Anläßlich der Abhalfterung von Ex-Minister Jung schrieb ich nebenan:
Guttenberg wird zum Führer … äh, zur Führungspersönlichkeit aufgebaut.
Man stelle sich vor, Frau Merkel würde plötzlich umkommen (der Herr ver-
schone sie, uns aber auch). Guttenberg wäre der geborene Nachfolger.
Nun schau einer an, wie ihn uns »Die Welt« heute präsentiert, den Führer von
morgen:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg wird maximal Bundeskanzler und hat mit dem Führer nichts am Hut!
iustus hat geschrieben:Mit Guttenberg als Kanzler könnte ich vielleicht wieder CDU wählen.
Ansonsten sieht´s gemischt aus: Dass von der Leyen endlich aus dem Familienministerium raus ist, gäbe Anlass zur Hoffnung, wenn nicht Köhler nachfolgen würde, die dem Vernehmen nach bislang keinen sehr moralischen Lebenswandel geführt hat. Das zeigt, dass von der CDU endgültig keine Hochschätzung der normalen Familien mehr zu erwarten ist.
Na ja. Die jetzige Aktion ist kein Zufall. Die Bildzeitung feuert nicht einfach
mal so auf die militärische Führung und einen Minister. Ihr Material hat sie
auch kaum zufällig auf dem Müllplatz gefunden.
Guttenberg hat sich als Wirtschaftsminister bei den wichtigen Leuten vorge-
stellt. Ich schätze, er hat gefallen. Er mag auch Hinweise erhalten haben, daß
aus dem Opel-Verkauf nichts werde. Jedenfalls hat er sich da sehr zurückge-
halten. Und es war nicht er, den die Amis mit dem unverschämten Rückzie-
her desavouiert haben, sondern Frau Merkel, die sich noch am Vormittag ge-
bumfidelt fühlte, weil sie bei Obama speichellecken durfte, bevor am Nach-
mittag die Pustekuchenbombe platzte.
Jemand hat also, das ist ganz klar, über eigne Leute in der Bundeswehr und
die Bildzeitung Guttenberg einen hervorragenden Paß zugespielt, den dieser
bravourös angenommen und umgehend verwandelt hat. Ein klassisches Vol-
leytor, sozusagen.
Aber in wessen Mannschaft spielt Guttenberg? Wer hat ihn da in Position ge-
bracht? (Nein, Sееhofеr gewiß nicht.)
Stell doch dem Freiherrn mal einige Gretchenfragen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Als ich den Namen zum ersten Mal hörte (nein, nicht Overkott sondern Guttenberg) dachte ich - rein assoziativ - an zu Sebottendorf. Hier ist wieder ein Verweis ans Dritte Reich. Schon wieder ein merkwürdiger Zufall.
Grauenhaft und hoffentlich ganz weit weg von dem Mann im Parlament.
iustus hat geschrieben:wenn nicht Köhler nachfolgen würde, die dem Vernehmen nach bislang keinen sehr moralischen Lebenswandel geführt hat.
Woher weißt Du das?
Sie ist ledig und kinderlos, was für eine Familienministerin außergewöhnlich ist, aber sie ist auch Glied der sichtbaren rechtgläubigen Kirche (SELK). Letzteres macht Hoffnung.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"
Nassos hat geschrieben:Als ich den Namen zum ersten Mal hörte (nein, nicht Overkott sondern Guttenberg) dachte ich - rein assoziativ - an zu Sebottendorf.
Wie kommst du denn auf den?
(Wenn ich auch mal meine damals erste Assoziation zu Guttenberg in die Runde werfen darf: Stoltenberg.)
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«
iustus hat geschrieben:wenn nicht Köhler nachfolgen würde, die dem Vernehmen nach bislang keinen sehr moralischen Lebenswandel geführt hat.
Woher weißt Du das?
Wie ich schrieb, habe ich es vernommen - von Leuten, die sie besser kennen. Allerdings ist sie wohl "seit längerer Zeit fest liiert". Ich würde mich freuen, wenn sie mich positiv überrascht.
Wie ich durch den Deutschlandfunk vorgestern erfuhr, gedenkt die neue Familienministerin demnächst ihren Freund zu ehelichen; Kinder sind geplant.
