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Verfasst: Freitag 22. Februar 2008, 12:12
von ad_hoc
Das Thema: Was tut sich in Russland?

Dazu gehört dieser Fernsehhinweis:

Putin - vom Spion zum Präsidenten

Heute, Freitag, 22. 02. 08, 2015 h, auf 3SAT

Wladimir Putins Aufstieg begann mit einem Skandal, wobei Putin der "Familie" gegenüber sich hilfreich erwies und mit einer Erpressung dafür sorgte, dass eben ein Skandal verhindert wurde. Der Weg Putins zur Macht ist sehr gut dargestellt. Man beachte überhaupt die Gestik und Mimik Putins zu Beginn seines politischen Wirkens und registriere deren Veränderungen im Laufe der Zeit bis heute.

Sehenswert vor allem für diejenigen, die in Putin noch immer den Heilsbringer für Russland und die Welt sehen.


Gruß, ad_hoc

Verfasst: Freitag 9. Mai 2008, 13:50
von Stephen Dedalus
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 27,00.html

Man fragt sich, ob die Russen auch einmal einen Gedenktag für die Opfer des Leninismus/Stalinismus einführen. Leider fehlt dieser Aspekt der Geschichtsbetrachtung fast völlig...

Verfasst: Freitag 9. Mai 2008, 14:12
von Sebastian
Stephen Dedalus hat geschrieben:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 27,00.html

Man fragt sich, ob die Russen auch einmal einen Gedenktag für die Opfer des Leninismus/Stalinismus einführen. Leider fehlt dieser Aspekt der Geschichtsbetrachtung fast völlig...
:jump: :jump: :jump:
Als ich heute Mittag die Bilder aus Moskau sah, war ich doch einigermaßen erschrocken. Dieses "guck mal was für Waffen ich alles habe" erinnert eher an Nordkorea, was nicht gerade fröhlich stimmt. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat man darauf doch verzichtet, warum jetzt dieses martialische Auftreten?

Verfasst: Samstag 10. Mai 2008, 12:32
von Yeti
Es gibt auch in Europa Staaten die sich so anachronistisch präsentieren. In Frankreich, England und den Vereinigten Staaten gibt's auch Militärparaden. In Frankreich und England mags ein Dünkel und Abgesang auf vergangene glorreiche Zeiten sein, vielleicht auch um die Massen der Unterschicht mit etwas zu beschäftigen. Und was die Vergangenheitsbewältigung betrifft sind gewisse Archivbestände den Zweiten Weltkrieg betreffend in Paris, London und Washington bis heute gesperrt - in Moskau dagegen frei zugänglich. Ich bin weit davon entfernt, Putin zu mögen. Aber es haben eben alle ihre Leichen im geschichtlichen Keller. Die Selbstgerechtigkeit aber, mit der manche ihre Leichen ignorieren, k...t mich manchmal einfach an. Gut dass ich noch nix gegessen hab...

Verfasst: Samstag 10. Mai 2008, 14:10
von Robert Ketelhohn
Man kann sich auch die Paraden der Griechen und Türken anschauen.

Verfasst: Samstag 10. Mai 2008, 16:00
von Peregrin
Bild

Verfasst: Sonntag 11. Mai 2008, 00:56
von Robert Ketelhohn
Sind das die Türken? ;D

Verfasst: Sonntag 11. Mai 2008, 09:00
von Peregrin
Bitte keine Verhöhnungen unserer glorreichen Armee. :ikb_tank:

