Palästina

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miriam
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rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

50000 quadratmeter funktionierende gewaechshaueser wurden innerhalb von weniger als 4 stunden total zerstoert.
besser keine tomaten als solche die mit hilfe zionistischer bewaesserungsmethoden wachsen wuerden.
die palaestinenser sind nicht zur offiziellen uebergabe des gazastreifens gekommen, sie beschweren sich jetzt ueber die tatsache, dass die grenzuebergaeng geschlossen wurden.
man will eben ausland sein und israelisch besetzt fuehlen. das schuetzt davor, verantwortung uebernehmen zu muessen.
shalom
miriam

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abzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

es gibt in israel hunderte von mosheen, in denen kein g'ttesdienst abgehalten wird und unzaehlige moslemische, total verwilderte friedhoefe und noch mehr graeber, die irgendwo auf weiter flug stehen.
graeberpflege ist sache der einzelen religiongerichte, die dafuer das geld vom staat bekommen.
die bekannten mosheen (in um el fahem, acco, jerusalem) sind gut unterhalten, bilden auch touristenattraktionen, die unbekannten, kleinen mosheen verfallen genauso die friedhoefe, von den einzelgraebern auf feldern gar nicht zu sprechen.
die emotionen kochen dann hoch, wenn mosheen wegen einsturzgefahr umzaeunt werden muessen. dann sind natuerlich alle schuld, nur nicht der eigene kadi.
so geschehen in jaffo mit der chasan beck moshee, mit einem graeberfeld das zufaellig in der nahe von tel aviv bei strassenbau-arbeiten entdeckt wurde.
die einstellung zur moshee und zum friedhof/grab ist eine andere als im judentum.
und eine zerfallende moshee laesst sich auch gut fuer politische zwecke einsetzen.
shalom
miriam

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Mit den Gräbern wär’ ich gerade aus jüdischer Sicht etwas vorsichtig, Miriam. Ansonsten hast du natürlich Recht, selbstverständlich versucht man auch von palästinensischer Seite, aus jeder sich bietenden Möglichkeit politisches Kapital zu schlagen. Da gibt es reichlich Scharfmacher, und zwar ziemlich üble. Das wird keiner ernsthaft bestreiten.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

miriam
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rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

an robert
moslemische graeber gibt es wirklich ueberall (sie stehen wirklich "auf weiter flur")
sie sind ganz eindeutig zu identifizieren: ausrichtung nach mekka.
meistens handelt es sich um graeber von mekkapilgern (der weg von aegypten nach mekka fuehrte durchs heutige israel, die armen mekkapilger gingen den weg zu fuss oder ritten einen esel, nur die reichen konnten sich die schiffsreise nach medina leisten).
zum rueckzug aus dem gazastreifen:
wenn die euphorie verflogen sein wird, wird der graue altag einkehren.
keine arbeit mehr in israel, keine medizinische versorgung mehr in israelischen krankenhaeusern, die aegypter werden den raffiah-uebergang morgen oder uebermorgen schliessen, sie brauchen keine arbeitslosen.
deine behauptung, die israelische armee habe alles niedergewaelzt, stimmt nur teilweise. alle oeffentlichen gebauede wurden funktiionstuechtig uebergeben, inklusive die synagogen und 50000 quadratmeter gewaechshaeuser (inklusive beheizung und bewaesserungsanlagen). nichts ist von all dem uebriggeblieben.
schade, in den siedlungen wurden 4 ernten eingebracht, bei hydrokultur konnte sogar das ganze jahr lang geerntet werden.
auf israelischer seite laeuft die produktion bereits wieder auf hochtouren, saemtliche bestellungen fuer weihnachten koennen eingehalten werden.
die palaestinenser haben genug leute, die jahrelang in den gewaechshaeusern gearbeitet haben und genug wissen haben, um die gewaechshaeuser zu betreiben.
die weltbank hat uebrigens kredite angeboten fuer samen, duenger usw. die palaestinenser haetten millionengeschaefte machen koennen.
shalom
miriam

Tacitus
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Re: rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von Tacitus »

Zur Abwechslung mal dieses:
miriam hat geschrieben:Christianity Dying In Its Birthplace
By Daniel Pipes
FrontPageMagazine.com | September 13, 2005

What some observers are calling a pogrom took place near Ramallah, West Bank, on the night of Sep. 3-4. That’s when fifteen Muslim youths from one village, Dair Jarir, rampaged against Taybeh, a neighboring all-Christian village of 1,500 people.
The reason for the assault? A Muslim woman from Dair Jarir, Hiyam Ajaj, 23, fell in love with her Christian boss, Mehdi Khouriyye, owner of a tailor shop in Taybeh. The couple maintained a clandestine two-year affair and she became pregnant in about March 2005. When her family learned of her condition, it murdered her. That was on about Sep. 1; unsatisfied even with this “honor killing” – for Islamic law strictly forbids non-Muslim males to have sexual relations with Muslim females – the Ajaj men sought vengeance against Khouriyye and his family.
http://frontpagemag.org/Articles/ReadAr ... p?ID=19453

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Zerstörung auch der Siedler-Synagogen hat man, so hörte ich heute im Radio, erst im letzten Augenblick gestoppt, um das den Palästinensern selbst zu überlassen. (Für die Fernsehbilder. Damit der Haß weiterlebt.)
Soso, was man im Radio nicht alles hört. Wiedermal sind für die Zerstörung jüdischen Eigentums die Juden selber schuld.
Und die Palästinenser? Barbaren sind sie nicht, eher schon zivilisatorisch herausgefordert.

miriam
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rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

ich habe den artikel ueber den mord in ramallah nicht ins forum "gestellt" .
morde wegen "geschaendeter Familienehre" sind in islamischen laendern an der tagesordnung. die taeter werden komischerweise nie gefasst und koennen sich im kaffeehaus weiterhin mit ihren taten prahlen
andere laender, andere sitten.
erstaunlicherweise werden nicht wir fuer den mord verantwortlich gemacht.
vor ca. 3 monaten wurde ein ca. 8 jaeriger junge von seinem onkel sexuell missbraucht und danach umgebracht.
natuerlich wurden sofort anschuldigungen laut, israelische soldaten haetten das kind erschossen und die leiche versteckt.
erst nach einigen tagen erzaehlte ein freund des jungen, dass dessen onkel den beiden schokolade angeboten habe.
jetzt herrscht blutrache zwischen den beiden grossfamilien.

shalom
miriam

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tacitus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Zerstörung auch der Siedler-Synagogen hat man, so hörte ich heute im Radio, erst im letzten Augenblick gestoppt, um das den Palästinensern selbst zu überlassen. (Für die Fernsehbilder. Damit der Haß weiterlebt.)
[/color]
Soso, was man im Radio nicht alles hört. Wiedermal sind für die Zerstörung jüdischen Eigentums die Juden selber schuld.
Und die Palästinenser? Barbaren sind sie nicht, eher schon zivilisatorisch herausgefordert.
Sagst du die Unwahrheit eigentlich wissentlich? Vom »jüdischem Eigentum« kann keine Rede sein. Die israelische Armee hat einige widerrechtlich auf besetztem Territorium errichtete Siedlungen geräumt und zerstört. Die Aufräumarbeiten überläßt man den Palästinensern. Ein paar Synagogen hat man mittendrin stehen lassen. Da die nun schon gleich gar keiner mehr braucht, bleibt ’s ebenfalls den Palästinensern überlassen, auch sie abzureißen. Und was weiter? Für dich Stoff, um weiter den Haß zu schüren. Dabei weißt auch du sehr wohl, wer in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Planierraupenbesatzer waren, die immer wieder Wohnhäuser überfielen und niederwalzten.
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miriam
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rueckzug aus gaza

Beitrag von miriam »

wieso sind die siedlungen eigentlich widerrechtlich
nur deshalb weil den palestinensern (es gab ja nie ein palaestina) ununterbrochen eingebleut wird, die arabischen staaten haetten gar keinen krieg verloren und natuerluch nie einen begonnen?
das wuerde heissen, dass ostpreussen widerrechtlich von polen besiedelt ist, dass tirol widerrechtlich von den italienern usw.
die liste ist endlos.
die sog. westbank wurde widerrechtlich von jordanien anektiert und auch besiedelt. 1967 haben wir gesiegt und genau das getan, was andere auch tun.
shalom
miriam

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Juergen
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Re: rueckzug aus gaza

Beitrag von Juergen »

miriam hat geschrieben:1967 haben wir gesiegt und genau das getan, was andere auch tun.
Klar,
die Sieger von Angriffskriegen sehen sich durch den Sieg legitimiert.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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spectator
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Beitrag von spectator »

miriam hat geschrieben:das wuerde heissen, dass ostpreussen widerrechtlich von polen besiedelt ist...
Nö.
Die Verhandlungen der Siegermächte waren weder widerrechtlich noch ungültig. Deutschland hat Ostpreußen und Schlesien an Polen verloren, Polen hat ein Teil an Russland abgeben müssen – alle waren damit einverstanden und unsere Vorfahren mussten damals eh die Klappe halten. ;)
Alles legal und keiner (außer ein paar der Rechtsradikalen) beansprucht die Rückgabe der Ländereien an Deutschland.
Zuletzt geändert von spectator am Donnerstag 15. September 2005, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Tacitus hat geschrieben:Soso, was man im Radio nicht alles hört. Wiedermal sind für die Zerstörung jüdischen Eigentums die Juden selber schuld.
lieber robert, tacitus meint, das wenn was schief läuft oder gemacht wird, immer die anderen schuld sind. da tacitus in jedem israeli "den juden" sieht, kann er deswegen schon nichts falsch machen. also das gleiche schema beim antisemitismus nur unter anderen vorzeichen.
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

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spectator
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Beitrag von spectator »

nemesis hat geschrieben:
Tacitus hat geschrieben:Soso, was man im Radio nicht alles hört. Wiedermal sind für die Zerstörung jüdischen Eigentums die Juden selber schuld.
lieber robert, tacitus meint, das wenn was schief läuft oder gemacht wird, immer die anderen schuld sind. da tacitus in jedem israeli "den juden" sieht, kann er deswegen schon nichts falsch machen. also das gleiche schema beim antisemitismus nur unter anderen vorzeichen.
irgendwie erinnerst du mich an den Komiker "Ragnar".


P.S. wo ist der Kerl eigentlich?

