - aber nicht nur - im Dienstleistungssektor die Lohnausbeutung. Der Trend zeigt genau in diese Richtung. Und ich dachte, die Namen der Firmen, die auf diesem Gebiet Protagonisten sind, wären bekannt. Aber hier mal einige Beispiele: Amazon, Deutsche Post und DHL (bzgl. Outsourcing), Zalando und Ableger, Bertelsmann-Arvato, Sykes Enterprises, Öffentliche Arbeitgeber, Gesundheitswesen (Kliniken, Pflegeunternehmen), Erziehungssektor. Kik wäre noch ein besonderes Beispiel für Lohnausbeutung in Asien und in D.

Dass ein Umschwenken auf eine faire Marktwirtschaft nicht einfach werden wird, steht fest. Zu sehr hat sich der globale Markt in diese Abhängigkeit der totalen Profitsteigerung durch Ausbeutung zum einen schwacher Regionen und zum anderen der eigenen arbeitenden Bevölkerung begeben. Es würde sicherlich nicht ohne schmerzhafte Veränderungen vor sich gehen, die man gemeinsam überwinden müsste. Daran hat natürlich der geneigte Mammonvergötzer kein Interesse. Das weiß natürlich auch der Wohlstandsbürger in D., der uU auf das regelmäßig neue Auto oder den neuen 3D-Fernseher verzichten müsste. Da glaubt man lieber der Mutti, die den "freien Markt" als alternativlos darstellt. Uns gehts doch noch gut, was interessiert da die Teepfückerin in Indien?
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Sarandanon hat geschrieben: Und Protarius hatte es auch schon mal treffend formuliert, dass ein Scheitern der einen Ideologie/Wirtschaftsform nicht gleich der vollkommene Erfolg der anderen bedeutet.
So eine Äußerung bringt - selbst wenn sie logisch korrekt sein mag - ziemlich wenig, wenn man nicht ein anderes System benennt, das dann "besser" sein soll.
Sarandanon hat geschrieben: Mir geht es um ein Umdenken, dass ein paar Prozentpunkte weniger Profit zu Gunsten einer menschlichen Arbeitsmarktpolitik eine detuliche Verbesserung der Lebenssituation einer immer weiter wachsenden Schicht von Lohnausgebeuteten.

Dass es natürlich Unternehmen gibt, die sehr wohl faire Löhne für gute Arbeit zahlen, ist unbenommen. Und ich bin froh, dass es diese noch gibt. Wenn wir aber mal bei D. bleiben, wächst allerdings gerade - aber nicht nur - im Dienstleistungssektor die Lohnausbeutung. Der Trend zeigt genau in diese Richtung. Und ich dachte, die Namen der Firmen, die auf diesem Gebiet Protagonisten sind, wären bekannt. Aber hier mal einige Beispiele: Amazon, Deutsche Post und DHL (bzgl. Outsourcing), Zalando und Ableger, Bertelsmann-Arvato, Sykes Enterprises, Öffentliche Arbeitgeber, Gesundheitswesen (Kliniken, Pflegeunternehmen), Erziehungssektor. Kik wäre noch ein besonderes Beispiel für Lohnausbeutung in Asien und in D.
Na endlich werden einmal Namen genannt. Zu diesen Namen paßt allerdings nicht die vorherige Aussage, " dass einige wenige viel Eigentum und vor allem Kapital besitzen" - denn es handelt sich überwiegend im Aktiengesellschaften oder die öffentl. Hand.

Gerade im Fall amazon kann man sehr gut darstellen, daß Deine Ausführungen zum Thema "ein paar Prozentpunkte weniger Profit zu Gunsten einer menschlichen Arbeitsmarktpolitik" nicht greifen bzw. in ihr Gegenteil verkehrt werden.
Amazon ist dafür bekannt, daß die erwirtschafteten Gewinne sehr gering sind; Dividenden wurden noch nie ausgeschüttet. In den Jahren 212 und 214 wurden sogar Verluste ausgewiesen. Sofern Gewinne erzielt werden, kommen diese überwiegend aus dem cloud-Geschäft. Gewinne von wenigen hundert Millionen bei einem Umsatz von 23 Mrden USD sind nun wirklich keine Erfolge.

