Edi hat geschrieben:
Ein Beispiel, dass es auch freiwillig geht: Vor Jahren enthielt jede Waschmittelpackung einen Becher aus Plastik oder aus PE-beschichtetem Karton. Damals wurde mal von einer Bundesanstalt ausgerechnet wieviel Waggons eines Güterzugs die Becher im Jahr ergeben. Ich weiß nicht mehr wieviel, aber es sind etliche. Dann wurde an die Hersteller der Vorschlag gemacht, auf diese Becher zu verzichten, auch mit dem Anmerken, dass heute jeder Haushalt einen Joghurtbecher oder ein Dosiergefäß habe. Die Hersteller haben dann im Laufe der Zeit weitgehend oder ganz diese Becher weggelassen.
Die Waschmittelhersteller werden diese Vorlage gern aufgegriffen haben, weil sie so - mit staatlichem Segen - ihre Kosten senken konnten. Wenn man sieht, wie hier um jeden Cent gefeilscht wird, wurde dieser Vorteil gern "mitgenommen". Wahrscheinlich war die Umstellung des Abfüllprozesses teurer als die Meßbecher.
Allerdings ist es nicht immer so einfach, denn häufig sind die Auswirkungen eines "umweltfreundlichen" Verhaltens nicht sofort erkennbar, insbesondere dann nicht, wenn sie sich nicht im eigenen Mikrokosmos abspielen.
Ein Beispiel:
Procter & Gamble (P&G), einer der größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt, hat sich verpflichtet bei seiner Palmöl-Wertschöpfungskette keine Abholzung mehr zuzulassen:
Insbesondere umfassen die Verpflichtungen Folgendes:
1. Rückverfolgbarkeit von Palmöl und Palmkernöl bis zu den Lieferantenmühlen bis 31. Dezember 215.
2. Keine Abholzung in Palmölplantagen der Wertschöpfungskette bis 22.
In Bezug auf Palmöl müssen Lieferanten bis zum 31. Dezember 215 Pläne einreichen, die zeigen, wie sie das Abholzungsverbot in der Wertschöpfungskette in ihren Mühlen bis 22 sicherstellen.
In Bezug auf Palmkernöl sollen kleine Farmer durch Investitionen und Betreuung befähigt werden, ihre Methoden zu verbessern, um das Abholzungsverbot in der Wertschöpfungskette bis 22 sicherzustellen.
3. Zusammenarbeit mit Lieferanten, Marktteilnehmern der Branche, nichtstaatlichen Organisationen, akademischen Experten und anderen Interessenvertretern, um beständige Branchenstandards und Methoden im Interesse des nachhaltigen Anbaus von Palmöl zu fördern.
4. Fortwährender Schutz der universellen Menschenrechte, wie sie in P&Gs aktuellen Nachhaltigkeitsrichtlinien für Lieferanten geschildert sind, und Schutz der Rechte von Ureinwohnern.
5. Jährlicher Fortschrittsbericht in Bezug auf die Erreichung dieser Ziele.
http://www.wallstreet-online.de/nachric ... fungskette
Die Vorschläge wurden von einer Organisation
Roundtable on
Sustanalbe
Palm
oil (kurz: RSPO) gemacht, in der vom Hersteller bis zum Verkäufer alle Stufen der Palmöl-Industrie vertreten sind. Natürlich dürfen die NGO's wie WWF auch nicht fehlen...
Niemand wird an diesen Absichtserklärungen von P&G etwas auszusetzen haben und auch die Arbeit von RSPO loben - dient sie doch der Umwelt.
