Thematisch auf den ersten Blick etwas off-topic, dafür passt's regional, und vielleicht erkennt man ja auf den zweiten Blick einen Zusammenhang ...
http://www.izvestia.ru/news/51887
Stehgreifübersetzung, leicht gekürzt, Hervorhebungen von mir:
Irakische Schiiten gingen den ersten Schritt in die Selbstständigkeit
Die Forderung Muktada al-Sadrs nach vorgezogenen Parlamentswahlen könnte das Ende eines zusammenhängenden Staats bedeuten.
Die Fraktion der irakischen nationalen Bewegung "Al-Iraqiya" kündigte am Dienstag ihre Absicht an, die Sitzung des Rates der Volksvertreter (das Parlament) des Landes zu boykottieren und forderte dazu auch die Mitglieder ihrer Partei auf, die dem Kabinett angehören. Am Vorabend hatte der irakische Schiiten-Führer Muktada al-Sadr dazu aufgerufen, das gegenwärtige Parlament, das im Jahr 21 gewählt wurde, aufzulösen und vorgezogene Neuwahlen auszurufen.
Nach Meinung von Beobachtern deutet dies darauf hin, dass die politische Krise, die den Irak nach dem Abzug der amerikanischen Truppen erfasst hat, gesteuert ist -- und zwar von außen gesteuert.
Der Block "Al-Iraqiya" sei weniger schiitisch als vielmehr pro-amerikanisch, erklärte der Experte des Instituts für Strategische Studien und Analyse Sergej Demidenko der Iswestija. An seiner Spitze steht der Ex-Premier des Irak, Ayad Allawi, der als erster von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Regierungschef ernannt wurde.
In den USA verlässt man sich auf Allawi als neuen Saddam Hussein, der langfristig in der Lage sein dürfte, wenn schon nicht den ganzen Irak, so doch wenigstens die südlichen Öl-Regionen, die von Schiiten bewohnt werden, unter Kontrolle zu halten, fügte der Experte hinzu. ...
Beobachter merken an, dass wahrscheinlich die Regierung von Nouri al-Maliki den Amerikanern nicht mehr genehm ist und dass sie deshalb gestürzt werden soll. In diesem Sinne ist die Forderung nach vorgezogenen Parlamentswahlen im Irak, die Muktada al-Sadr durch seine Anwälte vortragen ließ, sehr nützlich für die USA. ...
Pläne, ein unabhängiges arabisches "Schiastan" im Süden des Irak mit Basra als Hauptstadt zu schaffen, schmiedeten die Amerikaner praktisch seit dem Sturz Saddam Husseins und dem Beginn der Besetzung des Landes. Das einzige Hindernis war die Gefahr, dass ein Staat arabischer Schiiten früher oder später in den Einflussbereich (des ebenfalls schiitischen) Irans geraten könnte.
Allerdings sind arabische Schiiten hauptsächlich Araber und erst in zweiter Linie Schiiten. Die "Mahdi-Armee" und andere schiitische militante Organisationen nahmen in den Jahren des Partisanen-Kriegs gegen das sunnitische Regime von Saddam Hussein zwar gerne Geld- und Waffenhilfe von Teheran an, aber jeder Versuch des Iran, die Schiiten unter seine Kontrolle zu bringen, stieß unweigerlich auf zähen Widerstand.
Nach dem Rückzug der US-Truppen aus dem Irak sind die Amerikaner nicht mehr daran interessiert, auch nur den Anschein der Einheit des Landes zu erwecken. Irakisch-Kurdistan genießt schon lange eine De-facto-Unabhängigkeit, ähnliche Forderungen stellen auch immer lauter die irakischen Turkmenen, die von Ankara unterstützt werden. ...