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

spectator hat geschrieben:irgendwie erinnerst du mich an den Komiker "Ragnar".
P.S. wo ist der Kerl eigentlich?
tja, doppelt hält besser ;-)
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spectator
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Beitrag von spectator »

nemesis hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:irgendwie erinnerst du mich an den Komiker "Ragnar".
P.S. wo ist der Kerl eigentlich?
tja, doppelt hält besser ;-)
in deinem Fall doppelt-gemoppelt = immer derselbe Quatsch.

miriam
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rueckzug aus gaza

Beitrag von miriam »

und in den abkommen zw. jordanien und israel, aegypten und israel und syrien und israel (unterzeichnet 1968 in new york) wurde klar und deutslich festgelegt, dass die gebiete unter israelische hoheit kommen
jordanien ist sofort nach abzug der briten in judea und shomron einmarschiert, nach dem motte: der staerkere siegt.
die briten hatten das gebiet aber an die un zurueckgegeben und nicht an jordanien.
aber 1948 stoerte das niemanden, das oel floss, die oelpreise waren niedrig, wieso sollte man sich da mit einem arabischen staat verkrachen.
nur mit dem totalen sieg in 6 tagen hatte niemand gerechnet (ausgenommen jordanien, das sich mehr oder weniger den drohungen nassers beugte und sehr widerwillig in den krieg zog.
die folge war fuer jordanien verheerend, es verlor seine fruchtbarsten boeden, fast die gesamte luftwaffe und die panzerstreitkraefte. jordanien hat ja offiziell auf judea und shomron verzichtet, erstens weil es nie sein gebiet war und zweitens um den anteil der palaestinensischer auf seinem gebiet nicht noch zu vergroessern, die beduinenstaemme fuehlen sich bedroht).
shalom
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rueckzug aus gaza

Beitrag von miriam »

die heutige un-vollversammlung hat es uebrigens ganz deutlich gemacht, wieso die palaestinenser allen grund zum frust haben: abkommen mit katar, dubai, pakistan, tuerkei.
den palaestinensern gehen langsam die druckmittel aus.
zu ihrem unglueck haben wir auf landwirtschaftlichem, militaerischem und medizinischem gebiet so viel zu bieten, dass der emir von katar laut und deutlich in die fernsehkamera gesagt hat, dass sein land diplomatische beziehungen mit israel aufnehmen wird, bevor es einen palaestinensischen staat geben wird. pakistan hat zugegeben, dass es seit ueber 10 jahren vertraege mit uns gibt, libien, tunesien und marokko machen die grenzen offiziell (!!) fuer israelis auf (dann muss ich zum naechsten archaeologenkongress vielleicht nicht mehr ueber amsterdam fliegen und mir einen "erlaubnisschein" am schalter der air tunis abholen, vielleicht gibts einen el-al-direktflug)
shalom
miriam

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

nemesis hat geschrieben:da tacitus in jedem israeli "den juden" sieht, kann er deswegen schon nichts falsch machen. also das gleiche schema beim antisemitismus nur unter anderen vorzeichen.
Da ich Dich als sympathisches Kerlchen kennengelernt habe, nemesis, mit dem sich schön diskutieren lässt, will ich die maßlose Unverschämtheit, die in dieser Aussage deutlich wird, überhören.
Erstens sehe ich nicht in jedem Israeli einen Juden, gebe aber zu, dass meine ungenaue Formulierung, auf die Du Dich beziehst, zu dieser Annahme verleitete.
Zweitens halte ich etwas nicht schon deshalb für gut, weil es ein Jude getan hat, wie ein Antisemit etwas für schlecht hält, wenn es ein Jude tut. Aber - im Gegensatz zu anderen - erachte ich auch etwas nicht schon allein deshalb für gut, weil es Palästinenser getan haben. Der Verdacht drängt sich mir aber bei manchen Beiträgen hier im Forum und schon gar in der veröffentlichten Meinung in Deutschland auf.
Würdest Du mir da zustimmen, alter Schwabe?

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Tacitus hat geschrieben:Aber - im Gegensatz zu anderen - erachte ich auch etwas nicht schon allein deshalb für gut, weil es Palästinenser getan haben.
ich nicht schon allein deshalb für schlecht, weil es von palästinensern getan wurde. außer ein paar siedler-deppen ist es den meisten israelis am arsch (man verzeihe mir den ausruck) vorbei gegangen, das ein paar leere gebäude gebrannt haben, die die israelis bezweckten abzureisen.
Tacitus hat geschrieben:Der Verdacht drängt sich mir aber bei manchen Beiträgen hier im Forum und schon gar in der veröffentlichten Meinung in Deutschland auf.
Würdest Du mir da zustimmen, alter Schwabe?
sischer dat! aber ich beurteile taten und inhalte, identitäten sind schall und rauch.
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

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nemesis
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Beitrag von nemesis »

Lasst die Siedler, wo sie sind!

Henryk M. Broder
Heute soll der Gaza-Streifen geräumt werden. So hat es die israelische Regierung beschlossen und das Parlament bestätigt. Aber viele Siedler wollen nicht gehen. Also muss ein Plan B her. Hier ist er.
Berlin - Israel räumt eine 360 Quadratkilometer große Parzelle an der Küste des Mittelmeers, und die Welt steht Kopf. Alle großen Networks haben ihre Korrespondenten an den Übergängen zum Gaza-Strip postiert, sie berichten live und ohne Unterlass über den Stand der Dinge.

Langsam werden die Siedler knapp, nicht weil sie schon gepackt haben und abgezogen sind, sondern weil so gut wie jeder bereits befragt wurde. Die Rede ist immer von rund 8000 Siedlern. Zieht man die Kinder und die Alten ab, bleiben etwa 1000 Erwachsene im interviewfähigen Alter, die Hälfte davon Frauen, die sich nur aus dem Haus trauen, wenn sie zum Einkaufen gehen oder ihre Kinder zur Schule bringen. Das ganze demographische Problem reduziert sich also auf rund 500 Männer; "gewaltbereite Extremisten", würde man in Deutschland sagen; und das sind die Irren von Gaza auch, obwohl - oder gerade weil - sie Gott zum Zeugen aufrufen, von dem sie den Auftrag bekommen haben, sich der Räumung zu widersetzen.