Verfasst: Montag 12. Mai 2008, 11:36
von Stephen Dedalus
Yeti hat geschrieben:Es gibt auch in Europa Staaten die sich so anachronistisch präsentieren.
Für mich Rußland gehört zu Europa. ;)
In Frankreich, England und den Vereinigten Staaten gibt's auch Militärparaden. In Frankreich und England mags ein Dünkel und Abgesang auf vergangene glorreiche Zeiten sein, vielleicht auch um die Massen der Unterschicht mit etwas zu beschäftigen.
In England guckt sich doch nur die Königin und ihr Troß diesen Kram an, das Volk interessiert sich dafür doch überhaupt nicht.
Und was die Vergangenheitsbewältigung betrifft sind gewisse Archivbestände den Zweiten Weltkrieg betreffend in Paris, London und Washington bis heute gesperrt - in Moskau dagegen frei zugänglich.
Auch erst seit kurzem - und sind es wirklich alle? Die Kritik an England, Frankreich und Washington teile ich. Gerade in GB und USA gehört das offizielle Propagandabild des WK II als "gutem Krieg" gehörig zurechtgerückt. Publizistisch läuft diese Kampagne allerdings schon voll. Buchneuerscheinungen von A C Grayling, Keith Lowe und jüngst von Nicholson Baker erschüttern immer mehr das selbstgerechte Bild, das die Alliierten gerne von sich zeichnen.
Ich bin weit davon entfernt, Putin zu mögen. Aber es haben eben alle ihre Leichen im geschichtlichen Keller. Die Selbstgerechtigkeit aber, mit der manche ihre Leichen ignorieren, k...t mich manchmal einfach an. Gut dass ich noch nix gegessen hab...
Du willst doch Putin und Co. wohl nicht von dieser Selbstgerechtigkeit ausnehmen?

Verfasst: Mittwoch 14. Mai 2008, 02:09
von Yeti
Stephen Dedalus hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:Es gibt auch in Europa Staaten die sich so anachronistisch präsentieren.
Für mich Rußland gehört zu Europa. ;)
Bis zum Ural, wie es unsere Generation im Erdkundeunterricht gelernt hat.
In Frankreich, England und den Vereinigten Staaten gibt's auch Militärparaden. In Frankreich und England mags ein Dünkel und Abgesang auf vergangene glorreiche Zeiten sein, vielleicht auch um die Massen der Unterschicht mit etwas zu beschäftigen.
In England guckt sich doch nur die Königin und ihr Troß diesen Kram an, das Volk interessiert sich dafür doch überhaupt nicht.
Es wird wie bei der Weihnachtsansprache der Queen sein. Sie läuft im Hintergrund, aber im Unterschied zu "Coronation street" hört keiner hin. Aber wenn sie mal ausfiele würd's auffallen. Vielleicht marschieren in Zukunft zuerst die Schotten und dann die Waliser nicht mehr mit, dann fällt's vielleicht auf.
Und was die Vergangenheitsbewältigung betrifft sind gewisse Archivbestände den Zweiten Weltkrieg betreffend in Paris, London und Washington bis heute gesperrt - in Moskau dagegen frei zugänglich.
Auch erst seit kurzem - und sind es wirklich alle?
Das weiss ich nicht, von allen sprach ich nicht. Mein Vater war bis zu seiner Pensionierung Direktor eines Generallandesarchives. Da bekommt man von Kindheit an viel über solche Dinge zu hören, die nicht in den Zeitungen oder Büchern stehen. Was England betrifft sind es hauptsächlich die Bestände des ehemaligen "document centre", die noch Mrs. Thatcher auf weitere Jahrzehnte sperren liess.
Die Kritik an England, Frankreich und Washington teile ich. Gerade in GB und USA gehört das offizielle Propagandabild des WK II als "gutem Krieg" gehörig zurechtgerückt.
Als ich meine Tante in Texas besucht hab, sah ich mir auch das Geschichtsbuch meiner Cousine an. 20 Seiten über die Shoah, eine Seite über die Ausrottung der Indianer und den Sklavenhandel. Da wird sich nichts ändern, fürchte ich.
Publizistisch läuft diese Kampagne allerdings schon voll. Buchneuerscheinungen von A C Grayling, Keith Lowe und jüngst von Nicholson Baker erschüttern immer mehr das selbstgerechte Bild, das die Alliierten gerne von sich zeichnen.
Mein Vater hat mir als Kind davon erzählt ohne dass er die Werke dieser Herren jemals las. Ich bezweifle auch dass in England oder den USA viele diese Bücher lesen. Buchpreisbindung wie hier gibt's ja dort nicht. Vor allem die Heroisierung von historischen Personen wie Churchill und Roosevelt ist grotesk. Mit meinem sudetendeutschen familiären Hintergrund kann ich als Europäer und Deutscher nicht vergessen, wie leichtfertig 12 Millionen Menschen einer "ethnischen Säuberung" und halb Europa den Sowjets übergeben wurde. Aber gerade über Churchill hab ich eine interessante Biographie eines Oxforder Historikers gelesen, aber wie so oft war die Auflage der deutschen Übersetzung viermal so hoch wie die der Originalausgabe.
Ich bin weit davon entfernt, Putin zu mögen. Aber es haben eben alle ihre Leichen im geschichtlichen Keller. Die Selbstgerechtigkeit aber, mit der manche ihre Leichen ignorieren, k...t mich manchmal einfach an. Gut dass ich noch nix gegessen hab...
Du willst doch Putin und Co. wohl nicht von dieser Selbstgerechtigkeit ausnehmen?
Nein, will ich nicht, hab ich auch nicht behauptet. Aber ich freu mich dass Russland weltpolitisch wieder eine grössere Rolle spielt, das war notwendig.

