Sempre hat geschrieben:Es trifft nicht zu, dass Gott Sünder generell liebt.
Gott liebt reuige Sünder und hasst reulose Sünder. Für letztere hat er das ewige Feuer bereitet.
Es freut mich sehr, daß auch andere hier den zugleich wahren und doch irreführenden Satz "Gott hasst die Sünde, und ER liebt den Sünder !" verabscheuen. Zum ersten stammt er in dieser Form keinesfalls von Augustin, wie immer wieder behauptet wird, sondern nur die beiden aus verschiedenen Kontexten willkürlich vereinigten Teilsätze. Zum zweiten soll er den Eindruck erwecken, daß kein Mensch die Hölle zu erwarten habe. Er ist Ausdruck der weit verbreiteten Allerlösungslehre, der suggerieren soll, was manche Häretiker ganz offen sagen: „Nicht der Sünder, sondern nur die Sünde, wird in die Hölle geworfen.“ oder „Die Hölle ist leer.“ Diese Lüge wird auf die verschiedensten Arten verbreitet. Von der Einheizübersetzung z.B. dadurch, daß das griechische Wort für „Sünder“ ἁμαρτωλός (= hebr. רשׁע, lat.
peccator) im AT speziell dann abweichend mit „Frevler“ wiedergegeben wird, wenn der Aussageninhalt mit besonders unangenehmen Konsequenzen für den Sünder verbunden ist. Beispiele für diese sprachlich ungerechtfertigten „Übersetzungen“:
2 Chr 19:2 Da trat ihm der Seher Jehu, der Sohn Hananis, entgegen und hielt ihm vor: Mußtest du dem Frevler helfen, und liebst du jene, die den Herrn hassen? So lastet nun der Zorn des Herrn auf dir.
Psa 9:18 Hinabfahren müssen die Frevler zum Totenreich, alle Heiden, die Gott vergessen.
Psa 10:3 Denn der Frevler rühmt sich nach Herzenslust, er raubt, er lästert und verachtet den Herrn. 4 Überheblich sagt der Frevler: «Gott straft nicht. Es gibt keinen Gott.» So ist sein ganzes Denken.
Psa 145:20 Alle, die ihn lieben, behütet der Herr, doch alle Frevler vernichtet er.
Sir 13:17 Geht etwa der Wolf mit dem Lamm zusammen? Ebensowenig der Frevler mit dem Gerechten.
Aber auch andere Ersatzwörter werden gerne zur Irreführung und Umleitung auf die breiten, bequemen Straßen verwendet:
Sir 10:23 Keinen verständigen Armen soll man verachten und keinen Gewalttätigen ehren.
Sir 39:25 Von Anbeginn hat er Gutes den Guten zugeteilt, doch den Schlechten Gutes und Schlechtes.
Der moderne Mensch kann oder will nicht begreifen, daß Liebe und Haß miteinander vereinbar sind, oder gar, daß sie untrennbar zueinander gehören, auch mir selbst ist diese Erkenntnis nicht leicht eingegangen. Aus diesem Mißverständnis kommt die Neigung, den biblisch bestens belegten, offenkundigen Haß Gottes auf viele Menschen, nämlich auf unbußfertige und reuelose Sünder, damit zu erklären, daß Gott nicht alle Menschen liebe. Die zur Korrumpierung und Beruhigung der Seelen massiv übertriebene und überbewertete Liebe Gottes zu allen Menschen, und die Entsprechung, der Haß auf keinen Menschen, ist nämlich immerhin ein einziges (!) Mal in der Bibel belegt (wenn auch nicht in der vom Protestantismus verfälschten). Siehe:
Sap 11:25 diligis enim omnia quae sunt et nihil odisti horum quae fecisti nec enim odiens aliquid constituisti
Womit scheinbar sogar der Möglichkeit widersprochen wird, daß Gott Menschen hassen könnte, die doch andererseits so gut belegt ist. Siehe:
Deu 32:41 si acuero ut fulgur gladium meum et arripuerit iudicium manus mea reddam ultionem hostibus meis et his qui oderunt me retribuam
Psa 5:7 odisti omnes qui operantur iniquitatem perdes omnes qui loquuntur mendacium virum sanguinum et dolosum abominabitur Dominus
Psa 30:7 odisti observantes vanitates supervacue ego autem in Domino speravi
Hos 9:15 omnes nequitiae eorum in Galgal quia ibi exosos habui eos propter malitiam adinventionum eorum de domo mea eiciam eos non addam ut diligam eos omnes principes eorum recedentes
Koh 9:1 omnia haec tractavi in corde meo ut curiose intellegerem sunt iusti atque sapientes et opera eorum in manu Dei et tamen nescit homo utrum amore an odio dignus sit
Sir 12:5 nam duplicia mala invenies in omnibus bonis quoniam et Altissimus odio habet peccatores et impiis reddet vindictam
Sap 12:3 et illos enim antiquos inhabitatores sanctae tuae terrae odiens
Sap 14:9 similiter autem odio sunt Deo impius et impietas eius
Mal 1:3 Esau autem odio habui et posui montes eius in solitudinem et hereditatem eius in dracones deserti
Ebenso wie der Aufforderung die Feinde Gottes zu hassen:
2 Chr 19:2 cui occurrit Hieu filius Anani videns et ait ad eum impio praebes auxilium et his qui oderunt Dominum amicitia iungeris et idcirco iram quidem Domini merebaris
Psa 139:Psalm 138: 21 nonne qui oderunt te Domine oderam et super inimicos tuos tabescebam 22 perfecto odio oderam illos inimici facti sunt mihi
Luk 14:26 si quis venit ad me et non odit patrem suum et matrem et uxorem et filios et fratres et sorores adhuc autem et animam suam non potest esse meus discipulus
Die ersten Hinweise zur Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs liefert schon Augustinus:
Deus te diligit talem, qualem te esse vult. Deus te odit talem, qualis es.
Vollends wird das Problem vom hl. Thomas ind der Summa Theologiae gelöst:
Iª q. 23 a. 3 s. c. Sed contra est quod dicitur Malach. I, Iacob dilexi, Esau autem odio habui.
Iª q. 23 a. 3 ad 1 Ad primum ergo dicendum quod Deus omnes homines diligit, et etiam omnes creaturas, inquantum omnibus vult aliquod bonum, non tamen quodcumque bonum vult omnibus. Inquantum igitur quibusdam non vult hoc bonum quod est vita aeterna, dicitur eos habere odio, vel reprobare.
Vgl. dazu ergänzend auch z.B.:
IIIª q. 49 a. 4 ad 1 Ad primum ergo dicendum quod Deus diligit omnes homines quantum ad naturam, quam ipse fecit. Odit tamen eos quantum ad culpam, quam contra eum homines committunt, secundum illud Eccli. XII, altissimus odio habet peccatores.
D.h. Gott liebt zwar alles,was er erschaffen hat, aber eben nur insoweit er es erschaffen hat. Und allein schon deshalb kann er eine Person als seine Kreatur lieben und zugleich als Sünder hassen, da ja die Sünde nicht von Gott, sondern aus dem freien Willen kommt. Wobei diese Liebe, die ja jeder Kreatur gilt, also auch allen Tieren, sehr viel weniger bedeutet, als der Haß auf den reulosen Sünder. Denn jeder Kreatur wünscht Gott doch nur aliquod bonum “irgendetwas Gutes”, den Sündern jedoch wünscht er die vita aeterna, das “ewige Leben”, nicht. Somit aber wünscht er ihnen den zweiten Tod, die ewige Pein.
Kann es aber einen größeren Haß geben?