Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

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Niels
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Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Niels »

Auferstehungsliturgie am Morgen
Die Osterbräuche haben nichts mit germanischen Frühjahrskulten zu tun
DT Nr.42 vom 08.04.2004
Von Thomas Steimer
http://www.die-tagespost.de/Archiv/tite ... sp?ID=8364
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Edith
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Beitrag von Edith »

Also... zum Hasen an sich kann ich nix Kompetenmtes sagen. :nein:

Aber zum Ei. 8)
Das Ei ist auch beim Sedermahl (Abend vor Pessach) in der jüdischen Liturgie das Zeichen des Lebens.
Finde es daher auch an Ostern ein passendes Zeichen des Lebens.

Ich habe allerdings keine Ahnung, wer das in Zusammenhang mit Hasen brachte. Offenbar jemand... der in Biologie geschwänzt hat. :D

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hm. Aus dem hartgekochten oder gerösteten Seder-Ei schlüpft kein Leben mehr, Edith. Mit scheint, das ist bei den Juden eher Symbol für das Tempelopfer, und zugleich ein Trauersymbol …
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Edith
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Beitrag von Edith »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Hm. Aus dem hartgekochten oder gerösteten Seder-Ei schlüpft kein Leben mehr, Edith. Mit scheint, das ist bei den Juden eher Symbol für das Tempelopfer, und zugleich ein Trauersymbol …
Das Ei (=Leben) wird in Salzwasser (=Tränen) getunkt... als Zeichen für das traurige Leben, das Israel in Ägypten hatte....
ich finde diese Zeichen schon irgendwie gut... :ja: wenn ich dann in der Osternacht die Lesung höre, wie Israel durchs rote Meer zog.... wir lesen das immerhin am Tag an dem wir die Auferstehung feiern,... nach dem Kreuzestod.... irgendwie beeindruckt mich diese Übereinstimmung der Zeichen sehr.....

Aber: woher kommt dieser ominöse Hase eigentlich?

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Der Hase ist, wie das Ei auch, ein uraltes religiöses Symbol für Fruchtbarkeit, d.h. für Leben, da er pro Jahr durchschnittlich zwanzig junge Hasen zur Welt bringt.
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(Diogenes Laërcius)

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Juergen
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Lioba
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Lioba »

Kurz mal reinguck :huhu: Frohe Ostern!

Eine Frage: was ist eigentlich mit dieser Frühlingsgöttin Ostera? Wo taucht die auf? Keltisch, germanisch? Und wo taucht die in den späteren Überlieferungen auf? Ich habe die Dame weder im Mabinogion noch in der neuen und älteren Edda gefunden. :achselzuck:
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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taddeo
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von taddeo »

Lioba hat geschrieben:Kurz mal reinguck :huhu: Frohe Ostern!
Eine Frage: was ist eigentlich mit dieser Frühlingsgöttin Ostera? Wo taucht die auf? Keltisch, germanisch? Und wo taucht die in den späteren Überlieferungen auf? Ich habe die Dame weder im Mabinogion noch in der neuen und älteren Edda gefunden. :achselzuck:
Unser südliches bzw. östliches Nachbarland hieß doch früher "Ostarichi". Man sollte mal Linus fragen ...

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Lioba
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Lioba »

Scherzkeks!!
So, ich muss schon wieder los- macht´s gut.
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Niels
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Niels »

Die Göttin Ostara ist eine "neu-heidnische" Erfindung aus der 2. Hälfte des 19. Jh. (habe leider gerade keine Quellen zur Hand).
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Juergen
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Juergen »

Da hilft sogar die Wiki... http://de.wikipedia.org/wiki/Ostara
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Niels
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Niels »

Juergen hat geschrieben:Wiki... http://de.wikipedia.org/wiki/Ostara
:patsch:
Stimmt.
Danke, Jürgen...in diesem Wiki-Artikel findet man auch brauchbare Literaturhinweise.
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Peregrin
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Peregrin »

Lioba hat geschrieben: Eine Frage: was ist eigentlich mit dieser Frühlingsgöttin Ostera? Wo taucht die auf?
Ein Grimm'sches Märchen, weiter nichts.
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Esperanto
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Esperanto »

Nach dem "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" ist das Osterei im Mittelalter nicht bezeugt, jedoch gelte das Ei ja weltweit als Symbol der Lebenskraft und Fruchtbarkeit, sodass es sicher auch schon bei den Germanen diesen Symbolwert hatte (und Ukrainer und Basken betreiben ja z.B. auch diesen Eierkult an Ostern). Vor allem sei aber in der Fastenzeit der Verzehr von Eiern verboten gewesen - das erklärt natürlich sehr gut den Brauch der Ostereier. Die Kirche habe im 12.Jh. die benedictio ovorum eingeführt, man habe Gründonnerstag, Karfreitag und am Ostersonntag Eier verzehren dürfen. Erste bemalte Eier seien ab 1553 bezeugt - die Kinder würden sie von ihren Taufpaten erhalten. Bereits Abt von Schuttern schreibt 1691: "Den hiesigen Kindern verstecke ich Ostereier im Garten." Im Aberglauben lege der Hase die Eier. Frühestes Zeugnis für den Osterhasen stamme aus dem Jahre 1682. Manche Gegenden würden den Osterhasen aber überhaupt nicht kennen.