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 13:28
von Nietenolaf
Falls ihr Lust habt, könnt ihr euch einmal mit diesem Film bekanntmachen. Ich denke, er ist vor allem all jenen nützlich, die meinen, das aktuelle Rußland verfalle in Geist & Praktiken der Sowjetzeit. Das ist sehr kurzsichtig, und in diesem Film wird der Blick entsprechend erweitert.

"Der Untergang eines Imperiums - die byzantinische Lektion"

<embed src="http://www.pravoslavie.ru/kino/byzantine-6a60a0.wmv" type="application/x-mplayer2" allowfullscreen="true" width="320" height="300" autostart="0"></embed>

Der Film dauert ca. 71 Minuten, hier in englischer Sprache, es gibt ihn aber auch in anderen Sprachen, nur Deutsch ist leider nicht dabei*. - Sicherlich ist manches in dem Film kritikwürdig, aber man sollte ihn getrost als gewichtige Meinung nehmen.

* Da aber der durchschnittliche Kreuzgang-Diskutant bekanntlich 2-3 Hochschulabschlüsse, mindestens aber den Bildungsstand einer Euro-Sekretärin hat, sollte Englisch kein Problem sein.

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 20:39
von Robert Ketelhohn
Nietenolaf hat geschrieben:<embed src="http://www.pravoslavie.ru/kino/byzantine-6a60a0.wmv" type="application/x-mplayer2" allowfullscreen="true" width="640" height="600" autostart="0"></embed>
Sicherlich ist manches in dem Film kritikwürdig, aber man sollte ihn getrost als gewichtige Meinung nehmen.
Nach den ersten Minuten merke ich zwischendurch kurz an, daß es historisch nicht haltbar ist, das „byzantinische Reich“ als etwas völlig eigenes zu sehen und dem römischen Reich gegenüberzustellen.

Besonders deutlich ist das bei dem Verweis auf den Codex Justiniani als „byzantinische“ Leistung. Es handelt sich hier natürlich um römisches Recht, mit einer langen (west-)römischen Geschichte, und nicht umsonst auch in Byzanz in lateinischer Sprache.

Es wäre also angebracht, die römsichen Kontinuitäten zu sehen, die auch im Osten noch fortgesetzt wurden, als sie im Westen lang untergegangen waren oder, viel später, in veränderter Gestalt neu entdeckt wurden. Ebenso muß man freilich die Diskontinuitäten sehen. Beides gehört zusammen. Insofern ahne ich hier einen etwas einseitigen Blick. Aber auch das kann ja erhellend sein. Schauen wir mal.

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 20:44
von Kurt
Hier gibt es auch den Text zum Film, den ich mir gerade anschaue; insofern schon mal danke für den Link, Nietenolaf.

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 22:26
von Nietenolaf
Der Film hat eindeutig "identitätsstiftende" Funktion. Es ist kein wissenschaftlicher Dokumentarfilm. Alles, was dort gesagt wird, will auf's heutige Rußland bezogen verstanden sein. Es kommen auch schöne Winke mit gigantischen Zaunpfählen vor, und die Einseitigkeiten und Übertreibungen fallen sicher den meisten ohnehin auf. - Die diversen Schwächen und Stärken sind schon Material von ziemlich viel Kritik und Diskussion in Rußland selbst gewesen. - Man kann das alles aber auch einfach nur als Meinung hinnehmen.