Ich war vor etwa fünf Jahren zum letzten Mal im Gaza-Streifen, und einige der Gesichter, die ich in den letzten Tagen im Fernsehen gesehen habe, kamen mir bekannt vor. Avi Farhan zum Beispiel, ein säkularer Siedler, der schon den Widerstand gegen den Rückzug aus dem Sinai vor 23 Jahren anführte und sich schließlich in Gaza niederließ. Überhaupt kommt mir die ganze Geschichte wie ein Alptraum vor, den ich schon mal geträumt habe, ein echtes Déjà vu.

Wie einst in Massada

Kurz vor der Rückgabe des Sinai an Ägypten gab es in Israel die gleichen Diskussionen, die gleichen Reaktionen, die gleichen Proteste. Und wie es der historische Zufall will, war es auch damals ein national-konservativer Ministerpräsident, Menachem Begin, der die Räumung des Sinai gegen den Widerstand derselben Gotteskrieger und Nationalisten durchsetzen musste, die heute die Räumung des Gaza-Strips im letzten Moment zu verhindern versuchen. Damals wie heute ging es nicht nur um "Land gegen Frieden" bzw. "Land gegen Sicherheit", es ging um die "Existenz des jüdischen Staates", die "Zukunft des jüdischen Volkes", sozusagen um das nackte Überleben. Vier Wochen nach dem Tag X war die Aufgabe des Sinai kein Thema mehr. Alles ging wie gewohnt weiter, das normale Leben und auch der normale Terror, der damals freilich weder die Intensität noch die Effektivität wie heute hatte. Ab und zu wurde eine verdächtige Aktentasche gesprengt, man sah sich das Spektakel aus sicherer Entfernung an und ging weiter. Es gab keine Selbstmordattentäter, nicht einmal den Begriff.

Ich habe an die letzten Tage der israelischen Präsenz im Sinai eine angenehme Erinnerung. Obwohl das Gebiet von der israelischen Armee abgeriegelt wurde, war es nicht allzu schwer, auf Nebenwegen nach Yamit, die weiße Stadt am Meer, zu kommen. Wir quartierten uns in irgendeinem verlassenen Gebäude ein und schauten zu, was die Siedler so trieben. Die sangen patriotische Lieder, gaben fortwährend Interviews, gelobten fünfmal am Tag, den Sinai nie zu verlassen und riefen den anrückenden israelischen Soldaten "Nur über unsere Leichen!" zu.

Eine Gruppe besonders fanatischer Jugendlicher hatte sich in einem Bunker verbarrikadiert und drohte, kollektiv Selbstmord zu begehen. Wie einst auf der Festung Massada. Worauf sich ein paar Rabbiner auf den Weg machten, um die Jugendlichen von ihrem Vorhaben abzubringen und die Mütter der Bunker-Kids mit Essen anrückten, damit ihre tapferen Söhne nicht verhungerten.

Das Ganze war eher komisch als tragisch. Und als die israelische Armee schließlich ab- und die ägyptische nachrückte, liefen die letzten Siedler den vollbeladenen Lastwagen zu Fuß hinterher. Und nun sieht es aus, als würde sich die Geschichte wiederholen. Wieder drohen die Siedler mit bewaffnetem Widerstand, einige wollen lieber sterben als weichen, andere unter allen Umständen bleiben.

Im Irrenhaus ist die Hölle los

Im Irrenhaus ist die Hölle los. Ich habe noch nie und nirgendwo so viele Durchgeknallte auf so knappem Raum erlebt wie im Gaza-Streifen. An einige kann ich mich noch besonders gut erinnern. In Netzarim, einer vollkommen isolierten Siedlung inmitten des Gaza-Streifens, traf ich eine junge Frau und Mutter, die mir allen Ernstes klar zu machen versuchte, es gäbe auf der ganzen Welt keinen besseren Ort zum Leben als Netzarim - obwohl sie zu Fuß gerade zum Sicherheitszaun gehen konnte und einen gepanzerten Bus nehmen musste, wenn sie mal "nach Israel" wollte.

In Kfar Darom, einer fußballfeldgroßen Siedlung, traf ich einen jungen Mann, der einem ausgefallenen Hobby nachging. Immer, wenn die arabischen Nachbarn nach Kfar Darom feuerten, was öfter vorkam, stieg er mit einer Kamera auf das Dach seines Hauses und "schoss zurück". So kamen im Laufe der Jahre mehrere dicke Foto-Alben zusammen.

Es war sehr einfach, mit den Siedlern zu reden. Ich musste mich nicht auf Hebräisch anstrengen. Die meisten kamen aus den USA und aus Frankreich, und es waren erstaunlich viele Konvertiten darunter, die vor kurzem zum Judentum übergetreten waren. "Echte" Israelis waren in der Minderheit. Die saßen lieber im Café "Atara" in Jerusalem oder gingen an der Strandpromenade in Tel Aviv spazieren. "Das ist doch kein Leben", sagten mir die Gaza-Siedler auf die Frage, ob sie nicht auch mal normal leben möchten, ohne Zaun, ohne gepanzerte Autos, ohne Dauerstress, "hier hat unser Leben einen Sinn, hier schreiben wir Geschichte."

Sie hatten es sich in Gaza nicht nur gemütlich und preiswert eingerichtet - alles wurde von der Regierung gefördert, die Mieten, die Jobs, die Einahmen und die Ausgaben - sie hatten ihre subventionierten Abenteuerspielplätze auch ideologisch überbaut. "Wir verteidigen mit unserer Präsenz den Staat Israel", "wer Gaza aufgibt, hat auch keinen Anspruch auf Tel Aviv", "für die Palästinenser macht es keinen Unterschied, ob wir in Haifa oder in Gaza leben - für uns auch nicht".


"Gott wird uns helfen"

Sie konnten sich alles vorstellen - nur nicht, dass die Regierung sie eines Tages aus ihrem kleinen Paradies am Strand vertreiben würde.

Nun ist es so weit. Scharon macht ernst, Gaza wird geräumt. Tausende israelischer Soldaten wurden nach Gaza abkommandiert, um den Siedlern beim Packen zu helfen. Aber sie wollen sich nicht helfen lassen.

Sie wollen bleiben. Die Regierung hat ihnen eine Frist gesetzt, dann noch eine, sie aber nehmen nur Befehle von Gott entgegen. "Er wird uns helfen", sagen sie, "denn wir handeln nach Seinen Geboten".

Da wäre ein kleiner praktischer Versuch von großem aufklärerischem Wert. Die Regierung sollte den Siedlern eine definitiv letzte Frist setzen und erklären: "Wer danach in Gaza bleibt, tut es auf eigene Gefahr." In der Tat: Wenn eine Million Palästinenser als israelische Bürger in Israel leben können, könnten ein paar Hundert oder Tausend Juden in Palästina leben, vorausgesetzt sie geben die israelische Staatsbürgerschaft ab, nehmen die palästinensische an und akzeptieren die Autorität der palästinensischen Behörden. Dann könnte es nur passieren, dass sie ihre Häuser und Siedlungen mit Palästinensern teilen müssen, die bislang in Flüchtlingslagern gelebt haben oder auch umgekehrt: dass sie ein Obdach in einem der Flüchtlingslager zugewiesen bekommen, in denen bis jetzt nur Palästinenser gelebt haben. Wenn alles gut geht.

Sie wollen bleiben, unter allen Umständen. Also sollten sie bleiben, um jeden Preis.
man hab ich mich amüsiert!
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen. - Kurt Tucholsky

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Dein Amüsemang in allen Ehren, nemesis, aber bei all dem anderen Zeugs, das Broder schreibt, würde Dir ja das Messer in der Tasche aufgehen, gell.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Es kommt wie es kommen musste: durchgeknallte Palästinenser schießen auf Israel, Israel schießt zurück.

http://www.welt.de/data/2005/09/24/780607.html[hr]

Nemesis muss sein. Stimmt's, nemesis?

miriam
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rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

na, was habe ich vor einem monat geschrieben ?
15000 $ fuer toten israeli einkassieren ist viel einfacher als stempeln oder arbeiten gehen.
und keiner will schliesslich arbeitslos sein.
shalom
miriam

Es-Ergo-Cogito
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Re: rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von Es-Ergo-Cogito »

miriam hat geschrieben:na, was habe ich vor einem monat geschrieben ?
15000 $ fuer toten israeli einkassieren ist viel einfacher als stempeln oder arbeiten gehen.
und keiner will schliesslich arbeitslos sein.
shalom
miriam
...es ist natürlich vermessen zu fragen, wo das Geld herkommt und durch wen es zu Kopfgeld transformiert wird...
«::: pax tecum :::»

miriam
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rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von miriam »

das geld kommt aus saudi-arabien, amerika, pakistan, jemen, und in kleinerem umfang aus europa, indonesien, malaysia, den golfstaaten usw.
in vielen faellen ist das spenden sicher ein "reinwaschen" des schlechten gewissens, man macht mit den verfluchten zionisten sein jahrzehnten gute geschaefte (die golfstaaten und pakistan z.b.), da wird dann im ausgleich gespendet.
und der frust auf der palaestinensischen seite wird immer groesser. die palaestinenser wissen genau, dass das gespendete geld und die attentate nur die tatsache versclhleiern sollen, dass z. b. der arabische boykott israelischer waren nie existiert hat (sonst duerfte sich ja kein araber einen pc mit intel-processor kaufen).
intel baut uebrigens eine neue fabrik in kiriat gat (investition von 15 milliarden $).
es ist ein teufelskreis: investitionen im gazastreifen existieren nicht (niemand will sich schliesslich seine investition zerbomben lassen), arbeitsplaestze gibt's praktisch nicht (nach dem rueckzug aus dem gazastreifen sind 15000 palaestinenser arbeitslos geworden, ausgerechnet die "grossverdiener" nach palaestinensischem standard), spenden versickern, die ehemaligen uebergaenge sind zu grenzuebergaengen geworden, d.h. visazwang, keine gratis behandlung mehr in israelischen krankenhaeusern.
die wasserqualitaet wird immer schlechter, mekorot (die israelische wasserbehoerde) ist nicht mehr fuer die wasserqualitaet verantwortlich, das wird zum ansteigen der saeuglingssterblichkeit fuehren, zusammen mit dem nicht mehr existierenden zugang zu den israelischen krankenhaeusern.
und keiner hat den mut das kind beim namen zu nennen: korruption, gewalt, anarchie, nicht existierende autonomieregierung usw. in kuerze, die zionisten sind an allem schuld
es war ja so einfach fuer arafat (und fast alle haben ihm begeistert zugejubelt) revolutionaere parolen in fernsehkameras zu bruellen (1 million selbstmoerder sind auf dem weg nach jerusalem usw.). das problem ist nur das die revolutionaeren parolen weder arbeitsplaetze noch medizinische versorgung auf westlichem niveau schaffen (die von uns aufgebaute augenklinik wurde schon lange niedergebrannt, die funktionstuechtigen gewaechshaueser im gazastreifen wurden zerstoert, alles nach dem motto: lieber blind und ohne tomaten als zionistisches know-how - das hindert aber "zahlungskraeftige" palaestinenser nicht, sich selbst und ihre kinder in unseren krankenhauesern behandeln zu lassen)
shalom
miriam
miriam

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Liebe miriam,
danke für Deine informativen und interessanten Berichte aus Israel. Ich habe schon in vielen Gesprächen auf Deine Originalinformationen aus Israel verwiesen.

Wer eins und eins zusammenzählen kann, der kann sich auch selbst ausrechnen, wie die Verhältnisse in Palästina sind. Leider aber ist es für viele Deutsche bequemer, den israelkritischen Medien zu glauben, was zur Folge hat, dass der Mainstream antiisraelisch zu sein für chic hält.
Die Deutschen wären nicht deutsch, wenn sie nicht mit aufgeblasenen Backen Wert darauf legen würden, dass sie nicht antisemitisch sondern antizionistisch seien. Die unterschiedliche Begrifflichkeit kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich in jedem Fall um jüdische Menschen handelt, deren Aufenthaltsberechtigung man in Frage stellt.
Früher hieß es: Juden raus nach Palästina.
Heute heißt es: Juden raus aus Palästina.
Das bedeutet zusammengenommen: Juden sollen nirgends sein, Juden sollen nicht sein!

Sowas würde aber keiner dieser bekennenden Nichtdenker sagen. Die glotzen nur mit schöner Regelmäßigkeit blöde, wenn ich sage, Israel habe ein Existenzrecht wie jedes andere Volk auch. Wenn ich dann noch behaupte, die IDF müssen mit aller Härte zurückschlagen, um das eigene Volk zu schützen, darf ich mit Freundlichkeit nicht mehr rechnen.

Ist die Stimmung eh schon im Eimer, geh ich - für deutsche Verhältnisse - auch noch den letzten Schritt und gestehe, dass ich George W. Bush für einen guten und starken Präsidenten halte und seine Irakpolitik für mich nachvollziehbar ist.

So ist schon manches BBQ im Streit beendet worden und meine Frau muss mit viel diplomatischem Geschick die Freundschaft wieder zu neuem Leben erwecken. :D

Amandus
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Re: rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von Amandus »

miriam hat geschrieben:und der frust auf der palaestinensischen seite wird immer groesser.
Weil die Unfähigkeit in den eigenen Reihen immer offensichtlicher wird. Mit jedem neuen Schritt der Übernahme von Verantwortung. Das Feindbild Israel ist gut für das Gemeinschaftsgefühl in den eigenen Reihen. Unausgesprochen und wahr ist jedoch, daß man lieber nach israelischen Regierungsstandards leben würde, als die eigenen Leute zu ertragen.
miriam hat geschrieben:intel baut uebrigens eine neue fabrik in kiriat gat (investition von 15 milliarden $).
Ich dachte, es wäre ein wenig über 2 Milliarden $? Zweifellos ist der Staat Israel einer der modernsten und flexibelsten Standorte für Investitionen in diesem Bereich. Aber der sicherste? Auch wenn man im Land selbst gern die Normalität vorleben möchte, so ist der Staat doch furchtbar klein gemessen an der Bedrohung ringsum. Und die Iraner wollen die Bombe. Da müssen doch erhebliche Interessen nachgeholfen haben, daß Intel diese Riesensumme dort investiert.
miriam hat geschrieben:und keiner hat den mut das kind beim namen zu nennen: korruption, gewalt, anarchie, nicht existierende autonomieregierung usw. in kuerze, die zionisten sind an allem schuld
Wie ich schon sagte, die muslimischen Araber brauchen das zionistische Feindbild, um sich selbst zu ertragen.
miriam hat geschrieben:es war ja so einfach fuer arafat (und fast alle haben ihm begeistert zugejubelt) revolutionaere parolen in fernsehkameras zu bruellen (1 million selbstmoerder sind auf dem weg nach jerusalem usw.). das problem ist nur das die revolutionaeren parolen weder arbeitsplaetze noch medizinische versorgung auf westlichem niveau schaffen
Das war die Tünche des Selbstbildes, zu der man keine Alternativen aufbringen wollte/konnte.
miriam hat geschrieben:(die von uns aufgebaute augenklinik wurde schon lange niedergebrannt, die funktionstuechtigen gewaechshaueser im gazastreifen wurden zerstoert, alles nach dem motto: lieber blind und ohne tomaten als zionistisches know-how - das hindert aber "zahlungskraeftige" palaestinenser nicht, sich selbst und ihre kinder in unseren krankenhauesern behandeln zu lassen)
Eben dieser zivilisatorische Erfolg Israels wird der Stachel im Fleisch sein, solange dort ein Judenstaat existiert.

Es-Ergo-Cogito
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Re: rueckzug aus dem gazastreifen

Beitrag von Es-Ergo-Cogito »

miriam hat geschrieben:das geld kommt aus saudi-arabien, amerika, pakistan, jemen, und in kleinerem umfang aus europa, indonesien, malaysia, den golfstaaten usw.
[..]
d.h. also, daß davon keine offiziellen Fördergelder betroffen sind.
... Beruhigend, zu wissen.
... Skandalös, wenn es so wäre...
... Prekär, wenn es so wäre mit Wissen der EU-Funktionäre...
«::: pax tecum :::»

miriam
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rueckzug aus gaza

Beitrag von miriam »

keine ahnung ob offizielle foerdergelder an hamas weitergegeben wurden. aber unmoeglich ist es nicht.
jedenfalls hat madam arafat von spenden sehr gut gelebt (in einer doppel-luxus-suite des ritz in paris), sie tut es immer noch. schliesslich fliessen die spenden weiterhin.
aber ihr koennt mit euren steuern ja tun und lassen was ihr wollt.

an amandus: es stimmt, flaechenmaessig und einwohnermaessig sind wir klein, aber schon 1948 im unabhaengigkeitskrieg war david gar nicht so sehr david.
jedenfalls zaehlen in den heutigen auseinandersetzungen nicht die theoretischen "zahlen der soldaten", sondern die technologie.
und bis heute hat sich noch jede revolution auf laengere sicht betrachtet totgelaufen, wenn der revolutionaer zu hause vor dem leeren kochtopf sass.
auf palaestinensische verhaeltnisse uebersetzt: grossartige umzuege versuchen darueber hinwegzutaeuschen, dass das durchschnittliche taegliche pro kopf einkommen der palaestinenser 1.5 euro [Punkt] betraegt, das der israelis 60 $. d.h. nach dem parole schreien und dem in die luft schiessen ist der teller zu hause leer.
ein funktionierender staat laesst sich mit parolen nicht aufbauen.

intel baut in kiriat gat eine zweite pc-processor-fabrik auf (nach haifa, jerusalem, tel-aviv und der schon bestehenden fabrik in kiriat gat). die fabrik soll 2500 angestellte beschaeftigen und bis 2012 auf 5500 ausgeweitet werden (die investitionen werden bis 2012 15 milliarden $ erreicht haben) wie bei den schon bestehenden anlagen von intel: der boden wird gratis ueberlassen (vor allem in kiriat gat, das in der negev wueste liegt, kein problem, die fabriken sind fuer 5 jahre von steuern befreit. dafuer verpflichtet sich intel nur israelisches personal zu beschaeftigen und bei sozialprojekten im bildunngswesen mitzuwirken (letztes semester haben 58 neu-einwanderer auf kosten von intel an der technischen hochschule computerwissenschaft, elektronik, physik usw studiert und gleichzeitig in den semesterferien bei intel gearbeitet - im semester, das ende oktober 2005 beginnt, werden es 113 studenten sein).
kiriat gat wird "anbauen" muessen, ausserdem sind 9 neue siedlungen geplant.
hy-tech arbeitsplaetze sind wiederum ein anziehungspunkt fuer gutausgebildete einwanderer.
beide seiten profitieren.
ich gehe davon aus, dass die palaestinenser nicht weniger gehirnmasse oder weniger gehirnwindungen als wir haben.
aber aus naheliegenden gruenden hat sich intel, als die planung der neuen fabrik begann, nicht einmal bei unseren nachbarn nach den bedingungen erkundigt.
gerade die besser ausgebildete christliche palaestinensische bevoelkerung wandert ab, meistens in die usa.
bis vor kurzem war es ja auch nicht ueblich von represallien gegen christen zu berichten (berichtserstattung ist modesache !).
shalom
miriam

Amandus
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Re: rueckzug aus gaza

Beitrag von Amandus »

miriam hat geschrieben:aber ihr koennt mit euren steuern ja tun und lassen was ihr wollt.
Extrem ärgerlich war hier lange Zeit die Naivität der EU. Deren Gelder sind in den 90ern völlig unkontrolliert in den palästinensischen Haushalten versickert, ohne daß deren direkte Verwendung nachgewiesen wurde. Natürlich wurde in terroristische Aktivitäten umgeschichtet, indem durch die Zuflüsse von außen Mittel frei wurden. Der Gesamthaushalt als Waschanlage.
miriam hat geschrieben:jedenfalls zaehlen in den heutigen auseinandersetzungen nicht die theoretischen "zahlen der soldaten", sondern die technologie.
Bislang half die technologische Überlegenheit. Auf Dauer wird aber die demographische Entwicklung bei den Palästinensern - so primitiv sie auch angelegt ist - als wirksames Brecheisen funktionieren. Das einzige, was die Palästinenser im Gazastreifen produzieren, sind Kinder. Die Armut begünstigt dies wie überall. Die Ressourcen werden noch knapper, der Unterschied zu Israel noch eklatanter. Da werden deren weiße Tischdecken und gepflegte Vorgärten als Ursachenmotiv für die Ungleichheit herhalten müssen. Dieser visuell-propagandistische Unterschied läßt sich leichter kommunizieren als die Verantwortungsanteile der Palästinenser. Israel wird durch das Faktum der verarmten Massen ringsum einen schweren Stand haben, wozu noch im Inneren die arabischen Bürger an Zahl zunehmen. Gerade wenn letztere zuviele werden, ist man zur Einschränkung ihrer bürgerlichen Rechte gezwungen. Ein wichtiger Rechtfertigungsgrund für Israels Existenz entfiele.
miriam hat geschrieben:ich gehe davon aus, dass die palaestinenser nicht weniger gehirnmasse oder weniger gehirnwindungen als wir haben.miriam
Was für alle Menschen gilt. Gott begabt allem Menschengruppen gleichmäßig - nur bei den Juden hat man den Eindruck, noch ein bißchen mehr (bitte nicht als Diskriminierung, wenn auch positive, verstehen: es schaut wirklich so aus!).

Was aus diesen Begabungen jedoch in der Praxis wird, hängt maßgeblich von der Kultur ab. Und damit natürlich von der Religion. Der Islam müßte nach eigenem Selbstverständnis weltweit siegen. Was die Muslime noch nachhaltiger verstört, ist, daß Israel unmittelbar vor ihrer Tür liegt. Diesen offenen Widerspruch zur eigenen Selbstauffassung verzeiht man nicht. Der Islam kann sich nicht selbst aufheben. Solange keine Bekehrung stattfindet, wird Israel mit der Gefahr seiner Vernichtung leben müssen. Die Sicherheitsaufwendungen absorbieren einen beträchtlichen Teil der möglichen Lebensqualität.
miriam hat geschrieben:gerade die besser ausgebildete christliche palaestinensische bevoelkerung wandert ab, meistens in die usa.
bis vor kurzem war es ja auch nicht ueblich von represallien gegen christen zu berichten (berichtserstattung ist modesache !).
Repressalien durch wen? Die Christen stehen im Heiligen Land doch zwischen den Fronten. Sie stehen als Autochthone im Konflikt mit Israel und werden dennoch von den Muslimen gegen die Israelis ausgespielt. Die Israelis wissen dies und sind ihrerseits nicht an ihnen interessiert, wollen nur in Ruhe ihren eigenen Staat haben. Obwohl die Christen nicht wie die Muslime eine Gefahr bilden, sich im israelischen Staatsgefüge aufzublähen und es schlußendlich zu zerreißen.

miriam
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Beitrag von miriam »

mit den umliegenden staaten (jordanien, aegypten) haben wir keine probleme (besonders nicht mit den jordaniern). sie sind froh, wenn wir sie in ruhe lassen, wir sind froh, wenn sie uns in ruhe lassen.
libanon bildet eine gefahr, die hisbullah sitzt an der grenze (das christliche und drusische libanon waere froh, die hisbulla und die palaestinenser, die sich ungerufen im libenon angesiedelt haben, loszuwerden, syrien und iran finanzieren die hisbulla. deshalb wird die hisbulla auch von den prosyrischen libanensen unterstuetzt. mal sehen was die uno-kommission, die den mord an hariri untersuchen soll, rausfindet. die spuren werden in richtung damaskus laufen).
die arabischen staatsbuerger sind keine gefahr. sie haben viel zu viel zu verlieren (sie werden uebrigens von anderen arabern "palaestinenser mit israelischer sozialversicherung" genannt.
es gibt also keinen grund, ihre rechte einzuschraenken.
trotz aller "hohen toene", die ihre abgeordneten in der knesseth spucken, melden sich mehr freiwillige araber zur idf als die idf aufnehmen kann und will (drusen und beduinen dienen ja schon seit 1948 und teilweise auch schon vorher).
die arabische israelische bevolkerung betraegt 20% der gesamtbevoelkerung. wenn man annimmt, dass ihre abgeordneten spezifisch "arabische" probleme vertreten, dann muessten von 120 abgeordneten in der knesset 20 % arabische abgeordnete sein. d.h. 24 abgeordnete. es wurden aber nur 6 arabische abgeordnete gewaehlt. d.h. die arabischen waehler haben "zionistische" parteien gewaehlt.
das beste beispiel sind die arabischen bewohner der golanhoehen, seit 1967 waehlen sie konsequent zu 80 - 90 %rechts (likud = arik sharon). man beteuert vor auslaendischen fernsehkameras die patriotischen gefuehle fuer syrien, geht zur urne und waehlt rechts !
bloss nicht nach hause ins syrische vaterland.
ich weiss nicht, ob du mal in israel warst. in den arabischen doerfern sind geschaefte mit riesigen hebraeischen buchstaben beschriftet. erstens kennen die arabischen nachbarn das geschaeft und brauchen kein schild und zweitens sind die juden die zahlungskraeftigen kunden, an die wendet man sich.
wie ueberall: heroischer kampf um die zionistischen besatzer abzuschuetteln ist eine sache (eine auesserst nebensaechliche), die andere ist die anpassung an die feiertage, ferientage, geschmacksrichtungen usw. der besatzer.
und davon laesst sich weitaus besser leben als bei den arabischen nachbarn, die ja auch fette vertraege mit uns abschliessen.

shalom
miriajm

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Beitrag von miriam »

uebrigens, danke fuer die blumen
aber juden haben auch nicht mehr hirnmasse oder gehirnwindungen als andere
bloss geniessen wir heute die fruechte der verbote von gestern: juden durften keinen boden erwerben, sie durften keiner zunft beitreten, sie konnten jederzeit vertrieben werden.
das einzige, das ihnen niemand nehmen konnte, war der "gehirninhalt", deshalb wurde immer so grossen wert aufs lernen, auf die ausbildung gelegt.
und diese tradition zahlt sich heute aus: die hebraische universitaet und die technische hochschule, das gymnasium in herzeliya, die grossen krankenhaeuser, das weizman institut in rehovot usw. wurden schon lange vor staatsgruendung gegruendet.
shalom
miriam

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