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cantus planus
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von cantus planus »

Niels hat geschrieben:Die Göttin Ostara ist eine "neu-heidnische" Erfindung aus der 2. Hälfte des 19. Jh. (habe leider gerade keine Quellen zur Hand).
Nach meinen Liturgikvorlesungen vor wenigen Jahren war der Kenntnisstand, dass nicht einmal das stimmt. Offenbar ist sie tatsächlich Erfindung katholischer Liturgiker, die unbedingt "Ostern" erklären können wollten. Außerhalb des kirchlichen Raumes, und immer in Zusammenhang mit dem Namen "Ostern", kommt sie nämlich gar nicht vor.
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lifestylekatholik
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Die Göttin Ostara ist eine "neu-heidnische" Erfindung aus der 2. Hälfte des 19. Jh. (habe leider gerade keine Quellen zur Hand).
Nach meinen Liturgikvorlesungen vor wenigen Jahren war der Kenntnisstand, dass nicht einmal das stimmt. Offenbar ist sie tatsächlich Erfindung katholischer Liturgiker, die unbedingt "Ostern" erklären können wollten.
Vielleicht willst du dir einmal den schon oben verlinkten Wikipädieartikel dazu durchlesen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Robert Ketelhohn
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Zu Ostereiern und -hasen und Weihnachtsbäumen ist eigentlich nicht mehr zu sagen als schon oben getan. Es reicht nicht auszugraben, daß meinetwegen schon Australopithecinen oder weiß der Geier wer ihre Eier bemalten. Es wäre schon nötig, Kontinuitäten nachzuweisen. Die gibt es aber nicht. Freilich folgt aus dem Christentum keineswegs notwendig das Osterei. Im romanischen Bereich gibt es das in der Form auch nicht, wohl aber bei Germanen und Slawen. Kulturelle und wirtschaftliche Voraussetzungen scheinen also doch vorliegen zu müssen. An irgendwas muß man ja anknüpfen, so an tatsächlich vorhandene Eier, Zinstermine und Verständnishorizonte. Aber es gibt hier keine heidnisch-abergläubischen Traditionen (welche es in andern Bereich unbestrittenerweise gibt).

Die berüchtigte „Eostre“ oder auch „Ostara“, hatte ich gehofft, habest du aus Einsicht bisher nicht erwähnt. Nun ja. Laß dir sagen: Die Dame ist ein reines Phantom. Der einzige Hinweis kommt vom angelsächsischen Kirchenhistoriker Beda Venerabilis, den du ja in englischer Übersetzung zitierst.

Allerdings ist deine Formulierung – wahrscheinlich unbeabsichtigt – recht irreführend, Beda schreibe »von angelsächsischen „Eostrefeiern im April“«. Das klingt, als kennte er derlei aus eigener Anschauung und berichte wohl gar Details davon. In Wahrheit sagt Beda nur, irgendwann einmal habe man solche Feste gefeiert. Letztlich geht es nur darum, den altenglischen Monatsnamen Eosturmonath mit der Hypothese einer heidnischen Frühlingsgöttin Eostre zu erklären.

Für diese angebliche Gottheit gibt es aber keinerlei sonstigen Beleg, und ihre festlandgermanische Cousine Ostara ist vollends ein Produkt des neuzeitlich-romantischen Germanensyndroms. „Ostern“ hängt etymologisch vielmehr mit „Osten“ zusammen (ursprünglich „Morgenrot“; vgl. im Englischen dasselbe Verhältnis von Easter und East).

Vielleicht lehnt der Begriff „Ostern“ sich auch schon an die sekundäre Bedeutung des Wortes „Osten“ an, nämlich „Aufgang“ (der Sonne): Dann könnte „Ostern“ von Anfang an unmittelbar die Auferstehung bezeichnet haben, wobei ohne Zweifel die mit Christus und seiner Auferstehung verbundene Lichtsymbolik ihre Rolle gespielt hätte. Sollte dagegen die Lichtbedeutung bei der Benennung noch im Vordergrund gestanden haben – was ich für eher unwahrscheinlich halte –, so hätte der Begriff von der ins Morgengrauen hineinreichenden Feier der Osternacht seinen Ausgang genommen. Jedenfalls aber sind das Fest und seine Bräuche – abgesehen vom dummen Hasenvieh – ganz eindeutig christlichen Ursprungs.
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taddeo
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von taddeo »

Auch wenn die Saison für Ostereier eigentlich schon vorbei ist:

Der Sinn der Oster-Eier
(Runterscrollen bis fast zum Ende der Seite!)
Die Eier- oder Speisenweihe zu Ostern ist uralt. Im alten Messbuch des Papstes Paul V. (1605 - 1621) betete der Priester in der Ostermesse: „Segne, Herr, wir bitten dich, diese Eier, die du geschaffen hast, auf dass sie eine bekömmliche Nahrung für deine gläubigen Diener werden, die sie in Dankbarkeit und in Erinnerung an die Auferstehung des Herrn zu sich nehmen.”

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overkott
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Re: Hase und Eier - heidnische Osterbräuche?

Beitrag von overkott »

Das war mir noch gar nicht so bekannt.

Das Sonntags- und Frühstücksei gibt es ja nicht nur in der Osterzeit.

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