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 01:19
von maliems
die russen tun gut daran, dass sie sich nicht den amis ausliefern, wie es die deutschen getan haben.

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 11:39
von anneke6
Was genau meinst Du damit, maliems? Meinst Du, Deutschland hätte gegenüber den Alliierten nicht kapitulieren sollen?

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 15:49
von maliems
anneke6 hat geschrieben:Was genau meinst Du damit, maliems? Meinst Du, Deutschland hätte gegenüber den Alliierten nicht kapitulieren sollen?
ich meine die deutsche außenpolitik

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 20:58
von anneke6
Na da bin ich ja fürs erste beruhigt. Was die deutsche Politik angeht, da enthalte ich mich lieber. Ich bin im Herzen immernoch nicht wirklich ganz deutsch. Kommt vielleicht noch.

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 21:03
von Raimund J.
Hilfe! Wenn ich in diesen Thread reinklicke, kommt immer ein zusätzliches Hinweisfenster:

"Diese Datei kann nicht wiedergegeben werden, weil möglicherweise der Codec nicht unterstützt wird" (Firefox).

Verfasst: Samstag 30. August 2008, 21:26
von Raimund J.
anneke6 hat geschrieben:
@ raimund: Diese Meldung bekomme ich auch immer…aber ich dachte, da währe nur mein Apfelrechner dran schuld.
Einen solchen benutze ich ja auch! ;)

Es liegt an irgend einen Film der in den vorhergehenden Beiträgen gepostet wurde.

Verfasst: Dienstag 30. September 2008, 16:11
von Nietenolaf
Hört, hört! Was macht denn da der Russ mit seinen vorgeblichen "Staatskonzernen"?
''Rußland Aktuell'' hat geschrieben:Kartell-Behörde: Strafen für Gazprom-Neft und TNK-BP
Moskau. Laut der Kartell-Behörde FAS haben die Öl verarbeitenden Unternehmen Gazprom-Neft und TNK-BP ihre Marktmacht mißbraucht und überhöhte Preise durchgesetzt. Den Sündern drohen Millionen-Euro-Strafen.

Als sich im ersten Halbjahr die Klagen über zu hohe Preise für Öl-Produkte häuften, scheuchte der russische Premierminister Wladimir Putin die Beamten der russischen Kartell-Behörde FAS auf. (Federalnaja Antimonopolnaja Sluschba, Föderaler Antimonopol-Dienst).

Putin droht mit Entlassungen

Der Premier empfahl den Beamten endlich „aufzuwachen“ und „aktiv und effektiv ihre Funktion auszuführen.“ Um den Worten Nachdruck zu verleihen, drohte Putin mit personellen Umstrukturierungen innerhalb der Behörde. (...)

Von den blitzschnell angeklagten Unternehmen konnte sich nur SurgutNefteGas ungeschoren aus der Affäre ziehen – (hier weiterlesen)

Verfasst: Sonntag 30. November 2008, 22:04
von Robert Ketelhohn
Die »Junge Welt« (14.11.2008) hat geschrieben:
»Das ist doch ein Witz«

Die in Berlin erscheinende Zeitung des Springer-Konzerns Die Welt veröffentlichte am Donnerstag ein Interview mit Dmitri Rogosin. Der 44jährige russische Diplomat ist seit Januar 2008 ständiger Vertreter seines Landes bei der NATO in Brüssel. In dem Interview heißt es u. a.:

Warum verkündet Präsident Medwedew am Tag von Obamas Wahlsieg die Stationierung von Raketen in Kaliningrad?

Rogosin:
Wären wir Amerikaner, würden wir sagen, daß wir die Raketen dort stationieren, um Bin Laden zu fangen. Was uns eingeredet wird, ist, daß die in Polen geplanten Raketen Gefahren aus dem Iran bekämpfen. Das ist doch ein Witz. Die geplanten US-Waffen in Polen sind so präzise, daß sie in vier Minuten im Palast des Präsidenten oder Premiers oder in Moskau einschlagen könnten.