Die Auswirkungen werden erst deutlich, wenn man sich näher mit dem Produktionsprozeß beschäftigt. Palmöl wird zum nicht geringen Teil von Kleinbauern in Indonesien und Malaysia erzeugt. Diese sind aber in den seltensten Fällen in der Lage, die von P&G geforderten Zertifizierungen ihrer Produktion zu erbringen. Es handelt sich ja nicht um Agraringenieure, sondern häufig um Kleinbauern, die allenfalls einige Jahre zur Schule gegangen sind. Außerdem unterläuft die - vom WWF veranlaßte und dann durchgesetzte - Zertifizierung eigene nationalstaatliche Regelungen, z.B. in den beiden Haupterzeugerländern. Diese sind natürlich viel besser auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnitten als eine Vereinbarungen, die im wesentlichen von den "Big playern" getroffen wurden. Sie sind insbesondere preiswerter - ein entscheidender Punkt für den Kleinbauern:
While some big plantation companies and oil palm planters in Malaysia are contented with the voluntary RSPO certification for the production of certified sustainable palm oil (CSPO) to gain better access into European and other Western markets, there have been grouses among certain oil palm growers who face difficulties in complying with the RSPO principles and standards due to the differing views of auditors, costly certification charges, and evolving criteria.
In response to pleas by several mid-tiered and smaller oil palm players in the country, the Government has mandated the national palm oil custodian, the Malaysian Palm Oil Board (MPOB), to come up with a Malaysian standard for use by the local industry as an alternative to RSPO.
http://www.thestar.com.my/Business/Busi ... ay-for-ou/
Weitere Kritikpunkte über RSPO-Standard kann man
hier und
hier nachlesen. Die letzte verlinkte Quelle wirft dem WWF vor, lobbying für die großen Palmölerzeuger zu betreiben, weil mit dem von ihm durchgesetzten Standard die Kleinbauern massiv aus dem Markt gedrängt werden:
WWF, which initiated these sustainability systems, has now decreed they should be used not to enable producers to demonstrate they practice a superior standard of sustainability, but to drive adoption of these standards across whole industries.
WWF is lobbying large palm oil consuming markets in developing countries to also embrace these sustainability standards. WWF has initiated a campaign to promote procurement of RSPO certified palm oil in India, using questionable methods in an attempt to reduce the attractiveness of imported palm oil.
BTW:
Ich sehe inzwischen diese sog. "Nichtregierungs-Organisationen" wie z.B. WWF, Greenpeace oder BUND sehr, sehr kritisch. Sie erteilen sich selbst das Mandat, ohne durch irgendetwas oder irgendwen legitimiert zu sein. Ihre Finanzierung ist nicht nachvollziehbar. Sie stellen Forderungen, setzen diese dank ihres Medieneinflusses durch - werden aber bei einer Pleite nicht zur Rechenschaft gezogen. Nur weil jemand ein populäres Anliegen vertritt - Umwelt gehört mit Sicherheit dazu - muß man ihm keine größere Glaubwürdigkeit zugestehen, als anderen fremden Dritten. So halte ich es jedenfalls.
Egal ob Palmöl, Plastiktüten, Glühbirnen, Duschköpfe, Ölivenölkännchen, Staubsauger, smart meter oder Kaffeemaschinen - ich bin nicht sicher, ob bei den zum Schutze der Umwelt erlassenen Einschränkungen auch tatsächlich die Umwelt der Grund ist. Mir scheint es vielmehr so, daß hier bestimmte Wirtschaftszweige massiv ihre Interessen durchsetzen (wollen).
Schade, daß sich viele Zeitgenossen vom Wort "Umwelt" blenden lassen, ohne tiefer in die jeweilige Materie einzusteigen. Verlierer des "Umwelt-Hypes" sind eben nur die Menschen in 3, 5 oder 1 Jahren (also unsere Kinder und Enkel) - Verlierer sind häufig schon heute die armen Bauern in der Dritten Welt, deren Produkte (egal ob Erdbeeren, Erbsen, Palmöl oder Fische) von den Menschen in den "reicheren" Ländern nicht gekauft werden, weil das nicht "umweltverträglich" wäre.
@Maria Magdalena und Edi:
Gute Beispiele - sollen diese Produkte (Apothekentüte und dreifache Plastikverpackung) von der EU verboten werden? Nein!
Machen sie den größten Teil des Plastikmülls aus? Ja - die kostenpflichtigen Einkaufstüten sind im Vergleich zum übrigen Plastikmüll von untergeordneter Bedeutung.
Frage:
Warum dann dieser Aktionismus? Wo liegt der Vorteil für die Umwelt, wenn nur ein Bruchteil des schädlichen Gutes überhaupt erfaßt wird?