Wenn Du die Beschäftigungsbedingungen im Versandhandel bei amazon (und anderen Logistikunternehmen) kritisierst, ist Dir sicherlich auch klar, daß amazon auch hier "am limit" arbeitet. Nicht umsonst werden die Verteilzentren jetzt in andere Länder ausgelagert, z.B. nach Polen.
Im Oktober letzten Jahres hatte Amazon mitten in einer Streikwelle an mehreren deutschen Standorten angekündigt, drei Logistikzentren in Polen zu eröffnen.
Inzwischen ist es so weit. Seit September werden aus zwei Zentren in der Nähe von Breslau sowie aus einem in Posen Waren an deutsche Kunden verschickt. Ein geschickter Schachzug von Amazon, denn dadurch kann die Firma Verzögerungen durch Streiks vorbeugen und ist dadurch weniger angreifbar für die Gewerkschaften. Außerdem arbeiten die Menschen in Polen für ein Viertel des Lohns, den Amazon in Deutschland bezahlen muss.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... n-ist.html

Man kann das natürlich ganz schlimm finden und bedauern, aber das sind nun einmal die Auswirkungen der EU. Wer in einem gemeinsamen Binnenmarkt leben will, muß sich auch der Lohnkonkurrenz anderer Länder stellen. Die EU ist eben nicht kostenlos. Ob mit der Verlagerung eine "Profitmaximierung" verbunden ist, kann auch bezweifelt werden. Aus den erklärten Gewinnen läßt sich dieses jedenfalls nicht herleiten.

Im übrigen sind doch gerade bei Logistikunternehmen (also auch Post bzw. DHL) die Möglichkeiten der Rationalisierung noch nicht voll ausgeschöpft. Man muß dabei nicht nur an die Zustellung per Drohnen denken, über die diskutiert wird. Auch der Einsatz von Robotern bei der Artikelzusammenstellung und Verpackung wird zunehmen - und damit werden vor allem Arbeitsplätze für Geringqualifizierte wegfallen.

Preise müssen am Markt durchgesetzt werden. Insbesondere amazon muß darauf achten immer konkurrenzfähig zu sein, denn der Kunde kauft im Internet - und hat dort den totalen Preisvergleich. Entsprechendes gilt auch für Logistikunternehmen. Wenn die Deutsche Post zu teuer ist, verschickt man eben mit Hermes oder ups. Die Zeiten der Monopolpreise, die auch eine höhere Bezahlung der Beschäftigten ermöglichten, sind vorbei. Willst Du wieder zurück zum Monopolunternehmen "Deutsche Bundespost"?

Was die von Dir angesprochenen öffentl. Arbeitgeber, insbesondere im Gesundheits- und Erziehungswesen betrifft: Natürlich könnte man die dort Beschäftigten höher entlohnen - aber dafür müßten die Steuern und/oder Beiträge erhöht werden. Man kann alles machen - man muß nur sagen, wer es bezahlen soll. Sollen also die KV-Beiträge steigen, damit die Krankenschwester mehr verdienen?
Ich finde es allerdings schon merkwürdig, wenn Du der öffentl. Hand "totale Profitsteigerung" vorwirfst - auf die Idee bin ich bisher nicht gekommen.
Sarandanon hat geschrieben: Dass ein Umschwenken auf eine faire Marktwirtschaft nicht einfach werden wird, steht fest. Zu sehr hat sich der globale Markt in diese Abhängigkeit der totalen Profitsteigerung durch Ausbeutung zum einen schwacher Regionen und zum anderen der eigenen arbeitenden Bevölkerung begeben. Es würde sicherlich nicht ohne schmerzhafte Veränderungen vor sich gehen, die man gemeinsam überwinden müsste. Daran hat natürlich der geneigte Mammonvergötzer kein Interesse. Das weiß natürlich auch der Wohlstandsbürger in D., der uU auf das regelmäßig neue Auto oder den neuen 3D-Fernseher verzichten müsste. Da glaubt man lieber der Mutti, die den "freien Markt" als alternativlos darstellt. Uns gehts doch noch gut, was interessiert da die Teepfückerin in Indien?
Ich glaube, daß wir in nicht ferner Zukunft ganz andere Probleme haben werden als uns über den "gerechten" Lohn einer indischen Teepflückerin oder eine "faire Marktwirtschaft" weltweit Gedanken zu machen.
Der Einsatz von Robotern und anderen Technologien wird in den kommenden Jahren Millionen von Arbeitskräften hierzulande überflüssig machen. Das ist das Ergebnis einer Berechnung der Volkswirte der Bank ING-Diba. Demnach bedroht die sich zunehmend beschleunigende Technologisierung mittel- und langfristig mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland. Von den 3,9 Millionen sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten, die in der Untersuchung berücksichtigt werden, würden demnach 18 Millionen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch Maschinen und Software ersetzt.
(...)
Demnach sind die Auswirkungen des technologischen Wandels hierzulande dramatischer als in den USA: Während die Originalstudie davon ausgeht, dass in den USA 47 Prozent aller Stellen gefährdet sind, schießt der Wert in der Untersuchung für Deutschland auf 59 Prozent. Die Autoren glauben, dass das größere Gewicht der Industrie in Deutschland für den Unterschied verantwortlich ist.
http://www.welt.de/wirtschaft/article14 ... engen.html

