Russisches Anti-Pädophilie Gesetz und Gergiev_bashing

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incarnata
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Russisches Anti-Pädophilie Gesetz und Gergiev_bashing

Beitrag von incarnata »

Vor einigen Monaten wurde doch in Russland ein Gesetz verabschiedet,das sich vor allem dagegen wendet,dass in Schulen
"nicht traditionelle Lebensformen" propagiert und Pädophilie praktiziert wird. Daraufhin ging ein Schrei durch die liberale Presse und es wurden überall schlimme Geschichten über Homosexuelle verbreitet,denen die Verhaftung drohe,wenn sie sich öffentlich Händchen-haltend zeigten etc.Daraufhin demonstrierten diverse Lesben-und Schwulenverbände aber auch grüne Politiker und auch Menschenrechtsaktivisten vor russischen Botschaften gegen Diskriminierung.Im Vorfeld der ersten Konzerte,die der neue künftige Chefdirigent Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern ab morgen dirigieren will
kochte das Thema jetzt plötzlich wieder hoch.Gergiev hatte gesagt: "dieses Gesetz bezieht sich nicht auf Homosexualität
sondern auf Pädophilie" und in Russland werde eben viel dafür getan,Kinder vor Pädophilie zu schützen.Plötzlich waren die
Schwulen-und Lesbenverbände wieder auf dem Plan,warfen ihm Diskriminierung und Unterstützung Putinscher Willkürgesetze
vor;er musste sich auf einer Pressekonferenz rechtfertigen (wobei er das schöne Wort geprägt hat: "Mit Kindern sollte man
lieber über Puschkin und Mozart als über Homosexualität sprechen" )und jetzt wird von den gender-mainstreamern vor
dem Gasteig (=Münchner Konzerthaus) demonstriert.

Meine Frage:Kennt jemand den Wortlaut des Gesetzes und kann diesen möglichst auch in deutscher Übersetzung hier
einstellen,so dass man objektiv beurteilen kann,ob es sich um ein diskriminierendes Willkürgesetz,das gegen die Menschenrechte verstösst, handelt oder um eine vernünftige Kinderschutzmassnahme.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Tritonus
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Registriert: Samstag 25. Juni 2011, 03:03

Re: Russisches Anti-Pädophilie Gesetz und Gergiev_bashing

Beitrag von Tritonus »

@incarnata

Es handelt sich um eine Erweiterung des russischen Gesetzes "zum Schutz der Kinder vor Informationen, die ihrer Gesundheit und Entwicklung Schaden zufügen". Du findest den Originaltext hier: http://ru.wikisource.org/wiki/%D%A4%D ... %A4%D%97

Die Übersetzung kann ich später nachliefern, es dauert allerdings ein bisschen, denn der Text ist in einem stocksteifen Juristenjargon gehalten, der -- gerade getestet: -- selbst bei russischen Muttersprachlern vor allem gequältes Ächzen und Stöhnen hervorruft.

Das Wort "Homosexualität" kann ich dort tatsächlich nirgendwo entdecken. Es scheint vielmehr das ganze Spektrum "nicht-traditioneller Beziehungen" (von Pädophilie über Zoophilie bis Nekrophilie, Fetischismus und Co) gemeint zu sein.

Aufgrund Deines Postings habe ich gerade einen entsprechenden Zeitungsartikel ( https://www.merkur-online.de/aktuelles/ ... 7721.html ) gelesen. Ich kann's kaum glauben, dass wir schon wieder soweit sind: Eine ausländische Fachkraft wird hier erstmal von der Gedankenpolizei wegen ihrer Herkunft angegriffen und muss sich für die Regierungsentscheidungen ihres Heimatlandes rechtfertigen, bevor sie überhaupt anfangen darf zu arbeiten. (Ich kann mir aufgrund aller bisherigen Erfahrungen nicht vorstellen, dass mir als Deutscher etwas Vergleichbares in Russland passieren könnte, und beginne deshalb aus aktuellem Anlass gerade wieder mit "Fremdschämen".)

---

Nachtrag:
@incarnata

Inzwischen habe ich eine grobe Übersetzung, aber wie schon gesagt: Der Gesetzestext besteht im wesentlichen aus einem einzigen langen Satz und ist in derart hölzern-beamtenmäßigem Russisch abgefasst, dass sich Muttersprachler mit Schaudern abwenden. Ich habe versucht, den Satz optisch so zu gliedern, dass er einigermaßen verständlich wird:
Das Propagieren von nicht-tradionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen durch Verbreitung von Informationen, die darauf abzielen, bei Minderjährigen

- nicht-traditionelle sexuelle Orientierungen auszubilden [oder]
- nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen attraktiv zu machen [oder]
- eine verzerrte Vorstellung über eine soziale Gleichwertigkeit traditioneller und nicht-traditioneller Sexualbeziehungen zu schaffen,

sowie das Aufdrängen/-zwingen von Informationen über nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen, die Interesse an diesen Beziehungen hervorrufen, sofern diese Handlungen keine strafrechtlich relevanten Taten beinhalten,

zieht nach sich die Verhängung einer Ordnungsstrafe

- für [beliebige] Bürger: zwischen 4. und 5. Rubel [ca. 1-125 Euro],
- für Amtspersonen: zwischen 4. und 5. Rubel [ca. 1-125 Euro],
- für juristische Personen [d.h. NGOs etc.]: zwischen 8. und 1 Million Rubel oder Betätigungsverbot bis zu einem Zeitraum von 9 Tagen.
Die nächsten Absätze beziehen sich auf den selben Tatbestand, gehen aber näher auf die Verbreitung durch Massenmedien bzw. Internet ein, sowie auf ausländische oder staatenlose Propagandisten (Ordnungshaft bis 15 Tage und anschließende Ausweisung).

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