Deutschschule
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Re: Deutschschule
Vielleicht mal zur Klärung: Lateinische Verben haben zwei Stämme, die in diesem Zusammenhang wichtig sind.
Der erste Stamm lautet z. B.: diskut-, edi-, dikta-. Daraus werden im Deutschen die Verbformen gebildet (der letzte Vokal wird dabei unterdrückt): diskut-ieren, ed-ieren, dikt-ieren.
Der zweite Stamm lautet: diskuss-, edit-, diktat-. Daraus werden im Deutschen die Formen mit der Endung -ion (und -or und noch anderen) gebildet: Diskussion, Edition, Diktator.
Das Englische benutzt auch für die Bildung von Verben fast ausschließlich diesen zweiten Stamm: to discuss, to edit, to dictate
Wenn Verben über das Englische ins Deutsche entlehnt werden, kommt es also fast zwangsläufig zu einem Konflikt zwischen Stamm 1 und Stamm 2. Das ist bei »editieren« der Fall.
Der erste Stamm lautet z. B.: diskut-, edi-, dikta-. Daraus werden im Deutschen die Verbformen gebildet (der letzte Vokal wird dabei unterdrückt): diskut-ieren, ed-ieren, dikt-ieren.
Der zweite Stamm lautet: diskuss-, edit-, diktat-. Daraus werden im Deutschen die Formen mit der Endung -ion (und -or und noch anderen) gebildet: Diskussion, Edition, Diktator.
Das Englische benutzt auch für die Bildung von Verben fast ausschließlich diesen zweiten Stamm: to discuss, to edit, to dictate
Wenn Verben über das Englische ins Deutsche entlehnt werden, kommt es also fast zwangsläufig zu einem Konflikt zwischen Stamm 1 und Stamm 2. Das ist bei »editieren« der Fall.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
- Berolinensis
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Re: Deutschschule
Ja, ja, schon klar (wobei ich mich frage, ob "das Deutsche" Worte wie Diskussion, Edition, Diktator wirklich selbst gebildet hat oder nicht einfach schlicht die lateinischen Wortbildungen discussio, editio, dictator übernommen hat). Der Witz ist doch aber, daß kein Bedarf für eine Entlehnung aus dem Englischen besteht, da es das Wort "edieren" ja schon seit langem gibt.
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Re: Deutschschule
Ich mach mal ne Liste:Berolinensis hat geschrieben:Ja, ja, schon klar (wobei ich mich frage, ob "das Deutsche" Worte wie Diskussion, Edition, Diktator wirklich selbst gebildet hat oder nicht einfach schlicht die lateinischen Wortbildungen discussio, editio, dictator übernommen hat). Der Witz ist doch aber, daß kein Bedarf für eine Entlehnung aus dem Englischen besteht, da es das Wort "edieren" ja schon seit langem gibt.
- Dass du den Mechanismus der Formenbildung kennst, ist klar. Das sollte keine Belehrung für dich sein.
- Ich habe Nassos’ Beitrag nicht verstanden und wusste deshalb nicht, ob und gegebenenfalls wie ich darauf antworten sollte. Deshalb kam meine Antwort darauf ein wenig spät und war sehr allgemein gehalten.
- Darüber, ob Worte wie Diskussion, Edition, Diktator durch das Deutsche gebildet wurden oder ob sie nicht schlicht Entlehnungen aus dem Lateinischen sind, haben wir wahrscheinlich sehr ähnliche Ansichten. Mein Versuch, den Formenbildungsmechanismus zu skizzieren, sollte nicht den tatsächlichen historischen Verlauf wiedergeben, sondern nur den Bildungsmechanismus kurz erklären. (Ich habe auch bewusst auf Fachausdrücke usw. verzichtet.)
- In meinem Sprachgebrauch haben die Wörter »edieren« und »editieren« sehr verschiedene Bedeutungen. (Das heißt natürlich nicht, dass tatsächlich ein »Bedarf« für das Wort »editieren« besteht, sondern nur, dass es zwei deutlich unterscheidbare Wörter sind.)