Hier die Studie. In der Anlage sind auch die Berufsgruppen aufgeführt, die durch Computer usw. ersetzt werden.

Erste Schritte in diese Richtung kann man doch fast täglich beobachten; Selbst-Scan-Kassen in den Supermärkten werden viele Kassiererinnen überflüssig machen, Drohnen die Paketzustellung auf dem Lande übernehmen und die Banken werden sich auf Geldautomaten beschränken, weil der ganze Rest am Computer abgewickelt werden kann.

Selbst wenn es noch Jahre dauern wird, bis die in der Studie dargestellten Auswirkungen flächendenkend auftreten - die Aussicht einen ziemlich hohen Teil der bisher noch gut bezahlten Arbeitsplätze zu verlieren ist beängstigend. Darauf Antworten zu finden ist mE wichtiger, als sich über den "fairen Lohn" in Ländern der Dritten Welt Gedanken zu machen.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Natürlich kann es sein, daß insbesondere in Ländern der Dritten Welt, der Eigentümer bzw. Fabrikbesitzer Vorteile aus ihrer Kapitalakkumulation und dem großen Angebot an - ungelernten - Arbeitskräften ziehen. Nur - wie soll das von D. aus geändert werden?
In Deutschland ähnelt die Vermögensverteilung längst der in einem Dritte-Welt-Land. Die Zustände in andern Ländern dienen zur Ablenkung von der Entwicklung im der Bananenrepublik.
Eine solche Aussage ist gewagt, weil es bzgl. des Vermögens und seiner Verteilung keine belastbaren Daten gibt. Wo sollen die denn herkommen, seitdem die Vermögensteuer abgeschafft wurde?
Außerdem kranken frühere Aufstellungen daran, daß der größte Aktivposten der Bevölkerungsmehrheit - die Rentenansprüche - nicht erfaßt wurden.
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Die Übertragung deutscher Sozial- und Umweltstandards scheitert schon innerhalb der EU.
In andern Ländern der EU hat man auch angefangen für die Absenkung der Sozialstandards nach deutschem Vorbild zu betreiben.
Und so toll, wie noch immer viele glauben sind die Sozial- und Umweltstandards in der Bundesrepublik längst nicht (mehr).
Weil sie - ebenso wie in D. - auf Pump finanziert waren/sind - oder warum machen wir uns Gedanken über die Schuldenentwicklung in den Südländern.. :hmm:

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben: Der nächste Punkt:
Die - angeblich - exorbitanten Bezüge der Manager der DAX-Konzerne, … Das macht die Relationen deutlich.
Und das hältst Du für gut? Solche Rechnungen sind in Wirklichkeit eine Frechheit.
Warum die Rechnungen eine "Frechheit" sein sollen, wirst Du sicherlich begründen können.

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8551
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben: Der nächste Punkt:
Die - angeblich - exorbitanten Bezüge der Manager der DAX-Konzerne, … Das macht die Relationen deutlich.
Und das hältst Du für gut? Solche Rechnungen sind in Wirklichkeit eine Frechheit.
Warum die Rechnungen eine "Frechheit" sein sollen, wirst Du sicherlich begründen können.
Ja, kann ich. Auf die anderen Punkte gehe ich später noch ein.

Bill Gates ist gar nicht so vermögend, denn würde man sein Vermögen auf die Weltbevölkerung aufteilen, so bekäme jeder Mensch nur ca. 10 $.
Also hat er nicht viel Geld? Daher empfinde ich eine solche Rechnung als Frechheit.
Schaut man sich die Einkommensentwicklung seit den 70er Jahren in den USA oder der Bundesrepublik an, so sieht man, daß die Einkommen der ohnehin schon Reichen sich mittlerweile vervielfacht haben, die der normalen aber stagniert sind, der unteren Einkommensschichten sind gesunken.
Warren Buffett hat geschrieben:There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben: Der nächste Punkt:
Die - angeblich - exorbitanten Bezüge der Manager der DAX-Konzerne, … Das macht die Relationen deutlich.
Und das hältst Du für gut? Solche Rechnungen sind in Wirklichkeit eine Frechheit.
Warum die Rechnungen eine "Frechheit" sein sollen, wirst Du sicherlich begründen können.
Ja, kann ich. Auf die anderen Punkte gehe ich später noch ein.

Bill Gates ist gar nicht so vermögend, denn würde man sein Vermögen auf die Weltbevölkerung aufteilen, so bekäme jeder Mensch nur ca. 10 $.
Also hat er nicht viel Geld? Daher empfinde ich eine solche Rechnung als Frechheit.
Schaut man sich die Einkommensentwicklung seit den 70er Jahren in den USA oder der Bundesrepublik an, so sieht man, daß die Einkommen der ohnehin schon Reichen sich mittlerweile vervielfacht haben, die der normalen aber stagniert sind, der unteren Einkommensschichten sind gesunken.
Die Zahl, die sich aus der Verteilung des Vermögens auf die Weltbevölkerung - alternativ: auf die Zahl der Beschäftigten - ergibt zeigt doch, daß eine Umverteilung nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensverhältnisse der dann Begünstigten führen würde. Andererseits nähme man aber jeden Anreiz, sich unternehmerisch zu betätigen. Insofern sind diese Berechnungen keine "Frechheit", sondern zeigen die Begrenztheit einer Umverteilung bzw. konfiskatorischen Besteuerung.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Primark ist ein Phänomen.
Wir hatten einige Jahre die einzige Primark-Filiale im Ruhrgebiet - da war der Bahnhof und die Bahnhofstraße schwarz von Menschen. Inzwischen gibt es Filialen auch in den umliegenden Städten.

Man kann das verurteilen oder bedauern - den Trend umkehren wird es nicht.

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8551
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Die Zahl, die sich aus der Verteilung des Vermögens auf die Weltbevölkerung - alternativ: auf die Zahl der Beschäftigten - ergibt zeigt doch, daß eine Umverteilung nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensverhältnisse der dann Begünstigten führen würde. Andererseits nähme man aber jeden Anreiz, sich unternehmerisch zu betätigen. Insofern sind diese Berechnungen keine "Frechheit", sondern zeigen die Begrenztheit einer Umverteilung bzw. konfiskatorischen Besteuerung.
Wenn schon die Umverteilung des Vermögens eines Einzelnen Millionen von Menschen mehr als ein Monatsgehalt verschafft, kann man sich vorstellen, was die Verteilung der Hälfte des Vermögens der reichsten 10 Prozent für jeden bringen würde.
Wobei es mir nicht um die Umverteilung geht, sondern um das kranke System – wobei Gates dabei nicht zu den Hauptakteuren gehört.
Ein wesentliches Problem ist, daß das Vermögen der Einen, die Schulden der Anderen sind, weil das System so aufgebaut ist. Ein enormer Anteil des Giralgeldes ist eigentlich nichts, als eine Phantasie und Propaganda.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Caviteño hat geschrieben:
Primark ist ein Phänomen.
Wir hatten einige Jahre die einzige Primark-Filiale im Ruhrgebiet - da war der Bahnhof und die Bahnhofstraße schwarz von Menschen. Inzwischen gibt es Filialen auch in den umliegenden Städten.

Man kann das verurteilen oder bedauern - den Trend umkehren wird es nicht.
So sieht es aus. Allerdings habe ich jetzt gehört, daß Fairtrade in Deutschland gegenüber dem letzten Jahr um etwa 30 % zugenommen habe. Demnach werden es doch mehr Leute, die das befürworten, wobei ich den Anteil von Fairtrade an der jeweiligen Branche allerdings nicht kenne. Wenn der noch sehr gering ist, was wahrscheinlich ist, sind 30 % Zunahme auch nicht viel.
Wobei zu Fairtrade zu sagen ist, daß da sicher auch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Da habe ich gerade etwas gefunden zu Fairtrade: http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 4682.html
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Da scheinen sich aber die Zahlen zu widersprechen. Aus dem verlinkten Spiegelartikel:
Für gut eine Milliarde Euro kauften die Kunden 214 faire Waren.
214 kauften Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland Hochrechnungen zufolge Produkte mit dem Fairtrade-Siegel und dem Fairtrade-Programm-Siegel im Gesamtwert von rund 827 Millionen Euro.
https://www.fairtrade-deutschland.de/pr ... -produkte/

Interessant wäre es zu wissen, wie hoch der Anteil der fair-gehandelten Produkte am Gesamtumsatz ist.
Natürlich hilft der fairtrade Organisation auch die Aufnahme ihrer Produkte bei den großen Ketten. Das dürfte sogar das entscheidende Kriterium für den Erfolg sein. Nicht alle Menschen gehen gezielt in Bio-Läden, um dort zu kaufen (zumal es die auch nicht flächendeckend gibt). REWE, kaufpark oa sind dagegen in fast allen Orten vorhanden - selbst bei uns gab es heute bei REWE Bananen mit der fair-trade-Etikett. :ja:

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Die Zahl, die sich aus der Verteilung des Vermögens auf die Weltbevölkerung - alternativ: auf die Zahl der Beschäftigten - ergibt zeigt doch, daß eine Umverteilung nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensverhältnisse der dann Begünstigten führen würde. Andererseits nähme man aber jeden Anreiz, sich unternehmerisch zu betätigen. Insofern sind diese Berechnungen keine "Frechheit", sondern zeigen die Begrenztheit einer Umverteilung bzw. konfiskatorischen Besteuerung.
Wenn schon die Umverteilung des Vermögens eines Einzelnen Millionen von Menschen mehr als ein Monatsgehalt verschafft, kann man sich vorstellen, was die Verteilung der Hälfte des Vermögens der reichsten 10 Prozent für jeden bringen würde.
Wobei es mir nicht um die Umverteilung geht, sondern um das kranke System – wobei Gates dabei nicht zu den Hauptakteuren gehört.
Ein wesentliches Problem ist, daß das Vermögen der Einen, die Schulden der Anderen sind, weil das System so aufgebaut ist. Ein enormer Anteil des Giralgeldes ist eigentlich nichts, als eine Phantasie und Propaganda.
Wow - also weltweite Systemänderung - aber träumen ist ja erlaubt.

Um "Gerechtigkeit" zu schaffen werden gleich Eigentumsrechte kassiert - wer soll dann künftig noch investieren, wenn er die Früchte seiner Investition "verteilen" muß? Warum sollte man das Risiko des Scheiterns auf sich nehmen, wenn man gleichzeitig bei Erfolg durch Steuern, Einkommensgrenzen oder Enteignung einen großen Teil wieder abgeben muß? Haben irgendwo bzw. irgendwann derartige Vorhaben Erfolg gehabt?

Aber solche Fragen stören natürlich beim großen Ziel der "Weltgerechtigkeit" - und darunter geht es ja nicht, denn sonst würden die Unternehmer dorthin gehen, wo sie nicht so behandelt werden.

Benutzeravatar
Torsten
Beiträge: 6479
Registriert: Dienstag 17. Februar 2004, 02:23

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Torsten »

spon hat geschrieben:Rohstoff für Schokolade: Millionen Kinder müssen auf Kakaoplantagen schuften
Von Philipp Seibt
In Westafrika sollten deutlich weniger Kinder im Kakaoanbau arbeiten - das versprachen Konzerne und Regierungen. Doch eine neue Studie belegt ihr Scheitern: Die Zahl der minderjährigen Arbeiter auf den Plantagen ist stark gestiegen. Dabei könnte jeder Verbraucher etwas dagegen tun.
[...]
Verbraucher können sich direkt an Schokoladenhersteller wenden und nach den Bedingungen der Kakaoerzeugung fragen - im Speziellen, ob dafür Kinder zur Arbeit herangezogen wurden oder nicht. "Damit signalisieren Konsumenten, dass ihnen das Thema wichtig ist", sagt Bahn.
Wenn ein Schokoladenhersteller ohne dieses Signal der Konsumenten handelt und den Bauern "einfach so" höhere Preise für ihr Produkt zahlt, dann erleidet er einen unkalkulierbaren Wettbewerbsnachteil. Denn entweder muss er seine Schokolade teurer verkaufen, oder er macht weniger Gewinn als die Konkurrenz.

Caviteño, was meinst du? Im Grunde sollten doch nur die Bauern ihre Kakaobohnen verkaufen können, die sie am günstigsten anbieten?

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11356
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Edi »

Torsten hat geschrieben: Wenn ein Schokoladenhersteller ohne dieses Signal der Konsumenten handelt und den Bauern "einfach so" höhere Preise für ihr Produkt zahlt, dann erleidet er einen unkalkulierbaren Wettbewerbsnachteil. Denn entweder muss er seine Schokolade teurer verkaufen, oder er macht weniger Gewinn als die Konkurrenz.

Caviteño, was meinst du? Im Grunde sollten doch nur die Bauern ihre Kakaobohnen verkaufen können, die sie am günstigsten anbieten?
Wenn man hier genauer mitreden wollte, müsste man erst einmal wissen wie hoch die Kosten für den Kakao und die Kakaobutter in einer üblicherweise 100 g Packung Schokolade sind. Das weiß von uns sicher keiner. Wenn man mal die Preise der bekanntesten Schokoladen vergleicht, so sind die Milkas oft fast zehn Prozent teurer als die vergleichbaren von Ritter Sport.
Vor einiger Zeit haben diese Scholaden noch 20 bis 25 % weniger gekostet als heute, was zum Teil auch auf den niedrigen Wert des Euro im Verhältnis zum Dollar zurückzuführen ist. Den Mehrpreis hat der Verbraucher schlucken müssen und ich glaube nicht, daß dadurch insgesamt weniger Schokolade konsumiert wird.
Solange also der Preis der Kakaoanteile in der Schokolade nicht bekannt ist, kann man auch nicht sagen, was z.B. eine zehn prozentige Verteuerung dieser Anteile am Schluß für die Herstellungskosten bedeuten würde.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Caviteño
Beiträge: 12727
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Hungerlöhne der indischen Teepflückerinnen!

Beitrag von Caviteño »

Torsten hat geschrieben:
Wenn ein Schokoladenhersteller ohne dieses Signal der Konsumenten handelt und den Bauern "einfach so" höhere Preise für ihr Produkt zahlt, dann erleidet er einen unkalkulierbaren Wettbewerbsnachteil. Denn entweder muss er seine Schokolade teurer verkaufen, oder er macht weniger Gewinn als die Konkurrenz.

Caviteño, was meinst du? Im Grunde sollten doch nur die Bauern ihre Kakaobohnen verkaufen können, die sie am günstigsten anbieten?
Auf den Kakaomarkt und seine Besonderheiten hatte ich bereits hier hingewiesen.

Die Premiumhersteller haben Verträge mit Produzenten, um Kakao in der gewünschten Menge und Qualität(!) zu erhalten. Die entsprechenden Programme hatte ich verlinkt.

Kakaobohnen sind nicht gleich, auch da gibt es Qualitätsunterschiede. Neben den Unterschieden im Einkaufspreis sowie den Schwankungen der Weltmarktpreise (z.B. aufgrund klimatischer oder politischer Besonderheiten) wirken sich auch der Produktionsprozeß und die dabei verwendeten Zutaten auf die Qualität und letztendlich den Preis aus. Spezialitäten von Lindt sind nun einmal erheblich teurer als Billigschokolade vom Discounter.

Insofern ist die immer wieder zu hörende Vorstellung, daß nur durch Kinderarbeit der Tafel Schokolade hier so billig ist und der Kunde sich an den schlechten Arbeitsbedingungen in Afrika bereichert, falsch. Die großen der Branche können es sich nicht leisten, mit Kinderarbeit oder Umweltproblemen in Verbindung gebracht zu werden. Sie veröffentlichen jedes Jahr entsprechende sustainability reports, der größte Kakaoproduzent Barry Callebaut z. B. hier.

Es kommt - wie immer - auf den Einzelfall an. Wer sich an Billigware berauscht, muß auch in Kauf nehmen, daß die Rohstoffe unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt werden - oder: You get what you paid for.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema