Zarqawi getötet

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Linus
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Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Nein, Linus, auf keinen Fall. Mit dem Recht und der Pflicht des Staats zu strafen kannst du doch keinen Mord begründen. Auch den „Tyrannenmord“ verwirft die Kirche.

(Aber hier geht sowieso alles durcheinander. Sarkawi war auch kein Tyrann.)
Ich red auch nicht von Tyrannenmord sondern von der "Rechtmässigkeit des Rechts und der Pflicht der gesetzmäßigen öffentlichen Gewalt" (ganz klar: nach einem Prozess) die Todesstrafe über Hitlers, Stalins, Maos Bushs und kleine Linusse verhängen zu dürfen.

In diesem Sinne:

Don't discuss - execute! ;)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Sarkawi war auch kein Tyrann.
Hoffentlich haben das der (mutmaßlich) von Sarkawi persönlich geköpfte Nicholas Berg und die anderen Geiseln auch so gesehen.
Zuletzt geändert von John-Paul am Freitag 9. Juni 2006, 10:55, insgesamt 1-mal geändert.

John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Weiß man schon, ob
sie seine Leiche zeigen werden, wie seinerzeit die verstümmelten Leiber der Söhne Saddams?
... und wie seinerzeit (mutmaßlich) Sarkawi die Enthauptung von Nicholas Berg zeigte.

http://www.thewordofgod.com/Beheaded.html

sofaklecks
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Assasinen

Beitrag von sofaklecks »

Die Liquidation politischer Gegner als Mittel der Politik ist m.W. in der Zeit der Kreuzfahrer entstanden, als der "Alte vom Berg" seine Kämpfer aussandte, die Assasinen, ein Wort, das vom Haschisch abgeleitet sein soll. Die geschichtliche Parallele zum heutigen Kreuzzug liegt auf der Hand.

Die Vorgehensweise war so neu, dass die vorwiegend betroffenen Kreuzfahrerländer den Namen der Gruppe bis heute als Beschreibung des Tuns verwenden. Im Französchen heisst der Mörder assasin.

Sofaklecks

Christian
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Beitrag von Christian »

Pelikan hat geschrieben: Zarkawi und seine Mordbanden sind keine politischen Gegner, sondern feindliche Kämpfer, die gewohnheitsmäßig unschuldige Zivilisten mit militärischen Mitteln überfallen und töten. Dementsprechend sind sie zu behandeln.
und da Zarkawi und seine Schlächter Ausländer im Irak sind, und keiner vorherigen kriegsteilnehmenden Allianz angehörten, fallen diese meines Wissens nicht einmal unter der Genfer Konvention , das dürfte auch für alle Ausländer in Afghanistan gelten.

Mir persönlich wäre lieber Z. wäre lebend gefangen worden damit mit man mehr Informationen über die "selbsternannten Schlächter im Namen Allahs" erhält.

christian
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Mir persönlich wäre lieber Z. wäre lebend gefangen worden damit mit man mehr Informationen über die "selbsternannten Schlächter im Namen Allahs" erhält.
Och den Amis wäre das nicht so recht, dann wäre viel zu viel alte CIA Gschichtln hochgekommen.

LG
Fiore
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Christian
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Beitrag von Christian »

FioreGraz hat geschrieben:Och den Amis wäre das nicht so recht, dann wäre viel zu viel alte CIA Gschichtln hochgekommen.

LG
Fiore
Da wo er hingekommen wäre kommt keine CIA - Geschichte hoch. Frag nach bei Ramzi Binalshib oder anderen.Ägypten oder Jordanien haben viele Löcher die sie den Amerikanern zur Verfügung stellen und aus diesen kommt keiner mehr wieder.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Da wo er hingekommen wäre kommt keine CIA - Geschichte hoch. Frag nach bei Ramzi Binalshib oder anderen.Ägypten oder Jordanien haben viele Löcher die sie den Amerikanern zur Verfügung stellen und aus diesen kommt keiner mehr wieder.
Egal wie die Wahrheit kommt immer ans Licht. Und eines muß man den Medien zu Gute halten, so manipultiv die heute auch sind und so sooft sie auch gerne mal Tatsachen verdrehen, die haben überall ihre Leutchen sitzen und bringen das ans Licht, die warten mit dicken Schecks auf Leute und Storys die auspacken, wieviel einfacher dann in solchen Löchern, den kleinen Wachmann bestochen .......


LG
Fiore
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Die Waffe des Schwächeren ist eben der Terrorismus. Im WK II nannte man die Terroristen Partisanen, Freiheitskämpfer, Revolutionäre - je nach Blickwinkel.

In der offenen Auseinandersetzung sind die Terroristen unterlegen - also bedienen sie sich aller Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen. Für die (vermeintlich) übermächtigen Besatzer ist das schon sehr unangenehm; da liegen die Nerven bloß und sie greifen zu ähnlichen Mitteln. Die Spirale des Barbarei dreht sich, der Haß wächst und das wird noch lange so weitergehen.

Zarqawi wird leicht zu ersetzen sein. Übrigens soll er seinen eigenen Leuten mit seiner Brutalität und seinem Rigorismus auf die Nerven gefallen sein. Man hat ihn wohl sogar als Belastung empfunden. Vielleicht erklärt das auch sein jähes Ende.

Auf jeden Fall wird man um Zarquawi nicht übermäßig trauern - er ist so gefallen, wie er gekämpft hat. Sein Ende ist gerecht.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Im WK II nannte man die Terroristen Partisanen, Freiheitskämpfer, Revolutionäre - je nach Blickwinkel.
Partisanen greifen militärische, Terroristen zivile Ziele an. Beides gleichzusetzen ist unwürdiger, unhistorischer, amoralischer Relativismus.

Christian
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Beitrag von Christian »

Pelikan hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Im WK II nannte man die Terroristen Partisanen, Freiheitskämpfer, Revolutionäre - je nach Blickwinkel.
Partisanen greifen militärische, Terroristen zivile Ziele an. Beides gleichzusetzen ist unwürdiger, unhistorischer, amoralischer Relativismus.
Partisan oder Terrorist liegt im Auge des Betrachters . Im 2.WK haben Partisanen auch Zivilisten getötet. Für Terroristen wie AL Kaida gelten Schiiten auch als Kollobateure und wären somit auch militärische Ziele. Das sind alles Spitzfindigkeiten die der spätere Sieger bestimmen wird.
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Besser der, als 40 Christen oder Moslems, die einer moslemischen Konkurrenzkonfession angehören.
So mag man denken. Aber wie heißt es so schön: der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:
Walter hat geschrieben:Was verbündet euch denn mit der Armee, die die Luftangriffe
durchgeführt hat?
Der nordatlantische Bündnisvertrag. Seit den Attacken von
9/11 gilt der Bündnisfall.
Das ist erstens natürlich eine bodenlos unverschämte, jedes Völker-
recht verhöhnende Lüge.

Zweitens ist bösartig, den verbrecherischen Überfall des US-Régimes
auf den Irak gutzuheißen. Ein Hohn auf alle Opfer dieses Krieges und
zumal der Massaker an der Zivilbevölkerung.

Drittens ist es grotesk, mir zuzumuten, ich sei verpflichtet, mich als
Verbündeten der US-Kriegsverbrecher anzusehen.

Viertens ist das auch eine schwere Beleidigung meiner Person, denn
wer mir derlei zumutet, der erklärt mir dadurch, daß er mich für ab-
grundtief blöde hält.

P.S.: Ja, wenn ich solche Sprüche von Schreibtischkriegern höre, dann geht mir
in der Tat das Messer in der Tasche auf. – Pelikan, melde dich doch freiwillig an
die irakische Front. Da kannst du ein paar Gojim-Familien niedermetzeln, an-
schließend jagt dich vielleicht ein Untergrundkommando in die Luft. Solltest du
als Märtyrer in den Himmel kommen, dann laß es mich wissen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ist erstens natürlich eine bodenlos unverschämte, jedes Völker-
recht verhöhnende Lüge.
Allenfalls ein Irrtum, wenn du mir nichts unterstellen möchtest.

Es ist allerdings wahr: Die NATO hat am 2. Oktober 2001 den unbefristeten Bündnisfall nach Artikel 5 festgestellt, was die USA und die Bundesrepublik ganz formell zu Verbündeten im Krieg gegen die Jihadisten macht. Selbst ohne diese formelle Verpflichtung liegt die Verteidigung unserer gemeinsamen Zivilisation gegen diejenigen, die sie vernichten wollen, unbestreitbar in deutschem Interesse.
Zweitens ist bösartig, den verbrecherischen Überfall des US-Régimes
auf den Irak gutzuheißen.
Das habe ich nicht getan, obwohl die Argumente für einen bellum iustum nach den klassischen Kriterien auch hier weitaus günstiger liegen als du fälschlicherweise annimmst. Wie dem auch sei, dieser Krieg, der gegen Saddam, wurde nicht von der nordatlantischen Allianz geführt, also darfst du dich gern von ihm distanzieren. Er ist so schnell gewonnen worden, daß es jetzt wirklich keinen Unterschied mehr macht. Der Krieg gegen die Jihadisten hat allerdings gerade erst richtig begonnen.
Ein Hohn auf alle Opfer dieses Krieges und
zumal der Massaker an der Zivilbevölkerung.
Massaker jetzt schon im Plural? Habe ich was verpaßt?
Drittens ist es grotesk, mir zuzumuten, ich sei verpflichtet, mich als
Verbündeten der US-Kriegsverbrecher anzusehen.
Wir leben im Zeitalter des Individualismus; definiere deine eigene Identität wie du lustig bist. Du bist Bürger der Bundesrepublik, die Bundesrepublik ist mit den Vereinigten Staaten verbündet, gemeinsam führen beide einen Kampf gegen die Terroristen. So hat es die Bundesregierung erklärt. Sofern du die Bundesregierung anerkennst, handelt es sich hierbei um Tatsachen.
Viertens ist das auch eine schwere Beleidigung meiner Person, denn
wer mir derlei zumutet, der erklärt mir dadurch, daß er mich für ab-
grundtief blöde hält.
Wie kommt es nur, daß du dich so höflich und geduldig mit den ärgsten Ketzern und Schismatikern unterhalten kannst, aber politische Differenzen dich dermaßen schnell ausfallend werden lassen?
Pelikan, melde dich doch freiwillig an
die irakische Front. Da kannst du ein paar Gojim-Familien niedermetzeln...
:roll:
Unterste Schublade. Als nächstes wirst du wohl dem Papst, wenn er mal wieder den Kindermangel beklagt, raten, selbst seinen Beitrag zu leisten.
Solltest du
als Märtyrer in den Himmel kommen, dann laß es mich wissen.
Die Jihadisten wollen dich und deine Familie töten, und wenn nicht töten, dann versklaven. In aller Welt riskieren Soldaten ihr Leben, um dein Leben und deine Freiheit, naive Internetpostings zu schreiben, zu verteidigen, und du dankst es ihnen mit Spott und Häme. Du solltest dich wirklich schämen.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Pelikan hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Im WK II nannte man die Terroristen Partisanen, Freiheitskämpfer, Revolutionäre - je nach Blickwinkel.
Partisanen greifen militärische, Terroristen zivile Ziele an. Beides gleichzusetzen ist unwürdiger, unhistorischer, amoralischer Relativismus.
Die Zeit der Ritter, und der Gentlemen gehört der Vergangenheit an. Unwiderruflich.

Partisanen, Freiheitskämpfer - Revolutionäre - das bedient sich immer und überall bestialischer Methoden, weil es gar nicht anders geht, wenn man nicht kapitulieren will.

Für die einen sind sie Verbrecher, andere sehen in ihnen Helden. Das kommt immer auf den Standpunkt an und damit wird es in der Tat sehr relativ. Dein Moralismus ist übrigens auch relativ und ganz bestimmt sind auch Deine historischen Ansichten relativ. Und was du unter "Würde" verstehst, dürfte für mich genau das Gegenteil von Würde (und vermutlich Ehre) sein. 8)

Aber das macht nichts, wir sind ja alle weltoffen und tolerant und wenn man das durchhalten will, dann muß man sich schon flexibel halten und darf sich nicht an ewige Wahrheiten und unverrückbare Tatsachen klammern. :mrgreen:
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

John-Paul hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Sarkawi war auch kein Tyrann.
Hoffentlich haben das der (mutmaßlich) von Sarkawi persönlich
geköpfte Nicholas Berg und die anderen Geiseln auch so gesehen.
Ich bin jetzt geneigt, dir ein Fremdwörterlexikon zu empfehlen. Oder
was meinst du überhaupt?
John-Paul hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Weiß man schon, ob sie seine Leiche zeigen werden, wie
seinerzeit die verstümmelten Leiber der Söhne Saddams?
... und wie seinerzeit (mutmaßlich) Sarkawi die Enthauptung von
Nicholas Berg zeigte.
Wenn ich es recht sehe, zeigt man bisher nur Bilder, nicht die Leiche.

Bild
Bild

Na ja, die Leiche werden sie sicher auch noch vorführen, damit keiner
meine, die Bilder seien älter und el-Sarkawi schon lange tot, wie neulich
Robert Fisk im Guardian schrieb.

Aber man sollte sich nun auch nicht übermäßig mit dem Mann befas-
sen. Es starben ja auch noch andere bei dem Luftangriff, darunter eine
Frau und ein Kind, sicher aus der el-Qaida-Jugend. Das heißt, inzwi-
schen gibt es auch anderslautende Meldungen. Es seien drei Frauen
unter den Toten gewesen, aber kein Kind. Es ist ja auch nicht immer
leicht, Tote zu identifizieren und Leichenteile zusammenzusetzen. Und
vielleicht auch nicht so wichtig, wenn es nur um Araber geht.

Da ist doch Nick Berg, den du ja auch ansprachst, interessanter. Nicht
bloß wegen seiner Herkunft, sondern vor allem wegen gewisser Um-
stände seines Lebens und Todes. Im Jahre 2001 schrieb noch Zacharias
Mussawi E-Post von Bergs Lap-top aus, zur Verwunderung des FBI.
Mussawi, ihr wißt: der – so sagen sie – verhinderte Terrorpilot.

Vor zwei Jahren dann reiste Berg in irgendwelchen Geschäften im be-
freiten Irak umher. Am 10. April 2004 verschwand er. Offenbar kurz
zuvor war er bereits eine Zeitlang im Gewahrsam des amerikanischen
Militärs in Mossul gewesen, wie sein Vater aufgrund von Schreiben des
amerikanischen Konsulats in Bagdad bestätigt. Drei Wochen nach dem
Verschwinden soll er kurzfristig wieder aufgetaucht sein, um dann er-
neut zu verschwinden. Wenig später, am 8. Mai, fand man seinen ent-
haupteten Leichnam, nach ein paar Tage später wurde das grausam-
perverse Video ins Internet gestellt, in welchem dem Abu-Ghraib-mäßig
orange gekleideten Opfer mit einem Messer das Haupf vom Rumpf ge-
trennt wird.

Es scheint da verschiedene Gruppen zu geben, die in Perversion und
Grauen förmlich baden und dabei Bilder machen oder Filme drehen.
Pelikan hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Im WK II nannte man die Terroristen Partisanen, Freiheits-
kämpfer, Revolutionäre - je nach Blickwinkel.
Partisanen greifen militärische, Terroristen zivile Ziele an.
Beides gleichzusetzen ist unwürdiger, unhistorischer, amo-
ralischer Relativismus.
Du scheinst weder vom Partisanenkrieg noch von der aktuellen Lage
im Irak einen blassen Dunst zu haben.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
John-Paul hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sarkawi war auch kein Tyrann.
[/color]
Hoffentlich haben das der (mutmaßlich) von Sarkawi persönlich
geköpfte Nicholas Berg und die anderen Geiseln auch so gesehen.
Ich bin jetzt geneigt, dir ein Fremdwörterlexikon zu empfehlen. Oder
was meinst du überhaupt?
"Tyrann" = df.: "Gewaltmensch, strenger, herrschsüchtiger Menscher, Peiniger"

(Quelle: Duden, Das Fremdwörterbuch, Band 5, S. 800)

Und Du sagst, Sarkawi war all das nicht? Nicht einmal für Nicholas Berg?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:Allenfalls ein Irrtum, wenn du mir nichts unterstellen möchtest.

Es ist allerdings wahr: Die NATO hat am 2. Oktober 2001 den
unbefristeten Bündnisfall nach Artikel 5 festgestellt, was die USA
und die Bundesrepublik ganz formell zu Verbündeten im Krieg
gegen die Jihadisten macht.
Falsch, in allen Punkten. – Die USA hatten bereits am 12. September
im Nato-Rat die Feststellung des „Bündnisfalls“ verlangt. Man verlang-
te den Nachweis, daß der Anschlag ein aus dem Ausland heraus vorge-
tragener Angriff gewesen sei.

Am 2. Oktober legten die USA dazu ihre Argumentation vor. Im we-
sentlichen bestand sie darin, die Anschläge als von el-Qaida durchge-
führt und vom afghanischen Taliban-Régime mindestens aktiv unter-
stützt darzustellen.

Daraufhin wurde der besagte Beschluß gefaßt. Gegenstand war die
Unterstützung des (längst) geplanten Angriffs auf Afghanistan durch
die Nato-Satelliten. Mit der Beseitigung des Taliban-Régimes ist der
Beschluß vom 2. Oktober 2001 also hinfällig, selbst wenn man all sei-
ne falschen Voraussetzungen akzeptierte.

Die unaufgeklärten Anschläge von 11. September 2001 und ihre in vie-
lem offenkundig falsche Darstellung durch amerikanische Behörden
will ich hier nicht erörtern. Aber selbst wenn man diese falsche Darstel-
lung als (wenigstens zum damaligen Zeitpunkt) gegeben voraussetzt,
war die Konsequenz eines Krieges gegen Afghanistan absurd. Mit ähn-
licher Begründung könnte man Italien wegen der Mafia angreifen. Daß
die USA das Taliban-Régime in Afghanistan wenige Jahre vorher sel-
ber installiert hatten, daran sei bloß am Rande erinnert.
Pelikan hat geschrieben:Selbst ohne diese formelle Verpflichtung liegt die Verteidigung
unserer gemeinsamen Zivilisation gegen diejenigen, die sie ver-
nichten wollen, unbestreitbar in deutschem Interesse.
Von »formeller Verpflichtung« kann, wie gesagt, keine Rede sein.
Und wenn deine »Zivilisation« durch Bomben und Napalm auf den
Irak verteidigt wird, dann sagt das viel über dich – und über meine
moralische Verpflichtung gegenüber dieser „Zivilisation“.
Pelikan hat geschrieben:… die Argumente für einen bellum iustum nach den klas-
sischen Kriterien auch hier weitaus günstiger liegen als du
fälschlicherweise annimmst
Bellum justum gegen den Irak. Gerechter Krieg. O Mann. Na, bring mal
die Argumente (von Weigel, dem kriegstreibenden Amerikanisten?)
Pelikan hat geschrieben:… dieser Krieg, der gegen Saddam, … ist so schnell
gewonnen worden …
In welcher Welt lebst du? Auf dem Holodeck?
Pelikan hat geschrieben:Massaker jetzt schon im Plural? Habe ich was verpaßt?
Offenbar viel, wenn nicht alles. Wenn du mit dem schlimmsten Gemet-
zel beginnen willst, dann fang mit Falludscha an.
Pelikan hat geschrieben:Wie kommt es nur, daß du dich so höflich und geduldig mit
den ärgsten Ketzern und Schismatikern unterhalten kannst,
aber politische Differenzen dich dermaßen schnell ausfallend
werden lassen?
Die Ausfälle orte ich anderswo. Und es geht hier auch nicht um simple
politische Differenzen, sondern um mörderische Menschenschlächter,
die die ganze Welt mit Krieg zu überziehen drohen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

John-Paul hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
John-Paul hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sarkawi war auch kein Tyrann.
[/color]
Hoffentlich haben das der (mutmaßlich) von Sarkawi persönlich
geköpfte Nicholas Berg und die anderen Geiseln auch so gesehen.
Ich bin jetzt geneigt, dir ein Fremdwörterlexikon zu empfehlen. Oder
was meinst du überhaupt?
"Tyrann" = df.: "Gewaltmensch, strenger, herrschsüchtiger Menscher, Peiniger"

(Quelle: Duden, Das Fremdwörterbuch, Band 5, S. 800)

Und Du sagst, Sarkawi war all das nicht? Nicht einmal für Nicholas Berg?
Offen gesagt wird’s mir allmählich zu blöd. Du fälschst sogar schon
den Duden. Die erste, eigentliche Bedeutung [durch »1)« markiert]
läßt du nämlich weg und bringst nur die zweite, übertragene, gene-
ralisierte. Im Zusammenhang des Tyrannenmordes, den ich oben
ansprach, geht es natürlich nur um die eigentliche Bedeutung des Be-
griffs („Gewaltherrscher“).

Die zweite paßt auf Sarkawi natürlich auch nicht. Ein Verbrecher, Ent-
führer, Terrorist ist als solcher kein Tyrann.

Ob Sarkawi privat ein „Tyrann“ war, weiß ich nicht. Es ist mir auch
ziemlich wurscht. Seine Frau soll übrigens schon seit langem in ihrer
jordanischen Heimat ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit ver-
dienen. Wie auch immer, Alltags- und Familien-„Tyrannen“ zu ermor-
den hat nichts mit der Frage des Tyrannenmordes zu tun. Das fällt un-
ter normalen Mord. Wie auch der Mord an Verbrechern.
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Du scheinst weder vom Partisanenkrieg noch von der aktuellen Lage
im Irak einen blassen Dunst zu haben.
Ich habe allgemein geantwortet, nicht die Lage im Irak bewertet. Es mag sein, daß ein Partisane im Irak leicht die dünne Linie zum Terrorismus überschreiten kann. Aber selbst, wenn er sie nicht überschreitet, muß ich mich fragen, unter welcher Autorität und mit welchem Ziel er kämpft. Um die Herrschaft der Baath-Partei wiederherzustellen? Das kann ich ebensowenig gutheißen wie den gesetzlosen Terrorismus.
Am 2. Oktober legten die USA dazu ihre Argumentation vor. Im we-
sentlichen bestand sie darin, die Anschläge als von el-Qaida durchge-
führt und vom afghanischen Taliban-Régime mindestens aktiv unter-
stützt darzustellen.

Daraufhin wurde der besagte Beschluß gefaßt. Gegenstand war die
Unterstützung des (längst) geplanten Angriffs auf Afghanistan durch
die Nato-Satelliten. Mit der Beseitigung des Taliban-Régimes ist der
Beschluß vom 2. Oktober 2001 also hinfällig, selbst wenn man all sei-
ne falschen Voraussetzungen akzeptierte.
Tut mir leid, aber für diese Sichtweise finde ich keinerlei Bestätigung in den offiziellen Verlautbarungen. Diese Pressemitteilung zum Beispiel benennt als Urheber des Angriffs das internationale Terrornetzwerk. Die Taliban haben den Jihadisten Unterschlupf gewährt, deshalb waren sie verständlicherweise das erste Ziel des Feldzugs, aber nichts läßt darauf schließen, daß die NATO die Taliban als einzigen Feind betrachtet hat. Eine solche Betrachtungsweise widerspräche auch dem erklärten Ziel des Artikel 5, nämlich der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Sicherheit im nordatlantischen Raum. Solange Jihadisten international operieren, und das tun sie offensichtlich auch nach Vernichtung ihrer Lager in Afghanistan, ist die Sicherheit nicht wiederhergestellt.
Aber selbst wenn man diese falsche Darstel-
lung als (wenigstens zum damaligen Zeitpunkt) gegeben voraussetzt,
war die Konsequenz eines Krieges gegen Afghanistan absurd. Mit ähn-
licher Begründung könnte man Italien wegen der Mafia angreifen.
Das ist die offensichtliche Ursache der kognitiven Dissonanz zwischen uns: Du siehst 9/11 noch immer als Verbrechen, nicht als kriegerischen Akt einer politischen Entität. Ich kann mich diesem Urteil nicht anschließen. Sowohl die Mittel, die al-Qaeda (wenn wir Gesamtheit der jihadischen Sekten so bezeichnen wollen) einsetzt als auch ihre Motivation sind nicht mit annähernd mit denen der Mafia vergleichbar. Es geht den Jihadisten nicht um persönliche Bereicherung. Sie erklären selbst, daß sie einen heiligen Krieg gegen uns führen, und ich bin dafür, sie bei ihrem Wort zu nehmen.
Und wenn deine »Zivilisation« durch Bomben und Napalm auf den
Irak verteidigt wird, dann sagt das viel über dich – und über meine
moralische Verpflichtung gegenüber dieser „Zivilisation“.
Hier bin ich nicht sicher, worauf du hinauswillst -- daß es für einen Soldaten tragischer ist, durch Bomben und Napalm zu sterben als durch Pfeile und Schwerter? Daß du auf dem besten Weg zum Anarchismus bist?
Bellum justum gegen den Irak. Gerechter Krieg. O Mann. Na, bring mal
die Argumente (von Weigel, dem kriegstreibenden Amerikanisten?)
Eigentlich sollte ein Mann mit deinen theologischen Neigungen das Projekt von George Weigel begrüßen, klassische Sichtweisen auf moralische Herausforderungen von der Patina des sentimentalen Humanismus zu befreien, selbst wenn du nicht mit jeder praktischen Implikation dieser Restauration übereinstimmst. Die großen Theologen der Vergangenheit jedenfalls haben ihre Aufgabe nicht darin gesehen, der legitimen Gewaltausübung weltlicher Herrscher praktisch unüberwindliche Hürden in den Weg zu stellen, wie es die modernen Pazifisten mit ihrem Geschrei nach den UN tun. Wenn deine Vorurteile dich nicht blendeten, sähest du hier das Potential zu fruchtbaren Allianzen.

Saddam Hussein war, man halte den Duden bereit, ein Tyrann. Er hat seine eigene Bevölkerung massakriert, unprovozierte Eroberungskriege geführt und nach Massenvernichtungswaffen gestrebt. Die Bedingungen des Waffenstillstands von 1991 haben ihn zu klaren Auflagen verpflichtet; er hat sie nicht erfüllt. Er hat das Embargo unterlaufen und das Oil for Food-Programm korrumpiert. Er war in jeder Hinsicht ein böser Mann, und seine Bestrafung und Entfernung durch kriegerische Mittel gerechtfertigt. Ob sie zum damaligen Zeitpunkt auch opportun war, daran habe ich zwar berechtigte Zweifel; aber das wird dich kaum zufriedenstellen, denn weniger als die vollständige Dämonisierung der US-Administration ist dir nicht genug.
… dieser Krieg, der gegen Saddam, … ist so schnell
gewonnen worden …
In welcher Welt lebst du? Auf dem Holodeck?
Saddams Heer ist zerschlagen, und er steht vor Gericht, oder etwa nicht?
Offenbar viel, wenn nicht alles. Wenn du mit dem schlimmsten Gemet-
zel beginnen willst, dann fang mit Falludscha an.
Du solltest den Duden vielleicht doch häufiger konsultieren. Mit Fallujah könnte ich relativ leicht Begriffe wie "tragische Zwischenfälle auf Kundgebungen bewaffneter Demonstranten" und "lange Belagerung nach schweren Aufständen" assoziieren; aber wenn du das als "Gemetzel" und "Massaker" brandmarken möchtest, lebst du zwar nicht auf dem Holodeck, aber rhetorisch im selben Haus wie Volker Beck und Claudia Roth.
Und es geht hier auch nicht um simple
politische Differenzen, sondern um mörderische Menschenschlächter,
die die ganze Welt mit Krieg zu überziehen drohen.
Nehmen wir an, obwohl es absurd ist, ich würde Massenmord rechtfertigen. Welche Sünde ist größer: Massenmord oder Schisma?

Meine Intention für diese etwas unangenehme Frage ist, ich rufe es in Erinnerung, nicht die anwesenden Schismatiker herabzusetzen (sie sind mir sehr sympathisch), sondern nur die Prioritäten ins rechte Licht zu rücken.
Augustinus (contra Faustum, l.xxii) hat geschrieben:Quid enim culpatur in bello? An quia moriuntur quandoque morituri, ut domentur in pace victuri? Hoc reprehendere timidorum est, non religiosorum. Nocendi cupiditas, ulciscendi crudelitas, impacatus atque implacabilis animus, feritas rebellandi, libido dominandi, et si qua similia, haec sunt quae in bellis iure culpantur; quae plerumque ut etiam iure puniantur, adversus violentiam resistentium, sive Deo, sive aliquo legitimo imperio iubente, gerenda ipsa bella suscipiuntur a bonis, cum in eo rerum humanarum ordine inveniuntur, ubi eos vel iubere tale aliquid, vel in talibus obedire iuste ordo ipse constringit.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:Tut mir leid, aber für diese Sichtweise finde ich keinerlei Bestätigung in den offiziellen Verlautbarungen. Diese Pressemitteilung zum Beispiel benennt als Urheber des Angriffs das internationale Terrornetzwerk.
Lies einmal die diesbezügliche Bekanntmachung der Bunderegierung (nur im Google-Cache noch erreichbar):
Die deutsche Bundesregierung (03.10.2001) hat geschrieben:Die NATO hat am 2. Oktober 2001 den Bündnisfall gemäß Artikel 5 NATO-Vertrag festgestellt. Die Bundesregierung wurde zuvor von den Vereinigten Staaten über den Stand der Erkenntnisse zu den Tätern der Anschläge vom 11. September unterrichtet.

Die NATO hat am 2. Oktober 2001 den Bündnisfall gemäß Artikel 5 NATO-Vertrag festgestellt.

Das Auswärtige Amt wurde vorab von der amerikanischen Botschaft über den Stand der Erkenntnisse zu den Tätern der Anschläge vom 11. September 2001 unterrichtet und hat den Bundeskanzler und das Bundesverteidigungsministerium entsprechend informiert. Auch der NATO-Rat wurde vom stellvertretenden Außenminister Armitage und dem stellvertretenden Verteidigungsminister Wolfowitz über den Stand der Erkenntnisse der Vereinigten Staaten unterrichtet.

Der Generalsekretär der NATO, Lord Robertson, hat nach Abschluss der Sitzung des NATO-Rates am 2. Oktober erklärt, dass die USA dem NATO-Rat überzeugend dargelegt haben, dass die Täter und Beteiligten der menschenverachtenden Terroranschläge vom 11. September Mitglieder der Terrororganisation Al Qeida waren, die von Bin Laden geführt und vom Taliban-Regime unterstützt wird. Damit steht fest, dass ein Angriff von außen auf die USA erfolgt ist, was als Voraussetzung für die Feststellung des Bündnisfalles gegeben sein muss.

Erklärung des Bundeskanzlers

Dieser Beschluss bedeutet keinen "Verteidigungsfall" oder "Spannungsfall".

Den Begriff des Verteidigungsfalles gibt es nur in der deutschen Verfassung, in Artikel 115a des Grundgesetzes. Die Voraussetzungen dafür liegen nicht vor. Angriffe auf Bündnisstaaten sind keine Angriffe auf das Bundesgebiet. Auch der in Artikel 80a des Grundgesetzes angeführte "Spannungsfall" liegt nicht vor.

Der NATO-Rat hatte am 12. September 2001 infolge der Terroranschläge in den USA das Vorliegen des Bündnisfalles nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages unter der Voraussetzung festgestellt, dass dargelegt wird, dass diese Anschläge aus dem Ausland (!) gegen die USA gerichtet wurden. Dies ist nun geschehen.

Die USA haben am 3. Oktober konkrete Unterstützungsmaßnahmen durch die NATO erbeten. Die Bundesrepublik Deutschland hat nun die eigene Entscheidung darüber, wie Beistands- und Unterstützungsmaßnahmen aussehen können. Dieser Beistand muss nicht notwendigerweise militärisch sein. Das Eintreten des Bündnisfalles ist somit nicht gleichbedeutend mit einem sofortigen militärischen Einsatz von Streitkräften der Mitgliedsstaaten.

Grundsätzlich bedarf ein Einsatz bewaffneter Streitkräfte der Bundeswehr im Ausland einer vorherigen konstitutiven Zustimmung des Deutschen Bundestages. Über Inhalt und Ausmaß eines möglichen deutschen Beistandsbeitrags wird die Bundesregierung in eigener Verantwortung noch entscheiden.
Du propagierst wie das Bush-Cheney-Régime den permanenten, weltweiten Krieg. Das ist mir schon klar. Es ist ein „Krieg“, der abseits allen Völkerrechts mit allen, überwiegend „schmutzigen“, das heißt: durch internationales (Völker- und Vertrags-)Recht verbotenen Mitteln geführt wird.

Das US-Régime hat dazu zusätzlich zu den regulären Streitkräften und den vielfach eingesetzten privaten „Sicherheitsdiensten“ (Söldnertruppen bzw. Bush-Mudschaheddin) ein eigenes Kommando von Sondereinsatzkräften geschaffen – über 50.000 Mann, wenn ich es recht in Erinnerung habe –, mit dem ausdrücklichen Auftrag, weltweit verdeckt und ggf. auch ohne Zustimmung und Kenntnis der jeweiligen Regierungen zu operieren. Dazu gehört auch das weltweite Netzwerk der amerikanischen Geheimgefängnisse und Folterkammern.

Ich nehme zur Kenntnis, dazu du all dies unterstützt. Nimm du zur Kenntnis, daß ich dagegen Widerstand und jede erforderliche Notwehr für geboten erachte. Ja, auf der völkerrechtlichen Ebene sind solche Aktionen des verdeckten, schmutzigen Imperialkriegs in fremden, souveränen Staaten eigentlich ein Kriegsgrund, falls die Amerikaner auf Aufforderung durch die betroffenen Regierungen nicht davon ablassen. Freilich haben wir es überwiegend mit Satellitenregierungen zu tun. (Zum Rest später, muß Kinder aus der Schule holen.)
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holzi
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Beitrag von holzi »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:(Zum Rest später, muß Kinder aus der Schule holen.)
Heute am Samstag?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

(Russische Sonnabendschule.)
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John-Paul
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Beitrag von John-Paul »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Das Liquidieren von politischen Gegnern ohne Prozeß und Gerichtsverhandlung ist auch eine eher moderne Erscheinung in der Politik.

Manchmal verkürzt der Tod im Gefängnis auch den politischen Prozeß.

Der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten.
Hier eine ganz interessante Untersuchung der Frage, ob die Tötung Sarkawis völkerrechtskonform war:

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html


@ Robert: Halten wir also fest, daß ich den Duden richtig zitiert und nicht "gefälscht" habe - und lassen es ansonsten gut sein.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

John-Paul hat geschrieben:Halten wir also fest, daß ich den Duden richtig zitiert und
nicht "gefälscht" habe - und lassen es ansonsten gut sein.
Ein lächerlicher Nebenkriegsschauplatz, oder? – Im übrigen kann man
auch durch Auslassung fälschen. Die sogenannte halbe Wahrheit. Wenn
du die Hälfte wegläßt, auf die es gerade ankommt, wie nennst du das
dann? – Aber meinetwegen, laß gut sein.
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Nein, Linus, auf keinen Fall. Mit dem Recht und der Pflicht des Staats zu strafen kannst du doch keinen Mord begründen. Auch den „Tyrannenmord“ verwirft die Kirche.
Naja nachdem hier wohl wieder mal sehr selektiv das Konzil von Konstanz bemüht wird, ich finde sonst wirklich keinen GRund warum ein Tyrannenmord verboten sein sollte.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

John-Paul hat geschrieben:Hier eine ganz interessante Untersuchung der Frage, ob die Tötung Sarkawis völkerrechtskonform war:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html
Die Tagesschau hat geschrieben:Horst Fischer vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Universität Bochum sagt im Interview mit tagesschau.de: "Es gibt eine Tendenz, von ehernen Grundsätzen abzurücken."
Horst Fischer hat geschrieben:Die USA gehen davon aus, dass in diesem globalen Kampf gegen den Terror Tötungen von Terroristen an jedem Ort erlaubt sind, ohne dass dem Verhaftung, Anklage und Gerichtsurteil vorausgehen müssten. Das ist im Völkerrecht umstritten. Für einige entbehrt das jeder Rechtsgrundlage. Andere sind der Meinung, in diesem globalen Anti-Terror-Kampf sei es sogar die Pflicht eines Staates, Personen wie al Sarkawi zu töten, um neue Terrorakte zu verhindern.
Und noch deutlicher:
Horst Fischer hat geschrieben:In der Staatengemeinschaft gibt es eine zunehmende Akzeptanz solcher Akte - und der Fall al Sarkawi verstärkt diese Tendenz. Früher wurde die gewollte und bewusste Tötung von Personen zu welchem Zweck auch immer durch Staaten als ein illegitimer Akt angesehen. Heute spielt sicherlich eine große Rolle, wer getötet wird.
Also: Das „Recht“ folgt der Macht. Was als Recht angesehen wurde, wird umgedeutet, ja ins Gegenteil verkehrt. Mit anderen Worten, wir erleben eine Zeit zunehmender Rechtlosigkeit, in welcher nichts mehr gilt als die Willkür des Stärksten. Die dagegen die Stimme erheben, werden weniger. Es bedarf schon des Mutes. Umgekehrt kann auf Lohn hoffen, wer mit den Wölfen heult, und so verwundert es nicht, daß zunehmend willige Lakaien auch unter den Vertretern der Jurisprudenz findet. Das war ja in Zeiten brutaler und gewissenloser Gewaltherrscher nie anders.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pelikan hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Und wenn deine »Zivilisation« durch Bomben und Napalm auf den Irak verteidigt wird, dann sagt das viel über dich – und über meine moralische Verpflichtung gegenüber dieser „Zivilisation“.
Hier bin ich nicht sicher, worauf du hinauswillst -- daß es für einen Soldaten tragischer ist, durch Bomben und Napalm zu sterben als durch Pfeile und Schwerter? Daß du auf dem besten Weg zum Anarchismus bist?
Du bist auf dem Weg zum – und im Geiste schon angekommen beim – weltweiten despotischen Monarchismus. – Der Einsatz von Napalm ist durch internationales Vertragsrecht verboten, sowohl gegen Kombattanten als auch sowieso gegen Nicht-Kombattanten. Die USA haben im Irak hemmungslos einen fortentwickelten Napalm-Kampfstoff unterschiedslos gegen Kämpfer und Zivilisten eingesetzt. Vielleicht tust du dir doch einmal die Bilder der verbrannten Leichen von Falludscha an und führst dir die Berichte von Überlebenden zum abgestumpften Gemüte.

Das ist der eine Gesichtspunkt meiner oben zitierten, dir so unverständlich gebliebenen Aussage. Der andere: Dort, im Irak, wird überhaupt nur ein rücksichtsloser Eroberungskrieg geführt. Was „verteidigt“ wird, sind die Interessen einer schmalen internationalistischen Herrschaftskaste, die sich Völker unterwirft und, über Hunderttausende von Leichen gehend, ausbeutet. Es gibt keine Interessen, und schon gar keine legitimen, des amerikanischen oder des deutschen Volkes, die im Irak hätten verteidigt werden müssen oder können.
Pelikan hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bellum justum gegen den Irak. Gerechter Krieg. O Mann. Na, bring mal die Argumente (von Weigel, dem kriegstreibenden Amerikanisten?)
[/color]
Eigentlich sollte ein Mann mit deinen theologischen Neigungen das Projekt von George Weigel begrüßen, klassische Sichtweisen auf moralische Herausforderungen von der Patina des sentimentalen Humanismus zu befreien, selbst wenn du nicht mit jeder praktischen Implikation dieser Restauration übereinstimmst. Die großen Theologen der Vergangenheit jedenfalls haben ihre Aufgabe nicht darin gesehen, der legitimen Gewaltausübung weltlicher Herrscher praktisch unüberwindliche Hürden in den Weg zu stellen, wie es die modernen Pazifisten mit ihrem Geschrei nach den UN tun.
Ich bin kein „Pazifist“ und habe die Frage des gerechten Krieges hier wie anderswo schon wiederholt erörtert. Ich hatte aber nach deinen Argumenten gefragt. Den Namen Weigel hatte ich bereits selbst erwähnt, den brauchst du nicht nachzuplappern. Wo also bleiben deine Argumente – daß ich sie am Maßstab der klassischen kirchlichen Lehre von gerechten Krieg messen kann?
Pelikan hat geschrieben:Saddam Hussein war, man halte den Duden bereit, ein Tyrann.
Ja, gewiß.
Pelikan hat geschrieben:Er hat seine eigene Bevölkerung massakriert …
Ja. Wiewohl es um innere Aufstandsbewegungen von Kurden und Schiiten ging, gegen die auch militärische Maßnahmen legitim sein können. Offenkundig wurde aber auch in einer Reihe von Fällen unbeteiligte Zivilbevölkerung verbrecherisch hingemetzelt. – Wer sich jetzt darauf beruft, muß aber wohl daran erinnert werden, daß zur Zeit der Gemetzel an Kurden Saddams Irak Krieg gegen Persien führte, mit den USA als materiell und logistisch unterstützendem Verbündeten im Hintergrund, den jene Gemetzel damals überhaupt nicht störten. Die Schiitenaufstände fanden zur Zeit des ersten amerikanischen Irak-Krieges statt und wurden genau dadurch ermöglicht, daß die USA den geschlagenen Saddam damals nicht weiter bekämpften, sondern gezielt handlungsfähig und stark genug ließen, gerade die Aufstände der Schiiten niederzuschlagen.
Pelikan hat geschrieben:… unprovozierte Eroberungskriege geführt …
Besser gesagt: erst – von den USA inspiriert und gefördert – den Iran angegriffen; sodann – durch die USA, vertreten durch ihre Exzellenz, die Botschafterin April Glaspie, in eine Falle gelockt – Kuweit annektiert, was bekanntlich zum ersten Irak-Kriege führte.
Pelikan hat geschrieben:… und nach Massenvernichtungswaffen gestrebt.
Welche die USA dagegen längst besitzen. – Mindestens chemische Waffen hat der Irak sicher angestrebt, ja in gewissem, eher geringem Umfang sogar besessen, als er Verbündeter der USA war. Biologische Waffen wohl kaum, von atomaren war er zu jeder Zeit um Lichtjahre entfernt. Mit dem ersten Irak-Krieg und den folgenden Sanktionen und internationalen Kontrollen war es damit allerdings vorbei. Die lächerlichen, getürkten „Beweise“ für ein angeblich fortbestehendes „Streben nach Massenvernichtungswaffen“ waren bekanntlich samt und sonders gefälscht, um die Stimmung für einen Angriff vorzubereiten. Zum Zeitpunkt der US-Attacke war der Irak militärisch außer Stande, irgendwen zu bedrohen, von „Massenvernichtungswaffen“ ganz zu schweigen.
Pelikan hat geschrieben:Die Bedingungen des Waffenstillstands von 1991 haben ihn zu klaren Auflagen verpflichtet; er hat sie nicht erfüllt. Er hat das Embargo unterlaufen und das Oil for Food-Programm korrumpiert.
Korruption gab es sicher im Irak, jetzt übrigens mehr denn je. Korruption gab es, was jenes „Programm“ betrifft, besonders auch bei Beamten der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen. Vielleicht hätte man gleich auch das VN-Gebäude in Neuyork bombardieren sollen, wenn Korruption neuerdings ein Kriegsgrund ist? – Versuche, die bösartige Wirtschaftsblockade zu unterlaufen – es gab sie sicher, wenn auch ohne nennenswerten Erfolg – kann ich im übrigen nur als berechtigt ansehen. Es gibt im Völkerrecht keine Handhabe, gegen unterlegene Gegner unter Verweigerung eines Friedensvertrags unbegrenzte Wirtschaftsblockaden zu verhängen.
Pelikan hat geschrieben:Er war in jeder Hinsicht ein böser Mann, und seine Bestrafung und Entfernung durch kriegerische Mittel gerechtfertigt.
Oha! Kommt jetzt doch noch das Argument für den „gerechten Krieg“? Etwas dürftig, oder? – Böse mag Saddam Hussein sein oder gewesen sein. Ich bin nicht zum Richter über ihn bestellt. Du übrigens auch nicht. Wie auch immer, weder das Völkerrecht noch gar die kirchliche Lehre vom „gerechten Krieg“ kennen die Bosheit eines Herrschers als rechtfertigenden Kriegsgrund. Ganz im Gegenteil, sie schließen solche Begründung absolut aus.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Fiore hat geschrieben:Naja nachdem hier wohl wieder mal sehr selektiv das Konzil von Konstanz bemüht wird, ich finde sonst wirklich keinen GRund warum ein Tyrannenmord verboten sein sollte.
viewtopic.php?t=1825&highlight=tyrannenmord
http://www.domus-ecclesiae.de/tractatus ... idium.html
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Und siehste auch du Robert berufst dich auf ein ökumenisches Konzil das nicht mal in vollem Umfang anerkannt wird (was mich erhlich gesagt nochmehr stört als das sie zum "Tyrannemord" Stellung bezogen)

Aber dennoch bin ich der Meinung das man nicht nur gegen eine Ursupator vorgehen kann sondern auh gegen einen Tyrannen.
Dafür gibts ja schlieslich auch einen Präzedenzfall in der Schrift die Salbung Jehus zum Gegenkönig und in 2.Kön 9,14 heist es

"So machte Jehu, der Sohn Joschafats, des Sohnes Nimschis, gegen Joram eine Verschwörung."

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Einsatz von Napalm ist durch internationales Vertragsrecht verboten, sowohl gegen Kombattanten als auch sowieso gegen Nicht-Kombattanten.
Welcher Vertrag soll das sein? Die UN-Konvention von 1980, die die USA nicht unterschrieben haben? Wie kann einen ein Vertrag binden, den man nicht unterschreibt?
Böse mag Saddam Hussein sein oder gewesen sein. Ich bin nicht zum Richter über ihn bestellt. Du übrigens auch nicht.
Richtig. Unsere Herrscher aber schon. Sie müssen die gerechte Ordnung aufrechterhalten und Unschuldige schützen, indem sie Übeltäter bestrafen. Auch wenn der Übeltäter auf einem selbstgezimmerten Thron sitzt. Im übrigen...
Versuche, die bösartige Wirtschaftsblockade zu unterlaufen – es gab sie sicher, wenn auch ohne nennenswerten Erfolg – kann ich im übrigen nur als berechtigt ansehen. Es gibt im Völkerrecht keine Handhabe, gegen unterlegene Gegner unter Verweigerung eines Friedensvertrags unbegrenzte Wirtschaftsblockaden zu verhängen.
Wir war das mit dem Richten? Hier richtest du über Saddam, und befindest ihn, welch' Überraschung, für unschuldig. Ich nicht, denn das Geld war für die hungernde Bevölkerung bestimmt, nicht für die Funktionäre der Baath-Partei und ihre Waffenprogramme. Aber wie gesagt, die Fakten festzustellen und zu beurteilen gebührt nicht uns, sondern den Regierenden.
Wie auch immer, weder das Völkerrecht noch gar die kirchliche Lehre vom „gerechten Krieg“ kennen die Bosheit eines Herrschers als rechtfertigenden Kriegsgrund. Ganz im Gegenteil, sie schließen solche Begründung absolut aus.
Wir werden uns auf eine Autoriät für das Recht einigen müssen, wenn wir uns nicht weiter im Kreise drehen sollen. Der Aquinat jedenfalls, Augustinus zitierend, verlangt als Kriegsgrund nicht mehr, als daß der Angegriffene Bestrafung verdient.
IIª-IIae q. 40 a. 1 co. hat geschrieben:Secundo, requiritur causa iusta, ut scilicet illi qui impugnantur propter aliquam culpam impugnationem mereantur. Unde Augustinus dicit, in libro quaest., iusta bella solent definiri quae ulciscuntur iniurias, si gens vel civitas plectenda est quae vel vindicare neglexerit quod a suis improbe factum est, vel reddere quod per iniuriam ablatum est.
Und Saddam verdient Bestrafung.

Daß die amerikanische Regierung legitime Autorität und rechte Intention zur Wiederherstellung eines dauernden und gerechten Friedens besitzt müssen wir hoffentlich nicht diskutieren.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Welcher Vertrag soll das sein? Die UN-Konvention von 1980, die die USA nicht unterschrieben haben? Wie kann einen ein Vertrag binden, den man nicht unterschreibt?
Die USA unterschreiben immer gern nur jene Verträge die ihnen nützen. Nichts desto trotz ist nun mal von der Völkergmeinschaft so festgelegt. Es ist ein wahrlich billiges Argument Kriegverbrechen damit zu rechtfertigen oder gar deren Nichtverfolgung.
Es bedurfte ja auch keiner von Deutschland unterschriebenen Konvention um die Verantwortlichen für dementsprechende Verbrechen verantwortlich zu machen und acuh die AMis werfen gerne mit diesen Dingen um sich und anderen vor.
Daß die amerikanische Regierung legitime Autorität und rechte Intention zur Wiederherstellung eines dauernden und gerechten Friedens besitzt müssen wir hoffentlich nicht diskutieren.
Von wem hat sie diese Legitimation bekommen? Wohl nur von sich slebst. Die Amerkianer wurden weder durch ein Mandat der Völkergemeinschaft ermächtigt, noch angegriffen, noch kam ein strahlender Engel vom Himmel und verlieh dabeljuh die Weltkaiserwürde. Dein Satz führt die Souveränität eines jeden Staates neben Amerika ad absurdum.

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