Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ist auf Distanz zum christlichen Glauben gegangen. Heute fühle er sich am stärksten vom Buddhismus angezogen, sagte der 92-jährige Politiker am 2. Mai in der ARD-Sendung „Beckmann“...
Auch seine christliche Sozialisation sieht Schmidt überwiegend kritisch. Als Konfirmand habe er christliche Bekenntnisse auswendig gelernt, sie aber nicht geglaubt....
1942 hätten er und seine im Oktober verstorbene Frau Loki kirchlich geheiratet, um die Kirche stärken. Beide hätten gehofft, dass die Kirchen nach Kriegsende für einen Neuanfang mit Anstand und Grundwerten sorgen würden. Dazu habe sich Loki taufen lassen, obwohl sie eine überzeugte Anhängerin von Darwins Evolutionstheorie gewesen sei. Der Pfarrer habe Lokis Einstellung akzeptiert. Auch in ihrem weiteren Leben habe die Kirche keine große Rolle gespielt...
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr. - Offline -
Fairerweise hättest Du allerdings dann auch das ganze Gespräch reinbringen sollen, insbesondere die Begründung für seine Distanzierung zum Christentum, eine hochtheologische (die Frage nach Gott in dem Leid des Weltkrieges) übrigens auch die Begründung, wieso beide kirchlich heirateten (ein Vertrauen in die Kirche in einer Zeit der Abwesenheit jegllicher moralisch-ethischer Autorität in einem untergehenden Land) Auch die "Nähe zum Buddhismus" wurde falsch aus dem Gespräch interpretiert. Schmidt fühlt sich keiner Religion hingezogen, vielmehr sieht er im Buddhismus die größte Übereinstimmung mit einer Ethik des Friedens ausgehend von den Religionen.
tmansor hat geschrieben:Fairerweise hättest Du allerdings dann auch das ganze Gespräch reinbringen sollen, insbesondere die Begründung für seine Distanzierung zum Christentum, eine hochtheologische (die Frage nach Gott in dem Leid des Weltkrieges) übrigens auch die Begründung, wieso beide kirchlich heirateten (ein Vertrauen in die Kirche in einer Zeit der Abwesenheit jegllicher moralisch-ethischer Autorität in einem untergehenden Land) Auch die "Nähe zum Buddhismus" wurde falsch aus dem Gespräch interpretiert. Schmidt fühlt sich keiner Religion hingezogen, vielmehr sieht er im Buddhismus die größte Übereinstimmung mit einer Ethik des Friedens ausgehend von den Religionen.
Tarec
Das typische Gerede eines Vertreters der Kriegsgeneration ("Nach Auschwitz kann man nicht mehr an Gott glauben" etc.). So sehr ich Schmidt schätze, so enttäuschend ist hier die offensichtliche Weigerung, sich wirklich auf die Fragen einzulassen.
Ob der Buddhismus in irgendeiner Weise "friedlicher" ist, als das Christentum - und ob ein recht egozentrisches Streben nach Selbsterlösung wirklich der abendländischen Gesellschaftsordnung entspricht - sei einmal sehr in Frage gestellt.
Mir scheint Schmidt hier wirklich in erstaulich leichtgläubiger Art und Weise einem gesellschaftlichen Trend nachzulaufen. Auch in Hollywood grassiert ja der Buddhismus - oder jenes fernöstliche Schwärmertum, welches man für Buddhismus hält - seit Jahren wie die Grippe.
Zuletzt geändert von cantus planus am Donnerstag 5. Mai 2011, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
Ehrlich gesagt, mich hat die kirchliche Trauerfeier für Loki auch gewundert. Loki sagte immer "Ich als Heide…" und ihre Vorstellung von einem Leben nach dem Tode war, daß die Moleküle weiter existieren und in Samenkörner, Pflanzen und Tiere übergehen.
Juergen hat geschrieben:Altkanzler Schmidt und der geheuchelte Glaube
Wie meinst du diesen Thread-Titel?
Möglicherweise mentalrestriktiv?!
Gruß Jürgen
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cantus planus hat geschrieben:[Das typische Gerede eines Vertreters der Kriegsgeneration ("Nach Auschwitz kann man nicht mehr an Gott glauben" etc.). So sehr ich Schmidt schätze, so enttäuschend ist hier die offensichtliche Weigerung, sich wirklich auf die Fragen einzulassen.
Ich glaube, du tust Schmidt Unrecht, wie auch mittelbar der "Kriegsgeneration". Infolge des Krieges haben viele einen starken Glaubensimpuls erhalten (der Papst z.B. und die vielen Priester der Weihejahrgänge in den 50ern.) Genauso haben aber die moralischen Erschütterungen bei vielen zum Glaubensverlust geführt (z.B. Deschner) oder zu einem großen Mißtrauen gegenüber der sichtbaren Kirche (z.B. Böll). Aus der Verwirrtheit der Kriegsgeneration sind ua. die 68er entsprossen und deren Kinder zeigen nun teilweise Sehnsucht nach alten Werten. Das vom Nationalsozialismus entfesselte Höllenspektakel des Krieges und der Shoah hat Wunden geschlagen, die heute noch fortwirken und die vom Nationalsozialismus verbreiteten Unwerte sind in der Gesellschaft noch sehr verwurzelt. (Damit meine ich weniger die paar Jungnazis sondern die fehlende Ehrfurcht vor dem Leben.) - Schmidt ist doch, ich bin nicht ganz sicher, vor vielen Jahren aus der ev.-luth. Landeskirche aus- und in die SELK eingetreten. Das würde nun nicht für eine laxe Haltung zum Christentum sprechen.
Du bist für den Himmel unterwegs.
Je mehr du ausgibst, desto mehr wirst du einnehmen.
Arcangelus hat geschrieben:Schmidt ist doch, ich bin nicht ganz sicher, vor vielen Jahren aus der ev.-luth. Landeskirche aus- und in die SELK eingetreten.
Nein, das war Hans Apel (Minister unter Schmidt). Wahrscheinlich meinst Du ihn.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"
Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
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anneke6 hat geschrieben:Ehrlich gesagt, mich hat die kirchliche Trauerfeier für Loki auch gewundert. Loki sagte immer "Ich als Heide…" und ihre Vorstellung von einem Leben nach dem Tode war, daß die Moleküle weiter existieren und in Samenkörner, Pflanzen und Tiere übergehen.
Kirchliche Trauerfeiern gibt es doch für jedes Kirchenmitglied, unabhängig von seinem Glauben?
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"
cantus planus hat geschrieben:Ob der Buddhismus in irgendeiner Weise "friedlicher" ist, als das Christentum (...) sei einmal sehr in Frage gestellt.
Der Journalist und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour widersprach Schmidt in der Sendung im Blick auf den Buddhismus. In dem stark vom Buddhismus geprägten Land Kambodscha habe es „Killing Fields“ (Tötende Felder) gegeben. Diese Bezeichnung bezeichnet den Massenmord der Roten Khmer, die von 1976 bis 1979 rund zwei Millionen Menschen umgebracht hatten.
Arcangelus hat geschrieben:Schmidt ist doch, ich bin nicht ganz sicher, vor vielen Jahren aus der ev.-luth. Landeskirche aus- und in die SELK eingetreten.
Nein, das war Hans Apel (Minister unter Schmidt). Wahrscheinlich meinst Du ihn.
Der Journalist und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour widersprach Schmidt in der Sendung im Blick auf den Buddhismus. In dem stark vom Buddhismus geprägten Land Kambodscha habe es „Killing Fields“ (Tötende Felder) gegeben. Diese Bezeichnung bezeichnet den Massenmord der Roten Khmer, die von 1976 bis 1979 rund zwei Millionen Menschen umgebracht hatten.
aus dem verlinkten kath.net-Artikel.
Richtig so. Der Buddhismus ist eine ungerechte und unbarmherzige Religion.
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cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
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cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
Schmidts Distanz zum Christentum besteht schon viel länger. Nicht erst seit den letzten Jahren.
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Der Journalist und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour widersprach Schmidt in der Sendung im Blick auf den Buddhismus. In dem stark vom Buddhismus geprägten Land Kambodscha habe es „Killing Fields“ (Tötende Felder) gegeben. Diese Bezeichnung bezeichnet den Massenmord der Roten Khmer, die von 1976 bis 1979 rund zwei Millionen Menschen umgebracht hatten.
aus dem verlinkten kath.net-Artikel.
Richtig so. Der Buddhismus ist eine ungerechte und unbarmherzige Religion.
Den Geist des Buddhismus bei den Roten Khmer zu suchen, ist schon etwas gewagt. (Schreibt er schon an einer Kriminalgeschichte des Buddhismus?) - Unabhängig davon ist die romantische Kuschelversion des Buddhismus, wie sie in Europa populär wurde, streng genommen eine satanische Täuschung.
Du bist für den Himmel unterwegs.
Je mehr du ausgibst, desto mehr wirst du einnehmen.
Ich habe mir die Sendung angesehen und kann cantus planus nur zustimmen.
Schmidt kratzt nur an der Oberfläche herum mit seinen Aussagen über die christliche Religion und Gott.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.
Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.
cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
Daß die "goldene Regel" allein prinzipiell kein Grundsatz der Moral sein kann, wissen wir schon seit Augustinus. - Schon er hat unmoralisches Handeln aufgezeigt, welches - obwohl unmoralisch - nicht gegen die goldene Regel verstößt.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr. - Offline -
cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
Daß die "goldene Regel" allein prinzipiell kein Grundsatz der Moral sein kann, wissen wir schon seit Augustinus. - Schon er hat unmoralisches Handeln aufgezeigt, welches - obwohl unmoralisch - nicht gegen die goldene Regel verstößt.
Jaja, es geht ja hier um Schmidt'sche Altersweisheit. Ich seh grad in der SZ, daß Schmidt zum Thema grad ein Buch herausgebracht hat, der Rezensent sieht in ihm sogar einen "engagierten Christen". http://www.sueddeutsche.de/kultur/neues ... -1.193147
Nun ja. (Die christliche Gretchenfrage nach dem Auferstehungsglauben hat ja Schmidt keiner gestellt, die SZ gehört ja mit zu den Agenten eines "Zivilchristentums", bei Schmidt dürfte dort nur stören, daß er sich nie hat scheiden lassen.)
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Der Journalist und Nahost-Experte Peter Scholl-Latour widersprach Schmidt in der Sendung im Blick auf den Buddhismus. In dem stark vom Buddhismus geprägten Land Kambodscha habe es „Killing Fields“ (Tötende Felder) gegeben. Diese Bezeichnung bezeichnet den Massenmord der Roten Khmer, die von 1976 bis 1979 rund zwei Millionen Menschen umgebracht hatten.
aus dem verlinkten kath.net-Artikel.
Richtig so. Der Buddhismus ist eine ungerechte und unbarmherzige Religion.
Den Geist des Buddhismus bei den Roten Khmer zu suchen, ist schon etwas gewagt.
Genauso gewagt wie den Geist des Christentums in den zwei Weltkriegen zu suchen. Das ist die Botschaft von Scholl-Latour.
Ich hätte Schmidt eine intellektuellere Auseinandersetzung mit christlichem Denken zugetraut. Vor allem hat er sich offen sichtlich zu wenig mit den Thesen Jesus auseinander gesetzt. Vielleicht mag das mit seiner konfessionellen Sozialisation zu tun haben. Individualfrömmigkeit stellt hohe Anforderungen an ein persönliches Engagement im Umgang mit biblischen Texten. Ein kirchliches Umfeld mit großen Sympathien für eine negative Theologin erleichtert den Zugang zum Offenbarungsglauben als positive Aussage über die Natur und ethischen Anspruch nicht. Andererseits müsste er gerade als Politiker die Personalisierung einer Botschaft besonders gut verstehen. Daher wirkt Schmidt überraschend unreflektiert.
Edi hat geschrieben:Ich habe mir die Sendung angesehen und kann cantus planus nur zustimmen.
Schmidt kratzt nur an der Oberfläche herum mit seinen Aussagen über die christliche Religion und Gott.
Warum glaubst du, dass er so populär ist? Weil er eben nur in Klischees spricht und kein Thema originell angeht. Solche Leute müssen beliebt werden, weil sie schön rund und ohne jede Kante sind und den Anschein geben, über alles erhaben zu sein. Mich inspiriert es nicht.
P.S. Nur sein allgegenwärtiges Rauchen kann Anstoß für viele sein. Das ist freilich bissl wenig.
Ondrey hat geschrieben:Weil er eben nur in Klischees spricht und kein Thema originell angeht.
Der Fetisch der Originalität hat das Abendland vernichtet. »Im Wiederholen alter Gemeinplätze besteht die eigentliche Aufgabe der Zivilisation.«
Nun, das haben Sie hier falsch verstanden. Es geht nicht um irgendwas Neues sondern um die Tiefe - darin besteht die Originialität, die auch mein Begriff ist. Und tief ist der Altbundeskanzler meines Erachtens nicht. Wie dankbar wäre ich, wenn er zumindest alte Gemeinsplätze dreschen würde, er tut nicht einmal das. Sagt nur, was Leute gerne hören...
Ondrey hat geschrieben:Weil er eben nur in Klischees spricht und kein Thema originell angeht.
Der Fetisch der Originalität hat das Abendland vernichtet. »Im Wiederholen alter Gemeinplätze besteht die eigentliche Aufgabe der Zivilisation.«
Nun, das haben Sie hier falsch verstanden. Es geht nicht um irgendwas Neues sondern um die Tiefe - darin besteht die Originialität, die auch mein Begriff ist. Und tief ist der Altbundeskanzler meines Erachtens nicht. Wie dankbar wäre ich, wenn er zumindest alte Gemeinsplätze dreschen würde, er tut nicht einmal das. Sagt nur, was Leute gerne hören...
Der Altersnarzissmus ist ein schlimmer Geselle. Nun fehlt ihm auch das Korrektiv. Aber es ist ja niemand gezwungen, sich in religiösen Dingen vom Altkanzler beraten zu lassen. Und die Leute, die noch nie selbst denken konnten, werden es durch ihn auch nicht lernen, diejenigen, die es konnten, nicht durch ihn verlernen.
Als Kind habe ich in der Gemeindebücherei ein Buch von Helmut Schmidt gelesen über ein christliches Thema (ich glaube, die Bergpredigt). Allerdings kann ich mich an den Inhalt leider nicht mehr erinnern.
Aber es scheint doch so, dass ihn religiöse Fragen früher leidenschaftlicher interessiert haben, als heute.
cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
Schmidts Distanz zum Christentum besteht schon viel länger. Nicht erst seit den letzten Jahren.
Ich hab's mal bei youtube gesehen. Und mein Eindruck hat sich bestätigt. Es fehlt die intellektuelle Auseinandersetzung mit Jesus. Ich glaube, seine Bekenntnisse waren ehrlich. Die Frage nach Gott unter dem Eindruck des Krieges. Die moralischen Erwartungen an die Kirchen. Die emotionale Bindung an die Kirchenmusik.
Ich glaube auch, dass Interessierte es heute leichter haben, die Bibel zu verstehen. Die Suchmaschinen ermöglichen einen schnellen Überblick. Sie lassen zum Beispiel das Johannes-Evangelium als konsequentes Weiterdenken alttestamentlicher Gedanken erscheinen. Wer die geistigen Bezüge zwischen dem alten und neuen Testament entdeckt und versteht, dem erschließt sich die Logik des Johannes-Evangeliums bis hin zu den so irrational anmutenden Ich-Botschaften, die bei näherer Betrachtung Wir-Botschaften werden. Das Johannes-Evangelium ist die Auseinandersetzung zwischen Körper- und Geistmenschen und eine Entscheidung für den Primat des Wortes.
Aber ein Politiker mit vielfältigen Interessen muss notwendigerweise oberflächlich bleiben. Auch Scholl-Latour wirkt mit seinem Traditionalismus wenig geistig.
Hier ein Vortrag in Tübingen von Schmidt im Zusammenhang mit dem sog., Weltethos von Küng, aus dem die Einstellung Schmidts klar hervorgeht. Der Mann hat das Christentum nicht begriffen:
Es ist das dritte Video von oben ab etwa Minute 17.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.
Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.
cantus planus hat geschrieben:Schidt sagt doch von sich selber, dass er kein Gläubiger im christlichen Sinne ist. Das hat er auch mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht.
Deine Erklärung verstehe ich darüber hinaus nicht. Natürlich kann man dieser Generation keinen Vorwurf machen, ganz im Gegenteil! Aber bei der Bewertung ihrer Aussagen muss man gewisse Umstände und gesellschaftliche Tendenzen berücksichtigen, ebenso wie das nachfolgende Generationen über unsere Aussagen machen.
Aussagen eines 92-jährigen in einer Quasselstunde würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Bei allem Respekt, früher hätte Schmidt nie auf die Goldene Regel rekurriert, da wäre ihm der Fortschritt des kategorischen Imperativs noch präsent gewesen. Wie bei vielen seiner Generation werden bei Schmidt im hohen Alter die Traumata aus dem Krieg noch einmal lebendig werden. Ich wünsche ihm da guten seelsorglichen Beistand.
Schmidts Distanz zum Christentum besteht schon viel länger. Nicht erst seit den letzten Jahren.
Ich hab's mal bei youtube gesehen. Und mein Eindruck hat sich bestätigt. Es fehlt die intellektuelle Auseinandersetzung mit Jesus. Ich glaube, seine Bekenntnisse waren ehrlich. Die Frage nach Gott unter dem Eindruck des Krieges. Die moralischen Erwartungen an die Kirchen. Die emotionale Bindung an die Kirchenmusik.
Ich glaube auch, dass Interessierte es heute leichter haben, die Bibel zu verstehen. Die Suchmaschinen ermöglichen einen schnellen Überblick. Sie lassen zum Beispiel das Johannes-Evangelium als konsequentes Weiterdenken alttestamentlicher Gedanken erscheinen. Wer die geistigen Bezüge zwischen dem alten und neuen Testament entdeckt und versteht, dem erschließt sich die Logik des Johannes-Evangeliums bis hin zu den so irrational anmutenden Ich-Botschaften, die bei näherer Betrachtung Wir-Botschaften werden. Das Johannes-Evangelium ist die Auseinandersetzung zwischen Körper- und Geistmenschen und eine Entscheidung für den Primat des Wortes.
Aber ein Politiker mit vielfältigen Interessen muss notwendigerweise oberflächlich bleiben. Auch Scholl-Latour wirkt mit seinem Traditionalismus wenig geistig.
Christ wird man nicht durch intellektuelle Auseinandersetzung mit Bibeltexten. Wenn Schmidt die Gnade des Glaubens nicht erfahren hat, ist er zu bedauern, nicht zu bekritteln.
Du bist für den Himmel unterwegs.
Je mehr du ausgibst, desto mehr wirst du einnehmen.
Arcangelus hat geschrieben:Christ wird man nicht durch intellektuelle Auseinandersetzung mit Bibeltexten. Wenn Schmidt die Gnade des Glaubens nicht erfahren hat, ist er zu bedauern, nicht zu bekritteln.
Man muss den Inhalt des Glaubens schon erstmal kennen (also intellektuell verarbeitet und verstanden haben) bevor man die Gnade des Glaubens annehmen kann.
(Das muss nicht jedes Deteil sein aber in groben Zügen zumindest)
Arcangelus hat geschrieben:Christ wird man nicht durch intellektuelle Auseinandersetzung mit Bibeltexten. Wenn Schmidt die Gnade des Glaubens nicht erfahren hat, ist er zu bedauern, nicht zu bekritteln.
Man muss den Inhalt des Glaubens schon erstmal kennen (also intellektuell verarbeitet und verstanden haben) bevor man die Gnade des Glaubens annehmen kann.
Das sehe ich nicht so. Warum? Es genügt im Herzen die Gnade zu erfassen und dazu braucht man kein Glaubenswissen, erst recht kein grosses, die intellektuelle Durcharbeitung kann hernach erfolgen oder bei manchen auch nicht oder wenig.
Beispiele aus der Geschichte gibt es genug, denn auch Kinder waren manchmal schon sehr gläubig.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.
Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.