Mir hat die Berufsausbildung die Handschrift versaut.
Wir mußten im Ausbildungsbetrieb alles in "schräger Normschrift" schreiben.
Vorher haben wir in der Schule nur lateinische Schrift geschrieben.
Ab der siebten / achten Klasse war es zulässig, daß die Schrift "ausgeschrieben" war. Also nicht mehr jeder einzelne Buchstabe der Norm entsprechen mußte. Einige meiner ehemaligen Mitschüler hatten eine sehr schöne Handschrift.
Meine Handschrift ist ein gräßliches Mittelding zwischen Druck- und Schreibschrift.
Lateinische Ausgangsschrift kann ich noch/ wieder, weil ich sie mal geübt habe.
Jetzt ist mein Sohn in der ersten Klasse und lernt zuerst Druckschrift.
Als ich ihm mal gezeigt habe, wie wir schreiben gelernt haben, war er platt, wie schön das aussieht.
Laut Klassenlehrerin wird die vereinf(l)achte Ausgangsschrift im 2. Halbjahr des ersten Schuljahres eingeführt.
Viele Lehrer halten gar nichts von der Druckschrift zum Schreibenlernen.
So ist in der Schule, die mein Sohn besucht ernsthaft überlegt worden,
ob wieder mit Schreibschrift begonnen werden soll.
Das Problem ist, daß es dafür kaum Lehrbücher gibt.
>Edith: etwa jeder siebte Erwachsene in Deutschland kann nicht richtig
lesen und schreiben. Ich war selber ganz schockiert, wenn ich das merkte, daß jemand Analphabet ist und habe mich gefragt, wie die durch die Schule gekommen sind.
Es ist wohl so, daß es sich um einen Vorgang des "verlernens" handelt.
Die meisten konnten das mal, aber nie richtig gut.
Dann haben sie es nicht mehr angewandt und vergessen wie es geht.
Du glaubst gar nicht mit welchen Tricks die sich durchs Leben mogeln.
Auch auf die Gefahr hin, das es sich lächerlich anhört: Das Fernsehen trägt die wesentliche "Schuld" daran. Ich muß die für mich wichtigen (?)Infomationen nicht mehr visuell einem Text entnehmen, sondern bekomme sie in Form von Bildern vorgesetzt und erklärt.
Ich muß mich nicht mehr mit einem Buch abmühen, wenn ich unterhalten werden will, stat dessen kann ich mich berieseln lassen.
Viel Vorgänge werden graphisch aufbereitet, so daß ich nicht mehr lesen können muß, um bestimmte Ding zu tun.
Mir hat mal ein Analphabet erklärt, daß er gerne im Internet surft,
dazu muß man nicht lesen können. Er hat recht!
Diskussionsforen ausgenommen
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Es gibt noch eine weitere Dimension.
Jedes dritte Kind im Schuleingangsalter ist heute Auffällig in der
Wahrnehmung. ADS, ADD Sensomotorische und perzeptive Störungen sowie (selten) Hyperaktivität sind an der Tagesordnung.
Die moderne Grundschulpädagogik weicht vor diesen Phänomenen
immer weiter zurück, statt gegenzusteuen.
Die Abschaffung der Schreibschrift ist nur wieder ein weiterer Schritt
in diese Richtung. Es paßt ins Bild.
Dabei ist es völlig kontraproduktiv. Der Prozeß des Erlernens von Schrift
hat sehr viel mit koordinierter Feinmotorik zu tun.
Bei den o.g. Auffälligkeiten stimmt die Feinmotorik nicht.
Also klappt es mit dem erlernen der Schreibschrift nicht.
Folge: Die Schreibschrift wird abgeschafft.
BTW: Wenn Dykalkulie auch weiter fortschreitet, wird dann auch das Rechnen teilweise oder ganz abgeschafft?
Offensichtlich ja, denn wir haben doch Taschenrechner