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- Berolinensis
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Re: Deutschschule
Alles klar. Ich sehe für "editieren" in diesem Sinne keinen Bedarf und werde deshalb weitgehend wie Robert "bearbeiten", "ändern" oder ein anderes passendes Wort verwenden (wobei ich natürlich nicht ausschließen kann, daß mir doch mal ein "editieren" herausrutscht - man ist ja nicht immun).
Re: Deutschschule
Es gibt zumindest tendentiell eine Bedeutungsaufspaltung, die durch die Arbeit mit Textverarbeitungsprogrammen auch einen quantitativ relevanten "Sitz im Leben" gefunden hat.Berolinensis hat geschrieben:Der Witz ist doch aber, daß kein Bedarf für eine Entlehnung aus dem Englischen besteht, da es das Wort "edieren" ja schon seit langem gibt.
Im deutschen tendiert "edieren" sehr stark in Richtung "heausgeben" - ich ediere einen Sammelband mit Beiträgen zur Geschichte der römischen Liturgie. Dabei geht es auch sehr stark inhaltlich zu.
"Editieren" wird demgegenüber vielfach so verstanden, daß ich als Redakteuer oder Vorgesetzter einen Bericht eines Untergebenen oder Zulieferers bekomme und da nehme ich am Bildschirm ein paar Veränderungen vor, damit das ganze in den Sprachgebrauch des Hauses und den vorhandenen Platz passt. Auch Software und andere Codes werden so "editiert" - weil man dazu einen "editor" benutzt. Engl. "Editor" heißt dann auch eher "Redakteur" als "Herausgeber".
Im Amerikanischen hat "edit" übrigens schon sehr stark die Bedeutung von "passend kürzen" angenommen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)
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Re: Deutschschule
Stimmt. Ich sehe aber, wie schon gesagt, keine über "bearbeiten", redigieren" etc. hinausgehende Bedeutung, die ein eigenes Verb erforderte. Außerdem bin ich doch etwas skeptisch, was eine Parallelbildung zweier verschiedener Formen vom selben Stamm angeht, auch wenn es dafür sicher auch Beispiele aus älterer Zeit gibt. Sonst könnte man ja etwa auch mit der Spezialbedeutung "auf ein email antworten" parallel zum englischen "reply" (wo die englische Form übrigens mal kürzer ist als die deutsche) das Wort "replieren" neben dem bsiherigen "replizieren" bilden. Sicher nicht das beste Beispiel, aber vielleicht wird mein Unbehagen nachvollziehbar.
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Re: Deutschschule
Vielleicht f. R. "... deinen Phantasmasi ...".Berolinensis hat geschrieben:Entweder "deinen Phantasmen" oder "deinem Phantsma"; da als Relativpronomen "die" folgt, wohl die erste Alternative.

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Re: Deutschschule
Was mir das Verständnis ungemein erschwert hat … Hab’s dreimal lesen müssen.lifestylekatholik hat geschrieben:(Ich habe auch bewusst auf Fachausdrücke usw. verzichtet.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Re: Deutschschule
Das Unbehagen kann ich nachvollziehen - ich teile es.Berolinensis hat geschrieben: Außerdem bin ich doch etwas skeptisch, was eine Parallelbildung zweier verschiedener Formen vom selben Stamm angeht, auch wenn es dafür sicher auch Beispiele aus älterer Zeit gibt. (...) Sicher nicht das beste Beispiel, aber vielleicht wird mein Unbehagen nachvollziehbar.
Aber noch ein Wort zur "Parallelbildung". Ich denke, wie haben es hier mit einem Sonderfall zu tun. Das Wort "edieren" ist ganz klar aus dem Lateinischen abgeleitet und wahrscheinlich ein Überbleibsel der alten Gelehrtensprache. In Kreisen, die der Schriftkultur fernstehen (also auch bei der Mehrheit der Journalisten), dürfte es so gut wie unbekannt sein.
"Editieren" ist eindeutig eine Übernahme aus dem Englischen und getragen von Leuten, die nicht nur selten etwas von "edieren" gehört haben, sondern sich auch kaum dessen bewußt sind, daß "edit" auf eine romanische Wurzel zurückgeht. Die abstrakt zu Recht konstatierte Parallelität findet also im wirklichen Leben so nicht statt, Worte und Sprecher gehören verschiedenen Sprach- und Kulturschichten an, und die selbstverständlich einzuräumende Schnittmenge ist nicht groß genug, um die Dinge zu beeinflussen.
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Re: Deutschschule
Daß ausgerechnet Sprachfreund Robert die mir körperlichen Schmerz verursachende Wortmißbildung "Denke" (dazu paßt dann das genauso grauenhafte "Schreibe") verwendet, überrascht mich über die Maßen.Robert hat geschrieben:Das ist kleinkariert-konfessionalistische Denke
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Re: Deutschschule
Weshalb siehst du das als sprachliche Missbildung an?Berolinensis hat geschrieben:Daß ausgerechnet Sprachfreund Robert die mir körperlichen Schmerz verursachende Wortmißbildung "Denke" (dazu paßt dann das genauso grauenhafte "Schreibe") verwendet, überrascht mich über die Maßen.
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Re: Deutschschule
Ich vermute, ich könnte es argumentativ begründen, wenn ich länger nachdächte, aber daß mein Sprachgefühl (und das verschiedener anderer, deren Sprachempfinden ich schätze) hier ausgesprochen heftig reagiert, genügt mir.lifestylekatholik hat geschrieben:Weshalb siehst du das als sprachliche Missbildung an?Berolinensis hat geschrieben:Daß ausgerechnet Sprachfreund Robert die mir körperlichen Schmerz verursachende Wortmißbildung "Denke" (dazu paßt dann das genauso grauenhafte "Schreibe") verwendet, überrascht mich über die Maßen.
Re: Deutschschule
Hallo Berolinensis,
da Du aber öffentlich Deine Bedenken bzw. Deinen Mißmut äußerst, wäre es nur recht auch argumentativ zu begründen. Dass Du Dich mit dem Gefühl Gleichgesinnter zufriedengibst, ist schon fast konfessionalistische Denke.
Ohne Spaß: bitte lege vor, warum dieser Ausdruck nicht richtig sein soll - mich würde das durchaus interessieren.
Gruß,
Nassos
da Du aber öffentlich Deine Bedenken bzw. Deinen Mißmut äußerst, wäre es nur recht auch argumentativ zu begründen. Dass Du Dich mit dem Gefühl Gleichgesinnter zufriedengibst, ist schon fast konfessionalistische Denke.

Ohne Spaß: bitte lege vor, warum dieser Ausdruck nicht richtig sein soll - mich würde das durchaus interessieren.
Gruß,
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Re: Deutschschule
Ich wundere mich, weil es ähnlich Abstraktbildungen ja schon in sehr viel früherer Zeit gegeben hat, z. B. Mär(e) von »mären« erzählen, berichten.
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Re: Deutschschule
Wobei auch interessant wäre, warum "Schreibe" eine andere Qualität besitzt als "Denke".
Ich glaube; hilf meinem Unglauben
Re: Deutschschule
schreiben -> Schreibe
denken -> Denke
kacken -> Kacke
staubsaugen -> Staubsauge

denken -> Denke
kacken -> Kacke
staubsaugen -> Staubsauge


Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Deutschschule
Wieso soll das eine andere Qualität besitzen? Beide Wörter gibt es im Deutschen nicht. Es heißt „Schreibweise“/„Denkweise“ o. ä.Nassos hat geschrieben:Wobei auch interessant wäre, warum "Schreibe" eine andere Qualität besitzt als "Denke".
Re: Deutschschule
Du hast natürlich Recht! (es war wohl das subjektive Empfinden, weil man "Denke" öfter hört als "Schreibe").
So viel zu den Argumenten...
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Re: Deutschschule
Da fallen mir noch viele schöne Varianten ein. Wie wäre es mit:Juergen hat geschrieben:schreiben -> Schreibe
denken -> Denke
kacken -> Kacke
staubsaugen -> Staubsauge
![]()
Mitten wir in der Lebe sind / mit der Sterbe umfangen.
Re: Deutschschule
Berolinensis hat geschrieben:Da fallen mir noch viele schöne Varianten ein. Wie wäre es mit:Juergen hat geschrieben:schreiben -> Schreibe
denken -> Denke
kacken -> Kacke
staubsaugen -> Staubsauge
![]()
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Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)
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Re: Deutschschule
Berolinensis hat geschrieben:Mitten wir in der Lebe sind / mit der Sterbe umfangen.


»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
Re: Deutschschule
sag mal, hat sich der Smiley Lächler in Deiner Signatur geändert?




Zuletzt geändert von Nassos am Freitag 1. Oktober 2010, 00:03, insgesamt 1-mal geändert.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben
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Re: Deutschschule
Ich hab doch schon gesagt, daß ich hier keinen Argumentationsbedarf habe. Wer das nicht empfindet, dem kann ich nicht helfen.
Re: Deutschschule
Aus dem aktuellen Duden-Newsletter:
"Funktionen von Fremdwörtern
Für die Wahl eines Wortes ist im Grunde nicht seine Herkunft interessant, sondern die Leistung, die es im Satz zu vollbringen vermag. So haben Fremdwörter in der deutschen Sprache ganz spezifische Funktionen, die die deutschen Entsprechungen oft nicht leisten können. Ihre Verwendung ermöglicht beispielsweise eine deutliche Nuancierung der Stilebenen:
Zur Vorspeise kredenzte die Gastgeberin einen vorzüglichen Champagner – der Kellner schenkte ein zweites Glas Wein ein. Ich bin im Augenblick nicht liquide – ich fürchte, er ist pleite.
Auch subjektive Haltungen, seien sie positiv oder negativ, lassen sich durch Fremdwörter gut zum Ausdruck bringen: Letztendlich ist er in seiner Hütte elend krepiert. Sein ständiger Defätismus macht mich ganz krank. Das Wort krepieren klingt hier weitaus drastischer als die deutsche Entsprechung sterben, im Defätismus steckt viel mehr Kritik als in der Mutlosigkeit.
Fremdwörter können auch eine Signalfunktion haben, d. h., sie können Aufmerksamkeit erregen. So finden sich Fremdwörter (vor allem Anglizismen) häufig in der Kommunikationsbranche, im Marketing und in der Werbung (Businessclass, Servicepoint, Global Player).
Fremdwörter können darüber hinaus versachlichen, ermöglichen Präzision und Kürze und tragen dazu bei, störende Wiederholungen zu verhindern. Sie grundsätzlich meiden zu wollen, hieße, auf vielfältige sprachliche Möglichkeiten zu verzichten.
Hätten Sie’s gewusst?
Fremdes Wort im deutschen Satz
Fremdsprachliche Wörter werden auf unterschiedliche Weise in die deutsche Sprache integriert, sie werden gewissermaßen deutschen Gewohnheiten und Erwartungen angepasst. Das kann in der Aussprache deutlich werden, etwa wenn eine nasale Aussprache aufgegeben wird, wie etwa bei Pension oder Balkon, aber auch im Hinblick auf die Grammatik.
So kommt es bei Verben zu einer grammatischen Assimilation, wenn sie mit der Infinitivendung -(e)n gebildet werden: fixen, picknicken, palavern. Zusätzlich können deutsche Vorsilben Verwendung finden, wie bei bezirzen oder vermaledeien. Wieder andere werden wie zusammengesetzte deutsche Verben behandelt: downloaden, upgraden, outsourcen.
Bei Substantiven betrifft die Assimilation insbesondere die Pluralbildung und das Geschlecht. Fremdsprachliche Pluralformen bleiben nur in Ausnahmefällen erhalten, im Allgemeinen werden sie durch einheimische abgelöst: Themen (griechisch themata), Triumphe (lateinisch triumphi), Inspekteure (französisch inspecteurs), Filme (englisch films).
Für das Geschlecht eines Fremdwortes sind vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend, nämlich zum einen das Geschlecht eines deutschen Übersetzungswortes bzw. eines sinnverwandten Wortes, wie etwa das Chanson (das Lied) oder die High Society (die Gesellschaft).
Zum anderen besteht die Tendenz, allen Wörtern mit derselben Endung auch das gleiche Geschlecht zu geben: die Jumelage, die Garage; das Happening, das Aquaplaning.
Für Sie nachgeschlagen
Sommelier – Saumtierführer mit Weinladung
Das Wort Sommelier – eigentlich der Weinkellner, aber in vielen Spitzenrestaurants heutzutage eher so etwas wie der Alleinunterhalter bei Tisch – stammt ursprünglich aus dem Altprovenzalischen.
Der „saumalier” war der Saumtierführer, wobei diese Saumtiere keine besondere Rasse waren, sondern alle Tiere, die sich zum Transport über schmale Gebirgspfade eigneten wie Esel oder Maultiere. Dass die Last (lateinisch sauma oder sagma, spätfranzösisch dann somme), die diese Saumtiere trugen, dabei hauptsächlich aus Wein bestanden hätte, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlich entstand diese Verbindung erst, als die für den Nachschub verantwortlichen Offiziere am französischen Hof als sommeliers bezeichnet wurden. Und für den (Wein-)Nachschub bei Tisch sind Sommeliers ja nun wirklich zuständig."
Wenn Ihr einverstanden seid und es legal ist, dann kann ich ja regelmäßig hier was reinsetzen...
Gruß,
Nassos
"Funktionen von Fremdwörtern
Für die Wahl eines Wortes ist im Grunde nicht seine Herkunft interessant, sondern die Leistung, die es im Satz zu vollbringen vermag. So haben Fremdwörter in der deutschen Sprache ganz spezifische Funktionen, die die deutschen Entsprechungen oft nicht leisten können. Ihre Verwendung ermöglicht beispielsweise eine deutliche Nuancierung der Stilebenen:
Zur Vorspeise kredenzte die Gastgeberin einen vorzüglichen Champagner – der Kellner schenkte ein zweites Glas Wein ein. Ich bin im Augenblick nicht liquide – ich fürchte, er ist pleite.
Auch subjektive Haltungen, seien sie positiv oder negativ, lassen sich durch Fremdwörter gut zum Ausdruck bringen: Letztendlich ist er in seiner Hütte elend krepiert. Sein ständiger Defätismus macht mich ganz krank. Das Wort krepieren klingt hier weitaus drastischer als die deutsche Entsprechung sterben, im Defätismus steckt viel mehr Kritik als in der Mutlosigkeit.
Fremdwörter können auch eine Signalfunktion haben, d. h., sie können Aufmerksamkeit erregen. So finden sich Fremdwörter (vor allem Anglizismen) häufig in der Kommunikationsbranche, im Marketing und in der Werbung (Businessclass, Servicepoint, Global Player).
Fremdwörter können darüber hinaus versachlichen, ermöglichen Präzision und Kürze und tragen dazu bei, störende Wiederholungen zu verhindern. Sie grundsätzlich meiden zu wollen, hieße, auf vielfältige sprachliche Möglichkeiten zu verzichten.
Hätten Sie’s gewusst?
Fremdes Wort im deutschen Satz
Fremdsprachliche Wörter werden auf unterschiedliche Weise in die deutsche Sprache integriert, sie werden gewissermaßen deutschen Gewohnheiten und Erwartungen angepasst. Das kann in der Aussprache deutlich werden, etwa wenn eine nasale Aussprache aufgegeben wird, wie etwa bei Pension oder Balkon, aber auch im Hinblick auf die Grammatik.
So kommt es bei Verben zu einer grammatischen Assimilation, wenn sie mit der Infinitivendung -(e)n gebildet werden: fixen, picknicken, palavern. Zusätzlich können deutsche Vorsilben Verwendung finden, wie bei bezirzen oder vermaledeien. Wieder andere werden wie zusammengesetzte deutsche Verben behandelt: downloaden, upgraden, outsourcen.
Bei Substantiven betrifft die Assimilation insbesondere die Pluralbildung und das Geschlecht. Fremdsprachliche Pluralformen bleiben nur in Ausnahmefällen erhalten, im Allgemeinen werden sie durch einheimische abgelöst: Themen (griechisch themata), Triumphe (lateinisch triumphi), Inspekteure (französisch inspecteurs), Filme (englisch films).
Für das Geschlecht eines Fremdwortes sind vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend, nämlich zum einen das Geschlecht eines deutschen Übersetzungswortes bzw. eines sinnverwandten Wortes, wie etwa das Chanson (das Lied) oder die High Society (die Gesellschaft).
Zum anderen besteht die Tendenz, allen Wörtern mit derselben Endung auch das gleiche Geschlecht zu geben: die Jumelage, die Garage; das Happening, das Aquaplaning.
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Sommelier – Saumtierführer mit Weinladung
Das Wort Sommelier – eigentlich der Weinkellner, aber in vielen Spitzenrestaurants heutzutage eher so etwas wie der Alleinunterhalter bei Tisch – stammt ursprünglich aus dem Altprovenzalischen.
Der „saumalier” war der Saumtierführer, wobei diese Saumtiere keine besondere Rasse waren, sondern alle Tiere, die sich zum Transport über schmale Gebirgspfade eigneten wie Esel oder Maultiere. Dass die Last (lateinisch sauma oder sagma, spätfranzösisch dann somme), die diese Saumtiere trugen, dabei hauptsächlich aus Wein bestanden hätte, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlich entstand diese Verbindung erst, als die für den Nachschub verantwortlichen Offiziere am französischen Hof als sommeliers bezeichnet wurden. Und für den (Wein-)Nachschub bei Tisch sind Sommeliers ja nun wirklich zuständig."
Wenn Ihr einverstanden seid und es legal ist, dann kann ich ja regelmäßig hier was reinsetzen...
Gruß,
Nassos
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Re: Deutschschule
Beim Sarto-Verlag hammse ganz besonders intelligente Preise: Die "verstehen sich in Euro und inklusive Mehrwertsteuer", hab ich grad gelesen!
Vulpius

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Domum superborum demolietur Dominus.
Re: Deutschschule
Worin liegt der Unterschied zwischen "allezeit" und "immerdar" (für lat. semper)? Welches zieht ihr vor?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
Re: Deutschschule
Plural von Primas:
Primaten oder Primasse?
Primaten oder Primasse?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)
- Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule
Aua. Willst du mich töten? – Primaten.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
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Re: Deutschschule
Lt. Duden und wiki soll beides zutreffend sein, wobei Primasse ausschl. für den ersten Geiger einer Zigeunerkapelle verwandt wird.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Aua. Willst du mich töten? – Primaten.
Als ich mir dann die Definition von "Primaten" bei wiki anschaute, konnte ich mich eines Schmunzelns nicht erwehren:
Primas (Mehrzahl lateinisch Primates, sonst Primasse [für die ersten Geiger einer Zigeunerkapelle nur so] oder Primaten [als geistlicher Titel neben Primasse]) bezeichnet
* Primas (Religion), einen bedeutenden Bischof in christlichen Kirchen
* Abtprimas, den Generaloberen des Benediktinerordens
* Fürstprimas, den Vorsitzenden des Rheinbundes 1806–1813
* der Primás ist der erste Geiger bei ungarischen Zigeunerkapellen
beide Quelle:Die Primaten (Primates) oder Herrentiere sind eine zu der Überordnung der Euarchontoglires gehörige Ordnung innerhalb der Unterklasse der höheren Säugetiere. Ihre Erforschung ist Gegenstand der Primatologie.
wikipedia
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Re: Deutschschule
Magnet: Der Duden sagt, beide Pluralformen - "Magnete" und "Magneten" - seien korrekt, "Magneten" aber seltener. Ich verwende "Magneten". Spricht irgendetwas für bzw. gegen die eine oder die andere Form; welche verwendet ihr?
Vulpius
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Re: Deutschschule
Im "Küpfmüller" (Elektrotechnik-Lehrbuch, erschienen in 18 Auflagen, 1932-2008) heißt es "Magneten".
Gruß
Sempre
Gruß
Sempre
Multi venient in nomine meo, id est in nomine corporis mei. (Tichonius Africanus)
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Quomodo facta est meretrix civitas fidelis (Is 1:21)
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