Was den derzeitigen Verteidigungsminister anbelangt, so hat er das notwendige Gespür für Handlungsbedarf bzw. den Verzicht darauf, die Intelligenz und entsprechendes Wissen sowieso, und vor allen Dingen ist er entscheidungsfreudig und er agiert und reagiert ohne Verzögerung. Beziehungen hat er ohne Ende.
Das ist ein Mann, von deren Sorte eine Regierung gar nicht genug haben kann.
Kommt nichts dazwischen, ist Tante Merkel in längstens vier Jahren weg vom Fenster.
Ich denke, dass sich diejenigen, die in der CDU/CSU noch was werden wollen und den notwendigen Ehrgeiz besitzen, sich um ihn scharen werden. Für die Opposition wird es zusehends ungemütlicher werden, und klar, werden sich diese auf von Guttenberg einschießen. Sonst können sie ja nichts.
Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)
Nun mal halb lang. Zu den politischen Qualitäten der neuen Familienministerin hab ich ja schon geschrieben. Da ist nicht viel zu erwarten. Allerdings find ich es erbärmlich, sich an deren Lebensumständen hochzuziehen.
Zunächst ist sie nicht katholisch. Damit muss sie die kanonische Formpflicht nicht erfüllen. Die moralische Beurteilung ihres Zusammenlebens orientiert sich also an ihrer Gemeinschaft. Deren Gemeinschaft kennt kein Ehesakrament und auch keine Formpflicht, dafür akzeptiert sie aber Ehescheidung.
Wenn nun K und ihr Partner sich ausdrücklich oder konkludent deutlich gemacht haben, daß sie zusammen gehören, spricht aus meiner Sicht nichts gegen die Annahme einer Naturehe. Andernfalls müsste man annehmen, die Erklärung vor einem dt. Standesamt mache für einen Katholiken einen moralischen Unterschied. Dem widerspreche ich als Kulturkämpfer. Das Standesamt ist nur dazu da, die Rechtsgrundlage für Steuerklasse III zu legen. Dies wiederum ist keine Frage der Moral.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!
Die Familienumstände des Familienministers oder der Familienministerin sind natürlich von Bedeutung für seine/ihre Bewertung. Dass sie seit Längerem fest liiert ist, war gar nicht Gegenstand meiner Kritik.
Nassos hat geschrieben:Als ich den Namen zum ersten Mal hörte (nein, nicht Overkott sondern Guttenberg) dachte ich - rein assoziativ - an zu Sebottendorf.
Wie kommst du denn auf den?
(Wenn ich auch mal meine damals erste Assoziation zu Guttenberg in die Runde werfen darf: Stoltenberg.)
Ich weiß es nicht, kannst Du immer alle Deine Assoziationen nachvollziehen? Vielleicht war mir der Dorfname einfach geblieben, wegen des ganzen Thuleschnickschnacks und weil es ein nichtalltäglicher Name ist. Dazu kommt das Doppel-T.
Irgendwas in der Richtung...
Wobei ich darauf hinweisen darf, daß der Name derer zu Guttenberg historisch
korrekt mit langem -ū- auszusprechen ist. Konsonantenverdopplung als Anzeiger
einer vorausgehenden Vokallänge ist eine im Frühneuhochdeutschen gar nicht so
selten anzutreffende Marotte.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Nein, das war ein „weißer Schimmel“. Ein durchaus erlaubtes Stilmittel.
Spülmittelfrei hätte es natürlich heißen müssen:
„… mit langem -u- (-ū-) auszusprechen …“.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nein, das war ein „weißer Schimmel“.
Besser als schwarzer Schimmel
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr. - Offline -
cantus planus hat geschrieben:Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan wirft das Handtuch. Vermutlich das Klügste, was er tun konnte... Jung wird ja von der eigenen Partei bereits pauschal freigesprochen (er habe nichts gewusst, was für einen Minister auch kein Kompliment ist). Da wird die Suche nach dem Bauernopfer bald weitergehen. Vermutlich wird der damals kommandierende Oberst auch noch abgesägt werden.
Ex-General Schneiderhan keilt gegen Minister zu Guttenberg: "Unwahrheit gesagt"
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wobei ich darauf hinweisen darf, daß der Name derer zu Guttenberg historisch
korrekt mit langem -ū- auszusprechen ist. Konsonantenverdopplung als Anzeiger
einer vorausgehenden Vokallänge ist eine im Frühneuhochdeutschen gar nicht so
selten anzutreffende Marotte.
Das heißt ein Herr Schlütter (ich habe in letzter Zeit nit einem solchen öfter zu tun) spricht sich korrekt also "Schlüüter"?
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein
Das kann man pauschal schlecht beantworten, weil es auch auf die Herkunftsregion ankommt. In meiner Heimatstadt gibt es einen Stadtteil namens "Buer". Der wird "Buhr" ausgesprochen. Die gleichnamiger Stadt Buer im Ruhrgebiert heißt hingegen "Bühr". Der Familienname Coenen kann "Köhnen" ausgesprochen werden oder "Kohnen". Granzow als Familienname "Granzoff", "Granzau" oder "Granzoo".
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.
Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Threadtitel: Freiherr Guttenberg – Kanzler in spe?
Oder doch nur Ex-Verteidigungsminister ?
Gruß Jürgen
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Glaube ich nicht. Die Opposition ist froh, mal von eigenen Problemen ablenken zu können. Objektiv gesehen gibt es keinen vernünftigen Grund, warum zu Guttenberg zurücktreten sollte. Noch eine Woche, und das Trara ist vorüber.
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cantus planus hat geschrieben:Glaube ich nicht. Die Opposition ist froh, mal von eigenen Problemen ablenken zu können. Objektiv gesehen gibt es keinen vernünftigen Grund, warum zu Guttenberg zurücktreten sollte.
Wenn er die beiden Herren zu Unrecht geschasst hat, dann schon. Das wird sich wohl erst in Wochen herausstellen. Guttenberg ist jedenfalls zu vorschnell und schneidig.
Zuletzt geändert von Edi am Donnerstag 17. Dezember 2009, 19:32, insgesamt 1-mal geändert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.
Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.
Kanzler in spe?: Ich vermute, dass nicht. Einer aus der CSU wird weder Bundeskanzler noch -präsident. Außerhalb Bayerns kommt die Partei zu klerikal rüber (obwohl das nicht stimmt, ich weiß). Hans Maier hätte einen guten B'präsidenten gegeben und wurde es nicht.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wobei ich darauf hinweisen darf, daß der Name derer zu Guttenberg historisch
korrekt mit langem -ū- auszusprechen ist. Konsonantenverdopplung als Anzeiger
einer vorausgehenden Vokallänge ist eine im Frühneuhochdeutschen gar nicht so
selten anzutreffende Marotte.
Das heißt ein Herr Schlütter (ich habe in letzter Zeit nit einem solchen öfter zu tun) spricht sich korrekt also "Schlüüter"?
Historisch gesehen natürlich. Ob die Familie selber das noch weiß und
sich so spricht, ist ’ne andere Frage. Frag ihn.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
cantus planus hat geschrieben:Das kann man pauschal schlecht beantworten, weil es auch auf die Herkunftsregion ankommt. In meiner Heimatstadt gibt es einen Stadtteil namens "Buer". Der wird "Buhr" ausgesprochen. Die gleichnamiger Stadt Buer im Ruhrgebiert heißt hingegen "Bühr". Der Familienname Coenen kann "Köhnen" ausgesprochen werden oder "Kohnen". Granzow als Familienname "Granzoff", "Granzau" oder "Granzoo".
Da setze ich noch einen drauf:
Die Gemeinde Buir, heute ein Ortsteil von Kerpen, wird auch wie "Bühr" ausgesprochen.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wobei ich darauf hinweisen darf, daß der Name derer zu Guttenberg historisch
korrekt mit langem -ū- auszusprechen ist. Konsonantenverdopplung als Anzeiger
einer vorausgehenden Vokallänge ist eine im Frühneuhochdeutschen gar nicht so
selten anzutreffende Marotte.
Das heißt ein Herr Schlütter (ich habe in letzter Zeit nit einem solchen öfter zu tun) spricht sich korrekt also "Schlüüter"?
Historisch gesehen natürlich. Ob die Familie selber das noch weiß und
sich so spricht, ist ’ne andere Frage. Frag ihn.
Ja er stellte sich mit "Schlütter" vor - und ich dachte sofort "ah Piffke dem ist das ie verlustig gegangen". Er kommt aus Mainz.
Zuju den Orts und Familiennamen - ich sag nur "Dienten"
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein