Jüdische Speisevorschriften

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Pit
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Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Genau aus dem Grund, weshalb ich immer etwas "Bauchschmerzen" bekomme, wenn Christen beginnen, jüdische Feste zu feiern. Es ist doch so, daß es sich zuersteinmal um spezifisch jüdische Feste mit Bezug auf die jüdische Geschichte handelt.
Das Channukafest ist eben nicht ein "jüdisches Weihnachten", da Channuka auf das sogenannte "Öl-Wunder" zurückgeht, während Christen an Weihnachten die Geburt Jesu feiern.
Sicherlich ist bei Channuka die Lichtsymbolik bedeutend (besonders, wenn man den Hintergrund des Festes kennt), aber daraus direkt (manche evangelikalen Christen machen es so) einen Hinweis auf Jesus als Licht der Welt zu ziehen, halte ich doch füe leicht absurd.
Ich habe es einmal miterlebt, wie wir (unser Kaplan und eine Gruppe Jugendliche) einen Gottesdienst gefeiert haben und danach eine Agapefeier mit Brot und Wein, bei der wir auch in der Pessach-Haggada gelesen haben. Nicht um Pessach zu feiern, sondern um besser zu verstehen, was Juden darunter verstehen.
Aber wir haben damals bewusst nicht (!) Peassach gefeiert, weder in Form der Sederfeier noch in "abgewandelter" Form.
Etwas gänzlich anderes ist es natürlich, wenn ein Christ von Juden zur Sederfeier eingeladen wird.
Dann würde ich es - Zeit vorausgesetzt - nicht ablehnen, warum auch.
Ebenso lohnt es sich für Christen, zu überlegen, wie der Sonntag etwas mehr von der Shabbatruhe erfahren kann, ohne deshalb zum Shabbat zu werden, was er auch nicht ist.
Aber ich beginne seit einigen Jahren den Sonntag (als ersten Tag der Woche udn als Ruhetag, den ich in Gottes Hände zurücklege) bewusst "jüdisch", also am Vorabend mit Gebet, Bibellese und einfach etwas ruhiger, gelassener.

Gruß, Pit
Stephen Dedalus hat geschrieben:
Der Mann spricht mir aus der Seele! Diese Judentums-Imitationen finde ich auch schrecklich. Als Christen würden wir uns auch dagegen verwehren, daß die Muslime plötzlich die Eucharistie imitieren.
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sofaklecks
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Das es jeder versteht

Beitrag von sofaklecks »

Ich wollte keinesfalls anregen, jüdische Feiertag in der Weise zu feiern, wie das gläubige Juden tun.

Sondern darüber nachzudenken, ob man für sein christliches Leben aus diesen Festen etwas Positives gewinnen kann.

Wie Overkott mit seinem Lamm mit Bitterkräutern aus der Provence an Ostern.

sofaklecks

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Pit
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Re: Das es jeder versteht

Beitrag von Pit »

Das ist - denke ich - überhaupt kein Problem, wie Du meinem letzten Beitrag entnehmen kannst.
Und ein "Nachahmen" der Feste würde nicht nur aus jüdischer, sondern auch aus christlicher Sicht wenig Sinn machen.
Übrigens war zumindest den ersten christlichen Generationen der Sinn der jüdischen Feste ja noch bekannt.

Gruß, Pit
sofaklecks hat geschrieben:Ich wollte keinesfalls anregen, jüdische Feiertag in der Weise zu feiern, wie das gläubige Juden tun.

Sondern darüber nachzudenken, ob man für sein christliches Leben aus diesen Festen etwas Positives gewinnen kann.

Wie Overkott mit seinem Lamm mit Bitterkräutern aus der Provence an Ostern.

sofaklecks
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

So um mal eins klarzustellen ich feiere kein Pesach im jüdischen Sinne.

a ) Ich mache ein ganz normales traditionelles Gründonnerstagsessen.
b ) Anstatt Spinat, Kohl oder sonstiges Grünzeugs nehme ich eine Anleihe an der jüdischen Tradition und serviere Lamm.
c ) Zur Erinnerung das das Heil von den Juden kommt und wir das "neue" auserwählte Volk sind essen wir im Schein der Menora.
d ) Ich spreche dazu keine jüdischen Gebete oder verübe deren Rituale oder sonstwas in der Art.
e ) Ist es als Liebesmahl gestaltet das meines erachtens sehr wohl in den "Privatbereich" verlagert wurde (siehe klassischer Sonntagsbraten bzw. Festtagsessen nach der Messe)
f) Auch als Protest das die Agape in den Pfarren wenn sie mal Anwendugn findet zu nem Punschtrinken oder sonstigen Events verkommen ist.

LG
Fiore
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Asperges1976
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Beitrag von Asperges1976 »

Trotzdem kann ich viele Einwände hier verstehen. Da es heut zutage hier und da an einer vernünftigen Unterscheidungsgabe fehlt, kann auch bei einer Anlehnung Verwirrung entstehen. Daher sollte man der Autentizität wegen immer versuchen als Katholik über jeden Zweifel erhaben zu sein.

Wünsche Dir viel Freude bei Deinem Gründonnerstagsessen.

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Athanasius2
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Beitrag von Athanasius2 »

Das Agapè war ganz anders. Bereits St. Paul hat diesen Brauch kritisiert. Und schon die ersten Christen gingen rasch dazu über auf den Gräbern der Märtyrer in der späten Nacht, im frühen Morgenlicht, ihre heiligen Geheimnisse zu feiern. (Davon stammt ja unser heutige Reliquienstein im Altar.)

Nach dem Agapè wurde, so Msgr. Gamber, aber ein großer, mit feinstem Kleid und Kerzen versehener Altartisch aus Holz für die Eucharistie verwendet; die Gemeinde stand dabei hinter dem Bischof und seinen Diakonen. Gen Osten.

Schon in Herculanaeum (unter Lava begraben 79 n. Chr.) findet man eine christliche Hauskapelle aus dem Jahre 66 n. Chr., wo der Altar an der Wand steht mit einem metallenen Kreuze über dem Holzaltar.

Auch Christus hat mit dem Lammesmahl (Pesachmahl) den Alten Bund abgeschlossen, abschliessen müssen. Und dann wurde nicht im Essen einfach herum konsekriert, sondern der Tisch aufgeräumt, und Kelch und ungesäuerte Brote in einem ganz neuen Ritus gewandelt. Jesus sprach dabei das Hohepriesterliche Gebet des Joh.-Evangeliums. Man hat dabei sehr wohl gestanden, alle, wie beim Essen des Pesachlammes ja auch Gebot war (man sollte es im stehen essen, um an der Flucht zu erinnern). Feinste Kleider, vielleicht neue Symbole eingesetzt.

Die Einsetzung der Heiligen Eucharistie war kein ordentliches Mählchen nach jüdischer Art, sondern eine ganze Zeremonie.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Das Agapè war ganz anders. Bereits St. Paul hat diesen Brauch kritisiert.
Paulus hat nicht den Brauch (der wurde ja im endefeckt von den Aposteln überliefert) kritisiert sondern dem Missbrauch, daher kam es ja zur Trennung.
Nach dem Agapè wurde, so Msgr. Gamber, aber ein großer, mit feinstem Kleid und Kerzen versehener Altartisch aus Holz für die Eucharistie verwendet; die Gemeinde stand dabei hinter dem Bischof und seinen Diakonen. Gen Osten.
JA nach der Trennung und entwicklung der Ämter, spielte sich eine Szene deine Beschreibung nach ab, aber sicher net allgemein üblich 79. n. Chr. Das Gamber so konkrete Äuserungen über das Frühchristentum tätigt ist mir neu um 100 herum begann sich erstmal die Hierarchie in der Form wie wir sie kennen sichtbar herauszubilden, die Entwicklung dahin fand natürlich schon relativ früh statt, begünstigt durch die ersten Verfolgungen.
Schon in Herculanaeum (unter Lava begraben 79 n. Chr.) findet man eine christliche Hauskapelle aus dem Jahre 66 n. Chr., wo der Altar an der Wand steht mit einem metallenen Kreuze über dem Holzaltar.
Ne urbane Tradilegende, Hauskirche ja aber kein Tradikonformer Kultraum. Die Festsetzung auf 66 n.Chr. ist auch mutig. Aber selbst dann wäre es nicht verwunderlich wenn die Trennung bereits stattzufinden begann, aber es sind uns genauso noch Zeugnisse überliefert wo zu der Zeit "ungetrennt" gefeiert wurde. (z.B. Priscakapelle in den römischen Katakomben, die Didache.....)
Auch Christus hat mit dem Lammesmahl (Pesachmahl) den Alten Bund abgeschlossen, abschliessen müssen. Und dann wurde nicht im Essen einfach herum konsekriert, sondern der Tisch aufgeräumt, und Kelch und ungesäuerte Brote in einem ganz neuen Ritus gewandelt. Jesus sprach dabei das Hohepriesterliche Gebet des Joh.-Evangeliums. Man hat dabei sehr wohl gestanden, alle, wie beim Essen des Pesachlammes ja auch Gebot war (man sollte es im stehen essen, um an der Flucht zu erinnern). Feinste Kleider, vielleicht neue Symbole eingesetzt.

Die Einsetzung der Heiligen Eucharistie war kein ordentliches Mählchen nach jüdischer Art, sondern eine ganze Zeremonie.
Das stellt sich vielleicht der Traditionalist vor, aber vom wünschen wirds nicht wahrer. Diese Ansicht kommt sicher von der K.E. oder? Jedenfalls die Überlieferung und die Schrift gibt das nicht her. Außerdem müßten zum stehen die Herrschaften sehr gelenkig gewesen sein wenn man die damalig verwendete Tischhöhe bedenkt. Das war ein religöses Mahl und nicht Gottes Jährliche Trunübung. Du mischt hier Wunschträume und europäisches Heute und überträgst sie auf 2000 Jahre vorher.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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sofaklecks
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Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Sehr interessant

Beitrag von sofaklecks »

Sehr interesant, diese Theorie!

Sie würde die Verhaltensweie eines älteren Elsässer Gastwirts wissenschaftlich erklären, der eines Abends uns mit Verschwörermiene eine wenig appetitlich aussehende hackfleischähnliche Masse zeigte, die er soeben beim Metzger geholt habe. Es handelte sich um durch den Fleischwolf gedrehte Stierhoden. Er versprach sich offenbar etwas davon, wie seine eindeutigen Gesten zeigten.

Unter diesen Umständen würde ich dir doch raten, einmal Fuchsfleisch zu versuchen. Füchse gelten als schlau. Oder auf Taube umzusteigen. Sie gelten als Symbole des Friedens.

By the way: Ich hätte als Vorsitzender des WWF Pfizer eine Auszeichnung zukommen lassen. Viagra hat einen besseren Beitrag zum Schutz mancher bedrohter Tierarten geleistet als deren Kanzelredner.

sofaklecks

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