Wegen Georgien hat die Nato die Konsultationen im NATO-Rußland-Rat ausgesetzt. Welche Bedeutung hat dieses Forum für Sie?

Rogosin:
Der Rat ist nur ein Knochen, den die NATO Rußland zugeworfen hat, damit wir während der Erweiterung den Mund halten. Das ist ein ineffizientes Gremium, in dem nichts geschieht. Als Schüler schon habe ich bei meinem Klassenkameraden ins Heft geschaut. Das mache ich immer noch in Brüssel.

Und was steht in den Heften Ihrer NATO-Kollegen?

Rogosin:
Tagesordnungspunkt eins: nicht kommentieren. Punkt zwei: ignorieren. Punkt drei: sich ausschweigen. Dabei brauchten wir den NATO-Rußland-Rat dringend, um unsere Einschätzungen auszutauschen. Als ich darauf während der Georgien-Krise gedrungen habe, hat man mich ignoriert.

Im Dezember entscheiden die NATO-Außenminister, ob sie Georgien und der Ukraine doch den ersten Schritt zur NATO-Mitgliedschaft anbieten. Was würde passieren?

Rogosin:
Ein Reichstagsbrand wie vor 75 Jahren. Die NATO ist eigentlich in der Lage, für die Sicherheit des Westens zu sorgen. Aber sie ist dabei, sich in einen Sumpf zu verwandeln. Wieso will man Albanien und Kroatien als Mitglieder haben? Die NATO sagt, dies sei eine politische Frage. Der grundlegende Fehler ist zu glauben, daß ein neues Mitglied auch die Identität des Westens annähme. Aber das Gegenteil ist der Fall, die Identität des Westens wird verwässert. Reichen nicht die Polen mit ihren ewigen Launen, muß es Saakaschwili sein, der die NATO in Kriege hineinzieht?

Sie bezeichnen sich selbst gern als „troublemaker“, als einen, der Ärger macht. Hat Putin Sie deshalb nach Brüssel geschickt?

Rogosin:
Ich habe den Ruf, ein effizienter Politiker zu sein, deshalb hat man mich geschickt. Ich bin kein Berufsdiplomat, aber ich verstehe etwas von öffentlicher Diplomatie. Zudem habe ich einen direkten Draht zu Präsident und Premier. Zugegeben, es gibt in Brüssel Beamte, die nicht länger als 30 Minuten mit mir in einem Raum sein wollen, weil sie denken, das sei schädlich für ihre Gesundheit. Angeblich lassen manche Ehefrauen sogar Messen lesen, um den Voodoo-Zauber von ihren Männern zu nehmen, den sie von mir haben. Im Ernst: Ich möchte, daß man miteinander spricht, nicht aneinander vorbei.
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Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Mittwoch 26. August 2009, 11:36
von Robert Ketelhohn
Die »Berliner Zeitung« (26.06.2009) hat geschrieben:
Tod nach der Kunstbetrachtung

Vor einem Moskauer Gericht wird eine Kunstausstellung zum Kriminalfall

Von Christian Esch

Ein leises Summen füllt den engen Gerichtsflur. Es sind die Damen im Kopftuch, die für die gute Sache beten. Für den ehemaligen Museumsdirektor Juri Samodurow, der neben ihnen steht, damit er sein Verbrechen bereut. Für die Zeugen, damit sie darlegen können, wie gotteslästerlich die von ihm ausgestellten Kunstwerke waren. Für die Staatsanwälte und die Richterin, damit sie Gottes Gerechtigkeit schon auf Erden vollziehen. Vermutlich auch für den ausländischen Korrespondenten, auf dass er zum rechten Glauben finde. "Was für unglückliche Menschen!" - seufzen sie.

Am Moskauer Taganski-Gericht entscheidet sich zur Zeit, welche Kunst in Russland ausgestellt werden darf und welche nicht. Niemand wagt vorherzusagen, wie der Prozess ausgehen wird. Angeklagt sind der ehemalige Direktor des Sacharow-Zentrums Samodurow und der prominenteste Kurator für zeitgenössische Kunst in Moskau, Andrej Jerofejew. Die Staatsanwaltschaft bezichtigt sie der Volksverhetzung, darauf steht im schlimmsten Fall fünf Jahre Freiheitsentzug. Samodurow und Jerofejew hatten im Jahr 2007 Kunstwerke versammelt, die im Vorjahr aus Moskauer Ausstellungen verbannt worden waren. "Verbotene Kunst 2006" hieß die Schau, die im Sacharow-Zentrum hinter hohen Stellwänden mit Gucklöchern stattfand. Sie stellte weniger die Kunst aus als die Zensur und vor allem Selbstzensur des Kunstbetriebs.

Die Staatsanwaltschaft sah das anders. Sie spricht von einer "kriminellen Übereinkunft" der Angeklagten mit dem Ziel, das Christentum und insbesondere die orthodoxen Gläubigen öffentlich herabzuwürdigen. [weiter]

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Mittwoch 26. August 2009, 12:09
von Sebastian
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die »Berliner Zeitung« (26.6.29) hat geschrieben:
Tod nach der Kunstbetrachtung

Vor einem Moskauer Gericht wird eine Kunstausstellung zum Kriminalfall

Von Christian Esch

Ein leises Summen füllt den engen Gerichtsflur. Es sind die Damen im Kopftuch, die für die gute Sache beten. Für den ehemaligen Museumsdirektor Juri Samodurow, der neben ihnen steht, damit er sein Verbrechen bereut. Für die Zeugen, damit sie darlegen können, wie gotteslästerlich die von ihm ausgestellten Kunstwerke waren. Für die Staatsanwälte und die Richterin, damit sie Gottes Gerechtigkeit schon auf Erden vollziehen. Vermutlich auch für den ausländischen Korrespondenten, auf dass er zum rechten Glauben finde. "Was für unglückliche Menschen!" - seufzen sie.

Am Moskauer Taganski-Gericht entscheidet sich zur Zeit, welche Kunst in Russland ausgestellt werden darf und welche nicht. Niemand wagt vorherzusagen, wie der Prozess ausgehen wird. Angeklagt sind der ehemalige Direktor des Sacharow-Zentrums Samodurow und der prominenteste Kurator für zeitgenössische Kunst in Moskau, Andrej Jerofejew. Die Staatsanwaltschaft bezichtigt sie der Volksverhetzung, darauf steht im schlimmsten Fall fünf Jahre Freiheitsentzug. Samodurow und Jerofejew hatten im Jahr 27 Kunstwerke versammelt, die im Vorjahr aus Moskauer Ausstellungen verbannt worden waren. "Verbotene Kunst 26" hieß die Schau, die im Sacharow-Zentrum hinter hohen Stellwänden mit Gucklöchern stattfand. Sie stellte weniger die Kunst aus als die Zensur und vor allem Selbstzensur des Kunstbetriebs.

Die Staatsanwaltschaft sah das anders. Sie spricht von einer "kriminellen Übereinkunft" der Angeklagten mit dem Ziel, das Christentum und insbesondere die orthodoxen Gläubigen öffentlich herabzuwürdigen. [weiter]
siehe auch hier http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?f=21&t=983

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Mittwoch 26. August 2009, 12:34
von Robert Ketelhohn
Sebastian hat geschrieben:siehe auch hier http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?f=21&t=983
O, das hatte ich übersehen. Danke für den Hinweis!

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 18:00
von Nietenolaf
Top!

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 18:16
von Albert
Nietenolaf hat geschrieben:Top!
:klatsch:

Die zwei: einer dreht der andere schleift.

Grüße,
Albert

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Dienstag 19. Oktober 2010, 18:20
von Torsten
Lupenreine Fotomontage.

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Mittwoch 22. Juni 2011, 13:52
von Nietenolaf
RIA Novosti hat geschrieben:Debatte in Russland: Kirche bekämpft Gratis-Abtreibungen
Unter Mitwirkung der Russisch-Orthodoxen Kirche ist in der russischen Staatsduma (Parlamentsunterhaus) ein Gesetzentwurf eingebracht worden, mit dem die staatlichen Zuschüsse für Abtreibungen gekürzt werden sollen. Im Interview mit RIA Novosti äußert Erzpriester Maxim Obuchow seine Ansichten zu dem umstrittenen Thema und zur Lösung der Demographie-Krise in Russland.
Video mit Interview (deutsch): http://de.rian.ru/video/211622/259529227.html
Interview als Text (deutsch): http://de.rian.ru/opinion/211617/259494576.html

(Möchte jemand was zum "Papocäsarismus" in Rußland sagen, oder nehmen wir's als "Symphonie"?)

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Montag 27. Juni 2011, 19:45
von Yeti
Nietenolaf hat geschrieben:
RIA Novosti hat geschrieben:Debatte in Russland: Kirche bekämpft Gratis-Abtreibungen
Unter Mitwirkung der Russisch-Orthodoxen Kirche ist in der russischen Staatsduma (Parlamentsunterhaus) ein Gesetzentwurf eingebracht worden, mit dem die staatlichen Zuschüsse für Abtreibungen gekürzt werden sollen. Im Interview mit RIA Novosti äußert Erzpriester Maxim Obuchow seine Ansichten zu dem umstrittenen Thema und zur Lösung der Demographie-Krise in Russland.
Video mit Interview (deutsch): http://de.rian.ru/video/211622/259529227.html
Interview als Text (deutsch): http://de.rian.ru/opinion/211617/259494576.html

(Möchte jemand was zum "Papocäsarismus" in Rußland sagen, oder nehmen wir's als "Symphonie"?)
Das ist ein wirklich gutes Interview. Aber selbst wenn das Cäsaropapismus ist, hätte ich gern auch in Deutschland etwas davon. "Der Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann" (etc.). Allerdings würde ich zuerst die Kostenübernahme der Krankenkassen streichen.

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Montag 27. Juni 2011, 20:25
von Torsten
Eine Gratisabtreibung ist eine Voraussetzung, mit der der Staat (weiter-)leben und die er selber schaffen kann. Ein Kind allein bringt keinen Nutzen, sondern ist erst einmal ein Investitionsgut, das sich später rentieren, (Steuer-)Geld abwerfen muss. Für den Staat ist es angesichts der durch den Konkurrenzdruck erzwungenen Steigerung der Produktivität und der ersichtlichen Wachstumsgrenzen(gleicher Output mit weniger Menschen bzw. mehr Output mit gering steigender, gleichbeleibender oder gar stagnierender Beschäftigung) doch allemal besser, wenn die Frau(aus der Masse) heute und morgen in Beschäftigung bleibt und sich nicht reproduziert, als das sie für eine Reproduktion alimentiert wird, die sich absehbar nicht mehr rentiert, ja zur finanziellen Belastung wird. Macht euch doch keine Illusionen. Der Staat lebt nicht von Menschen, sondern von dem Gewinn, den diese erwirtschaften. Der Staat und die Wirtschaft sind eins. Und der Staat setzt um, was die wirtschaftlichen Zwänge erfordern: Streichung des Erziehungsgeldes für H4-Empfänger. Zum Beispiel.

Gebt mir ein Land, einen Staat, angefüllt mit den rechtgläubigsten, katholischen Familien. Und gebt mir das automatische Subjekt dazu. Und ich sage euch, es wird abgetrieben und ein Klassenkampf von oben geführt.

Re: Was tut sich in Rußland?

Verfasst: Montag 27. Juni 2011, 20:39
von Torsten
Die Lösung. Eine "gerechtere" Verteilung der in der Konkurrenz erwirtschafteteten Gewinne auf Kosten von wem? Dem diese dann wieder zuteil werden? War ja alles nur ein Spiel? Aber was denn für eines? Die Lösung steckt im Mutterleib, aber was willst du für dein Kind? Etwas besseres als für die anderen? Oder ist die Liebe zum Partner das wichtigste und das Wohlergehen der Kinder eine Dreingabe?